Europas größte E-Methanol-Anlage arbeitet in Kassø, Dänemark
Von Wilfried Schuler
Nach der größten E-Fuel-Anlage in Frankfurt kommt nun die größte E-Methanol-Fabrik in Dänemark. Die Perfektion der E-Fuels wird, wie man sieht, von der EU mit wuchtigen Schlägen und deutschem Steuergeld vorwärts getrieben. Diese Produkte müssen nach dem Willen der EU- Kommission ab 2030 den Treibstoffen zugemischt werden.
Auch bei zunächst niedrigen, einstelligen %-Werten wird bei einem bundesweit geschätzten Treibstoffverbrauch von 50 Millionen Tonnen schnell ein Bedarf von einigen Million Tonnen entstehen. Nach dem Stand der heutigen Entwicklung ist es mehr als fraglich, ob dieses Ziel erreicht werden kann.
Das Wichtigste zur neuen Anlage in Kassø
Gemäß einer Pressenotiz besteht die Anlage aus einem 52,5 MW Elektrolyseur und soll, laut Plan, 42 000 Tonnen Methanol pro Jahr herstellen. Die Energie werden nahe gelegene Wind- und Solarparks liefern, die theoretisch genug Leistung haben, wenn der Wind weht und die Sonne scheint. Es ist keine Rede von einer weiteren Energiequelle. Man sollte sich daran erinnern, dass das Verschweigen der Wahrheit eine bösartige Form der Lüge ist. Alle die großartigen Anlagen weltweit, die grüne Energieträger CO2- klimaneutral liefern, stehen in der Nähe von Industrieanlagen. Auch das vor einigen Monaten schmählich geschleifte, größte Sonnenkraftwerk der Welt in Nevada hatte ein Gaskraftwerk für seinen Betriebsstrom. Genau wie das Sonnenkraftwerk Al Noor in der Wüste von Marokko. Das Publikum beginnt zu merken, dass man mit Sonnen- und Windenergie alleine nicht auskommt. Hier ist Lug und Trug im Spiel.
Lieber Leser, nach einem Blick auf die Theorie werden sie sich anschließend davon überzeugen können, dass hinter den grünen Fassaden gähnende Leere herrscht.
Aus Kohlendioxid wird Methanol, Dieselöl und Kerosin
Dieser Prozess lässt sich mit folgender Reaktionsgleichung beschreiben:
CO2 + 3 H2 »»»»»» CH3OH + H2O Neue CO2-Konversion
CO + 2 H2 »»»»»» CH3OH Klassisches Oxo-Verfahren
Man erkennt den um ein Drittel höheren Wasserstoffbedarf beim modernen E-Verfahren. Das Oxo-Verfahren benötigt 125 g Wasserstoff, das E-Verfahren 188 g, pro kg erzeugtem Methanol. Diese 188 g H2 erfordern 9,6 kWh an elektrischer Energie zu ihrer Bildung. Das ist ein erster Stich ins Herz. Der Wert liegt nämlich deutlich über dem Heizwert von Methanol von 5,5 kWh/kg .
Das Synthesegas für das Oxo-Verfahren hat hierfür nur etwa 3 kWh/kg benötigt. Man kann sich die Mühe schenken, diese 3 kWh rechnerisch auf Wasserstoff und Kohlenmonoxid zu verteilen. Man rechnet sie zur Gänze dem Wasserstoff zu. Im klassischen Prozess gibt es das Kohlenmonoxid dann quasi gratis. Für den E-Prozess dagegen muss das CO2 am Entstehungsort aufgefangen und aufbereitet werden. Es schleppt folglich bereits 1-2 kWh/kg als Energie-Hypothek mit sich. Addiert man in beiden Fällen noch die nötige Energie für Heizungen, Pumpen und Kompressoren, so ergeben sich grob überschlagen 6-7 kWh/kg für das klassische Methanol und etwa 13-14 kWh/kg beim E- Methanol für die Prozessenergie. Der Unterschied ist offensichtlich, man kann auf das Komma verzichten.
Wie kann Methanol, gleich welchen Ursprungs, ein Energieträger sein?
Eingedenk seines bescheidenen Heizwertes von 5,5 kWh/kg ist selbst Industrie-Methanol ein bezüglich seiner Energiebilanz defizitärer Kraftstoff. Ohnehin zu schade zum Verbrennen, denn dafür war es nie gedacht. E- Methanol gar ist rettungslos in einem Todestal der niedrigen Energieeffizienz gefangen. Das Fracasso ist derart, dass die Apologeten keine Chance haben. Die „Scala“ ist zu kurz, das Energieminimum des Kohlendioxids zu niedrig. Es gibt keine Leiter, um aus diesem Loch zu entkommen. Alle Werbefachleute der Agora Energiewende können die gänzlich fehlende Effizienz des E-Verfahrens nicht hinweg „skalieren“. Was für ein abgenutztes überflüssiges Wort, das die Unwissenheit der Papageien demonstriert.
Vom E- Methanol zum E- Diesel, E- Kerosin und ähnlichen Produkten
Bereits früher hatten wir den Fischer-Tropsch-Prozess zur Herstellung von E-Fuels kennen gelernt.
Europas größte E-Fuel Fabrik startet in Frankfurt Hoechst
Eine andere Möglichkeit zu ihrer Synthese bietet die Oligomerisierung des Methanols zu Kettenlängen, die für Treibstoffe geeignet sind, also C8, C10, C12 usw. Das soll unser Thema für heute sein.
In der ersten Stufe dieser Reaktion wird Methanol zu Dimethyläther dimerisiert.
CH3OH + CH3OH »»»»»»»» CH3-O-CH3 + H2O
2 CH3-O-CH3 »»»»»»»»»» C4H8 + 2 H2O
In Stufe 2 entsteht im einfachsten Fall Butylen. Man lenkt die Reaktion so, dass die gewünschten Kettenlängen C8 bis C16 entstehen. Bei dieser Reaktion werden die OH-Gruppen abgespalten und nehmen unter Bildung von Wasser noch ein weiteres Wasserstoffmolekül mit in den Abfall. Bei dem obigen Beispiel werden aus 4 Mol Methanol=128 g, 56 g Butylen und 72 g Wasser.
Die obige Reaktion ist nur ein Beispiel von vielen. Daneben entstehen andere Olefine wie Ethylen und Propylen, aber auch höhere Homologe.
Es gibt eine Reihe ähnlicher Verfahren, die seit Jahrzehnten in der Großchemie von SHELL, Mobil, SASOL, EXXON und anderen ausgeführt werden. Es handelt es sich um lange bekannte klassische chemische Verfahren und nicht um von grünen Fachkräften gemachte wundersame Neuentdeckungen. Auch wenn des Öfteren dieser Eindruck erweckt wird. Da Methanol zu 50% aus Sauerstoff besteht, verliert man sehr viel an Masse. Bei der oben gezeigten Reaktion fallen 56% Wasser an. Ärgerlich ist dabei, dass der Sauerstoff zwei Wasserstoffatome mit sich nimmt. Mit diesem aufwendig erzeugten Wasserstoff verliert man Energie, die später bei der Anwendung fehlt. Da immer Mischungen entstehen, erhält man nur eine begrenzte Menge Zielprodukt neben geringerwertigen Fraktionen. Am Ende einer großtechnischen E-Fuel-Fabrik steht eine vollwertige Raffinerie. Hier wird gecrackt, hydriert und destilliert. Und die dazu nötige, nicht geringe Prozessenergie verbraucht. Diese Prozessenergie passt unter keinen Teppich aus klugen Sprüchen. Sie ist der Sargnagel aller E-Fuels.
Die Energiebilanz der Veredelung von E-Methanol zu E-Fuel ist vollkommen unzureichend.
Professor Kirchner, ein anerkannter Experte für Energiefragen, ein leitender Forscher beim Helmholtz-Institut, nannte in einen Video den Wert von 27 kWh/kg für die nötige Prozessenergie für E-Fuel. Herr Kirchner hinterlässt bei seinen Präsentationen stets einen sachlichen und soliden Eindruck. Wenn man annimmt, das er nicht seinen ungünstigsten Fall genannt hat, kann man unterstellen, dass man keinesfalls unter 30 kWh/kg an Energieaufwand für die auf Methanol basierten E-Fuels davonkommen wird. Sowohl bei E-Methanol, als auch bei E-Fuels liegt die erforderliche Prozessenergie um den Faktor 2,5 -3 höher als der Heizwert. Aus den genannten Daten geht hervor, dass die zentralen Probleme inhärent und damit unlösbar sind. Es ist lunatisch davon zu träumen, man könne ab einer Zeitspanne zwischen 2030/32 Millionen Tonnen E-Produkte, gleich welcher Art, in Treibstoffe mischen. Zum Überdruss muss daran erinnert werden, dass der Import von Wasserstoff aus Übersee bis 2040 nicht möglich ist. (Siehe Anderweltonline. https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20251/denn-mit-des-geschickes-maechten-ist-kein-ewger-bund-zu-flechten-und-das-unheil-schreitet-schnell/ ) Habeck gesteht das Unmögliche vor der Kamera.
Bei unseren Betrachtungen setzen wir voraus, dass das CO2 aus punktuellen Quellen stammt.
Methanol hat nur die Hälfte des Heizwertes von Diesel. Die zusätzlich notwendigen Tankschiffe, Tankwagen und Lagertanks können nur langfristig und teuer beschafft werden. Dazu die riesige Umweltrelevanz dieser Maßnahmen, die in China sichtbar würde, wenn all die dafür benötigten zusätzlichen Apparate hergestellt werden müssten.
Zum guten Schluss die Methanolfabrik in Kallø
Nein lieber Leser, ich habe nicht den Faden verloren und Sie auch nicht vergessen. Anhand der obigen Informationen können wir nun das eingangs vorgestellte Projekt bewerten und seines grünen Zaubers entkleiden.
Die als Zielmenge genannten 42 000 Tonnen Methanol erfordern 7900 Tonnen Wasserstoff zu ihrer Herstellung. Der 52,5 MW Elektrolyseur könnte 9000 Tonnen liefern, wenn der Wind 8760 Stunden im Jahr weht oder die Sonne scheint. Da das nicht der Fall sein wird, muss hier Energie aus einer Quelle fließen, die der Öffentlichkeit verborgen wird. Der übliche Bluff, - Green Washing –
In der Presse nicht genannt ist der Bedarf an Kohlendioxid. Die Berechnung ergibt einen Wert von 58 000 Tonnen, biogen, selbstverständlich. Würde man dieses CO2 aus einer punktuellen Quelle beschaffen, es also auffangen, reinigen, verflüssigen und transportieren und dafür, sehr wohlwollend, nur 1 kWh/kg veranschlagen, würde man 58 GWh benötigen. Wir werden diesen Wert später nochmals erwähnen.
Da die Anlage 24/7 h laufen muss, kann sie unmöglich nur mit Strom aus Wind- oder Sonnenenergie betrieben werden. Man benötigt auch thermische Energie, die üblicherweise mit einem Gasbrenner generiert wird. Elektrische Widerstandsheizungen gibt es zwar, aber bei unsteter Stromzufuhr ist deren Funktion nicht gewährleistet. Auch hier erscheint ein dickes Fragezeichen bezüglich der Herkunft dieser Energie.
Schätzt man den Bedarf an Prozessenergie auf 13 kWh/kg erzeugtes Methanol und rechnet mit dem Heizwert des Methanols von 5,5 kWh/kg, lautet das Resultat:
Energieaufwand 550 GWh
Heizwert 230 GWh
Wir rufen uns ins Gedächtnis zurück, dass alleine die Bereitstellung des Kohlendioxids 58 GW verzehrt hat. Dabei ist der erwähnte Weg das kleinstmögliche Übel. CO2-Extraktion aus der Luft würde ein Vielfaches dieses Betrages benötigen und bereits für sich alleine die Energiebilanz vollends ad absurdum führen.
In Kassø wird keine Energie erzeugt, sondern in riesigen Mengen verheizt.
Der grundlegende Irrtum der Verfechter der E-Fuel-Idee
Wenn das unwiderlegbare Resultat dieser und vieler anderer, ähnlicher Betrachtungen auf dem Tisch liegt wird klar, dass die Aufgabe nur zu lösen ist, wenn eine exorbitante Verschwendung der Prozessenergie akzeptiert wird. Absolut unerträglich sind dann Aussagen wie „Die Sonne schickt keine Rechnung“. Neueren Datums ist die Erkenntnis, „Das ist eine Mühle am Niagarafall“. Wer aus diesem intellektuellen Tiefdruckgebiet entkommt, dem fällt auf, dass unter ungeheurem Materialeinsatz riesige Mengen an Elektrizität erzeugt werden, nur um umgehend verschwendet zu werden. Man denke nur daran, dass 90% Ausbeute an Sauerstoff bei der Wasser-Elektrolyse, unverzüglich in die Atmosphäre entlassen werden.
Wenn ein kluger Protagonist dem ergriffenen Publikum vorrechnet, dass durch den Einsatz einer grünen Technologie Y Tonnen CO2 eingespart werden, verschweigt er, so es ihm überhaupt bewusst ist, dass in China möglicherweise 2 x Y Tonnen CO2 entstanden sind, um den Extrabedarf an Stahl, Aluminium, Silicium etc. zu erzeugen. Die hierzu nötigen aufwendigen Lebenszyklus-Analysen der Produkte liefern häufig Resultate, die in den Schubladen verschwinden, weil Sie die Träume stören.
Eine Schlussbetrachtung aller Konzepte, die Wasserstoff und seine E-Derivate als Kraftstoff oder Heizmedium empfehlen.
Weder grünes Ammoniak, noch grünes Methanol, noch E-Fuel, werden ab 2030 Fahrzeuge antreiben. Die Nennung von Wasserstoff an dieser Stelle erübrigt sich. Weitere Bemühungen auf diesem Gebiet werden wenig Neues ergeben.
Der größte Teil des Kapitals, das hier investiert wurde, wird keinen Ertrag bringen. Die ketzerische Frage lautet, ob das mehr als nur ein Irrweg sondern Teil eines Planes war?
Hier finden Sie alle Arbeiten zu diesem Themenkomplex von Wilfried Schuler:
https://www.anderweltonline.com/autoren/schuler-wilfried/