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Wie weit ist die Türkei von Syrien (syrischen Zuständen!) entfernt?

Von Peter Haisenko

Erdogan zeigt Härte gegen den Volksaufstand. Eine vom Tränengas verheulte Claudia Roth ist erschüttert von den Szenen, die sie vor Ort beobachten musste. Das Wort Krieg ist gefallen. Erdogan droht mit dem Einsatz des Militärs. Wasserwerfer treiben Menschen gnadenlos vor sich her und schon beim Betrachten der Bilder bekomme ich Angst, dass ein unbewaffneter Protestierer überrollt wird. Und genau das ist das Stichwort: unbewaffnet.

Die schiere Hilflosigkeit gegen die Übergriffe der paramilitärischen Polizei birgt ein enormes Hasspotential. Wer da die Möglichkeit hätte, das brutale Vorgehen der Polizei zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen, der würde sie in diesem Moment wahrnehmen. Und hier ist der Unterschied zu Syrien. Noch.

In Syrien wurden den hilflosen Protestierenden gegen Assad Waffen in die Hand gegeben. Von wem auch immer, spielt zu diesem Zeitpunkt keine Rolle. Fest steht: Jeder, der Waffen an einen derart explosiven Ort in die falschen Hände liefert, will und wird Chaos und Gewalt erzeugen. Der erste Schuss oder die erste Handgranate unter einem Wasserwerfer setzen eine Spirale der Gewalt in Gang, die solange anhalten muss, bis einer von beiden Seiten die Munition ausgeht. Und auch dann wird die Gewalt noch lange nicht aufhören. In der Türkei wird Gewalt derzeit nur von einer Seite ausgeübt – aber es gibt zu viele offene Rechnungen. An der Stelle kann man nur mit Nachdruck warnen: Diejenigen, die friedliche Demonstranten bewaffnen (und andernorts bewaffnet haben), tragen die Verantwortung für die katastrophalen Folgen: zahllose Leichen und unsägliches Elend für unschuldige Menschen.

Die Bilder, die wir in diesen Tagen aus vielen türkischen Städten zu sehen bekommen, sehen schon ziemlich gewalttätig aus. Zum Glück für die Türken scheint bislang keine ausländische Macht Interesse an andauerndem Chaos in der Türkei zu haben. Die Demonstranten sind noch unbewaffnet. Man sollte beten, dass es so bleibt, denn sonst hat die Türkei nicht nur eine Grenze mit Syrien gemeinsam. Und was kann das für ein „Kampf um Freiheit“ sein, dessen „Erfolg“ hunderttausende Leichen sind? Demonstrieren für Freiheit ist gut, aber nicht mit der Waffe in der Hand. Gandhi wusste das, und das Volk in der ehemaligen DDR hat mit seiner friedlichen Revolution den Sieg davon getragen und die Welt verändert.

Die Türkei ist nur einen Schuss von syrischen Verhältnissen entfernt. Dieser Schuss könnte aus einer englischen Panzerfaust abgefeuert werden, die von David Cameron an Islamisten in Syrien geliefert worden ist.

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