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Was der Deutsche Michel schon immer über Pearl Harbour nicht gewusst hat

Eine historische Hintergrund-Analyse von Wilfried Schuler

In Japan war der Besitz von Feuerwaffen bis 1868 bei Todesstrafe verboten. Die 300 Jahre währende Edo-Zeit, war eine Zeit des Friedens und des Wohlstands. Der Grad der Alphabetisierung lag bei deutlich über 90%. Man vergleiche damit das Europa dieser Epoche. Der interne Handel blühte, aber Ausländer waren unerwünscht. Lediglich über den Hafen von Nagasaki gab es spärliche Kontakte mit Holländern und Portugiesen, die aber von der Regierung streng reglementiert wurden. 

Dieser Frieden war 1853 vorbei. In diesem Jahr kamen die Amerikaner mit Kanonenbooten und einer klaren Botschaft. Diese lautete: Ihr handelt mit uns, oder wir schießen mit 15 cm Kanonen auf die Holzhäuser von Tokio. Es versteht sich, dass die USA die Bedingungen dieses Handels diktierten. Das war der Vorläufer von TTIP. Und der erste Schritt auf dem Weg nach Pearl Harbour. In der japanischen Geschichte sind diese Verträge als die „Ungleichen Verträge“ bekannt. Es waren in Wirklichkeit beinharte Diktate. 

Im Zuge der Industrialisierung rüsteten die Engländer und die Amerikaner die japanische Flotte innerhalb einer Generation zur Weltmachtgröße auf. Japan führte Kriege gegen China, besetzte im ersten sino-japanischen Krieg Taiwan und später, 1906, Korea. Damals wurden auch die jetzt strittigen kleinen Inseln besetzt die 100 Jahre lang zum Ming-Imperium gehört hatten. Und dies mit Wissen und nach ausdrücklicher Ermunterung durch den US Präsidenten Theodore Roosevelt. Die Japaner agierten 100 Prozent konform mit den Interessen der imperialistischen Weltmächte. Im Jahre 1900 demütigten die Europäer und Amerikaner gemeinsam mit den Russen und Japanern die Chinesen im Boxeraufstand. Die Japaner köpften die Chinesen im Stile der ISIS und die Anderen standen dabei, mit der Mannschaft angetreten und gafften blöd, als sei das die normalste Sache der Welt. Auch die humanistisch erzogenen Deutschen. Man hat nie gehört, dass die Presse in Europa oder den USA protestiert hätte. 200 000 chinesische Opfer waren kein Pappenstiel für einen kleinen Streit um Marktanteile.

Der Frankfurter Bankier Schiff finanziert 1905 die Japanische Marine 

Adam Schiff war ein Angestellter und Nachbar von Amschel Rotschild in der Judengasse in Frankfurt. Sein Sohn Jacob Schiff, ein Schulfreund der Rothschild Söhne, emigrierte 1865 von Frankfurt nach NY und wurde erst Teilhaber, dann durch Heirat Chef der Bank Kuhn & Loeb, die später als Lehman Brothers firmierten und 2008 bankrott gingen. Jacob Schiff war der Banker der Stahl- und Eisenbahnbarone. Er finanzierte 1905 den Krieg der Japaner gegen Russland mit 200 Mio. $. Damals eine gewaltige Summe. Er wurde später vom Tenno mit den höchsten Orden dekoriert. Schiff gab 1917 Leo Trotzki ein Taschengeld von 10 000 $ mit auf die Reise nach St. Petersburg. Er mischte auch bei der Entstehung der FED 1913 im Dezember mit. Es ist allgemein akzeptiert, dass er der Frontmann der Rothschild Familie in den USA war. Das ist keine finstere Verschwörungstheorie. Es liegt auf der Hand. Warum sollte er nicht für seine alten Schulfreunde und Nachbarn arbeiten? Mitte der 1920-er Jahre erhielt auch Adolf Hitler milde Gaben aus den USA. Zu einer Zeit, als nur 15 Reichsmark in der Kasse der NSDAP waren. Die Waffen der SA kamen zu einem erheblichen Teil von Remington, nicht von Mauser. Das gehört zwar nicht zwingend hierher, rundet aber das Bild ab.

Nachdem die Japaner Russland 1905 in der Seeschlacht von Tsushima besiegt hatten, stiegen sie zur asiatischen Großmacht, ja Weltmacht auf und begannen China auszubeuten. Alleine in China starben bis 1945 rd. 17 Millionen Menschen unter ihrer gnadenlosen Terrorherrschaft. Ein dunkles Kapitel, das in Europa nicht thematisiert wird. Die Chinesen hätten demnach heute viel mehr Grund, die Japaner zu hassen als umgekehrt. Kein vernünftiger Mensch würde dem Täter zugestehen, dass er Jahrzehnte später Hass gegen sein früheres Opfer artikulieren dürfte. Im Fall China-Japan nimmt die Presse das als normal hin. Ja sie befördert diese Ressentiments noch. Wenn sie nicht sogar an ihrer Entstehung großen Anteil hatten. 1914-18 durften die Japaner auf der Seite des Westens kämpfen.

Noch waren sie bei den Guten. Und sie waren schon damals technisch Weltspitze. Sie bauten 1917 zwei Schlachtschiffe mit 4 x 2 41-cm-Kanonen. Die damals besten Schiffe der Welt, die anschließend von den Amerikanern kopiert wurden. (Nicht umgekehrt) Die hochwertige Munition für Tsushima lieferte allerdings Du Pont aus USA. So wurde ein Teil des Kredits sofort recycelt. Ein Konjunkturprogramm für die USA, das die Japaner zunächst finanzierten. Später holten sie sich das Geld von den Koreanern und Chinesen zurück. Wer hier Parallelen zu der Bewaffnung des Iran unter Jimmy Carter oder der heutigen Aufrüstung der Saudis und der Scheichs sieht, hat das Spiel verstanden. Jimmy Carter äußerte einst, 1977, den Wunsch, Weihnachten mit dem Schah zu verbringen. Da war der Iran noch bei den Guten. An der Spitze ein brutaler Diktator namens Reza Pahlevi, Darling der Regenbogenpresse in Deutschland. Noriega aus Panama war zu dieser Zeit auch noch bei den Guten. Ja, wer weiß heute, wo die Saudis in zehn Jahren sein werden? Khashoggi läßt grüßen.

Ein neues Zeitalter des Seekrieges zeichnet sich ab

Schon vor dem Ersten Weltkrieg, ab 1906, führte der Generalstab der US-Navy Strategiespiele über einen Seekrieg mit den Japanern durch. Dort kam bereits die Vokabel „Island Hopping“ vor. 1925 erschien in den USA eine Novelle des Engländers Hector Bywater über eine neue Art von Seekrieg. Hier wird beschrieben, wie die Japaner überraschend Manila überfallen. Eine der ersten Kriegshandlungen der Japaner ist die Versenkung eines Dampfers im Panamakanal, der dadurch für die US Navy unbrauchbar wird. Zeitgleich attackieren sie aus der Luft die Insel Luzon. Viele Details des späteren Krieges werden hier mit ausgesprochener Seherbegabung präzise beschrieben. Der erste Angriff erfolgt nicht mit Schlachtschiffen, sondern mit Flugzeugen, die von Flugzeugträgern starteten. Der Ort des Geschehens waren die Philippinen. So die Novelle. Tatsächlich wurden die US-Basen wenige Stunden nach der Attacke auf Pearl Harbour am 8. 12. 1941 ebenfalls schwer mit Bomben belegt, wobei fast alle brandneuen B-17-Bomber und die Jagdflugzeuge zerstört wurden. Der so hochgelobte General McArthur, versagte hier vollkommen und flüchtete später nach Australien. Seine Männer starben zu vielen Tausenden beim Todesmarsch von Bataan. 

Obgleich vermeidbar, konnten die Japaner so die Philippinen erobern. Ein schwerer Schlag und ein schamvolles Kapitel der US-Militärhistorie. Eine weitere Geschichte für sich. Beachten Sie bitte Zeit und Datum. Hawaii war westlich der Datumsgrenze. Der 7. dort war der 8. in Manila. Alle Aktionen fanden am gleichen Tag mit sehr wenigen Stunden Unterschied statt.

Der spätere Admiral Yamamoto, der am 7. Dezember 1941 den Angriff auf Pearl Harbour leitete, war damals, 1925, als junger Offizier in den USA. Die besagte Novelle von Bywater wurde ausgiebig in der NYT diskutiert und Yamamoto verfolgte alles aus nächster Nähe. Er war buchstäblich in der Höhle des Löwen. Und erhielt seine Blaupause für den Angriff 1941 auf dem Silbertablett serviert. Das Buch wurde selbstverständlich Pflichtlektüre für die Offiziere der kaiserlichen Marine.

Jahre zuvor wurde Pearl Harbour im Manöver „durchgespielt“

Am Sonntag den 7. Februar 1932, während eines Manövers, überraschte Admiral Harry Yarnell die Verteidiger auf Hawaii. Auch er hatte selbstverständlich Bywater gelesen und die Brisanz des Buches – im Gegensatz zu vielen anderen – begriffen. Er lief mit seiner Flotte aus San Diego aus und ließ nach einigen Stunden die langsamen Schlachtschiffe zurück. So war er mehr als einen Tag vor der erwarteten Zeit nördlich von Hawaii. Kurz nach Sonnenaufgang erschien er mit fast 200 Fliegern und warf „Mehlbomben“ ab. Die Schiedsrichter quittierten alle Schlachtschiffe als „versenkt“, alle Flugzeuge als „zerstört“. Nicht eines konnte auch nur starten. Die ortsansässigen Japaner passten genau auf und berichteten ihrer Marine nach Japan. Es gab auch professionelle japanische Spione, die waren aber längst enttarnt und wurden auf Schritt und Tritt observiert. Man hätte also im Herbst 1941 schon sehr ignorant sein müssen, um diese Dinge nicht zu wissen. Der Krieg lag längst in der Luft, ja, er lief ohne direkten Waffeneinsatz bereits. 

Roosevelt (FDR) nahm weder die Novelle, noch das Manöver ernst. Jedenfalls tat er so. Admiral Yarnell wurde verlacht und gedemütigt. 1938 wiederholte Admiral Ernest King den Angriff mit dem gleichen verheerenden Resultat. Und natürlich, ebenfalls an einem Sonntag im Winter, kurz vor Sonnenaufgang. Die Verteidiger waren erneut vollkommen neben der Spur.

Im November 1940 versenkten die Engländer mit nur 23 Torpedobombern drei italienische Schlachtschiffe und einen Kreuzer binnen 30 Minuten im Hafen von Tarent. Ein brillant ausgeführtes Manöver, das die italienische Marine düpierte. Die Nazis brachten anschließend den japanischen Militärattaché aus Berlin nach Tarent, der detailliert nach Tokio berichtete. Englische Spione sahen die Japaner in Tarent und wussten, dass sie nicht zum Pasta-Essen gekommen waren. Selbstredend ging umgehend ein Bericht über diese Vorkommnisse an die Verbündeten in Washington. Das Menetekel an der Wand war nicht zu übersehen. Tarent war das italienische Pearl Harbour.

Präsident Roosevelt war immer bestens informiert

Die Japaner entwickelten unterdessen einen neuen Torpedo für flaches Wasser und begannen in einer einsamen Bucht in Nordjapan, eine neue Technik zu üben. Der deutsche Spion Richard Sorge, der Hitlers Angriff auf Russland pünktlich an Stalin vorhergesagt hatte, berichtete diesem, dass die Flotte der Japaner unterwegs war. Geschätzte Ankunft in Hawaii, ab 5. Dezember 1941. Stalin leitete die Botschaft an die USA weiter. Die USA hatten den japanischen Code geknackt. Roosevelt erhielt viele Nachrichten fast zeitgleich mit den japanischen Adressaten. Er war immer im Bilde. Der Präsident wusste in der Tat sehr gut Bescheid. Eine seiner ersten Boykott-Aktionen gegen die Japaner war das Durchfahrtsverbot für den Panama Kanal, lange vor Pearl Harbour. Er kannte also doch den Inhalt des Bywater-Buches. Deshalb trug er Sorge, dass die Japaner eben kein Schiff im Kanal versenken konnten. Am 26.7.1941, traten verschärfte Sanktionen gegen Japan in Kraft. De facto eine Kriegserklärung an die Japaner, nur ohne Waffengebrauch.

Im Vorfeld dieser Ereignisse boykottierte und hintertrieb die US Politik schon über ein Jahr alle Verhandlungsversuche der Japaner und zog die Schraube der Blockade immer mehr an. Kein Öl mehr an die Japaner, keinen Stahlschrott, nichts. Die USA führten längst Krieg. So wie heute gegen Russland, Iran, Nord-Korea oder Venezuela. Die Parallelen sind erschreckend. Das Ganze begleitet von der passenden Rhetorik in der Presse, ebenfalls so wie heute seit spätestens 2014. Roosevelt wollte den bewaffneten Konflikt. Seine Kriegsmaschine lief längst auf vollen Touren. Von einer Überraschung konnte keine Rede sein. Im Atlantik kämpfte die US-Navy bereits gegen die deutschen U-Boote, indem sie deren Position an die Engländer funkte. Eine klare Kriegshandlung. Das Ziel war offenkundig: Der Gegner sollte gezwungen werden, den ersten Schuss abzugeben, um die amerikanische Öffentlichkeit aufzubringen und die USA in einen Krieg hinein zu ziehen, den das Volk überhaupt nicht wollte. Da Hitler peinlichst vermied, als erster zu schießen, wurde der Umweg über Japan eingeschlagen.

Die Japaner haben die Pazifikflotte versenkt: Eine Lüge fern aller Tatsachen

Als die erwarteten Japaner an jenem 7 Dezember 1941 endlich kamen, war es Sonntag, kurz vor Sonnenaufgang. Das Aufmarschgebiet der Schiffe lag im Norden, genau wie bei den Manövern von Yarnell und King. Speziell dieses Seegebiet hatte Admiral Kimmel, der Kommandeur der Flotte, aufklären wollen. Roosevelt hatte es ihm ausdrücklich verboten.

Die alten Schlachtschiffe aus dem Ersten Weltkrieg lagen teils Seite an Seite vertäut im Hafen. Die Flugzeuge standen eng gruppiert auf dem Rollfeld. Ein gefundenes Fressen für die Angreifer. Zwei Radarbeobachter, die vorher eine nie gesehene Menge von Flugzeugen aus dem Norden meldeten, wurden mit dem Hinweis bedacht, es seien eigene Maschinen.

So kamen also die Japaner in zwei Wellen. Sie zerstörten fast 300 Flugzeuge am Boden und griffen die Schiffe im Hafen an. Die Gazetten meldeten, die US-Pazifikflotte sei außer Gefecht gesetzt. 18 Schiffe versenkt oder beschädigt. Und hier startet die Propaganda mit Lüge und Desinformation. In der Tat wurden die Schlachtschiffe „Arizona“ und „Oklahoma“ versenkt. Verloren. Das war es im Wesentlichen. Die „Tennessee“, die „Pennsylvania“ und die „Maryland“ waren nur beschädigt und ab Februar 1942 wieder im Dienst. Die „Nevada“ folgte im Oktober 1942. Lediglich die „California“ und die „West Virginia“ fielen für länger aus, kamen aber 1944 im Januar bzw. Juli zur Flotte zurück. Die leichten Kreuzer „Honolulu“, „Helena“ und „Raleigh“ wurden beschädigt, waren ab aber Juni 1942 wieder kampffähig und im Dienst. Drei Zerstörer wurden ebenfalls beschädigt, kehrten aber alle bis Juli 1942 zu Flotte zurück. Wo also waren all die schrecklichen Verluste, die in der Presse der Welt vorgegaukelt wurden. 

Die Amerikaner hatten mehr als ein Dutzend weitere Schlachtschiffe in San Diego und den Atlantikhäfen. Sie besaßen eine riesige Flotte von leichten und schweren Kreuzern und so viele Zerstörer, dass sie bereits 50 davon an die Engländer abgegeben hatten. Entgegen der Legende, man sei vollkommen ahnungslos, im tiefsten Schlummer, erwischt worden, lief bereits ein gigantisches Bauprogramm für neue schnelle Schlachtschiffe, Flugzeugträger und weitere Schiffe, das die Japaner binnen eines Jahres aussichtslos ins Hintertreffen geraten ließ. Es sei hier eingefügt das der berühmte B-17- Bomber, die fliegende Festung, bereits im Jahr 1934 geplant wurde. Erstflug 1936. Auslieferung an die Truppe ab 1939. So viel nur zur angeblich sympathisch-friedfertig und leicht verschlafenen Haltung der Amerikaner, wie die Presse sie uns darstellen will.

Bei allen WW-2-Seeschlachten im Pazifik waren die langsamen alten Schlachtschiffe bestenfalls Beobachter aus der Ferne. Die Schlachten schlugen die Flugzeugträger mit ihren Torpedoflugzeugen und Sturzkampfbombern. Die alten Schlachtschiffe schützten Geleitzüge und bombardierten Landstellungen. Diese zweite Aufgabe hätten Flugzeuge besser und billiger erledigen können.

Die Japaner demonstrierten noch im Dezember erneut die Kampfkraft des Flugzeugs und versenken am 10.12.41 die englischen Schlachtschiffe „Prince of Wales“ und „Repulse“ im Seegebiet vor Singapur binnen einer Stunde. Im April folgten noch die schweren Kreuzer „Cornwall“ und „Dorsetshire“. Für die Briten waren das tatsächlich sehr schmerzliche Verluste, da sie sich mit diesen Schiffen der deutschen Hilfskreuzer erwehren mussten, die den Handel empfindlich störten.

Pearl Harbour war eine strategische Schlappe für die Japaner

Der Angriff lief nicht so glatt wie es die westliche Propaganda darstellte. Es gab Verzögerungen und ernste Koordinationsprobleme. Und die Ausbeute war eher mager, wie oben dargestellt. Man wollte die US-Flugzeugträger vernichten – dass wäre wirklich der strategische Coup gewesen. Aber, sie waren nicht da. Man musste deshalb auf japanischer Seite damit rechnen, dass sie unverhofft und kampfbereit auftauchen konnten. Der Originalplan hatte drei Angriffswellen vorgesehen. Der letzte Schlag, sollte die gigantischen Vorräte der Amerikaner an Flugbenzin, Diesel, Heizöl etc. vernichten. Das hätte die Amerikaner für viele Monate sehr eingeschränkt, viel mehr als der Verlust der Museumsschiffe. Aber diese entscheidende dritte Welle konnte nicht kommen. Man hatte den Großteil der Munition, Bomben und Benzin verbraucht. Und man war im Zeitverzug. Ein Gefecht gegen die überraschend heimkehrenden amerikanischen Kreuzer und Flugzeugträger hätte zur Katastrophe werden können. Die Japaner mussten flüchten, wie der Einbrecher, der nicht dem heimkehrenden Hausbesitzer begegnen will, weil er weiß er hat zwei Revolver und drei übel gelaunte Rottweiler.

Die wichtigsten Ziele der Japaner waren, wie gesagt, die drei US-Flugzeugträger. Und um diesen Punkt ranken sich die Legenden. Einer davon war weit weg in Kalifornien. Die anderen beiden sollten Flugzeuge nach Midway und Wake bringen. Ob diese Aktionen zufällig waren oder nur als Vorwand dienten, ist Gegenstand einer weiteren Reihe von Verschwörungstheorien.

Es ist allerdings eine historische Tatsache, dass viele hohe Offiziere über die Verlegung der Flotte von San Diego nach Hawaii nicht glücklich waren und den Angriff vorhersagten. Diese Leute wurden allesamt mundtot gemacht.

Pearl Harbour war ein taktischer Sieg für Japan aber gleichzeitig eine schwere strategische Niederlage. Sie hatten das Maximalziel nicht erreicht, aber den USA den ersehnten Kriegsgrund geliefert. Der Hauptakteur Admiral Yamamoto war sich dessen bewusst. Deshalb nahm er an den Gelagen auf dem Rückmarsch nicht teil und blieb allein in seiner Kabine. 

Warum waren die Japaner überhaupt so überaus agil und gefährlich?

Die Standardbeiträge der Presse beginnen immer damit, dass die heimtückischen kleinen Gelben, die friedlichen und vollkommen ahnungslosen Amerikaner mitten im tiefsten Frieden überfallen haben. Das ist einfach nur dümmliche, platte Propaganda. Es war spätestens seit der Seeschlacht von Tsushima von 1905 klar, dass Japan eine asiatische Großmacht, ja, eine Weltmacht geworden war. Diese Leistung hatten die Japaner vollbringen können, weil sie ethnisch und religiös ein monolithischer Block waren, ganz im Gegensatz zu China oder Indien. Sie hatten in der 300 Jahre währenden Edo-Zeit genug Wohlstand aufgehäuft und auch ihr Volk gebildet. Sie konnten deshalb die kolonialen Attacken der Europäer und Amerikaner im späten 19. Jahrhundert abfangen. Sie konnten dann sogar gegen die schwächeren Chinesen und Koreaner in die Offensive gehen, und waren im Boxeraufstand 1910 und im Ersten Weltkrieg auf Augenhöhe mit dem Westen. Das alles, anfänglich mit Hilfe des Westens, der daraus Gewinn zog und so das später als Monster beschimpfte moderne aggressive Japan erschuf. Waren die Japaner 1910 und 1914-18 noch auf Seiten der Westmächte, so änderte sich das sehr bald. Der immer mehr erstarkende Drache begann Märkte zu erobern und Rohstoffe zu verlangen die die USA, Großbritannien und die Niederlande als die Ihren betrachten. Der Konflikt wurde unausweichlich. Es sei daran erinnert, dass die diesbezüglich sehr weitsichtige Planung der US-Navy gegen Japan bereits 1905 begann. Und die Bywater-Novelle von 1925 verriet klar, dass strategische Denker die Dinge kommen sahen.

Wer hätte im Laufe des Jahres 1941, als die Japaner schon weite Teile Chinas erobert und bereits viele Millionen Menschen getötet hatten, diese Leute noch als harmlose kleine Bubis betrachten können? Alle Alarmlampen in London, Den Haag und Washington brannten hellrot. Bereits 1939 hatten die Japaner die Mongolei angegriffen, wurden aber von Stalin zurückgeschlagen. Auch Stalin hatte einen Heidenrespekt vor ihnen. 1941 standen seine besten Armeen in Fernost in Erwartung des japanischen Angriffs. Erst als der bereits erwähnte Dr. Richard Sorge meldete, dass die Japaner keine Pläne hätten die UdSSR anzugreifen, verlegte Stalin diese Truppen nach Westen und brachte so Hitler Ende 1941 vor Moskau zum Stehen. Eine seiner weitreichendsten Entscheidungen.

Pearl Harbour war nur ein Teil der japanischen Offensive – Der wirklich schmerzhafte Schlag fand auf der Insel Luzon statt

Dieser Punkt wird von den meisten Chronisten unterschlagen. Mit dem Unterschied von wenigen Stunden griffen die Japaner die Philippinen an, sie rückten über Malaysia nach Singapur vor, marschierten in Indochina ein, nahmen Hong Kong und starteten eine Offensive gegen die diversen Pazifik Inseln wie Wake, Midway und so weiter. Ja, im Juni 1942, landeten sie sogar auf den Aleuten und behielten zwei Inseln bis August 1943. Es kann gar nicht oft genug betont werden, wie komplex, weiträumig und kühn dieser Feldzug angelegt war. Bei der anerkannt guten, ja fast perfekten Funkaufklärung der USA wäre es undenkbar gewesen, dass niemand etwas mitbekommen hätte. Die USA hatten einen der Geheimcodes geknackt, sie hörten alle Schiffe ab, auch die der Handelsmarine. Sie waren in der Lage alle Schiffsbewegungen nach Anzahl und Kurs zu orten und konnten auch die Identität des einzelnen Schiffes bestimmen. Es ist vollkommen unmöglich, dass ihnen all die Truppenbewegungen, die den oben genannten großen Operationen vorausgehen mussten, verborgen blieben.

Von besonderem Interesse ist die Attacke auf die Philippinen, die die Amerikaner als ihre wichtigste Basis in Fernost ansahen. Die japanischen Flugzeuge starteten von Taiwan, ca. 900 km entfernt. Der Angriff sollte absolut zeitgleich mit Pearl Harbour starten. Wegen Nebels kamen die Japaner aber nicht weg und hatten 2 ½ Stunden Verspätung. Diese Vorwarnzeit wurde von den USA in geradezu aufreizender Weise nicht genutzt. Ein rangniedriger US-Offizier, der die 36 B-17 Bomber sofort nach Taiwan zur Bombardierung der Japaner schicken wollte, als er von Pearl Harbour erfuhr, wurde von McArthur gemaßregelt. Als die Japaner einflogen, wurde eine wichtige Telefonleitung durch nutzlose Rapportübermittlung blockiert. Ohne Vorwarnzeit konnten die Japaner so den größten Teil der US-Flugzeuge am Boden zerstören und die Lufthoheit gewinnen. Da die japanische Invasion unter unzureichender Ausrüstung litt, hätte eine kampffähige Luftwaffe sie vereiteln können. McArthur missachte alle Pläne des Generalstabs. Er verlor seine Lebensmittelvorräte, seine Ausrüstung und viele Soldaten. Er wurde jämmerlich geschlagen und flüchtete mit den wenigen heil gebliebenen B-17 nach Australien. Viele Tausend seiner Soldaten starben später auf dem berüchtigten Todesmarsch von Baatan. Seine Verfehlungen damals waren so eklatant, dass sich auch um dieses Thema wilde Spekulationen ranken. Manche bezeichnen ihn darin sogar als den Agenten einer fremden Macht. Wer auch immer damit gemeint sein mag.

Es steht aber ohne Zweifel fest, dass er der Schuldige am Verlust der Philippinen war. Der Verlust der Philippinen war die Crux dieses 7./8. Dezember 1941, der der gleiche Tag war. Nicht mit den alten Schlachtschiffen auf Hawaii, sondern mit dem Besitz der Philippinen hätten die USA den Krieg bis spätestens Ende 1943 beenden können. Es gehört zu den Rätseln der Geschichte, wie McArthur später zum „größten“ US General werden konnte. Wiederum viele Jahre später zerstörte er entgegen dem UN-Auftrag Nord-Korea fast völlig und maßte es sich an, China und die UdSSR mit Atombomben belegen zu wollen. Buchstäblich Minuten vor Mitternacht jagte Truman ihn aus dem Amt.

Ein kleines Fazit

Die Wendungen mit denen die Qualitätsmedien Themen wie das oben beschriebene beginnen, folgen immer dem gleichen Muster. Und sie entsprechen immer nicht der Wahrheit.

  • Die Nordvietnamesen haben den Zerstörer „Maddox“ beschossen.

  • Die Mexikaner haben 1846 Amerikaner auf US-Staatsgebiet getötet.

  • Die Spanier haben die „Maine“ in die Luft gejagt.

  • Die Nord-Koreaner haben unprovoziert und plötzlich angegriffen.

  • Die „Lusitania“ hatte keine Munition an Bord.

  • Die Iraker haben Babys getötet.

  • Die Iraker haben Massenvernichtungswaffen.

  • Assad setzt Giftgas ein.

  • Der Iran will Atombomben bauen.

  • Putin will das Baltikum und die Ukraine erobern.

  • Putin schießt zivile Flugzeuge ab.

  • Die Chinesen missachten die Menschenrechte.

Es ist müßig über den Geist dieser Botschaften zu sinnieren. Besser ist es, daran zu arbeiten, mehr über die historischen Hintergründe zu lernen und zu verstehen. Der Konflikt zwischen Japan und den USA begann nicht am 7. 12. 1941. Er begann 1853. Admiral Matthew Perry war nicht der US-Wirtschaftsminister. Er war der Mann der 1846/47 die Invasion in Vera Cruz befehligt hatte, ein Soldat. In Vera Cruz hat er sofort geschossen, weil er so überlegen war, dass er nicht zu verhandeln brauchte. In der Tokio-Bucht musste er Worte, oder besser hohle Phrasen benutzen. Obwohl der Schmachtbrief des Präsidenten Fillmore, den er dem Shogun überbrachte, explizit auf „Unsere starken Schiffe“ verwies. Die Japaner hatten in der Tat gesehen, wie es den nicht so kooperationswilligen Chinesen im Opiumkrieg ergangen war. Sie waren nicht aufmüpfig, noch nicht. Die Ursachen für ihr späteres Verhalten sind vielfältig, aber wiederum einfach. Es war das Streben nach Macht und Profit. Die Gier. Und die Antwort der Amerikaner wurde nicht von edlen Motiven, welcher Art auch immer, geleitet. Die gleiche Gier bestimmte auch ihre Handlungen.

Japan eiferte, was die Industrialisierung betraf, den westlichen Großmächten nach, das fand Zustimmung. Erst als sie begannen, diesem Beispiel folgend Kolonien zu nehmen und auszubeuten, erregten sie damit Missfallen. Es sei daran erinnert, dass auch die USA Kolonien hatten. Eine davon war die Inselgruppe der Philippinen die sie ab 1898 mit jahrelangen Kriegen eroberten und dabei 500 000 Menschen töteten.

 

So vieles ist über die Pazifikkriege der USA in der offiziellen Geschichtsschreibung verschwiegen worden. Nicht anders ist es mit der deutschen Geschichte von 1871 bis heute. Reinhard Leube zeigt in seinem Werk „Londoner Außenpolitik und Adolf Hitler“ auf, wie es wirklich zum Ersten Weltkrieg gekommen ist, wer diesen unbedingt wollte und dann dafür gesorgt hat, dass Deutschland den Reichskanzler Hitler bekommen hat. So könnte dieses großartige Werk auch den Titel tragen: „Was der deutsche Michel über Londoner Außenpolitik und Adolf Hitler schon immer nicht wusste“. Nach Lektüre dieses Werks können Sie getrost Ihre „Deutsche Erbschuld“ dorthin legen, wohin sie gehört: In den Mülleimer der Geschichte. Erhältlich im Buchhandel oder direkt zu bestellen hier.

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