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Ohne Nordstream ist Deutschland erpressbar durch Polen und die Ukraine

Von Peter Haisenko 

Die deutsche Regierung will nicht erpressbar sein von Russland. Allerdings ist sie von keinem Energielieferanten unabhängig. Mit der Sprengung von Nordstream kann nun kein Gas mehr direkt aus Russland bezogen werden. Nur die Leitungen durch Polen und die Ukraine sind noch intakt. Die polnische wurde jedoch schon seit einem Jahr von Warschau zugedreht.

Seit Jahrzehnten sind die Lieferketten der westlichen Industriestaaten derart verwoben, dass sie realistisch gesehen nicht mehr kriegsfähig sind. Ja, nicht einmal konfliktfähig. Das trifft nicht zu auf Staaten, die teilweise seit Jahrzehnten unter den selbstherrlichen Sanktionen der USA zu leiden haben. Die mussten lernen und haben gelernt, ihre Wirtschaft einigermaßen autark aufzustellen. Die Alternative wäre gewesen, sich bedingungslos den Diktaten aus Washington zu unterwerfen. Weil Russland unter Putin das nicht will, wird Russland seit mindestens acht Jahren sanktioniert mit dem Ziel, durch die Zerstörung der Wirtschaft einen Machtwechsel im Kreml zu erzwingen. So hatte Russland mindestens acht Jahre Zeit, seine Abhängigkeit vom Westen, den USA, auf das minimal Mögliche zu reduzieren. Die Folge ist, dass die immer sinnloseren, nur noch symbolträchtigen Sanktionen gegen Russland die Wirtschaft Europas mehr schädigen, als Russland selbst.

Ohne Energie gibt es keinen Wohlstand

Das A&O des Wohlstands ist Energie. Energie, die die Arbeit verrichtet, die vorab von Menschen verrichtet werden musste. Um einen Eindruck zu erhalten, um welch gigantische Mengen an Arbeit es sich hier handelt, muss man verstehen, was ein Mensch leisten kann. Der durchschnittliche Mensch kann eine Dauerleistung von etwa 100 bis 150 Watt bringen. Das ist im Übrigen auch die Menge an Wärme, die jeder Mensch fortlaufend an die Umwelt abgibt. Ein Staubsauger benötigt zum Betrieb 1.600 Watt. Die Waschmaschine bis zu 2.000. Um ein E-Auto 100 Km weit zu bewegen, werden etwa 15.000 Watt eine Stunde lang benötigt. Das heißt, wollte man nur mit menschlicher Leistung dieses eine Auto so fortbewegen, müssten 150 Menschen eine Stunde lang all ihre Kraft dafür aufwenden. Für jede einzelne Maschine, die Güter für uns produziert, sieht es nicht anders aus. Wo also früher Sklaven für den Wohlstand weniger arbeiten mussten, tut das jetzt die Energie. Billige Energie ist die moderne Quelle des Wohlstands. Ich nenne sie „Energiesklaven“ und wir beschäftigen ganze Heerscharen davon für jeden einzelnen von uns.

Nach diesem Exkurs ins Grundsätzliche sollte dem letzten klar sein, dass das Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell der ganzen Welt auf preiswerte Energie angewiesen ist. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Öl, Gas oder Atomenergie handelt. Nur Wind- und Sonnenenergie reichen dafür nicht aus. Sie sind nicht zuverlässig und auch zu wenig. Das aber heißt, dass jeder, der ein Land von dieser zuverlässigen Energieversorgung abschneidet, einen direkten Angriff auf den Wohlstand des betroffenen Landes vollzieht. Es ist nicht weniger als eine Kriegserklärung mit dem Ziel, seinen Feind in vorindustrielle Zustände zurückzuversetzen. Allerdings mit dem Unterschied, dass wir heutzutage nicht mehr in der Lage sind, auch nur annähernd so leben zu können, wie man es noch vor 150 Jahren konnte. Wir haben ja nicht einmal mehr genügend Pferde, mit denen man die notwendigen Transporte durchführen könnte. Das wiederum heißt, wenn man ein Land heutzutage von der Energieversorgung abschneidet, werden in diesem Land bis zu achtzig Prozent der Bevölkerung nicht überleben können. Sie werden jämmerlich verrecken. Da braucht man keine Atombombe mehr.

Die Grünen führen Krieg gegen die eigene Bevölkerung

So kann man den Grünen vorwerfen, dass sie mit ihrer „Energiepolitik“ Krieg gegen die eigene Bevölkerung führen. Zumindest gegen ihren Wohlstand. Gegen den Wohlstand, den uns über beinahe 60 Jahre die zuverlässige Energielieferung aus Russland beschert hat. Wer also jetzt die direkte Lieferung russischer Energie unterbrochen hat, die direkten Leitungen zerstört hat, der hat praktisch einen Krieg gegen Deutschland begonnen. Ohne Kriegserklärung. Das Fatale daran ist, dass es für Deutschland keine Abwehr gegen diesen Angriff gibt. So haben jetzt die zwei verbliebenen Länder, durch deren Territorien noch unbeschädigte Gasleitungen verlaufen, die totale Kontrolle über Deutschland. Es sind dies Polen und die Ukraine. Das Polen, das bislang russisches Gas über Nordstream 1 aus Deutschland erhalten hat. Aber Polen selbst kann den Hahn zu Russland jederzeit wieder öffnen.

Polens Reparationsforderungen erhalten Gewicht

Ist es da ein Zufall, dass seit einigen Monaten Forderungen aus Polen Richtung Berlin kommen, nach „Reparationen“ wegen des letzten Kriegs in Höhe von 1.300 Milliarden Euro? Wurde bislang arrogant lächelnd darüber hinweggegangen, sieht die Lage jetzt, nach der Sprengung von Nordstream, ganz anders aus. Was hindert Polen jetzt zur Bedingung für die Durchleitung von Gas durch ihr Land zu machen, dass diese absurde Forderung erfüllt werden muss, bevor sie den Gashahn aufdrehen? So ähnlich ist es mit der Ukraine. Auch Kiew kann jetzt sagen, Gas durch ihr Land gibt es nur, wenn genügend Waffen, schwere Waffen, geliefert werden. Und es ist dann nicht Deutschland, das darüber bestimmen kann, ja nicht einmal darüber diskutieren kann, was „genügend“ ist. Zur Zeit muss man noch nicht darauf eingehen, dass alle möglichen Energielieferanten, die Flüssiggas liefern könnten, denselben Hebel gegenüber Deutschland haben. Also auch und vor allem die USA. Den haben sie erst dann, wenn das erste Terminal zur Entladung von Flüssiggas zur Verfügung steht und überhaupt ausreichend Tankschiffe gebaut worden sind. Zur Zeit gibt es die nicht und bis es die gibt, werden noch viele Jahre ins Land ziehen.

Russland hatte uns vor Erpressung anderer Staaten geschützt

So haben diejenigen, die Nordstream gesprengt haben, Deutschland in einen Zustand versetzt, der nicht einmal mit den beiden Weltkriegen erreicht werden konnte. Deutschland ist degradiert zum Bittsteller, wenn es irgendwie überleben will. Es ist nicht einmal in der Lage, irgendwelche eigenen Forderungen anzubringen. Vor diesem Zustand hatte uns Russland über viele Jahrzehnte bewahrt, mit der zuverlässigen Lieferung von Energie, zum beiderseitigen Vorteil. Nun wissen wir aber, dass es seit mehr als 100 Jahren das Ziel Londons und Washingtons ist, die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland zu torpedieren. So ist es für mich keine Frage, wer für diese Sprengung verantwortlich ist. Die deutsch-russische Zusammenarbeit ist im wahrsten Sinn des Wortes torpediert worden und es sind dieselben, die die Reparatur der Leitungen verhindern können, werden. So ist der Morgentau-Plan letztlich umgesetzt, mit Hilfe der Marionettenregierung in Berlin.

Allerdings ist die Situation mit der Ukraine und ihrer „Gasmacht“ über Deutschland nicht allein in der Hand Kiews. Gasprom hat angekündigt, auch der Ukraine den Gashahn zuzudrehen, weil es seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommt. Dreht aber Moskau Kiew den Hahn zu, dann hat Kiew auch kein Druckmittel mehr gegen Deutschland. Außer vielleicht dem, dass sie sagen, Deutschland müsse die ukrainischen Zahlungen an Russland übernehmen, damit sie überhaupt Gas erhalten, das dann zum Teil nach Deutschland weitergereicht werden kann. Zieht man aber die Sprüche aus Kiew mit in die Überlegungen ein, die frech fordern, Deutschland solle ganz auf Gas aus Russland verzichten, sie selbst tun das natürlich nicht, dann ist nicht zu erwarten, dass ausgerechnet Kiew Deutschland mit Gas durch seine Leitungen retten wird. Zumindest solange nicht, wie Deutschland nicht alles tut und liefert, was Kiew fordert.

Deutschland ist immer abhängig von Energielieferanten

So oder so, die Abhängigkeit Deutschlands von russischer Energie, auch im weiteren Sinn, kann während der nächsten zehn Jahre nicht abgebaut werden, Sie wäre auch verbunden mit dem Neubau von mindestens einem Dutzend Kernkraftwerke. Bis das aber so weit sein kann, ist es vorbei mit preiswerter Energie für Deutschland und seine Industrie. Jetzt aber, aktuell, hat man zwar mit der Sprengung von Nordstream die Abhängigkeit Deutschlands von Moskau ebenfalls gesprengt, allerdings ohne einen brauchbaren Ersatz zu schaffen. Was man aber dadurch geschaffen hat, ist die totale Abhängigkeit von Polen und der Ukraine. Und natürlich allen anderen möglichen Energie- und Stromlieferanten, inklusive USA, sämtlichen arabischen Hütern der Menschenrechte und auch Frankreich und allen anderen Nachbarn Deutschlands, die Atomkraftwerke betreiben und so Strom liefern können.

So hat England nach einhundert Jahren das Ziel des Ersten Weltkriegs erreicht. Deutschland ist auf das Niveau eines Kolonialstaats gebracht, der keine eigenen Entscheidungen mehr treffen kann. Deutschland ist nur noch in dem Maß Wirtschaftskonkurrent, wie man es ihm gestatten wird. Das ist die Vollendung dessen, was schon nach 1945 weitgehend vorherrschte. Das Schlimme an dem Zustand nach der Sprengung von Nordstream ist, dass es jetzt nicht einmal mehr die schnelle Lösung gibt, im extremen Notfall die Gasleitungen durch die Ostsee zu öffnen. Das kommt den Psychopathen in Berlin sehr gelegen, denn damit sind auch die anschwellenden Demonstrationen für die Öffnung von Nordsrteam 2 sinnlos geworden. Man läuft nicht mehr Gefahr, sich mit dem Hegemon in Übersee anlegen zu müssen, wenn der Druck aus der Bevölkerung zu groß geworden wäre.

Für den Erhalt ihres Imperiums handeln die Angelsachsen skrupellos

In der Politik geschieht nichts zufällig, sagte Roosevelt. Alles läuft so ab, wie es geplant worden ist. Der Plan ist seit mehr als 100 Jahren, Deutschland und Russland unter totale Kontrolle zu bekommen. Nicht nach Plan gelaufen ist die Entwicklung von China, ebenso wie die durch die Sanktionen erzwungene Annäherung zwischen China und Russland. Europa als Ganzes läuft auch mehr und mehr aus dem Ruder. Siehe Ungarn und jetzt möglicherweise Italien und auch kaum bemerkt Schweden, mit der neuen Regierung. Will man also Deutschland, Europa aus dem Spiel um Macht nehmen, dann ist Deutschland als erstes dran.

Polen war schon immer ein zweifelhafter Kandidat, der unverständlicherweise immer noch nach der Pfeife Londons tanzt. So, wie es vor dem Zweiten Weltkrieg auch war. Soll also wieder Polen die Rolle spielen, Deutschland erpressen und diesmal kontrollieren zu können? Muss man bei alledem den Brexit neu bewerten, weil sich England so dem europäischen Schlamassel entzogen hat? Wer auch immer Nordstream gesprengt hat, hat Krieg mit Deutschland, Europa, begonnen, natürlich wieder ohne Kriegserklärung.

Auch wenn unsere Geistesriesen in Berlin immer wieder behaupten, Russland wolle Europa entzweien, zerstören, ist die Wahrheit das Gegenteil. Wie Putin schon 2001 vor dem Bundestag gesagt hat, wünscht sich Russland eine friedlich gedeihliche Zusammenarbeit von Portugal bis Wladiwostok. Da wären die Amis aber außen vor und so sollte man sich sorgfältig überlegen, wer an einem Niedergang Europas wirklich Interesse hat und mit diesem Ziel Norstream torpediert hat. Schließlich hat man so mindestens zwei Fliegen mit einem Schlag erwischt. In jedem Fall werden Deutschland und seine Industrie Schäden erleiden, deren Dauer und Schwere noch nicht absehbar sind. Wer noch ein bisschen Resthirn übrig hat weiß, wer Nordstream nicht gesprengt hat. 

Auch in China macht man sich Gedanken darüber, wer die Gasleitungen gesprengt haben könnte: 

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