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IS und die Finanzierung des Terrors

Von Peter Haisenko 

Selbst die ARD hat das Thema schon angeschnitten: Der Erfolg der IS basiert auf den enormen Finanzmitteln, die der IS zur Verfügung stehen. Wie kann das sein, wenn in anderen Fällen ganze Staaten von den Finanzmärkten abgeschnitten werden können? Die IS bezahlt ihre Kämpfer großzügig und hat offensichtlich auch kein Problem, Waffen und Material in bester Qualität einzukaufen. Wer liefert das?

Der Erfolg jeder kriegerischen Handlung ist abhängig vom Nachschub, dessen Infrastruktur und Logistik. Wenn die Munition ausgeht, ist der Krieg zu Ende. Oder wenn der Treibstoff ausgeht. Schon im Fall Syrien habe ich mich gefragt, woher die Assad-Gegner ihr Benzin beziehen. Im Fall IS wird es noch deutlicher. In der Berichterstattung kann man lange Kolonnen von offensichtlich neuwertigen Geländewagen sehen, die noch dazu farblich und typ-mäßig derart aufeinander abgestimmt sind, als ob sie einer kompletten Bestellung entstammen. Darüber weht eine Unzahl von gleichen Fahnen, die auch irgendwo in größerer Stückzahl produziert worden sein müssen. Die Kämpfer zeigen sich mit modernsten Waffen. All das kann nicht erst gestern eingekauft worden sein.

Wer alimentiert die Mörderbanden?

Das Kurdengebiet – und damit das Operationsgebiet der IS – ist umschlossen von der Türkei im Norden, Iran im Osten, Irak im Süden und Syrien im Süd-Westen. Es gibt keinen direkten Zugang zu einem Hafen. Allerdings befinden sich die syrischen Mittelmeerhäfen nur noch teilweise unter der Kontrolle der syrischen Regierung. Auf diesem Weg könnten Lieferungen an die IS abgewickelt werden. Da gilt es aber zu bedenken, dass gerade diese Region besonders genau bewacht wird. Die Deutsche Marine kreuzt vor dem Libanon und auch Israel passt sehr genau auf, was sich in ihrem Umfeld bewegt. Wer hat also die IS ausgerüstet und finanziert? Noch wichtiger: Warum wird der Fluss von Kapital, Waffen und Material nicht gestoppt?

Um den Drogenhandel zu erschweren, gelten für den Kapitalverkehr strenge Auflagen, die helfen sollen, illegale Transfers sichtbar zu machen und sie dann unterbinden zu können. Die Werkzeuge sind also da, auch terroristische Kapitalbewegungen zu erkennen und zu unterbinden. Es müsste also ein Leichtes sein, der IS den Geldhahn zuzudrehen. Kein Geld, keine Bezahlung für Kämpfer, kein Geld für Waffen und Munition, kein Geld für Treibstoff – die IS wäre handlungsunfähig.

Dreht den Geldhahn zu – und das Morden hört auf

Ganz allgemein darf festgestellt werden, dass es sowieso „unerklärbar“ ist, woher nichtstaatliche Kämpfer ihre Waffen und vor allem Munition beziehen. Insbesondere die IS, deren Operationsgebiete in unwirtlichen Wüstengegenden liegen, abseits irgendwelcher Warenströme, die angezapft werden könnten. Es muss also einen soliden Vorlauf gegeben haben, bevor IS derart auftrumpfen konnte. Förderlich dafür war sicherlich die Unterstützung der Assad-Gegner und auch hier zeigt sich wieder einmal, wie gefährlich es ist, Waffen an irgendeine Partei zu geben, nur weil diese gerade für die eigenen Ziele förderlich erscheint. Das gilt natürlich auch jetzt, wenn sie gegen die IS antreten soll.

In den Diskussionen, wie dem Terror der IS Einhalt geboten werden kann, herrscht große Ratlosigkeit. Das verstehe ich nicht. Es dürfte das Einfachste der Welt sein, den Fluss von Kapital, Waffen und Munition Richtung IS zu unterbinden und damit ihre Aktionen einfach auszutrocknen. Aber da spielen offensichtlich Interessen eine große Rolle, die jenseits der Humanität liegen. Saudi-Arabien und Katar – „feste Burgen“ der USA am Persischen Golf – sind bekannt als Geldgeber für alle möglichen Gruppierungen, die gemeinhin als Terrororganisationen bezeichnet werden. Die USA dürfen es sich nicht erlauben, diese Staaten zu verärgern, denn sie könnten sich dem Trend anschließen, ihr Öl nicht mehr für US-Dollar zu verkaufen.

Profiteure des schmutzigen Geschäfts

Dann die Waffenlobby. Nur solange Krieg geführt wird, können Waffen verkauft werden. Für sie gilt: Je mehr Krieg, desto besser. Nicht zu vergessen die Banken. Gerade bei schmutzigen Geschäften wird richtig Geld verdient unter unkontrollierbaren Bedingungen. Nicht zu vergessen die anonymen Bankkonten in der Schweiz. Gäbe es diese nicht, wären korrupte Politiker gezwungen, ihr ergaunertes Geld im eigenen Land zu belassen. Dann müssten sie sich anständiger benehmen. Und die Schweiz selbst? Sie lebt von diesen Verbrechern, deren Bankkonto nach 30 Jahren ohne Bewegung dem Schweizer Staat zufällt – zum Beispiel wenn der Kapitalflüchtling einem unerwarteten Tod zum Opfer fällt.

Alle Kriege können nur geführt werden, wenn Waffen ins Kampfgebiet gelangen. Weder die IS, noch irgendwelche anderen Gruppierungen außerhalb der waffenproduzierenden Länder sind in der Lage, selbstständig Waffen oder Munition herzustellen. Die todbringenden Konflikte weltweit können also entschärft, ja sogar wahrscheinlich ganz verhindert werden, wenn die Waffenlieferungen dorthin eingestellt werden. Wenn die IS auf den Kampf mit dem Krummdolch reduziert wird, ist sie nicht mehr „sexy“ oder überhaupt attraktiv. – Schon gar nicht für orientierungslose Jugendliche in Europa, die kurzzeitig nicht wissen, wohin mit ihrem überschüssigen Testosteron, und sich von salafistischen Menschenfängern verführen lassen, in den „Heiligen Krieg“ zu ziehen, ein Krieg, der sie nichts angeht.

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