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Der gute Mensch

Überlegungen von Werner Roth

Die Frage nach Gut und Böse als Konstrukt der Moral ist ein Alleinstellungsmerkmal der menschlichen Spezies. Das gibt es weder bei Tieren und Pflanzen, noch sonst im Universum. Zumindest soweit wir das überblicken.

Die nachfolgenden Zeilen können der gewaltigen Thematik in diesem Rahmen nicht gerecht werden. Aber sie liefern vielleicht Anregungen, selbst dazu weiterzudenken. Getreu dem Slogan hier auf der Startseite: „Aus Freude am Denken.“ „Sie dadadn do sonst ja goa ned lesn. Kannt ma dengga.“

Alles was lebt, will sich wohlfühlen. Der Mensch fühlt sich aber erst so richtig wohl, wenn er sich selbst als gut empfindet. Dieses unbedingte, mit aller Gewalt (wortwörtlich) erzwungene „Gut-sein-Wollen“ ist bei der Art Leute, die unter der Chiffre „die Guten™“ subsumiert werden können, so dermaßen verkrampft, dass am Ende meist nur eine schmerzhafte und eklige spastische Verrenkung übrig bleibt.

Viel zu viele glauben, man könne das Gutsein in Äußerlichkeiten erkennen. Oder sein Gegenteil, das Böse. Denken Sie an die berühmt-berüchtigte "Verbrechervisage".

Doch es spielt für das Gute im Menschen keinerlei Rolle, welchen Kleidungsstil jemand bevorzugt, welcher politischen Richtung jemand anhängt, welchen finanziellen Status jemand hat, welchem sog. sozio-kulturellen Milieu jemand zugeordnet wird oder was jemand beruflich macht.

Knapper als Erich Kästner kann man es kaum fassen: „Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.“

ALF, der Star einer Vorabend-Serie in den 80ern verhalf diesem Gedanken zu weitflächiger Verbreitung. Bibeltreue Mitmenschen können sich natürlich auch auf die sog. heilige Schrift beziehen, in der steht: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“. Das ist zwar keine direkte Erklärung zum Gutsein, aber es hilft, dem, was als gut angesehen wird, näher zu kommen.

Das Gute ist immer und überall eine Frage nach dem Innenleben, d.h. des Charakters bzw. der Persönlichkeit des jeweiligen Individuums. Und Schwätzen allein reicht nicht. Nur die Handlung zeigt, ob etwas gut oder schlecht ist.

Nun wird’s kompliziert. Denn selbst wenn ein Mensch einmal oder sogar oft etwas Gutes tut, dann bedeutet das nicht, dass er in jeder Situation gut handelt.

Letztendlich muss jeder Fall, jede Situation und jeder Mensch stets aufs Neue geprüft werden, ob was Gutes herauskommt.

Das Internetz meint zur Frage, wann ein Mensch als gut bezeichnet werden kann, folgendes:

„Aristoteles aus dem antiken Griechenland argumentiert, dass eine Person dann gut ist, wenn sie gute Charaktereigenschaften hat. Gute Charaktereigenschaften sind nach Aristoteles: Tapferkeit, Grosszügigkeit, Weisheit und Selbst-Beherrschung.“

Nun, das ist selbstverständlich voll daneben. Gerade „Tapferkeit“ und „Selbst-Beherrschung“ sind heutzutage nur noch mit der Lupe zu finden. Über „Grosszügigkeit“ und „Weisheit“ legen wir pietätvoll lieber gleich die Decke des Schweigens drüber.

Deshalb muss hier auch die Wikipedia zu Wort kommen. Die spuckt dann zur Frage „Was definiert einen guten Menschen?“ folgendes Geschwurbel aus:

„Ein Mensch gilt als „gut“, wenn er sozial erwünschte Eigenschaften aufweist. „Das Gute“ hingegen steht in der Regel für ein höchstrangiges Ziel des Menschen: für das unbedingt Wünschenswerte und als richtig Erachtete, das durch entsprechende Handlungen verwirklicht werden soll.“

Das sagt jetzt genau was aus? Richtig! Gar nichts. Höchstens vollkommene Beliebigkeit. Doch bohren wir doch auf der offiziell anerkannten Plattform der Wahrheit, also Wikipedia, weiter nach. Da steht dann zur Frage „Was ist die wahre Definition von „gut“?“:

„In den meisten Kontexten bezeichnet der Begriff „gut“ das Verhalten, das bevorzugt werden sollte, wenn man vor die Wahl zwischen möglichen Handlungen gestellt wird. Gut wird im Allgemeinen als das Gegenteil von Böse angesehen.“

Da die Welt sich als polar darstellt, muss das Gute auch mit seinem Gegenstück, dem Bösen, konfrontiert werden.

Genau! Und was ist das ultimativ Böse? Richtig! Alles was „rechts“ ist. Das Böse hebt allüberall den rechten Arm und brüllt „Heil“, wählt falsche Parteien, ist gegen die „wahren“ Narrative wie LGBTQ, Klima, Viren, Terror, Feminismus, schwafelt was vom „Deep State“ und überhaupt.

Wer zuerst „Hitler!“ oder „Nazi!“ schreit, zeigt, dass er den höchsten Trumpf in jedem Kartenspiel hat.

Die hier gelieferte Definition vom Gutsein unterstreicht die einzig richtige Haltung. Wer gegen das Böse, im gerade beschriebenen Sinn ist, ist schon defintionsgemäß ein Guter. Der KANN gar nicht böse sein.

Auf gar keinen Fall können natürlich die ewigen Opfer der ultimativen Bösen, also die Juden, irgendwie geartet selbst böse sein. Nie und nimmer. Niemals! Man kann dies derzeit sehr gut im Nahen Osten erkennen. Die Terrorismusbekämpfung wird dort nach streng moralisch-ethischen Grundsätzen durchgeführt.

Stets maximal menschenfreundlich und human verteidigt die untadelige und professionellste Armee der Welt, die IDF, dort auch unsere Freiheit und Demokratie. Wer das anders sieht, muss zwangsläufig ein Böser sein.

Ein Mangel an Menschlichkeit macht einen nicht übermenschlich.

Böse Taten können sich zu einer großen Monstrosität auswachsen durch das Wegschauen, die Ignoranz und die Feigheit, bloß nicht anzuecken. Weil diese Verhaltensmuster aber tief in praktisch jeder Gesellschaft eingewebt sind, ist die Menschheitsgeschichte gesäumt mit entsetzlichen monströsen Grausamkeiten.

Das sog. heilige Land zeichnet sich darin besonders aus. Menschliche Gemetzel und widerlichste Abschlachtereien sind in dieser Weltregion mindestens seit den Zeiten der Babylonier eindrücklich schriftlich dokumentiert. Von Masada über die Kreuzzüge bis ins heute mit der Nakba und, ganz aktuell, Gaza.

Diese Art von geschichtlicher Kontinuität ist wirklich unheimlich beeindruckend oder beeindruckend unheimlich.

Wenn das Land schon so viel mehr heilig, also gut, ist als sonst wo, dann müssen zum Ausgleich offenbar die Völker, die dort leben, auch im gegenteiligen Extrem verhaftet sein. Also dem extrem Bösen, dem Satanischen. Ist das Blödsinn? Kann sein. Aber es gilt doch: Nix existiert ohne sein Gegenteil. Oder doch nicht?

Wie oft haben Sie sich selbst schon gefragt, ob Sie denn ein guter Mensch sind?

Fragen Sie mal einfach irgendwelche Leute auf der Straße oder sonst wo, ob sie sich selbst als guten Menschen sehen. Sie werden ziemlich sicher ein hundert prozentiges Ergebnis bekommen. Oder wer sieht sich selbst denn als böser Mensch? Und wenn tatsächlich, dann würde es niemand offen eingestehen.

Dabei glaubt ausnahmslos jeder, er wisse, was gut und was böse ist. Zum Erkennen haben wir doch unsere 5 Sinne. Aber die Wahrnehmung kann trügerisch sein. Fragen Sie nach bei einem Wahrnehmungspsychologen Ihrer Wahl. Denn jede Art von Kommunikation ist auch immer Manipulation. Oder Wissenserweiterung, vulgo Lernen. Je nach Blickwinkel oder Intention.

Die Sprache sticht da besonders hervor. Es schadet nicht, wenn man sich bewusst macht, dass jedes Wort verknüpft ist mit einer Bedeutung, die ein gelerntes inneres Gefühl auslöst, ob damit eher etwas Gutes oder Böses ausgedrückt werden soll. Die intrinsische Zuschreibung eines Gut oder Böse für ein Wort ist allerdings sehr stark vom sozio-kulturellen Milieu geprägt.

Im Bereich des Politischen hat die Sprache an und für sich die zentrale Bedeutung.

Mit der französischen Revolution wird für bestimmte politisch erwünschte Ziele zwischen linken und rechten Einstellungen unterschieden. Seitdem haben „Links“ und „Rechts“ meist diametral zueinander stehende Wertigkeiten von Gut und Böse, je nach Prägung des Benutzers.

Die Begriffe „Links“ und „Rechts“ sind aber inzwischen durch die orwell’sche Neu-Sprachdeformierung dermaßen ausgehöhlt und entkernt, dass sie nur noch rein taktisch als Chiffren für „Gut“ und „Böse“ Verwendung finden. Die früheren Inhalte dienen bestenfalls noch zur Tarnung und Täuschung der eigentlichen Absichten.

Wenn also jemand ständig unaufgefordert und ungefragt sich selbst als „links“ hinstellt, dann ist damit praktisch ausschließlich gemeint: „Ich bin ein Guter“. Auffallenderweise ist das bei denen, die sich selbst als „rechts“ benennen, weniger eindeutig zu bemerken. Dort wird meist mehr die Ratio gegenüber dem reinen Gefühl hervorgehoben, also mehr in Richtung „Ich bin ein Vernünftiger“. Doch diese Einschätzung ist rein subjektiv individueller Anschauung geschuldet.

Die links-rechts Kategorisierung ist nur mehr ein Symptom der allgemeinen Verwirrtheit und weniger eine irgendwie verständlich machende Benennung von politischen Handlungen. Böse und Gut aus der jeweiligen diametralen Weltsicht ist hier weitaus passender.

Hier zeigen sich schön die Probleme mit der Fassbarkeit dessen auf, was als gut zu erachten ist.

Alle Lebewesen sind in ihrer Handlungsfreiheit erheblich von den Grenzen des Instinkts beschränkt. Nicht so der Mensch. Er kann die instinktiven Grenzen aufgrund seines freien Willens überwinden und somit, auch aus reinem Kalkül, einen Mitmenschen einfach so um die Ecke bringen.

Oder er kann Pläne schmieden, die fast nur von Gier, Hinterlist und reiner Bösartigkeit getrieben sind. Von Tieren ist das nicht bekannt.

Das Menschsein beinhaltet so unglaublich viel. Von überirdischer Intelligenz (Einstein etc.) bis zu unterirdischer Blödheit. Von gottgleicher Klugheit und Güte bis zur infernalen teuflischen Schlechtigkeit. Und das alles ist auch noch in jedem einzelnen Individuum prinzipiell vorhanden. Nur spezielle Umstände, äußere als auch innere, können diese Möglichkeiten aktivieren oder eben nicht. Sau kompliziert, das Alles.

Neben der Verteilung der Talente und des Aussehens, die maßgeblich genetisch basiert sind, kommen da oben drauf natürlich noch die kulturellen und zeitgeist-bedingten Unterschiede, die lokal bzw. global recht bedeutend sein können. Und doch gibt es da auch die Dinge, die als gut oder böse gelten, die über alle Zeiten, Regionen und Kulturen nahezu identisch sind.

Und schon sind wir wieder bei der Moral und der spannenden Frage: Woher kommen die moralischen Maßstäbe? Wer entwirft diese? Wer bestimmt die Grenzen zur Amoralität?

Wenn man annimmt, es gibt eine höhere Macht, die meist Gott genannt wird, wie das überall außerhalb des güldenen Werte-Westens so gehandhabt wird, würde diese Macht unterscheiden zwischen Gut und Böse? Doch dann hätte sie sehr menschliche Verhaltenszüge. Zu menschlich? Wäre eine menschliche höhere Macht dann überhaupt noch eine höhere Macht?

Wem das an Komplexität noch nicht reicht, der darf gerne auch noch die Quantentheorie miteinbeziehen.

Diese Gedankengänge tragen nicht wirklich zu mehr Klarheit bei.

Vielleicht wäre es mal sinnvoll, zuerst den Menschen in seiner ganzen Vielfalt und Breite zu verstehen. Jedoch nicht, um ihn aufs Übelste manipulieren zu können, so wie das derzeit gemacht wird. Man kann Erkenntnisse auch für das Wohl der Leute gebrauchen. Nein? – Doch! – Ohh…

Eine wohltuend funktionierende Gesellschaftsform müsste um den Menschen herum entwickelt werden. Und nicht immer wieder und wieder nach dem „neuen Menschen“ geplärrt werden, der zuerst geschaffen werden soll, um dann besser ins System zu passen.

Warum betrachtet man nicht viel eingehender die Grundlagen eines Gesellschaftssystems der längsten Phase der menschlichen Existenz? Der Jäger- und Sammlerzeit. Da lief es augenscheinlich für den Menschen leidlich gut.

Dabei waren die Aufgabenverteilungen innerhalb der Gemeinschaft überlebenswichtig. Wer bringt wann was wie am besten in die Gruppe ein? Wer ist für was am besten geeignet? Die natürlichen objektiven Unterschiede müssen für das Gelingen eines Vorhabens dabei strengstens beachtet werden. Sonst gibt’s Schiffbruch.

Aus den grundlegenden Erkenntnissen über die Welt, das Leben und den Menschen ergab sich somit praktisch zwangsläufig die Benennung von menschlichen Eigenschaften, die als anzustrebende Tugenden für das Erreichen des eigenen Seelenheils und des Gemeinwohls angesehen wurden und werden. Als da sind:

* Ehrlichkeit (am meisten gegenüber sich selbst!)

* Aufrichtigkeit (im Sinne von mutig, unbeugsam)

* Offenheit (gegenüber allem und jedem; vorurteilsfrei an die Dinge herangehen)

Je mehr jemand diese Ideale lebt, desto näher dran ist er, als guter Mensch zu gelten.

Das gilt überall außerhalb des sich selbst dazu ernannten Werte-Westens.

Der fabuliert zwar ununterbrochen von seinen tollen Werten, hat aber diese selbst ausgehöhlt und trägt sie als bloße Schimäre vor sich her. Das sich selbst so empfindende gehobene Bürgertum, die salopp „Dünkeldeutschen“ zu nennenden, haben moralisch zwar ziemlich abgewirtschaftet, aber die Doppelmoral und der Gratismut glänzen wie noch nie.

Darüber hinaus, sind diese Leute hochgradig moralisch mitschuldig, weil sie sich von diesem korrupten System haben kaufen lassen. Deshalb akzeptieren sie alles, solange der eigene Vorteil gewahrt bleibt. Um ihren Wohlstand zu bewahren, ignorieren sie Drogenhandel, Kriege, Lügen und digitale Knechtschaft – und bezeichnen sich als fortschrittlich. Gut ist was anderes!

Unabhängig davon sind Werte wichtig als Grundlage für eine entsprechende Haltung, die den Weg zur inneren seelischen Mitte ebnen kann.

Zu guter Letzt noch eine Behauptung, die wohl kaum zu bestreiten ist: Nur ein Mensch in seiner inneren Mitte, in einem ausgewogenen Seelenzustand, ist sich wirklich selbst nah und nur so jemand kann auch ein wirklich Guter sein.

„Der Ruhm folgt der Tugend (der Demut), als wäre er sein (ihr) Schatten".
Marcus Tullius Cicero 

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