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Chemtrails – Mythos oder reale Bedrohung?

Von Peter Haisenko 

Unzählige Mails besorgter Zeitgenossen haben mich erreicht mit der Bitte, zum Thema “Chemtrails” Stellung zu nehmen. Also wollen wir die Sache mal ganz nüchtern betrachten. Chemtrails ist abgeleitet von Contrails, dem englischen Wort für Kondensstreifen (Condensation-Trails). Die neu vorgesetzte Silbe “Chem” soll suggerieren, dass diese an sich harmlosen Kondensstreifen mit schädlichen Chemikalien angereichert sind, um Menschen großflächig Schaden zuzufügen. Handelt es sich um eine haltlose Verschwörungstheorie oder läuft hier tatsächlich eine menschenverachtende Vergiftungsaktion?

Kondensstreifen entstehen, wenn Flugzeuge ihre Abgase in größeren Höhen (etwa 5.000 Meter oder höher) in eine hinreichend feuchtigkeitsgesättigte Atmosphäre entlassen. Die Abgase eines modernen Jets bestehen aus CO2 (Kohlendioxid) und Wasser. Das ist das Ergebnis, wenn Kerosin verbrannt wird, reines Kerosin. Und reines Kerosin muss es sein, weil jegliche Verschmutzung des Treibstoffs mit anderen Chemikalien die Triebwerke in kürzester Zeit zerstören würde. Immerhin entstehen innerhalb eines Triebwerks Temperaturen von über 1.200 Grad und die thermisch hochbelasteten Bauteile würden von Fremdchemikalien wie zum Beispiel Schwefel sofort angegriffen.

Nur speziell ausgerüstete Flugzeuge sind zum Sprühen geeignet

Hier wird Treibstoff abgelassen. Für weitere Erläuterungen Bild anklicken.

Es ist folglich (technisch) unmöglich, irgendwelche Chemikalien dem Treibstoff zuzusetzen, um sie über die Triebwerke in die Atmosphäre zu entlassen. Ein weiteres Ausschlusskriterium ist, dass aufgrund der hohen Temperaturen im Triebwerk jegliche chemische Verbindungen zerstört würden. Ironischer Weise könnte man sogar das hochgiftige Dioxin dem Treibstoff beimischen und es würde sich während des Verbrennungsvorgangs in unschädliche Bestandteile zersetzen. Die Motoren allerdings würden ein solches Experiment nicht überstehen. Wenn also Chemikalien versprüht werden sollen, muss am dafür vorgesehenen Flugzeug eine extra Vorrichtung angebracht sein, die von einem eigenen Tank gespeist wird und über eigene Auslassdüsen verfügt. Beides gibt es bei Verkehrsflugzeugen nicht, außer der Vorrichtung, Treibstoff im Notfall schnell über Bord zu pumpen.

Eigentlich ist das Thema Chemtrails bereits hiermit hinreichend ad absurdum geführt. Dennoch will ich auf ein weiteres Phänomen eingehen, das immer wieder angeführt wird: Gittermuster von Kondensstreifen am Himmel. Diese entstehen, wiederum bei geeigneter Witterung dadurch, dass sich zwei oder mehrere Flugrouten am Himmel kreuzen. Geeignete Witterung heißt: Die Luftfeuchte muss gegeben sein und es muss in der Höhe Wind herrschen. Legt das erste Flugzeug seinen Kondensstreifen, so wird dieser seitlich versetzt, sobald der Wind einige Grad quer zur Flugroute bläst. Das nächstfolgende Flugzeug wird also seinen Streifen scheinbar parallel daneben setzen. So können viele parallele Streifen entstehen. Kreuzt nun eine andere Flugroute die erste, ebenfalls schräg zum Wind, dann passiert mit deren Kondensstreifen dasselbe und schon entsteht das Gittermuster. Aus diesem natürlichen Vorgang gibt es nichts Geheimnisvolles abzuleiten. Schleifen, Kringel oder ähnlich “verdächtige” Formen entstehen, wenn Militärflugzeuge ihre Übungen abhalten.

Zielgerichtete Besprühung aus 10 Kilometer Höhe ist unmöglich

Dann die Höhe. Vulkane schleudern ihre Asche in Höhen bis über 10 Kilometer. Dort breitet sie sich aus und es kann bis zu einem Jahr dauern, bis diese Asche irgendwohin “verschwunden” ist. Das weiß ich aus eigener Beobachtung, denn in der ansonsten sehr klaren Luft in dieser Höhe kann man die Aschenrückstände deutlich sehen – und riechen – wenn man dieser Schicht horizontal begegnet. Wenn also in dieser Höhe etwas in die Atmosphäre entlassen wird, kann niemand vorhersagen, wo dieses “Etwas” niedergehen wird, wenn es überhaupt jemals den Erdboden erreicht. Eine gezielte, lokal definierte – und eventuell begrenzte – “Kontaminierung” ist unmöglich. Hier sei angemerkt, dass aus diesem Grund die US-Army in Vietnam ihr Entlaubungsmittel “Agent Orange” im extremen und deshalb sehr gefährlichen Tiefflug versprüht hat. Auch Agrarflugzeuge versprühen ihre Mittel im Tiefstflug.

Sogenannte “Gewitterflüge”, Massnahmen, die eine Wolke zum Abregnen bringen sollen, bevor der gefährliche Hagel gebildet wird, entlassen ihr Silberjodid unter der Wolke, die dieses dann einsaugt, also in die Höhe mitnimmt, bevor es mit dem Regen wieder ausgespuckt wird.

Jene, die sich vor Chemtrails fürchten, argwöhnen oder behaupten, dass Aluminiumverbindungen ausgebracht werden. In der Tat darf man nicht vergessen, dass Aluminium in unserem Körper keine positive Funktion hat und schon die Aufnahme winzigster Mengen toxisch wirkt. Ich sehe die Möglichkeit, dass dieses Märchen gezielt in die Welt gesetzt worden ist, um davon abzulenken, dass wir täglich mit Aluminium vergiftet werden. Getränkedosen, Alu-Folie, Deo-Sprays und so weiter. Es könnte die absurde Situation eintreten, dass jemand in der Furcht vor Chemtrails ins Schwitzen gerät, deswegen sofort zum Deo greift und sich so erst die Aluminiumverbindungen aktiv selbst verabreicht. Die ganze Chemtrail-Diskussion ist großer Unsinn. Es ist schade, wenn kritische Denker darüber ihren Gehirnschmalz vergeuden.

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die ganz normalen Kondensstreifen dennoch etwas bewirken können, was uns alle angeht. Durch sie werden in dichtbeflogenen Gebieten hohe Wolkenschichten erzeugt, die die Sonneneinstrahlung behindern. Dadurch können klimatische Veränderungen entstehen, die aber eher eine Abkühlung bewirken. So gesehen, darf sich derjenige, der sich vor der Erderwärmung fürchtet, am Anblick der Kondensstreifen erfreuen.

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