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Nicht noch einen Friedensvertrag - Europa 1942 bis zum Frühjahr 1943

Buchreihe, sechster Band - Gedanken von Michel Schwede über die Buchreihe von Reinhard Leube zur Geschichte Deutschlands seit 1800 

Frieden, Frieden, Frieden… alle Welt will Frieden. Lieben Sie Frieden? Was bedeutet Frieden für Sie, Sie oder Sie? Meinen wir das Gleiche?

Frieden heute: für die einen der innigste Wunsch, endlich zu sich selbst zu finden, ohne Ängste, ohne Bedrohungen. Für die anderen hat dieses Wort den faden Geschmack eines alten Kaugummis. Und ganz Übereifrige halten Frieden für einen Zustand des Stillstands; Stillstand bedeute Tod.

Der erste Weltkrieg war der erste verheerendste Krieg der Neuzeit, der alles, was die Erkenntnisse der sogenannten Aufklärung zur Menschlichkeit ins ad absurdum stellte. Das Gute im Menschen oder der unbeirrbare Glaube, der moderne Mensch sei nur in der Lage, das für den Menschen Gute zu tun, ihn wachsen zu lassen, wurde durch eine irre Umdeutung des technischen und wissenschaftlichen Fortschritts in eine hyperkoloniale, rundum gewalttätige Macht jeder gegen jeden missbraucht. Die Ergebnisse sind Millionen Tote, Abermillionen Verkrüppelte, undenkbare materielle Vernichtungen und eine psychisch instabile Hinterlassenschaft, die sich in ihrem Selbstschutzmechanismus alles Erdenklichem unterordnete, um wieder den Sinn des einen Lebens zu finden. Kriege waren schon immer ekelhaft; die Schlachtfelder stanken schon immer zum Himmel. Die Überlebenden hinter den Fronten kämpften um ihr Leben: Essen, Trinken, Dach über dem Kopf, Gemeinschaft mit Vertrauenswürdigen. Das traf vor allem die Hinterbliebenen der Frontgefallenen oder Versehrten: Witwen, Waise, Alte, Krüppel. Früher wurden jene in die Sklaverei geführt, in der Neuzeit dem Hunger preisgegeben.

Der Erste WK ist ein „Kuriosum“: das Deutsche Reich fand sich zunächst infolge seines wirtschaftlichen Aufstiegs und seiner hohen Bevölkerungszahl in einer anderen Situation als die Anrainerstaaten. Das letzte Viertel des 19. Jh. entzündete in Deutschland eine Entwicklung, die sozialpolitisch fortschrittliche Ausstrahlung erfuhr. Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs erhielt Deutschland einen Patriotismus, eingeleitet durch die antinapoleonischen Befreiungskriege, der alle Ebenen der Gesellschaft durchwob. Das war etwas, was zuvor im Wesentlichen nur den Großmächten wie UK, Frankreich, Spanien, Italien usw. widerfuhr. Historisch erfuhr Deutschland einen enormen, raschen Wachstumsschub ähnlich wie einem Teenager, der erwachsen aussieht aber im Kopf noch nicht ausgereift ist. Und wie Halbstarke so sind, wähnte sich Deutschland stark genug, nicht mehr nur am Katzentisch sitzen zu müssen. Hinzu kam noch, dass die Herrscherhäuser über die Jahrhunderte miteinander vermählt, verwandt und verschwägert waren. Und so hoffte Wilhelm II auf die Unterstützung durch seine Cousins in England und Russland.

Heute wissen wir, dass es unter den obersten Staatsrepräsentanten eine wohlwollende Kommunikation gibt und alles heil erscheint. Doch, oh wehe, es gibt die Leute mit Einfluss in der zweiten, dritten oder vierten Reihe. Die die Fäden in „Kabale und Liebe“ in der Hand halten. Und ein schönes Leben kostet Geld… Also gibt es noch die Hüter der Schätze, die außerhalb des Machteinflusses der Herrscherriege auf ihren warmen Misthaufen glucken, und mit sauertöpfigen Mienen ihre Finanzmittel gegenZusicherungen erheblicher Privilegien herausgaben. Und dieses Finanzgespinst hatte zu Beginn des 20. Jh. überall die Finger im Spiel: Während Ihre Majestäten und Präsidenten gönnerhaft in ihre Schatullen griffen und mit fremden Geld „herumwarfen“, wussten die treuen Diener stets, wie sie für Nachschub zu sorgen haben. Das feine Rezept lautet auch heute noch: Geheimverträge zum gegenseitigen Vorteil mit jedem und gegen jeden. Wer kann da noch die Übersicht behalten? Keine Angst, die es betrifft, wissen wann wie abgerechnet wird, kalt und präzise. So kommt es dann zum Krieg, und der ist ja dann mal auch zu Ende.

Der Krieg von 1914 bis 1918 weckte die Gelüste von allen Arten von Abenteurern. Nur, es ging nicht vorwärts. Abgesehen von den Ereignissen außerhalb von Europa, entwickelte sich zwischen den verschieden Mächten ein teurer Stellungskrieg. Die Kriegskassen leerten sich; Kreditgebern schwante nichts Gutes, nicht nur dass Gewinne sich verdünnisierten, auch schien die Aussicht auf Rückführung der Kredite hoffnungslos. Man weiß es ja, ein Geschäftsmann, der in die Enge getrieben wird, entwickelt sich zu einer Zeitbombe. Im Realen wurden jegliche moralische Restbedenken aufgegeben und Wissenschaft und Technik brachten Kampfmittel hervor, die ihresgleichen in der Menschheitsgeschichte suchen. Dafür war sich keine Seite zu gut. Aber irgendwie blieb das jeweils anvisierte Ziel aus. Die Fronten blieben starr.

Plötzlich und unerwartet verwandelten sich die neutralen USA in einen Kriegspartner des UK – nicht aus reiner Menschenliebe! Das Geld, das schöne Kreditgeld war in Gefahr! Und wieder fanden wissenschaftliche Erkenntnisse – diesmal aus dem Reich der Psychologie – Zugang zum Geschehen: Binnen kürzester Zeit musste die USA-Bevölkerung für die Verteidigung der Demokratie und der US-Interessen für den aktiven Eintritt in die Handlungen im entfernten Europa kriegstüchtig gemacht werden. Was da alles veranstaltet wurde, ist ein Thema für sich. Der verlustreiche Überhang an frischen Kräften an der Westfront und der Frieden von Brest-Litowsk an der Ostfront stellte klar, es gab für Deutschland im Besonderen nichts mehr zu gewinnen. Ein Rest von Verstand oder wie man es nennen möchte, führte zur Beendigung des Wahnsinnskrieges, der mit dem Friedensvertrag von Versailles besiegelt wurde. Wie dieser Vertrag zustande kam, wer was wie einflocht, ist in anderen historischen Werken und Arbeiten wieder und wieder behandelt worden. An dieser Stelle möchte ich besonders zwei, drei Sachverhalte hervorheben, die aus heutiger Sicht am ehesten nachvollziehbar sind, weil sie einerseits von Zeit zu Zeit immer noch abgewendet werden bzw. für viele wertmäßig gut vergleichbar bleiben:

1. Keine Kriegspartei außerhalb Deutschlands hat je ihren Fuß auf deutsches Territorium gesetzt. An der Ausarbeitung des Vertragstextes war niemand von deutscher Seite beteiligt! Erst zur Unterzeichnung wurde sie vom Inhalt in Kenntnis gesetzt. Es bestand keinerlei Chance zu Nachverhandlungen, weil Deutschland als alleiniger Schuldiger vertraglich fixiert wurde.

2. Am 11.11.1918 wurden mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs beendet. Großbritannien blockierte die Nordseehäfen zur Verhinderung humaner Hilfsgüterlieferungen. Es hielt die Seeblockade in der Nordsee aufrecht, auch nach Kriegsende, bis zur Unterzeichnung des Versailler Vertrags am 28. Juni 1919. Die Blockade wurde erst im Juli 1919 aufgehoben. Sie haben doch sicher vom „Kohlrübenwinter“ gehört? Und von den Hunderttausenden von verhungerten Zivilisten? (Massiver Mangel an Lebensmitteln, Medikamenten – die Spanische Grippe hatte so leichtes Spiel - und Rohstoffen in Deutschland, hunderttausende Ziviltote durch Hunger und Krankheit – auch nach dem Waffenstillstand. Historiker schätzen, dass mehr als 100.000 Zivilisten nach November 1918 infolge der Blockade starben. Die Seeblockade dauerte von August 1914 bis Juli 1919, also fast 5 Jahre, davon etwa 8 Monate nach Kriegsende.

3. Neben anderen Forderungen wurde Deutschland zu Reparationszahlungen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark verklagt. Nach Deutschem Münzgesetz von 1871 ergab dies eine Menge von 47.312 Tonnen Gold. Zum Vergleich: Die gesamten heutigen weltweiten Goldreserven liegen geschätzt bei ca. 35.000–40.000 Tonnen. Das zeigt, wie unrealistisch diese Reparationsforderung war – Deutschland hätte mehr Gold liefern müssen, als weltweit verfügbar war. Für Goldanleger hier nur kurz als Info: die Goldmenge hat heute einen Wert von etwa 5,49 Billionen EUR.

Woran denken Sie, wenn Sie heute mit den Begebenheiten aus der Zeit 2020 bis 2023 konfrontiert werden? Die einen verdrehen die Augen, die anderen fürchten sich das C-Wort auszusprechen oder wehren mit „Lass mich bloß damit in Ruhe“ ab, andere leiden noch heute darunter. So in etwa stelle ich mir heute vor, wenn damals jemand vom Versailler „Friedens“-Vertrag, oder gar vom Schandvertrag redete. Die richtig Älteren: können Sie sich noch an solche Sprüche Ihrer Großeltern erinnern?

Das war eine ziemlich lange Vorrede. Doch sich dessen zu vergewissern ist notwendig, um den sechsten Band von Reinhard Leube „Nicht noch einen Friedensvertrag“ und die Reichweite dessen bis in die Gegenwart zu verinnerlichen. Leube bleibt sich bei seinen historischen Betrachtungen treu und belegt alle wichtigen Ereignisse und Gespräche usw. mit Quellen. Selbst dem Volk schaut er wieder aufs Maul.

Der Band umfasst die Ereignisse in Europa von 1942 bis Frühjahr 1943. Erstmalig stellt Leube etwas wie ein Vorwort an den Anfang seines Werkes. Eine kluge Entscheidung! Diese Jahre stellen den Beginn eines politischen Tangos dar, den als solcher bislang - meines Wissens nach – so noch niemand beleuchtet und dem verehrten Publikum vorgelegt hat. Wenn früher ein Goldfischglas als Lupe ausreichte, gibt uns Leube mit seinen Abhandlungen ein Mikroskop in die Hand, mit der Dinge deutlich werden, die uns früher wegen Verunreinigung am Glas gar nicht oder bestenfalls stark getrübt unterkamen. Am Ende der Einleitung führt er den Begriff des „Sternchens“ ein, was sich auf eine mehrseitige Auflistung von namhaften Persönlichkeiten bezieht, die in den Folgejahren - bis zur „Wiedervereinigung“! – aktiv am politischen Leben vor allem in der Bundesrepublik wirkten, und – soviel sei schon mal auf die Folgebände verweisend angekündigt - auch in der größten DDR der Welt. Es ist zu erwarten, dem einen oder anderen werden beim Lesen der Namen kalte Schauer den Rücken runterlaufen!

Dass das fatale Ergebnis des Versailler Friedensvertrages mit seinen Auswirkungen bis in die Gegenwart seine Spuren – auch wegen der sogenannten völkerrechtlichen Souveränität Deutschlands - hinterlässt, sei mit zwei Hinweisen unterlegt:

1. Was Helmut Kohl in seinen „Erinnerungen“ als „Friedensvertrag“ ablehnte bzw. warum der Zwei-plus-Vier-Vertrag nicht als klassischer Friedensvertrag gelten sollte:

• Kohl und seine Außenpolitiker (z. B. Horst Teltschik) wollten vermeiden, dass der Zwei-plus-Vier-Vertrag formal als „Friedensvertrag“ bezeichnet wird. Der Grund: Wenn er als Friedensvertrag gelten würde, könnten viele der Länder, mit denen Deutschland damals im Krieg gewesen war, Ansprüche auf Reparationszahlungen geltend machen. https://www.bpb.de/ 

• Auch würde eine Friedensvertrag-Definition bedeuten, dass alle diese Kriegsgegner an den Verhandlungen beteiligt sein müssten – was praktisch unmöglich gewesen wäre und den Prozess stark verzögert hätte.

2. Die letzte Tranche der Reparationszahlungen Deutschlands für den Ersten Weltkrieg wurde am 3. Oktober 2010 (!) von der Bundesrepublik Deutschland überwiesen.

Das muss der Neid lassen: trotz dieser Zahlungen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Förderungen der Empfänger hatte sich die Bundesrepublik als Wirtschaftsfaktor/-motor in Europa und der Welt etabliert.

Ob das neue Begehrlichkeiten hervorrief?

Ich wünsche den Lesern ein uneingeschränktes Erkenntnisvergnügen!

Michael Schwede

Frankfurt (Oder), Herbst 2025 

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Insbesondere empfehlen wir den Band „Entzaubert – Kohl und Genscher, diese beiden“. Da wird aufgezeigt, dass sogar Kanzler Kohl die „Wiedervereinigung“ nicht wollte, um einen Friedensvertrag zu vermeiden, der Deutschland endgültig ruiniert hätte. Wer diese beiden Bände gelesen hat versteht, was nach dem WK II wirklich in der Weltgeschichte abgelaufen ist und wer den Kalten Krieg tatsächlich hergestellt hat.

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