------------------------------------

---------------------------------------

-------------------------------------

-------------------------------------

German Wings Absturz – zu viele offene Fragen

Von Peter Haisenko 

Die Informationspolitik zum Absturz des German Wings Airbus kann nicht als vertrauensfördernd bezeichnet werden. Zu schnell sind mögliche Ursachen ausgeschlossen worden, zu früh wurde ein Schuldiger benannt. Die Presse hat sich in detaillierten Sekundärbeweisen verbissen, die der unbewiesenen Täterschaft des Copiloten eine höhere Glaubwürdigkeit verleihen sollen. Am meisten aber irritieren mich die Meldungen zum Flight-Recorder.

Voice-Recorder ohne Brandspuren

Nachdem der Voice-Recorder schnell aufgefunden war, hieß es kurz darauf zunächst, dass auch der Flight-Recorder gefunden sei, aber auf mysteriöse Weise Speicherelemente fehlten. Dann gab es eine Korrektur, man habe den Flight-Recorder doch noch nicht gefunden. Dabei ist es für einige Tage geblieben. Der gefundene Voice-Recorder war zwar stark verbeult, aber die Lackierung zeigte die Originalfarbe rot-orange – ohne Brandspuren. Mir wurde dazu oft die Frage gestellt, wieso nichts von einem Brand an der Unglücksstelle zu beobachten war.

Das Kerosin ist beim Aufprall verdampft

Die Physik erklärt diese Frage schlüssig. Das Flugzeug ist mit derart hoher Geschwindigkeit (mehr als 700 km/h) schräg aufgeschlagen, dass sich der Treibstoff nicht entzünden konnte. Die Flammfrontgeschwindigkeit für die Verbrennung von Kerosin beträgt unter atmosphärischen Bedingungen und niedriger Temperatur maximal 20 m/sec (etwa 100 km/h). Der Treibstoff ist jedoch beim Aufprall mit mehrfacher Geschwindigkeit geradezu zerstäubt worden und konnte sich deswegen nicht entzünden. Er ist schlicht verdampft. Diese hohe Aufprallgeschwindigkeit erklärt auch das Trümmerbild der weit verstreuten kleinen Fetzen. Bis dahin ist alles schlüssig.

Vor allem im Netz wurde die Frage nach dem Flight-Recorder immer drängender und schließlich wurde der Fund desselben bekanntgegeben. Nicht nur das. Dem für die Aufklärungsarbeit so wichtigen Objekt wurde ein glaubwürdigkeitsförderndes Element angehängt: Das Gesicht der Finderin. Jetzt beginnen die Ungereimtheiten. Zunächst war ich sehr erstaunt, wie schnell, bereits nach wenigen Stunden, das Ergebnis einer ersten Auswertung mitgeteilt wurde, das die Täterschaft des Copiloten bestätigte. Da hat man also einen beschädigten Recorder und kann diesen in derart kurzer Zeit auswerten. Das erscheint zumindest ungewöhnlich.

Gibt es etwas zu verbergen, und wenn ja, was?

Flight-Recorder mit Brandspuren
Aus diesem schwerbeschädigten Teil sollen binnen weniger Stunden belastbare Daten extrahiert worden sein?

Dann der Zustand des aufgefunden Flight-Recorders. Unter 30 Zentimeter Schutt soll er vergraben gewesen sein, sieht aber aus, als ob er eine Weile im Feuer gelegen hat – und so wurde es auch dargestellt. Hier habe ich mindestens zwei Probleme. 1. Es hat nicht gebrannt (siehe oben). Wieso weist dann dieser Recorder Brandspuren auf? Besonders im Vergleich mit dem Voice-Recorder, der ganz in der Nähe des angesengten Flight-Recorders im Flugzeugheck eingebaut war und keine Brandspuren aufweist. 2. Der Recorder lag unter 30 Zentimeter Schutt. An diesem Ort kann er keinem Feuer ausgesetzt gewesen sein und wir können davon ausgehen, dass er nur wenige Sekunden nach dem Aufprall an dieser Stelle aufgeschlagen und sofort von dem Geröll zugedeckt worden ist. Der Zustand des Flight-Recorders mit Brandspuren ist für mich ein großes Rätsel.

Um eine solide Unfallaufklärung zustande zu bringen, müssen die Daten der zwei Recorder synchronisiert werden. Die Geräusche und die technischen Daten müssen zeitmäßig zueinander passen. Dieses Kunststück kann aber nicht innerhalb weniger Stunden nach Auffinden eines beschädigten Recorders vollbracht werden. So drängt sich mir der Verdacht auf, dass hier zum zweiten Mal ein Ergebnis präsentiert worden ist, das in der Form keine ehrliche Basis hat und nur dazu dient, das erste zu bestätigen; die Öffentlichkeit „auf Spur“ zu halten. Angesichts dessen stellt sich die Frage: Gibt es etwas zu verbergen, und wenn ja, was?

Psychologische Untersuchungen

Bevor ich auf Spekulationen eingehe, muss die Forderung nach psychologischen Gutachten für Piloten betrachtet werden. Sie geht ja so weit, dass die Schweigepflicht von Ärzten insgesamt in Frage gestellt wird. Sie ist überflüssig. Linienpiloten werden jedes Jahr mindestens sechs mal psychologisch begutachtet. Einmal pro Jahr muss der Fliegerarzt die Flugtauglichkeit feststellen, ab 40 Jahren zweimal. Mein Fliegerarzt sagte mir dazu, dass ihn die „technischen“ Details nur am Rande interessieren. Viel wichtiger sei ihm, den Gesamtzustand des Piloten zu erfassen: Wie er zur Tür hereinkommt, wie er auf Untersuchungen reagiert, die oftmals lächerlich erscheinen (mit geschlossenen Augen mit der Fingerspitze die Nasenspitze treffen und dabei auf einem Bein stehen...).

Dann muss jeder viermal pro Jahr in den Simulator. Dort wird nicht nur die Kenntnis der Verfahren geübt und überprüft. Der auch in dieser Hinsicht gut ausgebildete Checkpilot begutachtet selbstverständlich das gesamte Bild der Crew, die trainiert und überprüft wird. Wenn Auffälligkeiten erkannt werden, dann werden diese eingehend besprochen und eventuell weitere (Trainings-)Massnahmen angeordnet.

Mindestens einmal jährlich gibt es einen „Line-Check“ zu absolvieren. Dazu nimmt ein Trainingspilot während eines ganz normalen Fluges im Cockpit Platz und begutachtet bei mindestens zwei Flügen, wie die gesamte Crew die Anforderungen eines Fluges meistert. Speziell hierbei können Auffälligkeiten besonders gut erkannt werden, denn für manche Kollegen bedeutet die Anwesenheit eines Prüfers erhöhten Stress. Dieser Checkpilot hat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, erkannte Defizite oder Auffälligkeiten zu melden und notfalls sogar dem Kapitän das Kommando zu entziehen. Ich denke, es ist unsinnig, weitere Massnahmen in dieser Richtung zu fordern.

Spekulationen aller Art kursieren im Netz

Als Pilot und Techniker lehne ich es ab, wilde Spekulationen zu verbreiten. Davon gibt es im Netz bereits zu viele. Allerdings kann ich angesichts der äußerst dünnen Informationslage nur wenige der Spekulationen als komplett unsinnig ausschließen. Was mich allerdings irritiert, ist, dass bislang keine Spekulationen darüber kursieren, ob es auch eine Bombe im hinteren Frachtraum gewesen sein könnte, die die Katastrophe ausgelöst hat. Wäre dem so, dann hätte die gesamte Luftfahrtindustrie ein gewaltiges Problem. Die Security-Maßnahmen können kaum noch ausgeweitet werden und wie will man dann Maßnahmen ergreifen, die eine Wiederholung unwahrscheinlicher machen? Eine Bombe darf es also nicht gewesen sein.

Die offiziellen Erklärungen zum Absturz kamen nicht nur zu schnell, sie folgten auch Stückweise den Fragen, die im Netz aufgeworfen worden sind. Hatte der Copilot nun eine Sauerstoffmaske auf? Wenn ja, hätte man das bereits dem Voice-Recorder unzweifelhaft entnehmen müssen. Die Atmung unter der Maske klingt unüberhörbar anders als ohne. Ist die Speedbrake, die Luftbremse betätigt worden? Der bis jetzt bekannte Unfallverlauf ist nach meinem Dafürhalten nur möglich, wenn die Speedbrake betätigt worden ist, vorausgesetzt, das Flugzeug war bis dahin unbeschädigt. Der Autopilot kann die Speedbrake im Flug nicht selbsttätig bedienen. Der Flight-Recorder muss Daten darüber gespeichert haben. Warum wird dieser Aspekt nicht einmal erwähnt?

Informationspolitik hinterlässt viele Fragezeichen

Nicht nur hier drängt sich mir der Verdacht auf, dass die Informationen so aufbereitet sind, dass die „normale“ Öffentlichkeit die Inkohärenzen nicht erkennen kann und nur ganz wenige Fachleute mit ihren berechtigten Fragen unbefriedigt bleiben. Solange die großen Medien diese Fragen nicht aufgreifen, gibt es keinen Grund, die Öffentlichkeit mit schlüssigeren Details aufzuschrecken. Ich als Fachmann kann zu dieser Informationspolitik nur sagen, dass sie äußerst ungewöhnlich ist und zu viele Fragezeichen hinterlässt. Einige dieser Fragen, die zum Teil von Lesern an mich herangetragen wurden und die ich derzeit nicht befriedigend beantworten kann, will ich nachfolgend auflisten.

Vorangestellt sei eine Frage, die mir auch mehrfach gestellt wurde und die ich beantworten kann: Könnten die Daten auf einem Flight-Recorder nachträglich hergestellt, also gefälscht werden? Ja, das ist möglich. Es hätte genügend Zeit dafür zur Verfügung gestanden. Allerdings wird eine mögliche Fälschung schwierig, wenn sie mit dem unverfälschten Voice-Recorder synchron sein soll. Ob also Fälschungen vorliegen könnten, muss aus heutiger Sicht in den Bereich der Spekulationen verwiesen werden. Meine Antwort auf die Frage ist rein technischer Natur und sollte keinesfalls dazu dienen, irgendeine „Verschwörungstheorie“ zu fördern. 

Hier einige der unbeantworteten Fragen:

Wie ist es bei der offensichtlich chaotischen Unglücksstelle möglich, binnen weniger Stunden einen Terrorakt (oder irgendeine andere Kausalität) auszuschließen?

Wieso beschreiben alle belastbaren (prüfbaren) Primärquellen A. L. als lustig, freundlich und ruhig?

Wieso schreibt ein Suizidtäter mit angeblicher Agenda keinen Abschiedsbrief oder eine vergleichbare Notiz?

Wieso plant ein Suizidtäter langfristig eine Tat, gibt an, sich für die Nachwelt verewigen zu wollen, nutzt dann aber nicht die Möglichkeit einer finalen Ansprache?

Wie planbar ist für einen vermeintlichen Suizidtäter der Toilettengang des Piloten auf einem Kurzstreckenflug?

Wieso wählt ein leidenschaftlicher Flieger mit Suizidabsicht den komplizierten Weg eines A320-Crashes, wo es ihm doch ein Leichtes gewesen wäre, sein angebliches Ziel jederzeit im Segelflieger zu erreichen?

Wer recherchiert im Internet nach Suizidmöglichkeiten, um dann genau den Weg zu wählen, nämlich die Fliegerei, die sein ganzes bisheriges Leben dominiert hat?

Warum ist es für jemand, der eine komplette Pilotenausbildung (spezifisch für A 320) absolviert hat, erforderlich, im Internet die Funktionsweise der Cockpittür zu recherchieren?

Wieso finden sich in allen offiziell publizierten Bildern absolut keinerlei Hinweise auf Sitze, Koffer, Bauteile oder des Interieurs?

Wie wahrscheinlich ist es, dass die einzige Amazone in den Heerscharen von Hilfskräften genau an ihrem ersten Einsatztag den FDR ausgräbt?

Wieso wurden von Beginn an die üblichen "Standard-Schurken" wie Muslime und Russen ausgeschlossen?

Wieso veröffentlicht die New York Times angebliche Kernaussagen des Voice-Recorders noch vor der öffentlichen Pressekonferenz des BEA?

Wie erklärt sich das sofortige, beinahe panische Stelldichein dreier höchster Staatsvertreter in Anbetracht der Schwere des Unglücks im Vergleich zu früheren Verhaltensweisen?

Wieso gibt es keine plausible Erklärung zu Anzahl und Auftrag der am Unglücksort gesehenen Kampfflugzeuge?

Die Liste ist unvollständig.....

Nach oben