------------------------------------

---------------------------------------

-------------------------------------

-------------------------------------

Goldpreis weit entfernt von historischem Höchststand

Von Peter Haisenko 11.10.2009

In der zweiten Oktoberwoche 2009 wurde der Goldpreis mit 1050 US-Dollar/Unze notiert und das als historisches Hoch tituliert. Solange nur der numerische Wert in US-Dollar gesehen wird, stimmt das. Differenziert betrachtet, ist der Goldpreis weit entfernt von jeglichen Rekordmarken. Bereits dann, wenn nur die Inflation gewertet wird, ist der Goldpreis eher niedrig. Dennoch zeigt die Verlaufskurve eine rekordverdächtige Entwicklung an.

Als 1980 der Goldpreis 850.- US-Dollar erreichte, war das eine enorm steile Entwicklung und die Spitze konnte nur wenige Tage gehalten werden. Es war eine typische Spekulationsblase, die sich aber nach dem Platzen auf relativ hohem Niveau stabilisieren konnte. Der Goldpreis/Unze wird in US-Dollar fixiert. Also stellt er sich in anderen Währungen anders dar. Im System der variablen Währungswechselkurse zeigt er deutlich unterschiedliche Kurven, bezogen auf die jeweilige Währung.

Heute, mit dem starken Euro, liegt er um 23.000.- €/Kilogramm. In den 80er Jahren lag er über lange Zeit stabil um 25.000.- DM/Kilogramm. Wenn die Inflation der letzten 25 Jahre berücksichtigt wird, muss festgestellt werden, dass sich der Goldpreis in Deutschland erst jetzt wieder auf das Niveau der 80er Jahre erholt hat. Von der Spitze um 50.000.- DM/Kg im Jahr 1980 ist er weit entfernt. Das heißt: Da ist noch viel Luft drin!

Dafür spricht, dass im Verlauf des vergangenen Jahres in London, wo der Preis fixiert wird, Schwarzmarktpreise für Gold gezahlt wurden. Für reales Gold, in physischer Form. Goldbarren wechselten den Besitzer zu Preisen, die 1.200 US-Dollar/Unze überstiegen. Aber, wie gesagt, ich halte auch das für eher preiswert. Historisch gesehen und real. Viele Faktoren legen den Schluss nahe, dass der Goldpreis in absehbarer Zeit ein echtes historisches Hoch ansteuert.

Die Entwicklungen des letzten Jahres deuten darauf hin, dass sich die Zeit für den US-Dollar als Leitwährung dem Ende zuneigt. Der Irak wurde noch 2003 für seine Ankündigung, in Zukunft keine US-Dollar für sein Öl zu akzeptieren, von den USA mit einem Vernichtungskrieg bestraft. Noch im letzten Jahr musste der Iran eine analoge Ankündigung nach Kriegsdrohungen der USA zurücknehmen.

Heute, Oktober 2009, sieht das anders aus. Saudi-Arabien und einige andere haben diesmal laut vernehmlich für die Welt angekündigt, das Ölpreisfixing nicht mehr auf den US-Dollar zu beziehen. Sie wollen, in einem ersten Schritt, einen Mix aus Euro, Yen und Yüan zugrunde legen. Diese Nachricht ist eine Sensation für die Finanzwelt, denn, damit wurde erstmals seit 1944 der Leitwährungsstatus des US-Dollar de fakto annulliert. Abgesehen davon, dass der US-Dollar seit langem seine realistische Berechtigung für diesen Status eingebüßt hat, werden die USA diesmal angesichts der Potenz der beteiligten Öllieferanten keine Chance haben, ihren Währungsstatus mit Krieg oder Kriegsdrohungen zu retten. Ich denke, der Oktober 2009 wird für die Finanzwelt ein historisches Datum werden.

Es wird ein kleiner Schritt sein, nach dem Ölpreisfixing auch das Goldpreisfixing nicht mehr auf den US-Dollar zu beziehen. Damit wird der Goldpreis von dem Joch der Rücksichtnahme auf anglo-amerikanische Befindlichkeiten befreit. Das Goldpreisfixing ist stark geprägt von psychologischen Faktoren. Ein Goldpreis von mehr als 1000.- US-Dollar/Unze lässt die Welt, und vor allem die Amerikaner, aufhorchen. Die Europäer auch, obwohl der Preis in Euro alles andere als spektakulär ist.

Von dem Moment an, wenn die Europäer ähnliches Selbstbewusstsein zeigen wie die OPEC, wenn Japan und China die Stützung des US-Dollar aufgeben und den Goldpreis in einer anderen Währungseinheit definieren, wird der Goldpreis marktwirtschaftlichen Regeln folgen können. Ich sehe ein Potential von mehr als einer Preisverdoppelung.

Zu dieser Annahme trägt der Zustand des Goldderivatehandels bei. Weltweit wurden mindestens dreimal mehr Zertifikate auf Gold verkauft, als es überhaupt reales Gold gibt. Das ist die nächste Blase. Wenn diese platzt, wenn diese Zertifikate eingefordert werden, wird Ähnliches passieren, wie 2008 mit der VW-Aktie. Das könnte Auswirkungen haben, gegen die der Zusammenbruch von Lehman Brothers unbedeutend erscheinen wird, denn, Geld kann einfach kreiert werden, aus dem Nichts, Gold eben nicht. Um die Rechte aus Goldzertifikaten zu befriedigen, hilft nur Gold. Kein Rettungsfond mit noch so vielen Milliarden ist dazu in der Lage. Also sei hier schon mal deutlich gesagt: wenn Gold, dann nur, und nur, in realer, physischer Form. Zu Hause im Keller vergraben und nicht in einem Depot bei der Bank. Denn was hilft der Besitz eines spekulativen Anrechtsscheins zum Kauf von Gold zu einem günstigen Preis, wenn es das Gold gar nicht gibt? Dieses Zertifikat wird schnell den Wert eines 100-Rubelscheins von 1990 haben.

Anders als 1980 ist die derzeitige Entwicklung des Goldpreises kontinuierlich und stabil. Die kleine Delle des letzten Jahres entspricht nicht marktwirtschaftlichen Gegebenheiten, sondern ist die Folge manipulativer Eingriffe, wie die Schwarzmarktpreise beweisen. Im Oktober 2008 haben Banken in Deutschland einfach kein Gold an Kunden verkauft, obwohl die Nachfrage da war. Dennoch fiel der Goldpreis, womit bewiesen ist, dass der Goldpreis zur Zeit nicht nach marktwirtschaftlichen Regeln bestimmt wird. Der Anleger soll abgehalten werden, sein Geld von den Banken abzuziehen und in Gold zu sichern. Zeitgleich suggeriert der Wert von mehr als 1000.- US-Dollar/Unze, dass ein weiterer Anstieg unwahrscheinlich ist. Auch das lässt potentielle Goldkäufer zögern. Ihre Psyche, die immer das Erleben irgendwelcher Maxima erfahren will, lässt sie glauben, dass das schon das Maximum sein muss. Aber, wie bei vielen anderen scheinbaren Maxima auch, führt eine differenzierte Betrachtung zu dem Schluss, dass wir weit entfernt von einem Maximum sind. Der Goldpreis ist in seiner Entwicklung nach oben offen und alle Zeichen deuten auf eine weitere stabile Entwicklung nach oben hin.

Nach oben