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Gleichstellungsbeauftrage stört sich an „Vaterland“ und „brüderlich“ und fordert Genderisierung der deutsche Nationalhymne

Von Hubert von Brunn

Gleichstellungsbeauftrage im Bundesfamilienministerium ist schon ein harter Job. So musste sich die derzeitige Amtsinhaberin Kristin Rose-Möhring (SPD) jetzt den Kopf darüber zerbrechen, wie der latent frauenfeindliche Text unserer Nationalhymne zu entmännlichen ist. Wenn es nach ihr geht, soll aus „Vaterland“ nun „Heimatland“ werden und statt „brüderlich mit Herz und Hand“ sollen wir künftig „couragiert mit Herz und Hand“ singen. Was für eine großartige gedankliche Leistung!

Urheberrechtlich wäre das möglich, denn das Copyright für diese Verse, die uns der Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) hinterlassen hat, ist längst abgelaufen. Das trifft für unzählige Werke anderer deutscher Dichter allerdings auch zu. Wenn Frau Rose-Möhring auch dort eine sprachliche Säuberung im Sinne des Gender Mainstreams vornehmen will, hat sie noch einiges zu tun. Ursprünglich verfasst als revolutionäres Gedicht gegen den preußischen Obrigkeitsstaat, wurde das „Lied der Deutschen“ allerdings erst 1922 in der Weimarer Republik zur offiziellen Nationalhymne bestimmt. Bei der bei uns seit 1952 bzw. 1990 gebräuchlichen Version „Einigkeit und Recht und Freiheit…“ handelt es sich um die dritte Strophe des Gedichts. Wer nur ein wenig Kenntnis von der Vita des Dichters und der Entstehungsgeschichte seines „Lieds der Deutschen“ hat und darüber hinaus daran interessiert ist, das kulturelle Erbe unsere Landes und insbesondere der deutschen Sprache zu schützen ­– der kann nicht auf einen derart absurden Gedanken kommen. Bei Frau Rose-Möhring scheint beides nicht vorhanden zu sein.

Was für ein wunderschönes deutsches Wort ist doch „couragiert“?

Sehen wir uns ihre Änderungsvorschläge einmal etwas genauer an. „Heimatland“ statt „Vaterland“. Nun, „Heimat“ hat derzeit allenthalben Konjunktur, selbst bei den Linken und Grünen, die noch bis vor kurzem jeden, der dieses Wort in den Mund nahm, als mehr oder weniger völkisch verblendeten Neonazi diffamierten. „Heimatland“ ist ein schönes Wort und gewiss hat es auch von Fallersleben gemocht. Doch er hat sich die dichterische Freiheit genommen, „Vaterland“ zu wählen. Was ist daran verwerflich? Dann müssen wir im Sinne der Gleichstellung doch auch über gebräuchliche Begriffe wie „Muttersprache“, „Mutterland“ (z.B. des Fußballs) „Mutter Erde“ u.a. nachdenken. Die symbolische oder metaphorische Verwendung von „Mutter“ hat in unserer Sprache immer die Konnotation des Ursprünglichen, der Geburt von etwas Neuem. Gut so, aber ohne Mitwirkung des Vaters kann nun mal keine Geburt stattfinden. Also was macht den „Vater“ so verächtlich?
Die Franzosen haben es da leichter. Wenn sie in ihrer Marseilleise „la patrie“ besingen, kann sich jeder aussuchen, was er darunter verstehen will, denn das Wort bedeutet beides: „Vaterland“ und „Heimat“. Wieder einmal ein Beispiel dafür, wie subtil die deutsche Sprache im Vergleich zu anderen ist.

So richtig albern wird es bei dem zweiten Vorschlag zur Genderisierung: „couragiert“ statt „brüderlich mit Herz und Hand“. Was für ein wunderschönes deutsches Wort ist doch „couragiert“, geradezu prädestiniert für unsere Nationalhymne?! Ist es schon schlimm genug, dass unsere Alltagssprache in kaum mehr erträglichem Maße durchsetzt ist von Anglizismen, dann muss auch noch das zu feierlichen Anlässen ehrfurchtsvoll und oftmals ergriffen gesungene „Lied der Deutschen“ für die sprachliche Globalisierung herhalten. Mit seinem Dreiklang „Einigkeit und Recht und Freiheit“ hat sich von Fallersleben an der Parole der Französischen Revolution „Liberté, Egalité, Fraternité“ orientiert und den Gedanken der Brüderlichkeit geschickt in sein Gedicht eingewoben. Der Mann hat sich was dabei gedacht und er beherrschte die deutsche Sprache.

Wir müssen nicht jeden Quatsch der anderen nachmachen

Als Rechtfertigung für ihren ebenso unnötigen wie schwachsinnigen Vorschlag führt Frau Rose-Möhring an, andere Länder wie Österreich und Kanada hätte ihre Nationalhymnen auch schon gegendert. In Österreich wurden den „großen Söhnen“ noch „große Töchter“ hinzugedichtet, in Kanada wurden die Söhne gänzlich eliminiert. Dort singt man jetzt statt „…in all thy sons command“ „in all of us command…“ – Sei’s drum, das können sie alle halten, wie sie wollen. Aber müssen wir denn jeden Quatsch nachmachen? Abgesehen davon würde man dort – und in keinem anderen Land der Welt – auf die Idee kommen, den Text der Nationalhymne mit Fremdworten zu „bereichern“.

Was also gibt einer offenbar unterbeschäftigten Gleichstellungsbeauftragten, die sich meines Wissens noch nicht durch literarische Kompetenz hervorgetan hat, das Recht, das Werk eines anerkannten Dichters zu verunstalten? Ist es dümmliche Wichtigtuerei und reine Eitelkeit, um auch mal in der Presse zu erscheinen? Oder steht dahinter doch eher die im linken Spektrum weit verbreitete Abneigung gegen alles Deutsche? Will Frau Rose-Möhring ihr Scherflein dazu beitragen, dass deutsche Kultur nach und nach ausgehöhlt wird und sukzessive verschwindet? Der Schlusssatz ihres Rundbriefs, den sie anlässlich des Internationalen Frauentags in dem SPD-geführten Ministerium versandt hat, „Mit fröhlichen gegenderten Grüßen für einen diskussionsfreudigen 8. März“ lässt mehre Deutungen zu. Ohne jeglichen Zweifel hingegen lässt sich feststellen: Eine intellektuelle Glanztat hat Frau Rose-Möhring definitiv nicht vollbracht.

 

In meinem 1999 erschienen Roman „Staat der Frauen – Eine utopische Satire“ wird auch eine radikal-feministische Sprachreform durchgeführt. Die Ergebnisse sind mitunter recht skurril, kommen der heutigen Wirklichkeit jedoch erstaunlich nah. Hier eine kleine Leseprobe:

Als nicht weniger problematisch erwies sich das Wort „Mitglied“. Gäbe es in der deutschen Sprache nicht jenen fatalen Doppelsinn, den das Wort „Glied“ mit sich herumschleppt, wäre die Sache einfacher gewesen. „Mitglied“ – unzweideutig verstanden als „ein weiteres Glied in der Kette“ – hätte lediglich der weiblichen Endung bedurft, um als „Mitgliedin“ salonfähig zu bleiben. Da „Glied“ aber nun mal auch, und womöglich im alltäglichen Sprachgebrauch überwiegend, das männliche Geschlechtsorgan bezeichnet, war es gänzlich ausgeschlossen, eine Frau „Mitglied“ oder „Mitgliedin“ zu nennen. Aber auch die Verneinung schied aus. „Ohnegliedin“ wäre zwar der biologischen Wahrheit nähergekommen, doch die Definition einer Frau als Verneinung eines originär männlichen Teils, und noch dazu eines solchen, war schlicht inakzeptabel. Der einzige Ausweg lag auch hier in der völligen Eliminierung des Wortes „Mitglied“. An seine Stelle trat, wenig spektakulär, aber unverdächtig und eindeutig, „die Zugehörige“.

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