
.
Hiroschima wird überbewertet
Von Peter Haisenko
Es ist nun 80 Jahre her, dass die USA Atombomben über Hiroschima und Nagasaki abgeworfen haben. Seither wird die Atombombe als die ultimative Waffe gesehen. Betrachtet man aber die offiziellen Zahlen zu den Todesopfern, ist diese Einordnung einfach falsch.
Laut Statista betrug die Gesamtzahl an Toten, die durch die Atombombenabwürfe ums Leben kamen, sofort oder an den Spätfolgen, in Hiroschima 136.000 und in Nagasaki 64.000. Betrachtet man dazu die allgemein angenommenen Halbwertszeiten für radioaktive Substanzen, wundert sich der Beobachter, dass beide Städte nach kurzer Zeit an derselben Stelle wieder aufgebaut und bewohnbar waren. Das sagt uns schon etwas über die Spätfolgen eines Atombombenabwurfs. Aber bleiben wir bei den Toten, zunächst in Japan.
Tokyo wurde von amerikanischen Bombern mehrfach heimgesucht. Tokyo hatte mehr als eine Million Einwohner. Die US-Bomber haben in Tokyo ganz gezielt so viele Japaner wie möglich umbringen, verbrennen wollen. Sie haben einen Feuerring im Zentrum der Stadt gelegt und bei diesen Angriffen sind insgesamt 330.000 Japaner umgekommen, wie die Enzyclopedia Brittanica angibt. Allein in Tokyo. 40 Prozent aller städtischen Wohngebiete waren zerstört, 60 Prozent von Tokyo. Wir sehen folglich, dass die Zahl der Toten in Japan, die von konventionellen Bomben ermordet wurden, die der Opfer der Atombombenabwürfe um ein mehrfaches übertrifft. Masse war also tödlicher als „Klasse“.
Holzhäuser und Atombomben
Der Einsatz von Atombomben in Japan war strategisch und kriegstechnisch gesehen unnötig. Er war ein Test, was mit dieser neuen Waffe tatsächlich bewirkt werden kann. Es wurden zwei unterschiedliche Typen von Bomben getestet. Allerdings können die Testergebnisse nicht einfach auf andere Länder oder Städte übertragen werden. In Japan gab es damals vornehmlich Holzhäuser im Leichtbau und kaum solide Betonstrukturen. Sie wurden von der Druckwelle hinweggefegt, wie die amerikanischen Rigipsschachteln in einem Hurrikane, die sie Häuser nennen. Wie man auf dem Bild oben erkennen kann, ist in Hiroschima ein solideres Gebäude in seiner Grundstruktur erhalten geblieben. Auch die Brücke im Hintergrund steht noch. Das heißt, man hat in Japan mit den Bombenabwürfen nicht erforschen können, wie sich ein Atombombenabwurf auf solide europäische Städte auswirken wird. Allerdings wurde auch in Japan sichtbar, dass selbst in kürzerer Distanz zu „ground zero“, also dem Ort der Zündung, Beton- oder Steinstrukturen durchaus Schutz bieten können.
Ein Wort zur Verstrahlung. Anders als bei einer Havarie eines Atomreaktors, die austretende Radioaktivität im direkten Umfeld des GAU verteilt, kommt bei einem Atombombenabwurf nur sehr wenig radioaktives Material auf dem Boden an. Die enorme Hitze der Explosion reißt alles von der Erde weg und transportiert es bis in die Stratosphäre. Eben auch das radioaktive Material. So erklärt sich, warum die zwei japanischen Städte nach kurzer Zeit wieder bewohnbar gemacht werden konnten. Bedenken wir dazu, dass bis Ende der 1960er Jahre 688 Atombomben auf der Erdoberfläche gezündet worden sind.
Radioaktive Altlasten
Dazu ist ein Blick auf Tschernobyl angebracht. Ja, im direkten Umfeld des havarierten Reaktors gab es Verstrahlung. Aber die Hysterie in Deutschland war völlig unsinnig. Nichts, aber auch gar nichts ist aus Tschernobyl in Deutschland angekommen. Und die Messungen an Wild und Pilzen? Vor Tschernobyl ist niemand auf die Idee gekommen, Waldfrüchte unter den Geigerzähler zu legen. Die dann „schockierenden“ Ergebnisse sind ausschließlich eben diesen 688 oberirdischen Bombentests geschuldet. Dieses Erbe des Rüstungswahnsinns wird uns noch lange Zeit erhalten bleiben. Es ist festzustellen: Ein Reaktorunfall kontaminiert die direkte Umgebung und eine Atombombe schleudert ihre Abfallprodukte bis in die Stratosphäre und verteilt sie über die ganze Welt. Warum hat man die Atomtests auf die Südhalbkugel verlegt? Weil zwischen der Nord- und Südhalbkugel praktisch kein Luftaustausch stattfindet. So sind die Länder des Südens kontaminiert worden und sie konnten sich nicht dagegen wehren.
Doch nun zum Rest der Welt. Dazu ist vorab anzumerken: Es gab nur zwei Nationen, die in industriellem Maßstab Städte und Zivilisten bombardiert haben. Israel hat sich da eingereiht. Wieviele Menschen sind durch die konventionellen Bombardements ermordet worden? Ja, ermordet, denn es ist kriegstechnisch nicht zielführend, Zivilisten zu bombardieren und widerspricht auch dem Kriegsrecht. Allein in Dresden sind durch eine konventionelle Bombardierung in einer Nacht mehr Menschen umgekommen, als in Hiroschima und Nagasaki zusammen. Die herunter gelogene Anzahl von 25.000 ist nicht haltbar. Das Schweizer IKRK hat 1945 festgestellt, dass es mindestens 300.000 waren, wenn nicht eine halbe Million. In ganz Deutschland waren es Millionen. Ich erspare es Ihnen, alle Länder aufzuzählen, in denen die USA Millionen von Menschen totgebombt haben. Es summiert sich auf eine zweistellige Millionenzahl.
Friedensprojekt Atombombe?
Aber die Atombombe hat doch Kriege verhindert, wird allgemein kolportiert. Hat sie offensichtlich nicht, denn seit der Existenz der Atombombe hat es jede Menge Kriege gegeben. Einzig einen direkten Schlagabtausch zwischen der UdSSR/Russland und den USA hat es nicht gegeben. So kann schon gesagt werden, dass der Besitz der Bombe einen Staat vor Übergriffen schützen kann. Allerdings nur, wenn dieser auch über die Mittel verfügt, diese Bombe in das Feindesland zu bringen. Ohne diese Fähigkeit ist sie nichts wert. Kommen wir zurück zu den 688 oberirdischen Atomexplosionen, die im Wesentlichen innerhalb eines Jahrzehnts stattgefunden haben. Die haben die Erde nicht in eine atomare Dunkelzeit gestoßen. Man weiß zwar, dass es sie gegeben hat, aber beobachtbare Folgen davon gibt es nicht, wenn man von der allgemeinen radioaktiven Verseuchung absieht. Die ist aber wiederum so geringfügig, dass sie unser Leben praktisch nicht beeinflusst.
Die moderneren Atombomben haben eine mehrfach größere Sprengkraft als die von Japan 1945. Insbesondere die Wasserstoffbomben. Die größte dieser Bauart, die "Zar Bombe", hat die UdSSR gezündet im Nordmeer über Novaja Semlia. Deren Atompilz reichte bis in 60 Kilometer Höhe und der Explosionsdruck hat die Erde dreinmal messbar umrundet. Diese Bombe hätte eine Stadt wie Paris inklusive seiner Vororte ausgelöscht. Russland hat nach diesem Test den Bau von Wasserstoffbomben eingestellt, weil diese Waffe zu schrecklich ist. Weil die USA bei der Entwicklung von Wasserstoffbomben weit hinter der UdSSR zurücklagen, haben sie zugestimmt, nicht weiter an dieser Waffe zu arbeiten. Wasserstoffbomben sind nicht in den Arsenalen der Atommächte. Wieder ein Beispiel, dass die USA nur zum Einlenken bereit sind, wenn sie klar im Nachteil sind. Aber um zurückzukommen zur größeren Sprengkraft ist auch hier festzustellen, dass das im Wesentlichen nicht viel daran ändert, dass eine solche Bombe eher ein lokales Ereignis ist, von dem ab einem erstaunlich geringen Abstand an nichts mehr zu bemerken ist.
Atombomben und Psychopathen
So sehe ich die Atombombe mehr als symbolisches Drohinstrument, als dass sie eine veritabel größere Bedrohung darstellt, als die „üblichen“ Flächenbombardements der USA. Dazu kommt, dass es bei Atombomben keine Blindgänger gibt, die noch hundert Jahre später als tödliche Bedrohung im Boden lauern. Es sind eher die Psychopathen an den roten Knöpfen, die die eigentliche Gefahr darstellen. Und natürlich die schiere Menge an Bomben, von denen es mehr als 10.000 gibt. Käme es tatsächlich zu Erstschlag und konsequenten Gegenschlägen, dann könnte es tatsächlich eine atomare lange Nacht geben. Tatsächlich war und ist es wahrscheinlich immer noch so, dass einige der Militärpsychopathen jeden Morgen aufstehen und nachrechnen, ob sie einen Erstschlag gewinnen könnten. Zum Glück kommen die jeden Abend zum Ergebnis, dass sie es nicht können und auf diese Weise Selbstmord begehen würden.
Hiroschima war ein einschneidendes Ereignis. Natürlich ist es beeindruckend, wenn mit einer einzigen Bombe eine ganze Stadt ausgelöscht werden kann. So beeindruckend, dass die perfiden Flächenbombardements aus dem Fokus verschwunden sind. Die sind es aber, die bis heute etwa 50 mal mehr Menschen umgebracht haben, als die zwei Bomben auf Hiroschima und Nagasaki.
Jedes Jahr wird der Atomtoten in Japan gedacht, aber wer der größeren Anzahl an Toten in Dresden oder anderen deutschen Großstädten gedenken will, der wird als rechtsradikal abgestempelt. So haben diese zwei Bomben geholfen, das Gedenken an die anderen Verbrechen der USA, Englands und jetzt Israels verkümmern zu lassen. Sehen Sie sich dazu die Verwüstungen im Gasastreifen an. Mit nur einer Atombombe wäre das nicht zu machen gewesen. Die Gebäude dort sind alle aus Beton oder Stein. Um diese Zerstörungen herzustellen, bräuchte es mindestens zehn Atombomben oder eben zehntausende konventioneller Bomben. Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum ich die Atombombe auf Hiroschima und Atombomben allgemein als überbewertet einstufe?
-------------
Weil Krieg einfach nicht stattfinden soll, empfehle ich Ihnen Friedensliteratur, die Sie auch an die junge Generation weiterreichen sollten. Der Roman „Sheikhi“ spielt irgendwo in Afrika und ist so frei von kontinentalen Befindlichkeiten. Er zeigt auf, wie leicht junge Männer zum Kampf verführt werden können und dass sie aber auch lernen können, diesen Versuchungen zu widerstehen. Bestellen Sie Ihr Exemplar „Sheikhi“ direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel. (Sieh Bild rechts)