
Der zeitgemäße Lügenbaron
Lug & Trug – Anatomie einer Täuschung
Von Hans-Jörg Müllenmeister
Zeitalter der Desinformation – Wenn Wahrheit versinkt
Heute zieht sich niemand mehr am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Täuschung wie einst der legendäre Münchhausen. Nein – heute versenkt man darin die Wahrheit, bis sie nur noch als blubbernde Erinnerung an der Oberfläche tanzt. Was als verlässlich gilt, ist oft nichts als ein geschickt drapiertes Trugbild, das sich im Gewand der „Fake News“ salonfähig gemacht hat.
In dieser Welt, in der Fakten zur Verhandlungsmasse verkommen, regieren die Virtuosen der Verdrehung. Donald Trump – ein moderner Lügenbaron mit goldener Krawatte – und die US-Zentralbank FED – ein Bürokratenzirkel mit der Lizenz zum ewigen Gelddrucken – stehen sinnbildlich für ein System, in dem Lug & Trug nicht Ausrutscher, sondern Geschäftsmodell sind.
Trump jongliert mit Halbwahrheiten wie ein Zirkusartist mit brennenden Keulen. Seine Sprache lebt von Polarisierung, seine Botschaften von emotionaler Aufladung. Der Begriff „Fake News“ wurde von ihm nicht zur Aufklärung geboren, sondern als Waffe gegen kritische Stimmen geschärft.
Die FED hingegen wirkt wie ein Alchemistenzirkel im Nebel: Ihre Geldpolitik – ein Tanz aus Zinssätzen und Quantitative Easing – erzeugt eine Illusion von Stabilität, während im Hintergrund die reale Kaufkraft verdunstet und Vermögensblasen wie Seifenblasen in der Sonne platzen.
Geldfälschung – Von Kippern bis Superdollar
Wer glaubt, Geld sei ein Symbol für Vertrauen, hat die Geschichte nicht gelesen. Seit Jahrhunderten wird mit Münzen und Banknoten nicht nur bezahlt, sondern auch betrogen. Schon im 17. Jahrhundert mischten die Kipper und Wipper minderwertige Metalle unter das ehrbare Silber – staatlich geduldet, versteht sich.
Im Barock entstanden private Fälscher-Werkstätten, die Scheingeld wie Konfetti in die Welt schleuderten. Im 20. Jahrhundert wurde das Papiergeld zur Zielscheibe raffinierter Fälschungen: Scheinrubel, Superdollar, Besatzungsnoten – die Druckerpresse als Waffe im Propagandakrieg.
Heute, im digitalen Zeitalter, sind UV-Merkmale und Mikroschrift die neuen Rüstungen gegen die Fälscherkunst. Doch selbst diese Hightech-Schutzschilde werden unterwandert – etwa von China, dem modernen Meister der Fremdgeldfälschung. Die Vorwürfe reichen von gigantischen Yuan-Kopien bis zu industriell gefertigten US-Dollars – der grünen „Umlaufkrätze“, die sich wie ein Virus durch die Weltwirtschaft frisst.
Isaac Newton – Jäger der Geldfälscher
Wer denkt, Newton habe nur Äpfel ‚physikalisch‘ fallen sehen, kennt seine zweite Karriere nicht. Als Verwalter der königlichen Münzanstalt im Tower of London wurde er zum Sherlock Holmes der Geldfälscher. Mit wissenschaftlicher Präzision jagte er Betrüger, brachte sie vor Gericht – und viele endeten am Galgen. Gleichzeitig revolutionierte er die Stempeltechnik, um Fälschern das Handwerk zu legen.
Historische Fake-News – Lügen mit Langzeitwirkung
Die Dolchstoßlegende – ein perfides Narrativ, das nach dem Ersten Weltkrieg das Vertrauen in Demokratie und Presse zersetzte und den Boden für den Nationalsozialismus bereitete.
Der Reichstagsbrand – inszeniert als kommunistischer Putschversuch, wurde zur Rechtfertigung für Notverordnungen und Massenverhaftungen. Die Demokratie wurde mit einem Streich ausradiert.
Der Volksempfänger – ein kleines Gerät mit großer Wirkung. Millionen Haushalte wurden gleichgeschaltet, kritische Stimmen verstummten, die Presse wurde zur Propagandamaschine.
Goebbels, der ‚Schöpfer‘ der Desinformation, verstand Propaganda als emotionale Kunstform. Mit gefühlsbetonten Sprachmustern und einer einheitlichen Medienlandschaft formte er das Denken einer ganzen Nation – nicht durch Argumente, sondern durch Inszenierung.
Die Hitler-Tagebücher – Chronik eines Betrugs
Es war, als hätte man ein Relikt aus der Gruft der Geschichte gehoben – 62 Bände, angeblich aus Hitlers eigener Feder. Der Stern glaubte, einen journalistischen Schatz geborgen zu haben, doch was glänzte, war nur Lack auf Lüge. Der Maler und Hochstapler Konrad Kujau hatte die Tagebücher mit krakeliger Hingabe gefälscht, während Reporter Gerd Heidemann sich von der Aura des Sensationellen blenden ließ.
9,3 Millionen D-Mark wechselten den Besitzer – ein Preis für ein Phantom. Die kriminaltechnische Analyse des BKA entlarvte die Tinte als Utensil der 1980er Jahre. Der Stern stürzte in ein ‚Glaubwürdigkeitsloch‘, das sich nicht mit Schlagzeilen füllen ließ.
Täuschung im Alltag – Von Urkunden bis Influencer
Täuschung ist ein Chamäleon: Sie tarnt sich als Diplom, als Kunstwerk, als E-Mail. Ob gefälschte Dissertationen wie bei Karl-Theodor zu Guttenberg oder Phishing-Nachrichten im Postfach – die Versuchung, Fakten zu fabrizieren statt zu erforschen, lauert überall.
Influencer inszenieren sich als Lebensstil-Gurus, doch ihre Motive – Profit, Aufmerksamkeit, Ideologie – entscheiden, ob sie inspirieren oder manipulieren. Werbung lockt mit „bio“ und „natürlich“, während die Wissenschaft mit gefälschten Studien kämpft. Die Grenze zwischen Storytelling (eine Methode um Informationen oder Ideen in Form einer Geschichte zu berichten) und Täuschung ist fließend – und oft unsichtbar.
Positive Plagiate – Die Natur als Lehrmeisterin
Doch nicht jede Kopie ist Betrug. Wenn wir der Natur ihre Geheimnisse entlocken, entsteht eine Form des schöpferischen Lernens, die von Ehrfurcht getragen ist. Der Klettverschluss, der Lotuseffekt, bionische Roboter – hier wird das Plagiat zur Hommage, zur Brücke zwischen Evolution und Innovation.
Handschrift der Macht – Trump’s Signatur als Spiegel seiner Psyche
Gestatten Sie mir als Hobby-Handschriftendeuter einen Blick auf eine prominente Unterschrift.


Wenn man die Unterschrift von Donald Trump betrachtet, ist es, als würde man ein architektonisches Monument aus Tinte bestaunen – ein Bollwerk aus Großbuchstaben, steil aufragend wie Wolkenkratzer in Manhattan. Keine Rundungen, keine Unterlängen, keine verspielten Schnörkel. Stattdessen: Zacken, Kanten, vertikale Dominanz. Die Schrift wirkt, als sei sie mit einem Besenstil in Beton geritzt worden – kompromisslos, laut, unnachgiebig. Ein Filzstift-Monument.
Graphologisch betrachtet ist diese Signatur ein Statement. Sie besteht ausschließlich aus Majuskeln – also Großbuchstaben – die sich wie eine Parade der Selbstbehauptung auf dem Papier aufreihen. Die fehlenden Unterlängen sind kein Zufall. Sie deuten auf eine starke Kontrolle über Triebe und Impulse hin. Was normalerweise in die Tiefe führt – ins Unbewusste, ins Körperliche – wird hier glattgebügelt, verdrängt oder strategisch inszeniert.
Die Buchstaben sind kantig, steil und eng gedrängt. Das spricht für ein hohes Maß an Durchsetzungsvermögen, Stolz und Dominanz. Die vertikalen Linien wirken wie Mauern – sie schirmen ab, sie schützen das Selbstbild vor Einflüssen von außen. Die Schrift ist nicht einladend, sondern abschottend. Sie sagt: „Ich bin Marke, nicht Mensch.“
Und tatsächlich: Die Unterschrift ist weit länger als der Name selbst. „Trump“ ist einsilbig, doch die Signatur zieht sich über viele Zacken hinweg – wie ein Echo, das sich selbst feiert. Das ist kein Zufall, sondern Teil einer Inszenierung. Die Schrift wird zur Marketingwaffe, zum Logo, zum Wiedererkennungsmerkmal. Sie prangt auf Designerkleidung, Accessoires, Gebäuden – sie ist Teil eines Imperiums, das sich über die Person erhebt.
Was fehlt, ist Empathie. Die Schrift zeigt keine Öffnung, keine Weichheit, keine emotionale Resonanz. Sie ist ein Panzer aus Tinte, ein Symbol für Kontrolle, Macht und Selbstvermarktung. Und doch: Sie verrät mehr, als sie verstecken will. Denn gerade die übertriebene Strenge, die rigide Form, die fehlende Tiefe – all das kann auch auf eine innere Unsicherheit hindeuten, die durch äußere Dominanz kompensiert wird.
Graphologisch lässt sich kein klassisches „Lügenmerkmal“ erkennen. Vielmehr zeigt sich ein Mensch, der seine Verstellung perfektioniert hat – nicht durch Tarnung, sondern durch Überhöhung. Die Schrift ist kein Schleier, sondern ein Spiegel. Sie zeigt nicht den ausgemachten Lügner, sondern den Bauherren seiner eigenen verlogenen Wahrheit.
Die stille Macht der Täuschung
Uns bleibt am Ende die unbequeme Frage: Ist Täuschung das unsichtbare Fundament unserer scheinbar verlässlichen Welt? In den sozialen Medien triumphiert der „Bullshit“ – nicht, weil er wahr ist, sondern weil er wirkt. Wahrheit ist oft leise, komplex, unspektakulär. Täuschung hingegen ist laut, einfach, emotional.
Wir leben in einer Welt, in der sich Menschen ihr Weltbild nicht aus Erkenntnis formen, sondern aus Vorlieben, Stimmungen und vor allem aus Ideologien. Die Wahrheit wird zur Randnotiz, während die Lüge zum viralen Star avanciert.
Doch gerade deshalb braucht es kritische Stimmen, wache Geister und Texte wie diesen – als Gegengift zur Vernebelung, als Leuchtfeuer im Nebel der Desinformation.
Nachwort – Die Maskerade der Welt
Täuschung ist kein Unfall der Geschichte. Sie ist ihr ständiger Begleiter – mal als listiger Schatten, mal als blendendes Licht. Sie kleidet sich in Uniformen, in Logos, in Likes. Sie spricht durch Mikrofone, durch Algorithmen, durch Handschriften. Und oft ist sie so perfekt inszeniert, dass wir sie für Wahrheit halten – oder schlimmer noch: für Normalität.
In einer Zeit, in der Werte inflationär gehandelt und Meinungen wie Ware getauscht werden, gibt es in der materiellen Welt nur einen verlässlichen Gegenwert: das ehrliche, unbestechliche Gold. Es lässt sich nicht manipulieren, nicht frisieren, nicht moralisieren – es ist einfach da, schwer, rein und beständig.
Wer aber die Täuschung erkennt, hat sie schon halb entmachtet. Und wer sie benennt, gießt der Wahrheit neues Gewicht – wie Gold, das im Feuer geläutert wurde und in aller Stille ewig glänzt.