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Strom aus Aserbaidschan? Der Irrsinn galoppiert!

Von Peter Haisenko 

Niemand, der bei Verstand ist, wird anzweifeln, dass wir eine Energiemangellage haben. Die ist selbstgemacht, weil unsere Regierung die vertraglich vereinbarte Annahme von russischer Energie verweigert. Neben Sparappellen werden die tollsten Ideen verkündet, wie Abhilfe geschaffen werden soll. Jetzt soll Strom aus Aserbaidschan die Erlösung bringen.

Die Geistesriesen in unserer Regierung suchen nach zuverlässigen Energiepartnern. Das bezeichnen sie als notwendig, nachdem sie den Energiepartner, der uns seit mehr als 50 Jahren zuverlässig und bedingungslos mit preiswerter Energie versorgt hat, einfach abgeschaltet haben. Die Begründung lautet, man wolle ein Land nicht unterstützen, das westlichen Standards nicht gerecht wird und einen grausamen Angriffskrieg führt. Bei der Suche nach neuen Energielieferanten spielen diese Kriterien offensichtlich keine Rolle. Wie sonst wäre erklärlich, dass man gegenüber Ländern wie Katar oder Saudi-Arabien tiefe Verbeugungen macht, die nun alles andere sind, als Staaten, die die Menschenrechte achten und die seit Jahren grausame Vernichtungskriege führen. Das gilt auch für Aserbaidschan, dass gerade mit seinem Nachbarn Konflikte militärisch austrägt.

Mit großen Tamtam wurde das erste Flüssiggasterminal in Deutschland eingeweiht. Gelobt wird die kurze Bauzeit, die nur möglich war, weil die ansonsten unumgänglichen Umweltprüfungen und andere Bauvorschriften einfach beiseite gelegt worden sind. Ein solches verkürztes Verfahren wurde bislang nur angewendet, wenn ein amerikanischer Oligarch in der Brandenburger Heide ein Werk für E-Autos bauen will. Da sollte man sich fragen, warum derartige Verfahren nicht angewendet werden konnten, wenn es sich um Projekte wie den Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 handelt. Ach ja, da ging es ja nicht darum, das böse aggressive Russland und Putin selbst zu bestrafen und zu erziehen. Offensichtlich hat die Berliner Regierung in kürzester Zeit auf Kriegswirtschaft umgestellt. Man bedenke, dieses gefeierte Werk wird nicht einmal in der Lage sein, zehn Prozent der benötigten Energiemenge ins Land zu bringen, wenn es überhaupt möglich ist, die angestrebte Menge an Flüssiggas auf den Weltmärkten einzukaufen.

1.000 Megawatt Strom werden es richten

Jetzt aber wird die ganz große Lösung präsentiert. Strom aus Aserbaidschan soll´s richten. Strom, der frühestens 2029 geliefert werden kann, wenn alles nach Plan verläuft. Nach einem Plan, der mit der heißen Nadel gestrickt ist und dessen Erfüllung in den Sternen steht. Aber darum geht es gar nicht. Der geniale Plan sieht so aus: Es soll eine Stromleitung gebaut werden, von Aserbaidschan über Georgien, dann durch das Schwarze Meer bis Rumänien und Ungarn. Gesamtlänge 1195 Kilometer. Durch diese Leitung sollen dann maximal 1.000 Megawatt Ökostrom nach Europa kommen. Ökostrom? Es wird angeführt, dass Aserbaidschan über viel Wasserkraft verfügt und das soll dann der Ökostrom aus Aserbaidschan sein. Tatsache ist aber, dass Aserbaidschan auch konventionelle Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen betreibt. So wird hier schon im Ansatz dieselbe Augenwischerei betrieben wie bei uns, wenn behauptet wird, E-Autos würden mit erneuerbarem Strom betrieben. Der Strom aus Aserbaidschan ist genauso ein Strommix wie überall anderswo.

Das ist es aber nicht, was diesen Plan zu einem sehr schlechten Witz macht. Es sind die Strommenge und die Zuverlässigkeit. Mit 1.000 Megawatt kommt diese Stromleitung nicht einmal an die Leistung eines einzelnen Atomkraftwerks ran. Isar 2 zum Beispiel liefert 1.410 Megawatt plus noch einmal mehr als das Doppelte an thermischer Energie, die für Heiz- und Produktionsprozesse verwendet werden kann. Das beste an Isar 2 ist aber, dass es jetzt, nicht erst in sieben Jahren, Strom liefert und genau das wollen die Hasardeure in Berlin abschalten. Ach ja, um das dann in sieben Jahren vielleicht mit weniger Strom aus Aserbaidschan auszugleichen. Da muss man wohl Kinderbuchautor sein, um die Logik dahinter verstehen zu können.

Wer wird ebenso zuverlässig liefern, wie Russland?

Und die Zuverlässigkeit? Haben wir Erfahrungswerte diesbezüglich mit Aserbaidschan? Und mit Georgien, durch das die Leitung führen soll? Wir wissen, dass die gesamte Region dort ein Pulverfass ist, in dem die CIA seit Jahrzehnten ihr Unwesen treibt. Glaubt denn irgendjemand in Berlin ernsthaft, dass Georgien den Strom durchleiten wird, wenn es selbst eine Mangellage hat oder dass Aserbaidschan überhaupt liefern wird, wenn es selbst nicht genug hat? Wie wird das in sieben Jahren aussehen? Und wird Rumänien bei eigenem Mangel durchleiten? Haben wir überhaupt eine Möglichkeit, diese Lieferungen zu erzwingen? Ohne den beteiligten Staaten den Krieg zu erklären? So, wie Deutschland schon jetzt darauf angewiesen ist, mit Strom aus den Nachbarländern versorgt zu werden, werden dann Aserbaidschan und die anderen auch ein Erpressungspotential gegenüber Deutschland haben. In diesem Fall ist das aber eher nebensächlich, denn 1.000 Megawatt reichen gerade mal aus, um etwa 5.000 Dreipersonenhaushalte mit Strom zu versorgen. Ach ja, das wird also unsere Stromprobleme nachhaltig lösen.

Über all dem steht noch die Verlustrechnung. Für eine Stromleitung über mehr als 1.000 Kilometer Länge gibt es keine Erfahrungswerte. Wie hoch werden die Energieverluste sein? Was kommt nach dieser Rekordstrecke noch an? Soll es Gleich- oder Wechselstrom sein? In jedem Fall wird man große Durchleitungsverluste hinnehmen müssen, aber die eingespeiste Strommenge wird bezahlt werden müssen und da sind wir bei der nächsten Ungewissheit. Wird sich irgendjemand in Aserbaidschan schon heute darauf festlegen lassen, welcher Preis für den Strom in sieben Jahren zu bezahlen ist? So weit können wir ja nicht einmal im eigenen Land voraussehen, wie die Energiepreise sein werden. Wir können nicht einmal absehen, ob Aserbaidschan in sieben Jahren nicht auch zum Feind erklärt sein wird. Oder was wird sein, wenn dann wieder ein Inselvolk diese Energieleitung im Schwarzen Meer sprengt?

Wir werden doppelt bezahlen

Der Zustand der deutschen Energieversorgung stellt sich so dar: Den Versorger, der uns 50 Jahre lang zuverlässig und preiswert mit Energie versorgt hat, haben wir abgeschaltet. Wir müssen allerdings die vertraglich vereinbarte Abnahmemenge bis 2030 bezahlen. Ganz gleich, ob wir es abnehmen. So steht es in den Verträgen. Auf den deutschen Verbraucher kommen also Zahlungen zu für Gas, das wir nicht wollen und nicht bekommen und Gas, das wir vielleicht nicht erhalten, aber wenn, dieses sehr teuer ist. Geht´s noch irrsinniger? Ja, die „Ampel“ schafft das. Und zwar mit einem Konvolut an Versprechungen, wie man in einigen Jahren die Energieversorgung auf neue Beine stellen will. Keines davon löst aber die akuten Probleme und auch das hehre Versprechen der Ukraine, Strom nach Deutschland zu liefern, hat sich in Luft aufgelöst. Ach ja, das wäre auch Atomstrom gewesen, aber weil es ukrainischer ist, wäre es guter Atomstrom gewesen. So, wie ukrainische Granaten, die auf Zivilisten im Donbas geschossen werden, auch gute Granaten sind. Es sind ja auch NATO-Granaten, die die Zivilisten unablässig zerfetzen.

Wir werden also mit leeren Versprechungen zugemüllt, um vom totalen Versagen unserer Häuptlinge abzulenken. Und wenn dann doch der Strom ausfällt, wenn die Menschen die Energiepreise nicht mehr bezahlen können, dann ist natürlich Putin schuld. Der Putin, der nach wie vor anbietet, Gas zum vertraglich vereinbarten Preis durch die verbliebene Röhre von Nord-Stream 2 zu liefern, das wir sowieso bezahlen müssen. Vorausgesetzt, man ist bereit, in Rubel zu bezahlen. Ach ja, in welcher Währung wird der Strom aus Aserbaidschan bezahlt werden? Noch eine offene Frage, die zu unerwarteten Konflikten führen kann. Und was sagt die nicht-gewählte EU-Präsidentin von der Leyen dazu?

Ein Promille ist ein wichtiges Projekt

Das Projekt ist Teil der Bemühungen der EU, sich angesichts des russischen Ukraine-Kriegs mehr Unabhängigkeit bei den Energielieferungen zu verschaffen. "Um einen wachsenden Anteil erneuerbarer Energien zu integrieren, brauchen wir in der Tat stärkere Stromverbundnetze. Deshalb ist das Schwarzmeer-Energiekabel zwischen Rumänien, Georgien und Aserbaidschan so wichtig", sagte von der Leyen. Da haben wir es wieder: Keine Ahnung von Dimensionen und völlige Unkenntnis des einfachen Dreisatzes. Diese 1.000 Megawatt sind nicht ein Promille des europäischen Strombedarfs, aber genau dieses Tausendstel ist also sooo wichtig. Diese Ignoranz gegenüber Physik und Naturgesetzen kennen wir schon von Expertinnen, die Strom im Netz speichern wollen und vor ein paar Tagen angeführt haben, dass im Dunkeln Energie in Solarmodulen gespeichert werden kann. So, wie dieselben Expertinnen felsenfest behaupten, Atomkraftwerke liefern keine Wärme.

Das Placebo-Projekt „Strom aus Aserbaidschan“ ist galoppierender Irrsinn, so, wie die gesamte Politik der Berliner Regierung. Mit den „Preisdeckeln“ werden im Namen der Steuerzahler Kredite aufgenommen, als gäbe es kein Morgen. Kanzler Scholz verspricht, für den Winter 2023/24 ist die Energieversorgung gesichert. Das ist eine glatte Lüge, das nächste Placebo, denn niemand kann das schon heute absehen. Vor allem nicht, wenn die Kriegspolitik gegen Russland fortgesetzt wird. Aber was soll´s, die Bundeswehr wird unser Land gegen das aggressive Russland verteidigen, mindestens zwei Tage lang, bevor die Munition ausgeht. Das wird sie tun, ganz gleich, ob wir Strom aus Aserbaidschan erhalten oder alles dunkel ist. Oder habe ich da etwas ganz falsch verstanden?

Hier können Sie nachlesen, wie wir mit 1.000 Megawatt in die Irre geführt werden sollen:
https://www.n-tv.de/wirtschaft/1200-Kilometer-Kabel-soll-Strom-in-die-EU-liefern-article23791412.html

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