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Die „Corona-Rezession“ ist keine Rezession

Von Peter Haisenko 

Nach der am meisten verbreiteten Definition liegt eine Rezession vor, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den Vorquartalen nicht wächst oder ein Rückgang zu verzeichnen ist (sinkendes Bruttoinlandsprodukt). Darf man aber von einer Rezession sprechen, wenn Teile der Wirtschaft für einen bestimmten Zeitraum auf Anordnung einfach stillgelegt werden?

Wir erleben gerade eine verordnete Produktionspause. Unter rein wirtschaftspolitischen Aspekten ist es jederzeit möglich, diese Pause zu beenden. Nach einer kurzen Phase zur Wiederaufnahme der Lieferketten gibt es keinen Grund, Wirtschaft und Produktion nicht genauso weiterzuführen wie vor der Zwangsstilllegung. Das unterscheidet den momentanen Stillstand von einer „normalen“ Rezession. Die entsteht nämlich aus sich aufbauenden Fehlern im Finanz- und Wirtschaftssystem, wenn das Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage nicht mehr im Gleichgewicht ist; wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, aus welchem Grund auch immer. Dann fallen die Preise und die Produktion muss zurückgefahren werden.

Das eigentliche Problem ist der gestörte Geldumlauf

Diesen Vorgang können wir gerade beim Ölmarkt beobachten. Allerdings gilt auch hier, dass der „Normalzustand“ jederzeit wieder hergestellt werden kann, wenn der verordnete Stillstand aufgehoben wird. Folglich sind auch die Turbulenzen am Ölmarkt keine Rezession im klassischen Sinne, sondern vielmehr eine vorübergehende Produktionspause mit drastischen Auswirkungen. Auch im Dienstleistungsbereich gibt es keine Rezession. Die Nachfrage ist nicht eingebrochen, sie darf nur nicht befriedigt werden. Besonders im Friseurgewerbe zeigt sich aber auch, dass die Produktionspause keine „Nachholeffekte“ haben wird. Selbst wenn man ein halbes Jahr lang nicht zum Friseur gehen konnte, reicht ein einmaliger Haarschnitt aus, den gewünschten Zustand wieder herzustellen. Dasselbe gilt für das Gastgewerbe. Niemand wird die zwangsweise versäumten Restaurantbesuche nachholen wollen.

Man könnte nun meinen, in einer Welt der konstanten Überproduktion bleibt eine Produktionspause von einigen Monaten ohne Folgen. Schließlich gibt es deswegen keinen spürbaren Mangel. Im Gegenteil bietet das die Gelegenheit, einen übersättigten Markt zu entlasten, eben weil die Produktion eine Zeitlang stillsteht. Das eigentliche Problem dabei ist der gestörte Geldumlauf. Wer nicht produzieren darf, kann nichts verkaufen und hat deswegen auch kein Geld zur Verfügung, die Angestellten zu entlohnen. Warum sollte er auch, wenn keine Arbeit geleistet wird? Das gilt auch für Dienstleistungsbetriebe. Das Wirtschaftssystem ist aber darauf angewiesen, dass die Menschen genügend Geld zur Verfügung haben, fürs einfache Überleben bis hin zu Luxuskonsum. Dafür gibt es in Deutschland das Instrument des Kurzarbeitergelds. Es soll zumindest das Überleben sichern und so die Arbeitslosenzahlen klein halten.

Geld aus dem Nichts führt das Finanzsystem ad absurdum

Allenthalben wird hämisch darauf verwiesen, dass in Trumps Amerika wegen Corona bereits 30 Millionen Arbeitslose entstanden sind. Auch diese Zahl bedarf einer kurzen Analyse. Die USA haben etwa 330 Millionen Einwohner. Das ist das Vierfache von Deutschland. Folglich muss man die Zahlen aus USA durch vier teilen, wenn man sie mit Deutschland vergleicht. In USA gibt es das System Kurzarbeitergeld nicht. Wer auch nur wenige Tage nicht arbeiten kann oder darf, der wird ebenso schnell entlassen, arbeitslos, wie er auch bei Bedarf ebenso schnell wieder eingestellt wird. So haben wir auch dort keine Rezession, sondern eine Produktionspause. Allerdings sollte man auch ehrlich feststellen, dass in Deutschland bereits für etwa zehn Millionen Kurzarbeitergeld beantragt worden ist. Hätten wir also amerikanische Verhältnisse, wären die zehn Millionen arbeitslos und es wären - skaliert - nahezu dieselben Zahlen wie in USA.

Weltweit wird dem Problem des gestörten Geldumlaufs mit Geld aus dem Nichts begegnet. Die Staaten verschenken Geld, um den Umlauf nicht zusammenbrechen zu lassen. Geld, das sie gar nicht haben. Damit wird das gesamte Finanzsystem ad absurdum geführt. Nach gültigen Regeln der weisen Ökonomen, müsste die zugeführte Menge an Geld, für die keine Arbeit geleistet wird, zu einer Inflation führen. Das wird nicht geschehen, denn dafür müsste ein Mangel an Waren existieren, der die Nachfrage nicht befriedigen kann. Das wird aber nicht passieren in einer Welt des Überflusses, selbst wenn die Produktion einige Monate pausieren muss. So stelle ich zum wiederholten Male fest, dass die heiligen Regeln der Ökonomie schon lange überholt sind, denn sie gelten nur in einer Welt des permanenten Mangels, den es aber seit Jahrzehnten nicht mehr gibt. Zumindest in Industriestaaten.

Geldgeschenke des Staates finanziert immer der Steuerzahler

Betrachten wir noch kurz den Zustand der (kleinen) Dienstleister, zu denen auch Restaurants und Bars gehören. Die dürfen seit zwei Monaten nicht arbeiten und Geld verdienen. Mit Krediten kann denen nicht geholfen sein, denn wie sollen die zurückgezahlt werden? Wie gesagt, kann es da in weiten Bereichen keine „Nachholeffekte“ geben. Das heißt, man muss dort einfach Geld verschenken, um massenweise Konkurse abzuwenden – und das stellt alle Geldregeln auf den Kopf.

Nicht anders sieht es aus mit der Luftfahrt und dem Tourismus. Man hat ihnen schlicht verboten, ihren normalen Geschäften nachzugehen. Folglich sind sie auch nicht verantwortlich für ihre unüberwindbaren Probleme und auch hier kann es keine Nachholeffekte geben. Natürlich gibt es einen Aufschrei, zumindest Kopfschütteln, wenn jetzt die Rede ist von zehn Milliarden, mit denen die Regierung die Lufthansa „retten“ will. Aber muss nicht grundsätzlich entschädigt werden, wenn man jemandem die Geschäftsgrundlage entzieht, die bislang als gesichert gelten musste? Vor allem dann, wenn immer deutlicher sichtbar wird, dass alle Maßnahmen völlig überzogen waren und sind? Die Frage dazu muss lauten: Welches und wessen Geld wird hier verteilt?

Wenn ein Staat Geld ausgibt, dann ist das immer das Geld der Steuerzahler, also unser Geld. Damit wird die Behauptung, man verschenke Geld, als Lüge entlarvt. Der Staat selbst hat das Geld ja nicht, das er verteilt. Er selbst muss dafür Kredite aufnehmen und natürlich Zinsen bezahlen. Sofort wird sichtbar, dass alle, nicht nur die konkreten Empfänger der Wohltat, mit ihren zukünftigen Steuern diese Kredite mit Zins und Zinseszins zurückzahlen müssen. Nach wie vor steht aber darüber die Frage, an wen und warum überhaupt Staatsschulden zurückgezahlt werden müssen. Es ist ja nicht so, dass bereits vorhandenes Geld, also Geld aus dem Umlauf, einfach umverteilt wird. Es handelt sich nicht erst jetzt um Geldmengen, die von den Zentralbanken einfach aus dem Nichts hergestellt werden. Kann es aber eine Schuld an das „Nichts“ geben? Ist es irgendwie nachvollziehbar, wenn durch ein paar Mausklicks Geld hergestellt, dann unters Volk verteilt wird und anschließend vom Volk dafür Zinsen kassiert werden? Widerspricht das nicht jeglichem „Leistungsprinzip“?

Schon lange wird unser Finanzsystem künstlich im Wachkoma erhalten

Mit der Produktionspause ist der Finanzcrash schon da, wird aber geflissentlich nicht wahrgenommen. Sämtliche zwangsstillgelegten Branchen sind eigentlich schon in der Insolvenz, inklusive der Banken, deren Bilanzen wegen der eingebrochenen Aktienkurse und aktuellen Kreditrisiken nur noch Makulatur sind. Die Weiterungen sind mannigfaltig. Mieten können nicht bezahlt werden und die Folgen daraus sind noch nicht einmal andiskutiert. Wenn also größere Probleme auftreten beim Wiederanfahren der Produktion, dann entstehen die wegen zusammengebrochener Finanzströme. So wird durch den Corona-Wahnsinn erkennbar, dass es unser Finanzsystem ist, das nicht nur schon längst nur noch mit untauglichen Mitteln im Zustand des Wachkomas erhalten wird, sondern uns dazu zwingt, ohne Unterbrechung zu arbeiten - ganz gleich, ob diese Arbeit überhaupt benötigt wird. 

Mit dem Beginn der Stillstandsverordnung leben wir in einem Zustand, der mit einem idealen Kommunismus verglichen werden kann. Jeder arbeitet was er kann und darf und jeder bekommt, was er braucht – auf niedrigem Niveau. So, wie man in der DDR viele Jahre auf seinen Trabi warten musste, warten wir darauf, begehrte Dinge wieder im Laden einkaufen zu dürfen oder gar unser Geld für Urlaubsreisen ausgeben zu dürfen. Mit der „Tracking-App“ oder dem Antikörperzertifikat gibt es dann Privilegierte, die mehr dürfen als Verweigerer. Ja, es ist beinahe wie unter Stalin. Nur wer Wohlverhalten zeigt, darf seine Grundrechte ausüben. Wie war das mit dem Aufschrei über China, als ein Kontroll-System mit Sozialpunkten angekündigt worden ist?

Es ist einfach falsch, von einer Rezession wegen Corona zu sprechen. Es ist keine Rezession, sondern eine Produktionspause. Aber mit dem Hinweis auf das Höllenvirus können alle Häuptlinge behaupten, sie hätten immer alles richtig gemacht, inklusive der wohlausgewogenen Maßnahmen, uns vor dem kollektiven Virentod zu retten. Nein, wir tragen keine Schuld! Wir haben alles richtig gemacht, denn es hätte ja viel schlimmer kommen können. Erst heute wieder droht die Kanzlerin mit der zweiten und dritten Welle, die dann sofort zur neuerlichen Stillstandsverordnung führen muss. Und wenn wir jetzt Geld aus dem Nichts ins System pumpen, dann sind wir auch die besten, denn wir retten Wirtschaft und Wohlstand. Ein perfides System, denn der Gegenbeweis wird kaum den Weg in die großen Presseorgane finden – oder verunglimpft, wie Schweden mit seinem erfolgreichen Gegenmodell. 

 

Abschließend kann ich nur raten, sich mit unserem revolutionären System der „Humanen Marktwirtschaft“ zu beschäftigen. Ich verzichte hier ganz bewusst darauf einzugehen, wo die Vorteile liegen. Das ist in drei Sätzen sowieso nicht möglich. Lesen Sie es einfach und staunen Sie, dass es ein Finanz- und Wirtschaftssystem geben kann, das jeder versteht und so dafür sorgt, dass man damit nicht Schindluder treiben kann, wie mit dem alten System. Das ist vorsätzlich mit unverständlichen Spezialausdrücken gespickt, damit es niemand mehr verstehen kann. Letztlich nicht einmal diejenigen, die mit dem System arbeiten. „Die Humane Marktwirtschaft“ nach Haisenko/von Brunn ist erhältlich im Buchhandel oder direkt zu bestellen beim Verlag hier.

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