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Skandal um israelischen Dirigent Lahav Shani

Von Peter Haisenko 

So jedenfalls titelt die Münchner tz, weil ihm ein Auftritt im belgischen Gent verweigert wird. Begründet wird die Ausladung damit, dass er sich nicht vom Vorgehen der israelischen Regierung im Gasa-Streifen distanziert hat. Da ist er aber nicht der einzige, dem solches widerfährt.

Ob dieser Ausladung sind umfangreiche diplomatische Aktivitäten angelaufen. Die deutsche Botschaft in Brüssel wurde eingeschaltet und höhere Regierungskreise sind damit befasst. Die flämische Kulturministerin Caroline Gennez von der sozialdemokratischen Partei Vooruit meint, die Kulturinstitutionen müssten die Zusammenarbeit mit Partnern und Firmen beenden, die sich nicht eindeutig vom „Völkermordregime in Tel Aviv“ distanzieren. Der deutsche Rechts- und Verwaltungswissenschaftler Markus Thiel bezeichnet das als eine absurde Absage und führt aus: "Mit dieser Absage hat das Festival den politischen Diskurs verlassen – und ist angekommen bei der undemokratischen Gesinnungsprüfung." Er beklagt ein illiberales Kulturverständnis, das Auftritte nur mit einer von den Verantwortlichen definierten „weißen Weste“ zulässt. Shani wurde nicht ausgeladen, weil er einer Glaubensrichtung angehört, sondern weil er sich angeblich politisch nicht korrekt verhält. - Fällt auch Ihnen dazu etwas ein?

Zu diesem Vorgang werden drei weitere Fachleute zitiert

Charlotte Knobloch: „Das ist eines der krassesten Beispiele des aktuellen Judenhasses – bigott, unverfroren und unverschämt. Großartige Künstler wie Lahav Shani werden von vermeintlich weltoffenen Institutionen dazu genötigt, entweder selbst Israelhass zu unterstützen oder als Parias behandelt zu werden. Das ist an Niedertracht nicht zu überbieten....“
Igor Levit, Pianist: „Dass Lahav Shani als israelischer Künstler unter Generalverdacht gestellt und mitsamt seinem Münchner Orchester einer kollektiven Bestrafung unterworfen wird, ist ein unerträglicher Schritt der Belgier und ein erschütternder Skandal. Und ehrlich gesagt: purer Antisemitismus.“
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats: „Ich halte die Ausladung für falsch. Künstlerinnen und Künstler sind keine Diplomaten oder Politikerinnen. Ihr Arbeitsfeld ist die Kunst. Von Künstlerinnen und Künstlern zu verlangen, dass sie sich für oder gegen den Staat positionieren, kommt einer Gesinnungsprüfung gleich. Ich hatte gehofft, solche Zeiten sind überwunden.“

Allen dergestaltigen Stellungnahmen kann ich nur aus vollem Herzen zustimmen, aber die Sache hat einen Haken. Einen riesigen Haken, der diese Bekenntnisse zu vorurteilsloser Liberalität zu wertlosem Sprachmüll macht. Wo waren diese vier Helden der künstlerischen Freiheit, als es um russische Künstler ging und immer noch geht? Oder um russische Sportler und den „olympischen Geist“? Bekenntnisse zu Liberalität und demokratischer Gleichheit sind nichts wert, wenn sie selektiv angewendet werden. Wenn gleiches Recht eben nicht für alle gilt, sondern nur für „Auserwählte“. Ich bin nicht der einzige, der sich fragt, warum Russen überall ausgeschlossen werden und Israelis nicht. Grund für letztere gibt es reichlich, vor allem im Vergleich mit Russland.

Jeder weiß, wer auf Zivilisten schießt

Nehmen wir das Verhältnis zwischen toten Zivilisten und Soldaten. Unzweifelhaft steht fest, dass Israel mindestens 100.000 palästinensische Zivilisten umgebracht hat. Inklusive 20.000 Kindern. Wieviele echte Hamas-Führer ausgelöscht wurden sind, ist nicht bekannt, aber meine Schätzung liegt deutlich unter 1.000. Wir haben folglich 100 Zivilisten pro einem Hamas-Kämpfer. Gut, das ist eine unqualifizierte Schätzung meinerseits, aber ich fürchte, es ist tatsächlich schlimmer. Über die bei der russischen Sonderoperation umgekommenen ukrainischen Soldaten gibt es auch keine zuverlässigen Zahlen, aber weniger als 500.000 sind es sicher nicht, eher das Doppelte. Dem steht gegenüber, das durch die russischen Angriffe insgesamt weniger als 500 ukrainische Zivilisten umgekommen sind, wahrscheinlich weniger. Das heißt, sehr zu Ungunsten Russlands gerechnet, dass pro einem umgekommenen ukrainischen Zivilist mindestens ein- bis zweitausend Soldaten ihr Leben lassen mussten. Das hat einen Grund.

Bomben oder Referenden?

Israel bombardiert und erschießt Palästinenser gezielt und zerstört ihre Häuser und Lebensgrundlage. Russland hingegen zielt nur auf militärische Objekte, während Kiews Schergen ganz gezielt andauernd mitten in die Städte im Osten schießen, eben auf Zivilisten. Das hat während der letzten zehn Jahre 14.000 Menschen dort das Leben genommen. Während Israel den Palästinensern ihren eigenen Staat verweigert, hat Russland Referenden abgehalten und so den Bürgern ihre demokratischen Rechte garantiert. Die Großstädte Kiew und Odessa sind nahezu unbeschädigt und nicht nur das Nachtleben wird dort in vollen Zügen genossen. Ich denke, ein Vergleich mit Gasa kann da gar nicht gemacht werden, weil es zu schrecklich ist. Israel sprengt gerade die letzten Hochhäuser, nachdem die Universität schon vor einem Jahr pulverisiert worden ist wie fast alle Krankenhäuser. Wasser gibt es auch kaum noch und kein Essen.

Hass blockiert das Denken

Ich stelle fest: Russland wird bis zur eigenen Erschöpfung sanktioniert. Russische Musiker und Sportler dürfen nicht an internationalen Wettbewerben teilnehmen, der europäische Luftraum ist gesperrt für russische Fluglinien und russische Dirigenten dürfen nicht mehr dirigieren in Westeuropa. Israel hingegen kann seine Leute nach wie vor überall hinschicken und auch Sanktionen gibt es nicht. Erst jetzt, eben mit Lahav Shani, widerfährt einem Israeli, was für Russen seit Jahren gilt. Und da ist die Aufregung groß. Ob man das Doppelmoral nennen darf, gar muss? Oder gar analog zu „Antisemitismus“ Antislavismus? Oder einfach Russenhass und Judenliebe? Ist euch zitierten Freiheitshelden eigentlich bewusst, was ihr da zu dem israelischen Dirigenten abgelassen habt? Denkt einfach mal darüber nach, ob das, was ihr über den Juden gesagt habt, in einem demokratischen Rechtsstaat nicht für alle Ethnien gleich gelten muss. Aber hasszerfressene Gehirne können nicht so weit denken, wenn überhaupt.

Gasa - und da soll noch jemand leben?

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