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Wenn der „Goldhahn“ kräht auf dem Mist…

Glosse von Hans-Jörg Müllenmeister 

…ändert sich der Preis, oder er bleibt wo er ist — meist im tiefen Keller des Portfolios, zum Ärgernis aller Goldfans.

Aus der verballhornten Bauernregel spricht verstecktes Mißtrauen und Unsicherheit gegen alle Goldpreis-Vorhersagen. Unsere chaotisch durchwirkte Wirtschaftswelt ist von unzähligen Variablen und Schatten-Einflüssen durchsetzt, die in der Summe den Goldpreis  prägen. Darunter ducken sich kryptische Fakten, die eigentlichen Gestalter des Goldpreis. Nur Naivlinge unter den smarten Goldanlegern glauben noch an den elementaren Preis-Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage. Eins ist klar: Beim Roulett-Spiel gewinnt am Ende immer die Casino-Bank. 

 Der Hochfrequenz-Handel (HFT)  

Sie sehen schon, selbst wenn wir als Goldanleger alle Variablen genau kennen, garantiert das noch keinen Gewinn. Uns fehlt vor allem auch das notwendige Equipment, um blitzschnell im Handel zu reagieren. Dazu muss Ihnen bewusst sein, dass über 80% des Handelsvolumens in den USA von KI-gesteuerten Computern im HF-Handel abgewickelt werden. Die Entscheidungsprozesse übernehmen vorprogrammierte Algorithmen. Wie es sich für ein wildes Chaos geziemt, kann so an jedem beliebigen Tag ein Wirtschaftsfaktor oder das Gebrabbel eines Fed-Bonzen in diesen HFT-Programmen eine verrückte Volatilität auslösen. 

Bullion-Banken, die Goldpreis-Gestalter 

Nur einige dieser „fixen Edelmetall-Strolche“ seien genannt, etwa: JPMorgan Chase Bank, gekürt als die weltbeste Privatbank, Goldman Sachs International und die UBS. Seien Sie gewiss: Bullion-Banken kämpfen gegen jedes neue Gold-Allzeithoch, denn dann stehen die Papier-Shorts unter Wasser. Diese Fallensteller der privaten Goldfüchse reagieren allergisch auf Goldpreis-Hochs mit aggressiven Leerverkäufen, die sie dann abdecken. Es kommt zur Umkehr im Gold-Tageschart mit einer Kerzenbildung: Nur ein kurzfristiges Top entsteht, aber ohne größeren Preisausbruch, dank der Manipulation.  

Beim Goldpapier-Spielchen sind die Macher eben die Bouillon-Banken, die das Preismanagement übernehmen, natürlich nur zu ihrem Vorteil. Diese kreativen Goldgestalter legen außerbörslich den Gold- und Silberpreis zweimal täglich in London fest. Das nennt sich dann schlicht Goldfixing. Zumindest ein Gründungsmitglied von 1919 ist jedem unter dem Namen Rothschild bekannt. Dahinter steckt kein dummer Schild-Bürger, geschweige denn ein Philantrop.

Nach zwei Aussetzern eröffnete der Goldmarkt erneut 1954; da stand das Gold bei 12,42 Pfund zum ersten Gold- und Silberfixing; erst seit 1999 rechnet man den Goldpreis zusätzlich in Euro ab. Interessant ist, dass sich der Preis in diesem Jahrhundert von 300 auf 2.000 US-Dollar erhöht hat. 

Noch klammert sich die USA an ihren Strohhalm des immer unbeliebteren Nixon-Petrodollars, dessen Saugkraft zusehends schwindet. Kehrt in Bälde das manipulierte Goldfixing zu den ehrlichen Fundamentaldaten zwangsweise zurück? Darauf hofft der  Kleinanleger. Zuvor schwindet mehr und mehr dramatisch das einstige Vertrauen in den US-Dollar. Die in die Enge getriebene US-Notenbank springt bereits im Karree. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann hört der Dreh-Schwindel auf. Inzwischen ist die einstige Hegemonialmacht Amerika zu einem Auslaufmodell verkommen. Der Schmierstoff des Welthandels, der Dollar-Zombie, ist verdünnt zum Nichts. 

Babuschka-Puppen des Goldpreises 

Es gibt verquickte Variablen der Variablen, die eng mit dem Goldpreis zusammen hängen, so wie ineinander gesteckte russische Babuschka-Puppen. Betrachten wir den Kupferpreis. Da prophezeite  2023 Goldman Sachs, dass die Weltkupfervorräte durch die extreme Nachfrage nach E-Fahrzeugen rasant zur Neige gehen. Dann wäre es logisch, wenn darauf auch Silber als Wegbegleiter und Zubrot in Kupferminen auch einen Preisschub nach Norden erführe. Silber wiederum, würde als kleiner, agiler Bruder des Goldes, den Goldpreis beflügeln. Aber mitnichten und Neffen, diese lancierte Schreckensmeldung massierte den blutleeren Goldpreis nicht einmal, denn in Wahrheit gibt es noch reichlich Kupfer unter der Erde. 

Chartisten, die Goldpreis-Auguren 

Diese Propheten setzen auf die Historie der Kursbewegung unter dem Motto: Einstige Goldpreis-Chartmuster wiederholen sich todsicher, da heisst es nur zum richtigen Zeitpunkt einsteigen. Charts werden im kartesischen Koordinatensystem dargestellt zwischen x-Achse und y-Achse. Beachten sie aber immer, wie diese Achsen skaliert sind: Linear oder oft auch logarithmisch geteilt, dann nämlich, wenn die Daten viele Größenordnungen umfassen. Und jetzt der Trick: Bei geschickter Wahl der Skalierung kann man das dargestellte Muster durch Dehnung oder Schrumpfung in seiner Form manipulieren und optisch aufhübschen. 

Wiederkehrende Chart-Muster sind schon interessant, da mit einer hohen statistischen Wahrscheinlichkeit bestimmte Kursbewegungen auf bestimmte Chart-Muster folgen. Einfache Chart-Formationen wie Dreiecke, Flaggen und Keile gibt es reichlich. Komplizierte Konstrukte wie Schulter-Kopf-Schulter-Gebilde oder gar die seltenere Cup and Handle-Formation (Tasse-Henkel) sind in der Tat ein Faszinosum. Zugegeben, mit diesen Gebilden lassen sich Trendwenden recht frühzeitig und zugleich auch zuverlässig identifizieren.

Jetzt aufgepasst: Da gibt es eine beachtenswerte Tassen-Henkel-Formation bei Gold! Mit Anspannung warten alle Chart-Fans auf einen Ausbruch des langfristigen Gold-Charts. Dieser häkelt gerade zu Beginn des Jahres 2024 oszillierend an seinem „Henkel“ — in seiner Konsolidierungsphase. Olfaktorisch gut bestückte Goldnasen riechen im Monatschart einen nördlichen Ausbruch! Fest steht: Nach dem Ausbruch aus der extrem ausgeprägten Cup-und Handle-Formation mit dem nachfolgend erhofften gewaltigen Anstieg des Goldpreises kommt es aber erst, wenn der Aktienmarkt einbricht und das Kapital aus den Aktien ins Gold fliesst. 

Das Preisverhältnis — das sogenannte Ratio 

Da gibt es auch bestimmte Preisverhältnisse, etwa das Gold/Silber-Ratio. Silber ist historisch gesehen, noch nie so günstig relativ zum Goldpreis wie zur Zeit. Als Äquivalent muss man dafür mehr als 100 Unzen Silber auf den Tisch legen, um eine einzige Unze Gold zu erwerben. Und das Verhältnis von Dow zu Gold zeigt an, wie viele Unzen Gold nötig sind, um die Aktien des Dow Jones zu kaufen. Ein Verhältnis von z.B. zehn bedeutet, dass wir zehn Unzen Gold bräuchten, um den Dow zu erwerben. Ist das Verhältnis hoch, sind die Aktien teurer und der Goldpreis ist unterbewertet. Mit anderen Worten: Sie brauchen dann viel Gold, um den Dow zu kaufen. Das bedeutet aber, dass Aktien im Vergleich zu Gold wahrscheinlich überbewertet sind. Übrigens, bis 1979 bewertete man den Aktienindez tatsächlich in Gold, danach in US-Dollar. Interessant: 1933 und 1980 stand das Ratio bei 1. Um 2017 kam es dann zur negativen Zinslandschaft. Die Wirtschaft wurde damit künstlich beatmet. Zur Zeit stecken wir schmerzlich inmitten einer weltweiten Wirtschaftskrise. Nicht irgendwelche Verhältnisse sind entscheidend, sondern einzig und allein die Kaufkraft des Goldes!

Ungeübte Hände, weg von Gold-Derivaten  

Lassen Sie sich als smarter Goldanleger nicht vom Getöse der todsicheren Empfehlungen verleiten. Erwerben Sie z.B. keine hochriskanten Papier-Hebelprodukte auf den Goldpreis, Zertifikate, sowie Call- und Put-Optionsscheine. Nur die physische Ware in Gold und Silber beruhigt, ist solide und zukunftssicher. Lassen Sie sich nicht durch tolle Rendite locken und dabei für dumm verkaufen. Tätigen Sie als Börsen-Frischling keine Derivaten-Geschäfte. Denken Sie daran, bei Goldman Sachs laufen mehr Strandräuber herum, als an der ganzen amerikanischen Ostküste. Bei ihnen scheint sogar nachts die Sonne, denn über Nacht kann Ihr eingesetztes Vermögen zusammenschmelzen. So geraten Sie u.U. in Nachschusspflicht, das heisst, Sie verlieren zu dem bereits verlorenen Geld, weiteres Kapital. Schlimmstenfalls müssen Sie für bestimmte Derivate mit Ihrem sicheren Betongold an Immobilien für Ihre eingegangenen Imponderabilien gerade stehen. Bleiben Sie smart und besonnen, denn: Nichts gefährdet die Dummheit mehr als das Nachdenken. So entstehen oft in Windeseile kleine Vermögen, aber nur bei Einsatz von sehr großen.  

Ingredienzien der Wirtschafts- und Finanzsuppe; unberechenbare Geldpolitik der Fed 

Diese täglichen Nominalzins-Änderungen am Anleihemarkt und der Dollar-Index bilden die Ursuppe aller Märkte. Aufgelaufene US-Schatzanleihen und Zinskosten zur Bedienung dieser Schulden steigen sogar jetzt exponentiell. Gerade diese sind die wichtigsten Stellschrauben des Goldpreises. Steigt plötzlich der Dollar-Index, dann geraten die COMEX-Goldpreise unter Druck. Die unweigerliche Rückkehr zu expansiver Geldpolitik und Nullzins-Politik sorgen dafür, dass die zweite Rakete zu der eh schon katastrophalen Verschuldung zündet. Zu allem Übel passiert das in einer Zeit tiefer gesellschaftspolitischer Spaltung und moralischer Zerrüttung der Gesellschaft. 

Geopolitische Ereignisse im Nahbereich. 

Sie flankieren nicht nur das Goldpreis-Szenario als Staffage im Hintergrund. Sie könnten über Nacht den ungeahnten Höhenflug des Goldes auslösen. Man fragt sich z.B.: Wie wird sich die US-Präsidentschaftswahl auf das Handeln der FED auswirken? Wird sie weiter unter Druck geraten und darauf die Zinsen wieder anheben? Dann könnte die Inflation im Herbst mit voller Wucht zurückkommen. 

Von den unzähligen aber denkbaren Variablen, die den Goldpreis beflügeln könnten, stehen geopolitische Einflüsse schon lange nicht nur Gewehr bei Fuss. 

Flankiert von schrecklichen Kriegs-Szenarien im Nahen Osten und in der Ukraine, droht indes ein weiteres Ungemach. Die bange Frage: Kommt es irgendwann zur Sperrung der Strasse von Hormus? Sie verbindet ja den großen Ölproduzenten Saudi-Arabien über den Golf von Oman ins Arabische Meer und führt in alle Häfen der Welt. Wenn aber das schwarze Gold der Weltwirtschaft versiegt, dann gute Nacht Freunde des Chaos. Uns steht eine goldgerahmte, aber auch unschöne Zukunft bevor.  

Nach der wagen Gold-Zukunft und der Manöverkritik an die FED etwas zum Ausspannen  

Mark Twain sagte schon: “Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“

Und ja, neulich sagte ein Wahrsager zum anderen: „2024 wird das Jahr des Goldes werden.“ „Ja“, sagte der andere, das erinnert mich an das Jahr 2056.“ 

Die Schweizer Armee führte ein Manöver durch. Jeder Rekrut erhielt seine Aufgabe, auch der grüne Soldat Zwingli, der sollte getarnt als Baum, standhaft seinen Mann stehen. Danach gab’s Manöverkritik. 
Erbost fragte der Hauptmann den Baum-Darsteller. „Rekrut Zwingli, warum sind sie so plötzlich weggelaufen?“ 
Er: „Wissen Sie, Herr Hauptmann, zuerst kam ein Liebespaar. Als er ihr ein Herz in meinen Rücken schnitzte, habe ich noch still gehalten. Dann kam ein Hund vorbei und bewässerte mich. Auch da blieb ich standhaft. Aber dann kamen zwei Eichhörnli, die krochen in meine Hosenbeine hoch. Angst bekam ich erst, als das eine zum andern sagte ,Dann nehm ich das linke und Du das rechte Nüssli’ — da bin ich weggerannt, Herr Hauptmann.“ 

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