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In Texas ist alles eine Nummer größer. Auch das Debakel mit E-Methanol
Von Wilfried Schuler
Texas ist im Block der originären Bundesstaaten der Staat mit der größten Fläche. In Texas sind die Rinder größer, die Klapperschlangen, die Steaks, die Hüte und das Selbstbewusstsein. Das hat ein ehemaliger Gouverneur und späterer Präsident der Welt bewiesen. Auch, dass hinter dem Selbstbewusstsein nicht unbedingt Verstand verborgen ist. Was Wunder, dass im County Matagorda an der texanischen Golfküste die weltgrößte Anlage für E-Methanol entstehen soll.
HIF plant die weltgrößte E-Methanol Anlage für 1,4 Millionen Tonnen Jahreskapazität
Die chilenische Firma HIF passt sich den lokalen Regeln an und geht in die Vollen. Was sind dagegen läppische 42 000 Tonnen im dänischen Kasso? Die Untertanen von Trump werden es den Europäern erneut zeigen. Dazu müssten sie allerdings erst einmal anfangen zu bauen. Der Baubeginn war einst auf 2024 terminiert. Die Produktion sollte 2026 beginnen. Man wird sehen. Betreffend HIF weisen wir auf den Aufsatz Potemkin, Porsche, Patagonien hin. Hier kann der Leser sich ein Bild über das Potential der Firma machen. HIF plant auch eine weitere Großanlage in Uruguay. Dagegen konnten die ursprünglich großen Pläne in Chile nicht wie gedacht umgesetzt werden.
Aus der Presse kann man entnehmen, dass der Elektrolyseur 1,8 GW Leistungsaufnahme haben soll. Er könnte im besten Fall 1,8 GW x 8760 h = 15,8 TWh jährlich zu Wasserstoff umsetzen. Da man pro kg Wasserstoff 51 kWh benötigt, wäre im günstigsten Fall ein Ausstoß von 310 00 Tonnen/a an H2 möglich.
Die Reaktionsgleichung CO2 + 3 H2 »»»» CH3OH + H2O besagt, dass man für 32 g Methanol 6 g Wasserstoff benötigt. Für 1,4 Mio Tonnen Methanol wären dann 263 000 Tonnen Wasserstoff erforderlich, der Elektrolyseur ist also ausreichend dimensioniert. Ob sich die idealisierte Betriebszeit von 8760 h/a halten lässt, sei dahingestellt. Wir werden aber sehen, dass es auf solche Details nicht mehr ankommt und kommen schnell zum Ende. Aus dem Aufsatz, Europas größte E- Methanol Anlage steht in Kassö anderwelt, entnehmen wir den Heizwert von Methanol mit 6,3 kWh/kg und die Prozessenergie zur Herstellung von Methanol mit 13 kWh/kg. Beim Vergleich dieser Zahlen wird das Fiasko bereits sichtbar. Multipliziert man die beiden Werte mit 1,4 Millionen Tonnen, ergibt sich ein vernichtendes Resultat
Benötigte Prozessenergie 18,0 TWh p.a
Nutzbarer Heizwert des Methanols 8,8 TWh p.a.
Mit einem Aufwand von 7 Milliarden Dollar wird hier eine unfassbare Energievernichtung betrieben. Wie kann man das mit den Verfechtern dieser Machenschaften diskutieren?
- Es muss nur richtig skaliert werden.
- Die Sonne schickt keine Rechnung.
So bekommt man dann oft zu hören. Hat man als Opponent diese hirnlosen Nichtargumente zerstört, bringen die Befürworter das Geld ins Spiel. Das aber ist unzulässig. Mit dieser Methode wird nämlich versucht, im nächsten Schritt die Schwierigkeiten wegzuinflationieren, so wie die Staatsschulden. Das ist nicht möglich. Technische Probleme stofflicher oder energetischer Natur können nicht in Fiat-Geld umgerechnet und später eliminiert werden. Sie sind real. Sie können nur durch eine sachlich und logisch einwandfreie Argumentation und die daraus folgenden Handlungen gelöst werden. Wenn das nicht gelingt, ist das Vorhaben gescheitert. Man darf sich als Techniker nicht vom festen technischen Gelände in den bodenlosen Morast finanzieller Machenschaften locken lassen.
Damit ist ein weiteres Mal die Legende des Methanols und seiner Abkömmlinge, der E-Fuels, zerstört , da deren energetisches Defizit noch größer sein muss.
Die Beschaffung des Kohlendioxids für die Methanol Synthese wird dramatisch unterschätzt
Wenn man die Reaktionsgleichung betrachtet erkennt man, dass aus 44 g CO2 lediglich 32 g Methanol entstehen. Für 1,4 Millionen Tonnen Methanol sind deshalb 1,93 Millionen Tonnen Kohlendioxid erforderlich. Da die Luft 0,06 Massen % Kohlendioxid enthält, ergibt die Rechnung 1,93 x 10^6 x 100 / 0,06 Tonnen den Wert 3,22 x 10^9 Tonnen. 3,22 Milliarden Tonnen Luft müssen angesaugt werden. Spätestens hier wird klar, das Aussagen wie „Wir filtrieren einfach das CO2 aus der Luft heraus“ von großer Ahnungslosigkeit zeugen.
Es geht darum, gigantische Mengen Luft herbeizuschaffen und mit einem Überdruck in eine chemische Anlage zu pressen. Hier wird CO2 mit den Methoden der Absorption oder der Adsorption aus der Luft entfernt. Die Details dieser Vorgänge sind für unsere Berechnung nebensächlich.
Als Denkmodell für die nötigen Überlegungen nutzen wir die Luftversorgung einer Hüpfburg. Hier liefert ein Gebläse mit einem 1,6 kW Motor 700 Kubikmeter Luft in der Stunde. Da 1 m3 Luft 1,3 kg wiegt hat diese Luft eine Masse von 910 kg. Das Gebläse hat folglich bei einem Verbrauch von 1,6 kWh 910 kg Luft gefördert. Für 1 Tonne Luft wären dann 1,76 kWh nötig. Multipliziert man mit der oben errechneten Luftmasse von 3,22 Milliarden Tonnen, ergibt sich ein Energieverbrauch von 5,7 TWh nur für das „Einsammeln“ der Luft aus der Atmosphäre. Umgerechnet auf ein kg CO2 liegt der Wert bei 3 kWh. Dazu kommt noch die Energie, die für die Aufbereitung selbst gebraucht wird. Der weiter oben genannte Wert für die Prozessenergie des Methanols enthält den sehr modesten Schätzwert von nur 2 kWh/kg für die Beistellung des Kohlendioxids. Der Vordruck in unserer Hüpfburg beträgt nur 5 Pascal und ist für eine anschließende Behandlung nicht ausreichend. Bei Würdigung aller Umstände könnte der Energieverbrauch für die CO2-Beschaffung aus der Luft bis zu 10 kWh/kg betragen. Die sogenannte DAC-Methode zur Gewinnung von Kohlendioxid ist also kein gangbarer Weg. Die benötigte Energiemenge ist schlicht jenseits jeder Vernunft.
Alle bisherigen Versuche mit DAC-Projekten verlaufen nicht zufriedenstellend. Start-up-Firmen gehen, nachdem die Zuschüsse verbraucht sind, häufig Pleite und die Branche dümpelt leblos vor sich hin. Bei der künftigen Herstellung von E-Methanol müsste man in Kauf nehmen, dass das Missverhältnis zwischen Prozessenergie und Heizwert auf den Wert von 3:1 steigt. Das ist inakzeptabel. Der Leser erkennt, dass der schöne Schein nur durch hemmungslosen Raubbau an Materialien erzeugt werden kann. Man erinnere sich an die Waldvernichtung auf Geheiß von Habeck.
Ein technischer Prozess, der der Energieversorgung dienen soll, kann nicht intern mehr als das Dreifache seines Ertrages verbrauchen. Diese Erkenntnis sollte zum Ende des Traums vom grünen Methanol führen. Damit wären auch die E-Fuels und die CO2-neutralen Flugzeugtreibstoffe ins Reich der Fabel verwiesen.
Eine typische EU-Falle liegt im sogenannten Zumischungsgesetz, das ab 2030 greifen wird. Da es nichts zum Zumischen gibt, wird man den Verkauf von Treibstoffen kurzerhand einstellen. Man kann sicher sein, dass in Brüssel diese Falle schon gestellt ist.




