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Trumps Importzölle und die Probleme mit dem Dollarkurs

Von Peter Haisenko 

Donald Trump und Wladimir Putin haben es gemeinsam: Was immer sie tun, es wird negativ darüber berichtet und niemand in den Systemmedien macht sich die Mühe zu hinterfragen, ob es richtig und sinnvoll sein kann. So wird jetzt wieder auf Trump eingeschlagen, auch von Merkel, weil er Importzölle auf Stahl und Aluminium angeordnet hat, die es – wer hätte das gedacht? – schon seit Jahren in Europa gibt.

Vor zehn Jahren musste für einen Euro 1,55 US-Dollar bezahlt werden. Dann stabilisierte sich der Dollar für einige Jahre bei etwa 1,33, um dann auf 1,05 aufzusteigen. Das heißt, dass sich Importe in die USA aus Sicht der USA erst um etwa 15 Prozent, dann nochmals um etwa 21 Prozent verbilligten, also insgesamt während dieses Zeitraums um etwa 32 Prozent. Nein, das ist kein Rechenfehler. 32 Prozent ist die gesamte Veränderung vom Wechselkurs 1,55 zu 1,05. Im gleichen Maße haben sich natürlich Exporte aus den USA verteuert und so die Wettbewerbsfähigkeit der US-Industrie herabgesetzt. Jetzt haben Sie eine Idee, warum Donald Trump bei Amtsantritt von Importzöllen von 35 Prozent gesprochen hat.

Wo „Made in USA“ draufsteht, ist längst nicht überall „Made in USA“ drin

Die Ankündigung von Importzöllen vor einem Jahr und der Hinweis von Trump, dass das Handelsungleichgewicht zu Ungunsten der USA nicht weiter toleriert werden darf, hat den Dollar schnell auf etwa 1,24 fallen lassen, wo er jetzt wieder stabil gehalten wird. Vergessen Sie in diesem Zusammenhang das Märchen, die Währungswechselkurse würden irgendwelchen Marktgesetzen folgen. Sie werden nach Belieben manipuliert von denjenigen, die die Macht über das Geld haben, ebenso wie der Goldpreis, der aber hier keine Rolle spielt. Korrekt bewertet müsste der Dollar bei etwa 1,80 bis 2,0 pro Euro stehen. Man bedenke dazu, dass es keine Seltenheit in den USA ist, für ein Pint Bier (0,4 Liter) in der Kneipe mehr als zehn Dollar zu bezahlen. Stünde der Wechselkurs des Dollar in dieser Höhe, bräuchte Trump keine Importzölle. Warum also ist der US-Dollar nach wie vor derart überbewertet?

Die USA befinden sich in einer fatalen Zwickmühle. Die Wirtschaft bräuchte einen niedrigen Dollarkurs, um auf den Weltmärkten konkurrenzfähig zu sein, trotz der schlechten Qualität der US-Produkte. Auf der anderen Seite sind die USA so weitgehend von Importen abhängig, dass ein niedriger Dollarkurs das amerikanische Außenhandelsdefizit explodieren ließe, in unkontrollierbare Höhen. Weil die US-Konzerne ihre Produktion seit 40 Jahren in Billiglohnländer ausgelagert haben, werden viele essentielle Güter (fast) nicht mehr in den USA produziert. Bekleidung zum Beispiel, oder Uhren und Elektronik. Schraubt man einen Computer „Made in USA“ auf, wird man kaum einen Chip „Made in USA“ finden. Apple lässt seine Produkte in Taiwan zusammenschrauben und Microsoft beschäftigt Programmierer in Indien. Die Fertigungstiefe von Boeing bei seinem „Dreamliner“ beträgt nur noch 30 Prozent. Das heißt, dass 70 Prozent der Teile für dieses Flugzeug „Made in USA“ eben ganz und gar nicht „Made in USA“ sind.

Die EU erhebt schon lange Importzölle auf Stahl aus China

Dass das auf Dauer nicht gutgehen kann, leuchtet ein und erklärt das gigantische Außenhandelsdefizit der USA, das ohne die Einkünfte aus den Finanzsektor etwa doppelt so hoch wäre. Die Folge dieser Geschäftspolitik ist die hohe Arbeitslosigkeit und nur die Kaufleute profitieren von dem Zustand. Adam Smith hatte schon erkannt, dass das Kapital keine Heimatliebe kennt und so ist es Aufgabe des Staats, dafür zu sorgen, dass Kapital und Arbeitsplätze im Land bleiben oder eben zurückgeholt werden, wenn das Kind schon im Brunnen liegt. Damit komme ich zurück zum Stahl und den Importzöllen. In den USA selbst ist alles vorhanden, was zur Produktion von Stahl benötigt wird: Erz, Kohle und Arbeitskräfte.

Es gibt seit einigen Jahren eine weltweite Überproduktion von Stahl und die Folge ist, dass Stahl auf den Weltmärkten zu Dumpingpreisen gehandelt wird. Die EU hat das schon vor Jahren erkannt und die Notbremse gezogen, indem sie Importzölle auf Stahl aus China erhebt und diese vor einem Jahr nochmals drastisch angehoben hat, auf jetzt maximal 35,9 Prozent. Donald Trump will nur etwa 25 Prozent. Sind unsere Politiker – allen voran Merkel und natürlich auch die Journaille – so uninformiert oder verbohrt, das sie sich jetzt erdreisten, Trump an den Pranger zu stellen für etwas, was in Europa schon lange Praxis ist? Wie bescheuert ist es, mit Gegenmaßnahmen zu drohen, etwa Zölle auf Harleys und Whisky zu erheben? Abgesehen davon, dass diese Produkte nicht einmal ein Prozent des Handelsvolumens ausmachen, widerspricht es dem Ziel, mit und für die USA eine ausgeglichene Handelsbilanz herzustellen.

213.000 neue Arbeitsplätze im Februar in den USA

Noch vor einem Jahr hat der damalige Finanzminister Schäuble selbst zugegeben, dass es das Ziel sein muss, die Handelsbilanz mit den USA in Richtung ausgeglichen zu bewegen. Gäbe es noch funktionierende „Märkte“, würde sich der Dollarkurs solange nach unten bewegen, bis das erreicht ist. Hier liegt allerdings das Problem, warum die Regelungskräfte der „Märkte“ nicht greifen dürfen. Wie ich schon anmerkte, würde ein marktkonformer Dollarkurs das Außenhandelsdefizit explodieren lassen. Die USA würden zusammenbrechen. Der gewiefte Geschäftsmann Trump weiß das und geht jetzt übergangsweise den einzig möglichen Weg. Mit seiner Steuerreform hat er die Voraussetzung geschaffen, Produktionsstätten und Kapital in die USA zurückzuholen. Das wirkt schon. Siehe Apple etc. Die neueste Meldung lautet, dass der Zuwachs an Arbeitsplätzen im Februar doppelt so hoch ausfiel wie die „Wirtschaftsweisen“ vorausgesagt hatten, nämlich 213.000. Das ist ein Erfolg, wie ihn nicht einmal Roosevelt mit seinem „New Deal“ erreichen konnte.

Donald Trump, die USA, müssen also übergangsweise die Preise für Importe von Gebrauchsgütern mit einem hohen Dollarkurs niedrig halten und auf der anderen Seite die heimische Produktion fördern, indem sie Zölle auf Produkte erheben, deren Produktion im Inland einigermaßen schnell wieder aufgenommen werden kann. Eben Stahl und Aluminium. Wem das gar nicht gefällt, sind Kaufleute und Banker, denn deren ausbeuterische Renditen werden so nicht mehr haltbar sein. So muss man sich nicht wundern, dass nicht nur aus Europa, sondern auch aus den Reihen der Republikaner Kritik kommt. Natürlich werden sich Trumps Zölle auf den Preis amerikanischer Produkte auswirken, wie zum Beispiel Autos, aber das wird beherrschbar sein. Vor allem dadurch, dass mit den neuen Arbeitsplätzen auch neues Geld in den Umlauf kommt und auch Steuereinnahmen ansteigen werden. Zum anderen sind Preise für amerikanische Autos für den Export uninteressant, denn diesen lackierten Schrott will außerhalb der USA sowieso niemand haben. Nebenbei bemerkt, fließen die Importzölle in die Staatskasse und können dort Projekte finanzieren, die wiederum neue Arbeitsplätze schaffen, zum Beispiel bei der Reparatur der Infrastruktur, die nun wirklich dringend nötig ist.

Auch deutsche Arbeitnehmer werden betrogen

Werfen wir dazu noch einen Blick auf Deutschland. Hier wird zu viel und zu billig produziert, wie der Außenhandelsüberschuss des letzten Jahres in Höhe von 240 Milliarden Euro drastisch aufzeigt. Deutschland ist zur Billigwerkbank der EU verkommen. Würden die Märkte funktionieren, müssten die Löhne in Deutschland und damit die Preise deutscher Produkte solange ansteigen, bis die verringerte Nachfrage eine ausgeglichene Handelsbilanz für Deutschland ergäbe. Das würde eine Steigerung der unteren Lohngruppen von etwa 30 Prozent ergeben, bei verringerter Arbeitszeit. Und hier haben wir wieder die 30 bis 35 Prozent, die Trump als Importsteuer angedroht hat. Wenn dann die deutschen Produkte einen entsprechenden Preis haben, muss auch niemand mehr über Zölle reden. Dasselbe gilt natürlich auch für China. So gesehen hat Trump wieder einmal Recht, wenn er von Betrug am amerikanischen Volk spricht. Allerdings ist dieser Betrug bivalent, denn es ist genauso der deutsche und der chinesische Arbeitnehmer, der um seinen gerechten Lohn betrogen wird. Aber darüber redet Merkel natürlich nicht. Man muss sich auch hier wieder fragen, wessen Geschäft Merkel betreibt oder ob ihr Genius für derartige Erkenntnisse nicht ausreicht, wie auch der der anderen Trump-Hasser.

Zusammenfassend stelle ich fest: Die USA befinden sich nicht erst heute in einer prekären wirtschaftlichen Lage und Trump ist der Erste, der das erkannt hat und tatsächlich Maßnahmen ergreift, das zu ändern. „Make Amerika Great Again“ sollte folglich so verstanden werden, dass sich Trumps Ziel nicht auf militärische Macht bezieht, sondern darauf, Amerika zu seiner alten Größe als produzierende Wirtschaftsmacht zurückzuführen, die nicht mehr davon abhängig ist, dass sich der Rest der Welt mit munter gedruckten Dollar als „Bezahlung“ abspeisen lässt. Wie ausgeführt, kann der Weg dorthin nur über widersprüchliche Maßnahmen führen, deren Sinn sich demjenigen nicht erschließen kann, der von vorn herein alles verteufelt, was Trump anschiebt.

Nach wie vor erdreisten sich die USA, Sanktionen und Embargos gegen alle zu verhängen, die ihnen nicht passen. Solange die wirtschaftliche Situation der USA aber nicht verbessert worden ist, sind es aber tatsächlich die USA, die von einem Embargo am härtesten getroffen werden könnten. Es würde auch ausreichen, wenn China seine Dollarreserven auf den Markt wirft. Dann nämlich würde der Dollar richtig abstürzen und die USA gingen wirtschaftlich restlos den Bach runter. Das wäre fatal für die ganze Welt, denn es könnte sein, dass die USA dann den roten Knopf drücken und den Rest der Welt mit in den Abgrund reißen. So, wie es das British Empire mit dem Ersten Weltkrieg getan hat, als sie um 1900 am wirtschaftlichen Abgrund standen. Freuen wir uns also, dass Donald Trump mit seinen Importzöllen den einzig möglichen Weg beschritten hat, die USA Stück für Stück aus dem wirtschaftlichen Dilemma zu führen, um Amerika wieder großartig und damit unabhängig von andauerndem Krieg zu machen.

Lesen Sie dazu zum besseren Verständnis über den US-Dollar und seine grundsätzlichen Probleme angesichts des überholten Systems von Bretton Woods: Die verschwiegenen Ursachen der Jahrhundertkrise



Nachsatz: Das gesamte Weltwirtschaftssystem ist total verrottet und bedarf einer Grundrenovierung. Und Grundrenovierung heißt, dass es nicht ausreicht, an einigen Stellschrauben ein wenig zu drehen. Man muss von Grund auf neu denken, damit nach dem Zusammenbruch nicht die alten Fehler einen Neuanfang von Anfang an kontaminieren und das System nach absehbarer Zeit wieder am Abgrund ist. Wir haben mit unserer Humanen Marktwirtschaft ein Modell für eine echte Grundrenovierung vorgestellt, die nicht unter den Defiziten der alten Systeme leidet. Überzeugen Sie sich selbst und lesen Sie „Die Humane Marktwirtschaft“ nach Haisenko/ von Brunn. Im Buchhandel oder direkt zu bestellen beim Verlag hier.

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