1940/41 – Stalin oder Hitler: Wer plante den Angriff zuerst?
Eine Rezension von Peter Haisenko
Es sind nun 80 Jahre vergangen, aber diese Fragen sind noch immer offen: Ist Hitler mit dem Angriff auf die Sowjetunion Stalin nur um Tage zuvorgekommen? Worauf ist das Zerwürfnis zwischen Stalin und Trotzki zurückzuführen? Hat Roosevelt sowohl Deutschland als auch Russland geholfen, ihre Armeen aufzurüsten? Die Moskauer Archive sind geöffnet und so können diese Fragen jetzt beantwortet werden.
Jeder Historiker, der ehrlich nach der Wahrheit sucht, muss sowohl Englisch und Deutsch als auch Russisch können. Wenn er dann auch noch Französisch kann, kann er auch von dort Details in seine Forschungen einbinden. In diesem Sinn sind die meisten arrivierten Historiker der BRD im Hintertreffen, weil sie mit dem Russischen zu wenig vertraut sind. Anders Reinhard Leube, der in der DDR aufgewachsen ist. Mit seiner besten Kenntnis all dieser wichtigen Sprachen für die Geschichtsforschung konnte er auch die Moskauer Dokumente in seine Forschungen einbeziehen und so Licht in die alte Streitfrage bringen, wer tatsächlich den Krieg zwischen Hitlerdeutschland und Stalins Reich geplant hatte und ob auch andere diese Apokalypse befördert haben.
Eine Vielzahl von Quellen, die unvoreingenommen geprüft werden
Doch zunächst sei die Frage erlaubt, warum man sich überhaupt mit dieser Vergangenheit beschäftigen sollte. Insbesondere als Deutscher. Der Leitspruch vieler Historiker kann da schon weiter helfen: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“ Wer also mit seinem Geschichtswissen nur auf das reflektieren kann, was in deutschen Schulen gelehrt wird, wird keine Antworten finden können, warum zum Beispiel im Nahen und Mittleren Osten seit hundert Jahren kein Frieden einkehren will. Oder in Afrika oder Afghanistan. Noch wichtiger aber ist es zu sehen, wie sehr die Vorbereitungen zum Ersten und Zweiten Weltkrieg dem gleichen, was wir hochaktuell im Umgang mit Russland erleben.
Was hat sich abgespielt in den Jahren 1940/41, bis sich die Wehrmacht und die Rote Armee gegenseitig massakrierten? Wie war die diplomatische Lage und wie das aktuelle Kräfteverhältnis? Reinhard Leube hat die Archive gesichtet und die Erkenntnisse daraus zeichnen ein ganz anderes Bild als das, das uns in Deutschland als Geschichtsschreibung seit 1918 vorgeschrieben ist. Dazu sagt Reinhard Leube in seinem Geleitwort zu seinem neuesten Werk, nämlich „Der Geschichte fünfter Teil – Katz-und-Maus-Spiele“:
„Im Prinzip kennen Sie die Geschichte. Irgendwann gab es einen Ersten Weltkrieg und später einen Zweiten. Warum ein neues Buch darüber? Und weshalb ist es denn letzten Endes gleich eine Serie geworden?
Es gibt sie, die vielen Wahrheiten, die vielen Quellen, die vielen Details. Gewöhnlich entscheiden sich Historiker dafür, die Fragmente zu liefern, die ihre These „belegen“. Doch wo bleibt der Rest? Andere Wahrheiten landen in anderen Büchern und dort war auf einmal alles ganz anders.
Warum sollen die unterschiedlichen Wahrheiten jedoch nicht einmal in einem und demselben Buch gesammelt werden? Und zeitlich geordnet? Sie werden staunen, wenn sich auf diese Weise neue Antworten finden und wenn sich auf einmal Rätsel auflösen, die erst entstanden waren, weil Historiker ungeeignet erscheinende Details nicht erwähnten.“
Reinhard Leube zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er eine Vielzahl von Quellen für seine Forschungen herangezogen hat, vor allem die, die erst seit kurzem zugänglich sind. Leube hat seine Forschung ergebnisoffen betrieben. Auch das unterscheidet ihn von den meisten arrivierten Historikern. Er stellt unvoreingenommen Quelle neben Quelle und siehe da, es ergibt sich ein Gesamtbild.
Ach, so war das! – Jetzt wird manches klar!
Das in Buchform gepresste Ergebnis ist dann keineswegs trockener Stoff. Leube versteht es, den Leser in einer Art mitzunehmen, als ob man die Zeit direkt miterleben würde. So ist seine Beschreibung der Geschichte keineswegs langweilig, obwohl man zu wissen glaubt, was damals abgelaufen ist und das Endergebnis sowieso kennt. Es ist geradezu anders herum. Mir selbst ist es beim Lesen oft in den Kopf gesprungen: Ach, so war das! Das wusste ich auch noch nicht. Jetzt wird manches klar! Und zwar so klar, dass dieses neue Verständnis manche Dinge offenbart, die die Gegenwart betreffen. Insbesondere in Zeiten von Corona ist es enorm wichtig zu sehen, wie sehr die Gegenwart dem ähnelt, was nicht nur am deutschen Volk vor 80 Jahren verbrochen worden ist.
Wir wissen, dass die Jahre 1940/41 der Anfang vom Ende eines souveränen Deutschlands waren. Wir sollen glauben, dass allein die Deutschen Böses geplant und ausgeführt haben. Wir wissen, dass Churchill 1955 den Karlspreis von Aachen erhalten hat. Glauben Sie aber, dass er den verdient hat? Wenn Sie Reinhard Leube gelesen haben, werden Sie zumindest Zweifel daran haben.
Reinhard Leube hat mit dem jüngsten Band „Katz-und-Maus-Spiele“ sein bisheriges Meisterwerk abgeliefert. Dieses Buch beantwortet bestens belegt die allermeisten offenen Fragen. Es ist so umfassend in der Information, dass ich hier nicht auf Einzelaspekte eingehen will. Ich stelle einfach einige der Fragen in den Raum, die Sie vielleicht interessieren und bei denen Sie das Gefühl haben, bislang nicht ausreichend informiert zu sein.
Jede Menge Fragen, für die das Buch Antworten bietet
Wann haben England und die USA begonnen, Deutschland und die Sowjetunion gegeneinander aufzurüsten? Warum haben sich Stalin und Trotzki überworfen und welche Auswirkungen hatte das auf die Nachkriegszeit? Ist es wahr, dass die Briten Stalin fortlaufend gedrängt haben, einen Krieg gegen das Deutsche Reich zu führen? Ging es 1941 wirklich nur um Tage, wer später als Aggressor dastehen würde? War Auschwitz von Anfang an als Vernichtungslager für Juden geplant oder war es ursprünglich ein Arbeitslager für Polen? Wie hat der Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Stalin auf den Rest der Welt gewirkt? Was hat Japan dazu getan und wie ist es zu Pearl Harbour gekommen? Wann war Roosevelt über den geplanten Angriff informiert und wie hat er reagiert? Wie viele Versuche in den höheren Rängen von Politik und Militär gab es innerhalb Deutschlands, Hitler abzusetzen, bevor er das größte Unheil anrichten konnte und warum haben das die Briten jedes Mal hintertrieben? Diese und eine Menge mehr Fragen werden in diesem Werk schlüssig beantwortet.
Damit Sie einen Eindruck bekommen, dass das Werk von Reinhard Leube kein dröges Geschichtsbuch ist, zitiere ich einen Absatz aus dem ersten Kapitel mit der Überschrift „Hitlers Reden vom Frieden sind Geschichte“: „Ein Mann steht in der Zigarettenschlange und brummelt: „Alles wegen dem Einen!“ Er steht vor dem Gemüseladen an und muffelt ärgerlich: „Ja, ja, alles wegen dem Einen!“ Später trifft man ihn vor dem Schokoladenladen wartend, wieder stichelnd: „Alles wegen…“ Da wird er verhaftet und man bringt ihn zur Polizeiwache. Der Wachtmeister fährt ihn an: „Das ist ja unerhört, wie Sie da miesmachen! Wen meinen Sie denn mit »dem Einen«?“ Mit undurchdringlicher Miene antwortet der Mann: „Nun, selbstverständlich Churchill.“ Enttäuscht, aber ebenso erleichtert sagt der Wachtmeister: „Ach so – Churchill. Na, dann können Sie gehen.“ Der Mann geht, dreht sich an der Tür aber nochmals um und fragt diesen Polizisten: „Nun sagen Sie mal, Herr Wachtmeister, an wen hatten Sie eigentlich gedacht???“
Katz-und-Maus-Spiele
Der Geschichte fünfter Teil, Europa in den Jahren 1940 und 1941, „Katz-und-Maus-Spiele“ ist ab sofort erhältlich im Buchhandel oder schneller und besser zu bestellen direkt beim Verlag hier.
Um Ihr Interesse zu beflügeln, stelle ich das Inhaltsverzeichnis vor:
1940
Hitlers Reden vom Frieden sind Geschichte 13
 Überraschungen 20
 Vordenker einer repräsentativen Demokratie 26
 Deutsche Kriegsgegner im Kontakt mit London 28
 Stimmungsbilder I 30
 Das ganze Gegenteil von Rassismus 32
 Kriegsgegner bleiben im Kontakt mit London 34
 Stimmungsbilder II 38
 America, Great Britain and Adolf Hitler 41
 Staatsbesuch aus Washington 44
 Immer nur Frieden ist nicht zielführend 46
 Der Antichrist besucht den Papst 49
 Öffentlichkeitsarbeit in Berlin 51
 Die Sowjets lassen sich nicht länger hinhalten 52
 Zwischen Resignation und Initiative 52
 Die Deutschen ohne ihre Südfrüchte und Coca-Cola 55
 Halb Nordeuropa wird geschluckt 57
 Stimmungsbilder III 59
 Stalin entwickelt die Verteidigung vor den Toren 62
 Die Kirchen kämpfen weiter gegen den Krieg 63
 Der nächste blinde Alarm 64
 Das schwere Wasser für die Bombe ist weg 66
 Polen in der Zange 67
 Im Westen nichts Neues 70
 Chamberlain geht und Churchill leitet wie ’14 den Krieg 75
 London ermöglicht auch Übergrößendeutschland 79
 Billige Taschenspielertricks 84
 Der Führer wendet sich seinem nächsten Ziel zu 85
 Nehmt mich auf den Arm und verschaukelt mich 87
 Zeittafel zum Westfeldzug 92
 Berlin und Rom im Eroberungsmodus 105
 Die Großmacht Frankreich kommt abhanden 107
 Hitler muss weg I 110
 Was wird aus der deutsch-französischen Aussöhnung? 114
 Moskau strafft den Zeitplan 117
 Winston Churchill behält das Spiel im Griff 121
 Hitler appelliert leise an die Vernunft der Briten 124
 Hitler muss weg II 126
 Noch geheimer als der englische Geheimdienst 128
 Was passiert in der großen Politik im Sommer 1940? 129
 Das Ende der österreichisch-spanischen Freundschaft 136
 Marschall Pétain versucht Frankreich zu retten 138
 Denkbar lange soll sich der Krieg hinziehen 138
 Man muss kein Schwein sein in dieser Welt 140
 Der Duce ist von allen guten Geistern verlassen 141
 Der Moskauer Premier- und Außenminister in Berlin 143
 Hitler rächt sich für den verhagelten Staatsbesuch 155
 Auch Hitler will mit mehreren Kugeln jonglieren 158
 Auszüge aus Great Britain and the Fall of France
 von John Campbell Cairns, University of Toronto 162
 Quellen und Anmerkungen zu 1940 168
1941
Wenn man Schilder im eigenen Ort nicht lesen kann 179
 Washington grübelt 180
 Gladiatoren in der Arena 182
 Die nächsten Warnungen werden übergangen 183
 Hitler muss weg III 184
 Spiele mit doppeltem Boden 185
 Überall verschwinden die Warnungen im Tresor 187
 Werden aus drei Mächten acht? 187
 Contenance – Staatsbesuch aus Tokio in Berlin 189
 Japan stellt sich in Bezug auf die Sowjetunion tot 194
 Stalin umarmt Deutschland 195
 Der nächste Vertrag steht zur Disposition 196
 London und Washington im Wildwasserpaddeln 197
 Den Genossen Stalin drängt es weiter nach Westen 199
 Hitler und „seine“ Diplomaten 200
 Wer hat die Nase vorn? 202
 Der Führerstellvertreter fliegt nach Großbritannien 207
 Die Georgs-Runde 213
 Sieg oder Niederlage, Krieg oder Frieden? 215
 Tete-à-tete auf offener Strecke 218
 Hitler drängt es weiter nach Osten 219
 Gute Nerven: Befehlsverweigerung im Krieg 220
 Hitler muss weg IV 223
 Stalin drängt es weiter nach Westen 224
 Wer kann England noch retten? 225
 Kommt ein weiterer Krieg in Osteuropa? 232
 Gebt den Pferden die Sporen nach Osten 233
 Warum läuft die Rote Armee rückwärts? 242
 Wie lange hält die Sowjetunion dem Blitzkrieg stand? 256
 Verteilt das Fell des Bären nicht, bevor er erlegt ist. 259
 Zurück zum Blitzkrieg 260
 Die tote Frau ist quicklebendig 262
 The Atlantic Charter 264
 Wie das alte Rom: Ein Imperium lässt sich angreifen 268
 Rassenwahn live und in Farbe 272
 Viel warme Luft aus dem Westen 275
 Unterirdische Volksaufklärung 276
 Wie können sich Regimegegner verständigen? 277
 Der Krieg wird nicht zum Spaß geführt 281
 Was war das eben für ein Geräusch im Treppenhaus? 287
 Rechnungen, die nicht aufgehen wollen 289
 Angriff auf Pearl Harbor fast aus heiterem Himmel 291
 Quellen und Anmerkungen zu 1941 300
 Literaturauswahl 309
 Namensregister 315
 Wichtige Funktionsträger in den einzelnen Staaten 328
 Unternehmen 335
 Zeitungen, Presseagenturen und Radiosender 336






