------------------------------------

---------------------------------------

-------------------------------------

-------------------------------------

Die paranormale Welt des Bewusstseins

Von Hans-Jörg Müllenmeister

Existierte zuerst die Henne oder das Ei? Die heutige Parapsychologie beantwortet „ihre Evolutionsfrage“ so: Das Bewusstsein ist ursprünglich, die Materie nachrangig ‒ gleichsam das Psycho-Ei des Kolumbus. Mit einer Anleihe aus dem Experimentierkasten der spukhaften Quantenphysik (Doppelspalt-Experiment) versucht man sich paranormale Phänomene zu erklären. Dabei gehört das menschliche Bewusstsein zum letzten ungelösten Rätsel unserer Existenz.

Ist das Bewusstsein dinghaft wie das Gehirn oder ein Prozess?

Ist Bewusstsein nur eine Illusion, ein Sammelbecken für verstreute Informationen? Dazu haben sich kluge Köpfe denselben zerbrochen. Je mehr Information ineinander fließt, desto reichhaltiger ist die bewusste Erfahrung. So gesehen, hätte das ganze Universum ein Über-Bewusstsein, denn es steckt voller Informationen. Und: Betrachtet unser Bewusstsein sich selbst beim Denken und erschafft so das Selbst-Bewusstsein?

Das Bewusstsein hat kein physisches Zuhause im Gehirn. Offensichtlich gibt es auch keine rätselhafte Bewusstseinskraft, die auf das Gehirn einwirkt. Aber es gibt ein Resultat, eine psycho-physikalische Verschränkungen, also einen wechselseitigen (korrelativen) Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Gehirn.

In der Quantenwelt dominiert die Wahrscheinlichkeit 

Die klassische Physik rechnet mit physikalischen Größen wie Zeit, Masse oder Drehimpuls. Im Verhältnis dazu ist die Quantenwelt für uns Normalos irre, aber sie ist „gastfreundlicher“ als die klassische Newton’sche Welt zum Bewusstsein; denn eben dieses kann unabhängig von der Materie existieren.

Das Doppelspalt-Experiment erklärt den Welle-Teilchen-Dualismus. Zum Verständnis ein analoges Beispiel aus der „Großen Welt“: Wenn man mit einem Maschinengewehr auf eine Panzerplatte mit zwei Schlitzen schießt, bekommt man hinter der Panzerplatte zwei fest umrissene Trefferbereiche, eben ein Abbild der beiden Schlitze. Das gleiche geschieht beim Doppelspalt-Experiment, wenn man VORHER misst, durch welchen Spalt ein Photon geht.

Lässt man dagegen eine Wasserwelle auf einen Doppelspalt zulaufen, bilden sich dahinter Interferenz-Muster, also Zonen der Wellenverstärkung und -auslöschung. Verzichtet man beim Doppelspalt-Experiment auf die vorherige Messung, zeigt sich dahinter ebenfalls ein solches Interferenz-Muster. Das passiert sogar, wenn man die Teilchen einzeln abschießt; es sieht also so aus, dass Teilchen gleichzeitig als Welle durch beide Spalten gehen. Das Verteil-Muster gibt dann die Wahrscheinlichkeit an, wo dieses eine Teilchen tatsächlich bei einem Detektor auftrifft.

Bis jetzt erscheint das alles noch logisch: Ein Teilchen wird abgefeuert, passiert die beiden Spalten gleichzeitig als Welle und trifft anschließend als Teilchen auf den Detektor; dabei entspricht der Ort des Auftreffens der Statistik einer Wellenfront. Wenn wir aber vorher messen, legen wir es darauf fest, Teilchen zu bleiben und nur durch einen der beiden Spalten zu gehen.

Jetzt wird's wirklich geisterhaft: Wenn wir NACHHER messen, durch welchen der zwei Spalte das Teilchen denn gewandert ist, bricht die Wellenfunktion ebenfalls zusammen, es gibt kein Interferenzmuster, sondern die beiden klar umrissenen Trefferbereiche. Es sieht also so aus, als würde das Teilchen vorher wissen, dass es gemessen wird, und deshalb beschließt, den Doppelspalt nicht als Welle (also gleichzeitig durch beide Spalten), sondern als Teilchen nur durch einen der Spalte zu wandern.

Was ist unter der „spukhafte Fernwirkung“ zu verstehen?

Es handelt sich dabei um zwei verschränkte Teilchen, etwa Elektronen mit Spin, die voneinander entfernt werden und trotzdem verschränkt bleiben. Wird der Spin von Teilchen A umgedreht, so dreht sich GLEICHZEITIG der Spin des Teilchens B. Das „Spukhafte“ dabei ist, dass dieser Prozess unverzüglich stattfindet, also sofort, unabhängig von Entfernung und Lichtgeschwindigkeit!

Die absurde Quantenmechanik öffnet also das Tor zum Verständnis der Welt; sie erklärt die Stabilität der Materie. Übrigens: Dieser Welle-Teilchen-Dualismus erklärt auch, warum die umkreisenden Elektronen nicht in den Atomkern stürzen (erinnern Sie sich an die Schulzeit, an das Bohr’sche Atom-Modell mit den Kügelchen): In der Tat zeigen aber die „örtlich verschmierten“ Elektronen Interferenzen (Überlagerungen). Die Verschränkung hängt nicht von Raum und Zeit ab; sie stabilisiert das komplexe instabile Gesamtsystem. Ja, selbst unsere DNA verdankt ihre Stabilität den Quanteneffekten. Es gibt Dinge, die keine physikalische Ursache haben – sie sind einfach da, d.h. sie sind paranormal und kommen einfach aus dem Nichts.

Welle-Teilchen-Dualismus und spukhafte Fernwirkung sind unabhängige Phänomene. Bei den folgenden Ereignissen geht es nicht um den Doppelspalt, sondern um die Fernwirkung, vielleicht mit gelegentlichem Zugriff auf ein „Informationsfeld“. Dieses wird in der Physik jedoch nicht beschrieben. Die Beispiele zeigen, dass dieses Informationsfeld auch in der Realität auftritt bzw. wirkt.

Ein verblüffendes telepathisches Experiment

Auch wenn niemand weiß, wie eine telepathische Botschaft das Gehirn erreicht, so kann man aber ihr Eintreffen messen: Die Gehirnströme verändern sich. Dazu machten die Russen einen hochinteressanten, allerdings makabren Versuch. Sie setzen neugeborene Kaninchen in ein U-Boot, das auf Tauchstation ging. Derweil beobachtete man die Gehirnströme der an Land gebliebenen Kaninchenmutter, während man im U-Boot nacheinander ihre Kinder tötete. Der Ausschlag ihrer Hirnstromkurve zeigte exakt den Augenblick an, in dem jeweils ihre Kinder starben. Ein Kontakt über ein Funksignal durch das Medium Wasser ist dabei physikalisch unmöglich.

Es gibt eine Unzahl packender Berichte über Menschen, die „Vorahnungen“ gehabt haben, also gewissermaßen in die Zukunft schauen konnten. Haben solche Leute Zugriff auf jenes Informationsfeld, empfangen sie „Echos“ von Ereignissen, die noch gar nicht stattgefunden haben? Viele solcher Propheten sprechen von einem Dritten Weltkrieg mit Russland. Ob ‒ makaber genug ‒ der Ukraine-Konflikt der Auslöser sein wird, bleibt abzuwarten.

Selbsterlebtes in Prosa: Eine starke Idee kennt keinen Zufall

Erstmals in meinem Leben ließ mich ein kleines, aber mysteriöses Ereignis nicht mehr an den blinden Zufall glauben. Und das kam so: Als Produktverantwortlicher in einem Elektrokonzern wollte ich zur Hannover-Messe hierarchisch aufgebaute Geräte in Szene setzen. Die Bildstory dazu fand ich in einem Villenviertel in München: Ein Nobelhaus mit einem schmucken Treppenaufgang. Beseelt von der Idee, fuhr ich sonntags mit dem Fototeam zum Aufnahmeort. Gerät für Gerät setzen wir Stufe für Stufe auf die weißen Marmorstufen des schmiedeeisernen Treppenaufgangs in Szene. Große, schwarze Klebebuchstaben gehörten auch zu unseren Requisiten. (Sie erinnern sich vielleicht noch an die sog. Letraset-Buchstaben-Ära). Auf der Stirnseite der mit den Geräten besetzten Stufen sollte damit ein kurzer Werbetext platziert werden. In dieser Zeit konnte man noch nicht Industriefotos durch Computer „bildbearbeiten“. Das Foto musste also komplett mit Schriftsatz sein, um teure Retuschierarbeit zu vermeiden.

Ein gehöriger Schreck fuhr uns in die Glieder, als wir bei der Buchstabenmontage bemerkten, dass ein Buchstabe, nämlich ein „s“ fehlte. Woher nehmen? Es war ja Sonntag. Außerhalb der Geschäftszeiten ließ sich dieser verflixte Buchstabe nicht herbeizaubern. Ratlos sahen wir uns an. Als Bildautor steckte ich in der Bredouille. Ein erneuter Fototermin hätte unnütz Geld gekostet. Etwas verzweifelt, aber innere Ruhe verspürend, forderte ich den Beleuchter auf, mit mir in die Tiefgarage des Hauses zu gehen. „Was soll denn das?“, fragte er verständnislos. „Ich weiß es auch nicht“, meinte ich lakonisch. Mit forschendem Blick durchmusterten wir die Garage bis zum Ausgang. Und siehe da, mit exakt gleichen Klebebuchstaben (Schriftart, Größe und Farbe) wie sie unser Werbetext enthielt, stand das Wort „Ausgang“: Es enthielt das „s“ unserer Begierde! Schnell war der Buchstabe abgeklebt und als letztes Puzzlestück in den Werbetext eingefügt. War das bloß „blinder Zufall“, oder war die Idee so stark, dass alles auf Vollendung drängte? Die Wahrscheinlichkeit, dass so ein Ereignis auftritt, ist doch extrem gering. Vor allem: Wieso mein zwanghafter, zielführender Gang in die Tiefgarage?

Die Grußkarte meines Professors

Anlässlich eines Jubiläums wurde ich als ehemaliger Absolvent der Technischen Hochschule Aachen eingeladen. Welche Ehre, denn ich war kein Musterstudent. Einer meiner ehemaligen Professoren führte mich durch die neu gegründeten Laboratorien. Wir verweilten bei einem seiner Fachkollegen. Hinter seinem Rechner sitzend, berichtete dieser von seiner Forschungsarbeit. Wie zu einer Strickleiter gebunden, entließ er quälend lange, aneinander gereihte Sätze hinab aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft. Minutenlang schaute ich dabei seine Augenpartie an, d.h. seine Cholesterin-Ablagerungen (Xanthelasmen) um die Augenlider. Bald verabschiedeten wir uns und verließen das Labor. “Ihr Kollege wird in zwei Wochen an Leberkrebs sterben“ sprudelte es wie ferngesteuert aus mir heraus. Ich erschrak selbst über mich und entschuldigte mich im gleichen Moment bei meinem Professor. Nach drei Wochen erreichte mich zu Hause eine Grußkarte meines Prof. aus Aachen. Er schrieb einleitend: Sie hatten recht, mein Kollege verstarb an Leberkrebs. 

So geschah’s in Kanchipuram 

Bleiben wir offen und zugänglich für paranormale Erlebnisse. Im Laufe des Lebens macht jeder sensible Mensch irgendwann damit Erfahrungen. Es scheint, dass uns der „Ur-Instinkt“ dafür aus unserer Evolutionsgeschichte weitgehend abhanden kam. Ich selber konnte in einem mystischen Umfeld in Südindien mehrfach Unerklärliches erfahren, das ich zuvor für unmöglich gehalten hatte. Einige dieser rätselhaften Ereignisse schildere ich in meinem Buch „Erlebtes Universum“. Leider kann man seine spezifische Hellsichtigkeit nicht aussuchen. Bedrückend ist es dann, wenn der Hellblick nur auf Todesfälle gerichtet ist.

Von einem Ereignis möchte ich berichten, das ich selbst am Rande meiner Palmblatt-Besuche in Süd-Indien erlebte – es ist mir mysteriös und unerklärlich. Wir, eine Reisegruppe von zwölf Palmblatt-Fans, teilten uns auf: Sechs Mitreisende besuchten an einem Tag die Palmblatt-Bibliothek, um „unser Schicksal“ aus der Akasha-Chronik vom Reader zu erfahren, während die anderen der Gruppen die dörfliche Idylle Kanchipurams erkundeten. Das wäre, wie unser Reiseführer Peter erklärte, Usus und sinnvoll, denn so konnte die Besichtigungsgruppe unabhängig von den zeitaufwendigen Palmblatt-Besuchen früher ins Strandhotel zurückfahren, so auch ich als Dorf-Erkundler. (Was ist die Palmblattbibliothek? http://palmblattbibliothek.info/mit-palmblattlesungen-einen-blic/ )

Im Strandhotel angekommen, genehmigte ich mir ein temperiertes „Local-Beer“. Am Eingang des kleinen Pavillons am Strand unterschrieb ich den Kassenbon für mein geordertes Getränk. Das war so verabredet, denn erst am Ende des Hotelaufenthalts wurden diese unterzeichneten Einzelrechnungen addiert. Aus mir unerklärlichen Gründen schrieb ich hinter meinem Namen 9 Uhr 10.

Inzwischen dämmerte es, und der Mond hing wie eine rotwangige Ampel am Sternenhimmel. Ich leerte mein Glas und schritt den schmalen Holzsteg zum Meer. Merkwürdig kurzatmig warf der Indische Ozean kleine Wellen an den Strand. Gedankenversunken blickte ich aufs Meer. Wie aus einer prall gefüllten Tasche, breitete ich das Tagesgeschehen in Gedanken aus. Leise näherten sich trippelnde Schritte. Es war der kleine Inder, der mich zuvor bedient hatte. „Sir, beten Sie gerade den Mond an?“, fragte er fast wispernd vorsichtig. „Aber nein, ich denke nur über den Tag nach“, gab ich, etwas in meiner Kontemplation gestört, zur Antwort. „Verzeihen Sie die Frage, es ist schon 20 Uhr, gewöhnlich ist da die zweite Reisegruppe schon zurück zum „Supper“. Wissen Sie, warum die Leute noch nicht da sind?“, fragte mich gezielt der Miniinder. Wie in Trance erwiderte ich: „Nein, der Rest der Gruppe kommt erst um 9 Uhr 10; schauen Sie auf meinen Kassenzettel, da steht es.“ 

Meine Antwort überraschte mich selbst. Offensichtlich suchte der Inder weiter das Gespräch mit mir, und so fragte er, ob ich denn verheiratet sei und Kinder hätte. Jetzt schaute ich ihm forschend in die Augen. Meine Antwort quoll unvermittelt fast roboterhaft aus mir heraus. „Nein, wir haben keine Kinder, aber ihr einziges Kind lebte nur kurze Zeit, es starb direkt nach der Geburt“; dabei fuhr ich mit meiner Hand erklärend über meinen Brustkorb und erschrak dabei. „Yes, yes, Sir, it was the lung“, antwortete er verdutzt. Wir fielen uns für einen schmerzhaften Moment in die Arme und rissen uns erschreckt wieder los. Später setzte ich mich an den langen Tisch im Pavillon, der bereits eingedeckt war. Die fehlenden Gäste unserer Gruppe tropften langsam ein. Zuletzt trottete auch unser Reiseführer Peter ein. Er nahm am Tischende zum Essen Platz: Es war Punkt 9 Uhr 10! 

Normal – paranormal – Informationsfeld? 

Die Quantenmechanik kann Erscheinungen wie den Doppelspalt berechnen, aber nicht wirklich erklären. Genauso kann ich meine eigenen Erlebnisse nicht erklären, ich kann sie auch nicht bewusst herbeiführen. Wir können dem „Spuk“ den einen oder anderen Namen geben: Informationsfeld, Akasha-Chronik oder morphologisches Feld; die Existenz dieser Felder lässt sich physikalisch nicht nachweisen, es liegt außerhalb, also „neben“ der Physik. Das ist „Metaphysik“, der Bereich der Wunder und der Religionen.

Ein Physiker namens James Clerk Maxwell (* 13. Juni 1831 in Edinburgh; † 5. November 1879 in Cambridge) hat Elektrizität und Magnetismus beschrieben, beides damit zu Physik werden lassen. Dabei war der Magnetismus schon lange zuvor bekannt, als Bühnen-Effekt, den man vorführen, aber nicht erklären konnte. Vor Herrn Maxwell waren Magnete demnach ebenfalls „Metaphysik“. Aus dem Doppelspalt lässt sich ableiten, dass der Experimentierende mit seiner Messung das Experiment beeinflusst. Verändert so das Bewusstsein die Geschehnisse? Erst neulich fragte Einstein polemisch: „Existiert der Mond auch dann, wenn keiner hinsieht?“

Noch ist das „Informationsfeld“ keine Physik. Womöglich tritt eines Tages ein neuer Maxwell auf, der dieses Feld berechnen kann. Dahinter taucht eine neue noch bedeutendere Frage auf: Wenn es möglich ist, auf die Zukunft zuzugreifen, ist diese dann festgeschrieben? Ist sie unveränderlich? Unterliegen wir eher einem Schicksal, das längst wie in Stein gemeißelt feststeht, oder haben wir einen freien Willen, entscheiden selbst, was wirklich geschehen wird? Bitte fragen Sie dazu nicht Ihren Arzt oder Politiker!

Nach oben