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Warum treffen die NATO-Waffen in der Ukraine nicht?

Von Peter Haisenko 

Im Ukraine-Krieg versagen die Angriffsraketen der NATO immer öfter und treffen ihre Ziele nicht. Sie werden primär gesteuert von GPS-Navigations-Satelliten und da liegt das Problem. GPS ist ein Produkt der 1970er Jahre.

Obwohl sich GPS (global positioning system) weltweiter Verbreitung und Nutzung erfreut, ist es völlig veraltet. Es ist extrem störanfällig und das von Anfang an. Das liegt daran, dass die Signale von den Satelliten nur sehr schwach sind und das liegt daran, weil es zu Zeiten der Entwicklung von GPS noch nicht möglich war, genügend Strom in den Satelliten zur Verfügung zu haben, um stärkere Signale aussenden zu können. So ist der Empfang und die Auswertung der Signale eine äußerst filigrane Angelegenheit. Tatsächlich ist es so, dass die Navigationsdaten aus „Rauschanomalien“ herausgefiltert werden müssen. Ein klares Signal, wie zum Beispiel beim Rundfunkempfang, steht bei GPS nicht zur Verfügung.

Seit etwa 1985 läuft GPS in der jetzigen Form. Das heißt, dass die verwendete Technik mindestens 40 Jahre alt ist. Betrachtet man nun, wie rasant und umfänglich sich die Technik seither entwickelt hat, entspricht GPS nicht mehr dem Stand der Technik. Man bedenke, dass erst Anfang der 1990er Jahre Mobiltelefone aufgekommen sind und das erste Smart-Phone 20 Jahre später zum Renner geworden ist. Das sollte verdeutlichen, auf welchem technologischen Niveau sich GPS bewegt. GPS ist eine militärische Entwicklung und als Mitte der 1990er Jahre die zivile Nutzung freigegeben worden ist, war diese in der Genauigkeit eingeschränkt, gegenüber der militärischen Nutzung. Erst am 2. Mai 2000 wurde auch zivilen Nutzern eine Genauigkeit von nahe zehn Metern gestattet. Was sagt uns das?

Das US-Militär entscheidet, wie genau die GPS-Position sein darf

GPS kann jederzeit wieder degradiert werden. Darüber bestimmt das US-Militär. Aber da ist es nicht allein. GPS wird auch seit etwa Mitte der 1990er Jahre für die Navigation der Verkehrsflugzeuge genutzt. Weil GPS aber störanfällig ist und die Genauigkeit nicht immer garantiert werden kann, wurden Bodeneinheiten entwickelt, die, zum Beispiel an Flughäfen installiert, erst so GPS zum Anflug bei schlechtem Wetter nutzbar machten. Die Signale der Bodenstationen waren erheblich kräftiger als die der Satelliten und an dieser Stelle wird erkennbar, wie leicht GPS-Signale gestört oder verfälscht werden können. In Friedenszeiten ist das kein Problem. Schon 1997 wurde die Störanfälligkeit von GPS zum Thema in dem James Bond Film „Der Morgen stirbt nie“. Da wollte ein verrückter Medienmogul einen Krieg zwischen England und China herstellen, indem er ein britisches Kriegsschiff durch ein verfälschtes GPS-Signal in chinesische Gewässer einfahren ließ. Dieser Plot ist realistisch. Das Problem ist also bekannt.

Flugzeuge, Schiffe und Raketen können natürlich auch ohne GPS navigiert werden. Dafür brauchen sie aber unabhängige bordeigene Inertialsysteme, die auf der einen Seite teuer und auf der anderen über große Distanzen ungenau sind. GPS ist einfach bequemer und hat überall die gleiche Genauigkeit, wenn alles normal läuft. Ja wenn. Eine Folge der universellen Nutzung von GPS ist, dass Piloten nicht mehr darin geübt sind, ohne GPS ordentlich zu navigieren. Das hat sich jetzt gezeigt, als im Ostseeraum Flüge abgebrochen wurden, weil es großflächige GPS-Störungen gab. Ja, liebe Ex-Kollegen, da kann ich euch kein Lob aussprechen, wenn ihr nicht mehr ohne GPS fliegen könnt. Funkfeuer gibt es immer noch und auch Anflüge „nach Sicht“ sollte man beherrschen. Aber was ist mit Flugobjekten, die ohne menschliche Besatzung unterwegs sind? Zum Beispiel Raketen.

Wenn die GPS-Position dem Inertialsystem widerspricht

Auch manche Raketen, auch militärische, sind mit einem eigenen Inertialsystem ausgerüstet. Das sind aber Zusatzkosten und unerwünschtes Zusatzgewicht. Zudem kann es Probleme geben, wenn die Inertialposition nicht mit der GPS-Position übereinstimmt. Der Navigationsrechner tut sich dann schwer zu entscheiden, welche Position jetzt die richtige ist und das Inertialsystem ist nicht so genau, wie man es für einen punktgenauen Treffer braucht. Diesen Umstand macht sich das russische Militär zunutze. Es werden Störsender aufgestellt, die das GPS-Signal verfälschen. Das ist ziemlich einfach, eben weil das original GPS-Signal derart schwach ist. Man kann es leicht „übertönen“ und so Raketen auf den falschen Weg bringen. Die landen dann irgendwo „in der Wüste“ ohne den gewünschten Schaden anzurichten. So ein Störsender ist für wenig Geld herzustellen, da reichen ein paar hundert Dollar aus, während die nutzlos gewordene Rakete schon mal eine Million kosten kann.

Aber es geht da nicht nur um Raketen. Auch die Artillerie arbeitet mit GPS. Und zwar um den eigenen Standort zu bestimmen und daraus den Weg zu den Zielkoordinaten zu errechnen. So ist leicht ersichtlich, dass es ausreicht, die GPS-Standortbestimmung um wenige hundert Meter zu verfälschen und schon trifft die Granate ebenso weit daneben. Dieses Problem mit dem GPS war für das Militär bislang kaum eines, weil die NATO-Armeen und das US-Militär bislang nur mit Gegnern zu tun hatten, die keine adäquaten Gegner waren. Die eben nicht über die Fähigkeiten verfügten, die Schwachstelle GPS zu nutzen. Aber warum hat das russische Militär diese Probleme nicht?

GLONASS ist auf dem Stand der Technik

Das russische Militär benutzt das russische GLONASS. Das arbeitet zwar nach ähnlichen Konzepten wie GPS, wurde ebenfalls bereits in den 1970er Jahren konzipiert und am 24. September 1993 offiziell als betriebsbereit erklärt. Aber das war während der Jelzin-Ära und so kam es zu dieser Zeit nicht wirklich auf die Beine. Erst 2008 ordnete Präsident Putin an, GLONASS zur vollständigen Funktionsfähigkeit zu bringen. Das wurde dann etwa 2014 erreicht. Und jetzt müssen wir einen Blick auf die Unterschiede der amerikanisch-westlichen Philosophie und der russischen werfen.

Die gesamte westliche Luftfahrtindustrie hat ein Zertifizierungsproblem, ebenso wie alle sicherheitsrelevanten Bereiche auf anderen Ebenen. Ist ein Flugzeug erstmal zugelassen, darf nichts mehr verändert werden. Will man in ein bestehendes Modell ein neues, moderneres und leistungsfähigeres Triebwerk einbauen, muss zumeist das gesamte Zulassungsverfahren nochmals durchgeführt werden. Das ist richtig teuer und birgt die Gefahr, dass neue Vorschriften, die bei der Neuzertifizierung eigehalten werden müssen, dazu führen können, dass das eigentlich bewährte Flugzeug mit der Änderung, Verbesserung, keine Zulassung mehr erhalten kann. Folglich wird der Hersteller es peinlichst unterlassen, sinnvolle Verbesserungen in ein älteres Modell einfließen zu lassen.

Eine Ausnahme war da die alte DC 8, die 1982 mit dem Wechsel auf CFM56-Motoren endlich die Leistung erhalten konnte, die eigentlich von Anfang an notwendig gewesen wäre. Das wurde gemacht, weil so die alten DC 8 richtig effizient wurden und noch gut 20 Jahre länger kostengünstig betrieben werden konnten. Geht doch!, könnte man sagen. Aber das war auch ein Modell von Douglas und die waren schon immer denen Boeings überlegen, was Haltbarkeit und Stabilität betrifft.

Russland modernisiert fortlaufend

In Russland, schon in der Sowjetunion, wurde das anders gehandhabt. Zum Beispiel ist die TU 154 mehrmals mit moderneren Motoren ausgestattet worden, was Leistung und Verbrauch kontinuierlich verbessert hat. Das war vernünftig, denn warum sollte man nicht einen besseren Motor einbauen, wenn dabei ansonsten nichts verändert wird? Diese Philosophie gilt in Russland auf vielen Ebenen. So wurden zum Beispiel alte Panzermodelle mit einem bewährten Fahrgestell auf neue Elektronik und Feuerleitsysteme aufgerüstet und sind so nach Jahrzehnten auf dem aktuellen Stand der Technik. In Deutschland hingegen wurde das bewährte Fahrgestell des Leopard 1 ins Abseits gestellt und der Leo 2 musste unbedingt auch ein neues Fahrgestell erhalten. Ja, das hat unnötiges Geld gekostet.

So läuft das auch im aktuellen Ukraine-Krieg. Die russischen Techniker stellen fest, dass es Verbesserungsbedarf gibt und sie machen das dann einfach. Mit unglaublicher Geschwindigkeit. Ihr braucht GPS-Störsender? Ein paar Wochen Zeit müsst ihr uns schon geben. Wir brauchen eine Brücke über den Kertsch zur Krim? Das bauen wir innerhalb von zwei Jahren inklusive Planung. Ach ja, der Flughafen Berlin lässt grüßen. Russland macht, wenn es notwendig ist. Der Westen verliert sich erst in unendlicher Bürokratie um dann Jahre später festzustellen, dass selbst die Planung schon überholt ist. Aber man will den Bürokratiewahnsinn nicht nochmals jahrelang durchleiden und so wird dann die als untauglich erkannte Planung gnadenlos durchgezogen. Der Westen erstickt an seiner Bürokratie und dem Irrweg zu versuchen, es Allem und Jedem recht zu machen. Hauptsache die Sumpfkröte verliert ihren Tümpel nicht.

Die NATO-Technik ist veraltet

Doch zurück zu GLONASS. Weil GLONASS erst 2014 vervollständigt worden ist und alle zur Verfügung stehenden Neuerungen der Technik dort eingeflossen sind, hat GLONASS ein wesentlich stärkeres Signal und es ist kaum möglich, dieses Signal zu stören. Man bedenke, das war etwa fünf Jahre nach dem ersten I-Phone. Das russische Militär benutzt selbstverständlich GLONASS. So haben wir den Zustand, dass die GPS-Militärtechnik auf dem Stand der Technik vor bestenfalls 30 Jahren ist und man hat daran kaum etwas verändert. Dazu kommt, dass GPS eben eine derartige Verbreitung erreicht hat, dass es unendliche Kosten verursachen würde, wollte man es durch ein neues, besseres, stabileres und weniger störanfälliges System ersetzen. Es würde zehn Jahre oder mehr brauchen, um ein neues System nur für das Militär einzuführen. Es wäre billiger gewesen, rechtzeitig auf ein System umzurüsten, das dem Stand der Technik entspricht.

So haben wir jetzt den Zustand, dass die Wunderwaffen des Westens im Ukrainekrieg mehr und mehr an Wirksamkeit einbüßen. Selbst die gepriesenen und teuren ATACMS-Raketen verfehlen ihre Ziele zu mehr als 80 Prozent. Und das unter anderem, weil ihre Navigation mit billigsten Mitteln einfach fehlgeleitet wird. Und was ist dann mit den Militärflugzeugen, die allesamt auf GPS angewiesen sind? Da möchte ich nicht Pilot sein, der gegen Russland aufsteigen soll. Auch nicht, wegen der überlegenen Abwehrtechnik des russischen Militärs. Einem russischen S-400 System entkommt kein gegnerisches Flugzeug. So ist abschließend festzustellen, dass das russische Militär auf dem neuesten Stand ist und die NATO eben nicht. Doch ich denke, der Hauptvorteil Russlands ist, dass sein Militär eine Verteidigungsarmee ist und das der USA diesen Aspekt eher vernachlässigt hat. Und nein, Russlands Militär ist nicht geeignet, die USA anzugreifen. Nur ein atomarer Gegenschlag würde Verwüstungen innerhalb der USA anrichten. Was soll also das ganze dumme Gerede?

GPS ist ähnlich wie Microsoft-Windows ein wenig zukunftstauglich aufgestelltes System, das aber mit viel Geld zum Weltstandard gemacht worden ist. Man erinnere sich an das „Jahr 2000 Problem“ von Windows. 

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So sah das Cockpit einer B 737 aus ohne GPS und wir haben immer den Weg gefunden.  Dieses Bild ist aus der Zeit, als GPS konzipiert wurde und es war der Stand der Technik. 

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