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Rückkehr nach Syrien nur ins gemachte Bett?
Von Peter Haisenko
Angeblich sind die Migranten aus Syrien geflohen aus Angst vor Assad. Der ist aber nicht mehr an der Macht. Damit ist der Fluchtgrund entfallen und einer Rückkehr sollte nichts im Weg stehen. Das sieht unser Außenminister anders.
Wird ein Staat, ein Gebiet, von einem schweren Erdbeben heimgesucht, dann läuft es so ab: Zunächst müssen die Opfer geborgen und dann die Schäden repariert werden. Während bei der Bergung der Opfer meist mehr oder weniger symbolische Hilfe aus dem Ausland kommt, muss der betroffene Staat weitgehend allein den Wiederaufbau stemmen. Da gibt es wirklich viel zu tun und die betroffenen können sich nicht über Mangel an Arbeit beklagen. Jede Hand wird gebraucht. Ausgenommen die ganz besonders „Guten“ käme niemand auf die Idee, den Einwohnern des betroffenen Gebiets einen kostenfreien Aufenthalt in einem anderen Staat anzubieten, bis die Schäden repariert sind und alles wieder so ist, wie es vor dem Erdbeben war. Wer sollte denn da die notwendigen Arbeiten verrichten, wenn sich die einheimischen Arbeitsfähigen derweil im Ausland einen Lenz machen? Wie sähe Deutschland heute aus, wenn die Deutschen nach dem Krieg im Ausland Zuflucht genommen hätten, bis irgendjemand ihre zerbombten Städte repariert hätte?
Die Kriegsschäden in Syrien sind vergleichbar mit Erdbebenschäden. Sie sind nicht flächendeckend und weite Teile sind unbeschädigt. Es gibt noch immer eine weitgehend funktionierende Infrastruktur, Essen und Wasser. Dass ein großer Teil der Schäden nicht repariert ist, ist vor allem dem illegalen Sanktionsregime des Wertewestens geschuldet, das den Import von Zement und anderen für die Reparatur notwendigen Materialien verboten hat. Diese sind jetzt weitgehend aufgehoben und man könnte die Arbeit beginnen. Wollte der Westen, die BRD, tatsächlich, dass Syrien wieder eine Zukunft hat, müssten alle Syrer umgehend in ihre Heimat zurückgeschickt werden. Da könnten oder müssten sie dann arbeiten, aufbauen, anstatt in deutschen Städten herumzulungern und nicht zu wissen, wie sie die Zeit totschlagen können. Arbeiten dürfen sie ja nicht, in der BRD, erhalten aber doch so viel Geld, dass viele von ihnen etwas in die Heimat schicken können. Mal ehrlich: Wie kann man da annehmen, dass ganz viele freiwillig den Lenz gegen wirklich harte Arbeit eintauschen wollen? Für weniger Geld. Selbstverständlich gilt das auch für Ärzte und andere echte Fachleute, denn die werden in Syrien dringend gebraucht.
Alle arbeitsfähigen müssen am Wiederaufbau mithelfen
Ich gehe da noch weiter. Zwar konnte ich keine offizielle Statistik finden, wieviele der Migranten in der BRD arbeitsfähige Männer sind, aber mit mindestens 80 Prozent liege ich wahrscheinlich nicht weit daneben. So würde ich alle Migranten, auch die, die nicht aus Syrien kamen, vor allem muslimische, auffordern, ebenfalls nach Syrien zu gehen und dort für den Wiederaufbau zu arbeiten, anstatt hier ohne Perspektive herumzulungern. In Syrien wie auch in der Ukraine sind viele junge Männer umgekommen und die fehlen jetzt für den Wiederaufbau. So gehe ich noch weiter. Sobald die Kriegshandlungen in der Ukraine beendet sind, sollten auch Migranten, die in Deutschland leben, dorthin gesandt werden, um dort sinnvolle und dringend benötigte Arbeiten zu verrichten. Dort könnten sie ihr Glück finden, denn auch in der Ukraine fehlen Millionen gefallene junge Männer. Die Frauen in der Ukraine leiden unter einem starken Männermangel, ähnlich wie in Deutschland nach dem Krieg. Dazu habe ich mich schon im Frühjahr 2023 geäußert:
https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20231/maennermangel-in-der-ukraine-da-koennten-wir-helfen/
Und da kommt jetzt unser Außenminister Wadephul und sagt, man könne Flüchtlinge nicht in ein Land zurückführen, das Zerstörungen aufweist. Wie stellt der sich das vor? Sollen wir unsere Bautrupps nach Syrien schicken, die dann alles reparieren, damit die Syrer in ein repariertes Land zurückkehren können? Die Bautrupps, die zu wenige bei uns sind, um die Infrastruktur im eigenen Land zu reparieren. Wir in der BRD könnten aber tausende Wohncontainer nach Syrien liefern, auch gern verschenken, die hier nicht mehr benötigt werden, sobald die syrischen Migranten zurück in der Heimat sind. Aber halt, da gibt es ein anderes „Problem“. Da würde ja eine Menge an Wohnraum nicht mehr benötigt und das könnte zu einem entspannten Mietmarkt führen, der mit einem Verfall der Immobilienpreise einhergehen wird. Man erinnere sich: Warum wurden um Berlin abertausende Wohnungen, Plattenbauten gesprengt? Damit der Mietmarkt in Berlin nicht auf dem niedrigen Niveau bleiben kann. Die Vermieter bedanken sich.
Ein Land kann nur von den eigenen Bürgern repariert werden
Ich kann mir vorstellen, dass Herr Wadephul zum ersten mal solche Zerstörungen gesehen hat und dementsprechend erschüttert ist. Dieser Außenminister ist aber alt genug, um Bilder aus den zerstörten deutschen Städten gesehen zu haben. Und nein, kein Ausländer hat Anfangs beim Wiederaufbau geholfen. Erst etwa zehn Jahre nach Kriegende, ab Mitte der 1950er Jahre, kamen die ersten Gastarbeiter in die BRD, weil zu viele junge deutsche Männer im Krieg geblieben sind. Nicht zu vergessen die etwa zwei Millionen Männer, die die USA auf den Rheinwiesen jämmerlich verrecken lassen haben. Ja, Deutschland brauchte dann die Hilfe von Arbeitern aus fremden Ländern, sobald es wieder aufwärts ging. Aber erst dann. Den Anfang mussten die Deutschen, die den Krieg überlebt haben, selbst machen. Man möge sich an die "Trümmerfrauen" erinnern.
Also, Herr Wadephul, wer soll Syrien reparieren, wenn die Migranten nicht zurückkehren? Auch die Frauen in Syrien haben einen Männermangel. So ist die Chance hoch, dass Syrienrückkehrer dort ihr Glück finden können, wenn sie eine alleinstehende, eine zurückgelassene syrische Frau zur Partnerin nehmen, neben der Aufbauarbeit. Aber es gibt noch einen anderen Aspekt. Wie sieht es denn aus mit Gasa? Im Vergleich zu Gasa ist Syrien nahezu unbeschädigt. Müssten nach Wadephuls Logik nicht alle Palästinenser aus Gasa evakuiert werden, in einem anderen Land leben, bis irgend jemand die Stadt repariert hat? Netanjahu hätte das gern, allerdings ohne Rückkehr der Palästinenser.
Für Syrer ist der Asylgrund entfallen
Um es klar zu sagen: Syrer haben in der BRD vorübergehendes Asyl erhalten, wenn sie angaben, vor dem „Schlächter Assad“ geflohen zu sein, um ihr Leben zu retten. Nachdem Assad nicht mehr die Macht hat, ist der Asylgrund entfallen. Juristisch gesprochen nennt man das „Vertragsauflösung wegen Wegfalls der Vertragsgrundlage“. Folglich ist die Grundlage für Asylberechtigung entfallen und alle, die Assad als Fluchtgrund angegeben haben, müssten unser Land wieder verlassen. Müssten, wenn in der BRD Recht über Ideologie stünde. Ich selbst hielte es für einen humanitären Akt, den Rückkehrern ein Handgeld von etwa 5.000,- Euro mitzugeben, damit sie einen Neustart in ihrer Heimat besser stemmen können. Man bedenke dazu, wieviel jeder einzelne Migrant den deutschen Steuerzahler kostet. Ist er nur wenige Monate nicht mehr in der sozialen Hängematte, haben sich diese Rückkehrgeschenke schon amortisiert.
Wer also wirklich etwas für Syrien und die migrierten Syrer tun will, muss dafür sorgen, dass die arbeitsfähigen Syrer schnell in ihre Heimat zurückkehren. Dort, und nur dort, können sie daran arbeiten, dass ihre Heimat nach dem Beispiel aufgebaut wird, wie sie es in Deutschland erleben durften. In Syrien hätten sie so ein Ziel, anstatt ohne Zukunft in der BRD von Sozialhilfe zu leben. Sie, Herr Wadephul, mögen Ihren Ansatz für humanistisch halten, aber es gilt die alte Regel: Gut gemeint ist nicht gekonnt. Sparen Sie sich Ihren Humanismus auf für die Palästinenser in Gasa. Die brauchen wirklich Hilfe. Geben Sie denen die Mittel, anzufangen zu reparieren. Die Arbeitskräfte sind vor Ort. Jetzt jedenfalls noch. Bekommen die keine Hilfe, werden wir die nächste Flüchtlingswelle erleben. Das wollen Sie doch nicht. Oder doch? Übrigens: Die Palästinenser würden nicht vor Assad oder so fliehen, sondern vor Netanjahu. Aber das ist ja etwas ganz anderes. Israel gehört ja per definitionem zu den Guten.
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https://www.anderweltonline.com/kultur/kultur-2024/sheikhi-warum-wir-ein-afrikanisches-maerchen-brauchen/





