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Drohnen, Merz und das gesicherte Nichtwissen

Von Peter Haisenko 

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich am Sonntag bei Caren Miosga zu den jüngsten "Drohnenvorfällen" geäußert. Merz erklärte, man habe zwar keine Hinweise, aber Russland stecke bestimmt dahinter und Putin wolle "uns testen". Wenn Merz das so sagt, dann ist ja alles klar. Oder eben gerade nicht?

Jetzt muss ich vorsichtig sein, denn es gibt einige Attribute, die man einem Politiker „unserer Demokratie“ nicht ungestraft anhängen darf. Selbst wenn sie zutreffend sind oder weil sie zutreffend sind. Aber wie würden Sie jemanden nennen, der sagt, wir wissen nichts, aber Putin wars. Aus welcher überirdischen Quelle bezieht so jemand sein gesichertes Wissen? Doch Spaß beiseite. In Zeiten der Satellitenüberwachung braucht man keine Drohnen um zu spionieren. Ja, für Echtzeiterkundung auf dem Schlachtfeld ist das eine andere Sache. Allerdings war es schon 1970, als die USA verkündeten, sie könnten den moralischen Zustand ihrer Soldaten in Vietnam an Hand von Satellitenfotos erkennen. Ein unrasiertes Gesicht reflektiert anders als ein rasiertes und wer sich nicht ordentlich rasiert, kämpft auch nicht mit vollem Einsatz. Wir wissen, wie weit sich die Qualität von Satellitenfotos während der letzten Jahrzehnte entwickelt hat.

Es wurden also Drohnen gesichtet über europäischen Flughäfen. Da stellt sich mir die Frage, wie man diese sehen konnte, wenn sie denn spionieren wollten. Im Dunklen, in der Nacht. Haben Sie auch Videos gesehen, von diesen Drohnen? Ja, man konnte die sehen. Oder doch nicht? Man konnte die sehen, weil sie Lichter hatten, die teilweise blinkten wie Positionslichter eines Flugzeugs oder Hubschraubers. Wie bescheuert muss man sein, eine Spionagedrohne des Nachts zu beleuchten? Putin, die Russen, sind nicht bescheuert. Wer diese Drohnen fliegen ließ wollte, dass sie gesehen werden. Damit scheidet eine Spionagemission aus. Aber worum geht es dann? Den Menschen im Westen muss eingehämmert werden, dass unbedingt aufgerüstet werden muss. Wegen eines erfundenen Feindes, der gar nicht angreifen will. Weil die Mehrheit nicht aufrüsten will. Da muss man schon die Menschen für dumm verkaufen.

Flughafensperrungen sind öffentlichkeitswirksam

Da werden also Flughäfen gesperrt, weil es Drohnensichtungen gab. So eine Drohne hat aber nicht mehr Masse, als eine Graugans. Werden Flughäfen geschlossen, weil Graugänse oder Störche in der Gegend gesichtet worden sind? Natürlich nicht, denn niemand würde glauben, dass die Gänse von Putin entsandt und gesteuert werden. So aber konnten die Märchen vielfach unter die Leute gebracht werden. Und selbstverständlich wurde ein Schiff verdächtigt und aufgebracht, das dafür verantwortlich sein soll. Natürlich eines von der sogenannten Schattenflotte Russlands. Dass dieses schnell weiter fahren durfte, wird nicht mehr an die große Glocke gehängt. Genauso wenig, dass in Oslo drei Deutsche festgenommen worden sind, die die Drohnen dort bedient haben sollen. In Finnland sind die drei angeklagten Besatzungsmitglieder des Schiffs, das Unterseekabel in der Ostsee zerrissen haben soll, freigesprochen, entlassen und entschädigt worden. Das haben Sie nicht gehört? Das wundert mich nicht.

Kleiner Einschub zur Gefährlichkeit von kleinen Drohnen für große Flugzeuge. Ich kannte einen Kapitän von Condor, der berichtete, wie ihm eine Cessna im Anflug mit seiner B 737 in die Quere kam, sie ihn rammte und sich dann um den Flügel „wickelte“. Die anschließende Landung war problemlos – nicht für die Cessna. Sollte eine Drohne in ein Triebwerk geraten, dann wird das wahrscheinlich Schaden nehmen. Aber was soll´s? Das bringt ein Verkehrsflugzeug nicht zum Absturz. Ich selbst habe mal in Nairobi einen Milan in ein Triebwerk bekommen. Es hat kurz nach verbrannten Federn gerochen, aber der Motor lief tadellos weiter. Ein Verkehrsflugzeug ist nicht so einfach vom Himmel zu holen.

Was soll getestet werden?

Kanzler Merz sagt, Putin wolle uns testen. Was für ein Unsinn, den er natürlich selbst auch nicht erklärt. Was soll da getestet werden? Ob die NATO Drohnen erkennen kann, die hell beleuchtet durch den Nachthimmel ziehen? Bei dem Zustand der Bundeswehr wäre das schon interessant festzustellen. Aber selbst dieser Test ging daneben. Nicht die Bundeswehr, sondern zivile Stellen haben diese Drohnen gesichtet. Wenn da jemand etwas testet, ist es der Westen. Nämlich wie weit die Bürger jeden Unsinn glauben. Alle diese Drohnen können nur aus dem Inland gestartet worden sein, wegen der sehr begrenzten Reichweite und Geschwindigkeit. Glaubt Merz also selbst, was er da verzapft? Glaubt er, russische Agenten sitzen schon hier und spielen, Pardon, spionieren mit Drohnen? Wieder erlaube ich mir nicht, diese Fragen mit passenden Worten zu beantworten, denn das könnte mein Wohlbefinden stören.

Militärische Drohnen gibt es seit Jahrzehnten

Alle Marschflugkörper sind Drohnen. Alle fliegenden Kampfmittel, in denen kein Mensch mitfliegt, sind Drohnen. Die amerikanischen „Reaper“-Drohnen haben seit 2006 tausende Menschen, Zivilisten, weltweit ermordet. Allerdings werden alle diese Drohnen von Menschen gesteuert, zumindest programmiert. Bei den US-Drohnen sitzen deren „Piloten“ sicher in klimatisierten Räumen im amerikanischen Mutterland und die Steuersignale werden über Ramstein in die Zielgebiete geleitet. Die kleinen Kampf- und Aufklärungsdrohnen, die direkt an der Front eingesetzt werden, sind Verbrauchsmaterial mit einer Reichweite von etwa 25 Kilometern. Vor diesen muss man sich nur fürchten, wenn man sich an einer Front gegenüber steht.

Was soll also die Forderung nach einer Drohnenabwehr für Deutschland oder die NATO? Wenn es wirklich zu einem Waffengang gegen Russland kommen sollte, dann werden diese kleinen Drohnen das geringste Problem sein, denn zu einer direkten Front mit Russland wird es nicht kommen. Die russischen Raketen hingegen, allen voran die „Orechnik“, können nicht abgefangen werden. Der ganze Zirkus um Drohnen ist unsinnig, ist nur ein weiteres Propagandastück, um noch mehr Geld für Rüstung freizumachen und natürlich die Menschen in irrationaler Angst zu halten. Erst wenn die erste Oreschnik in Deutschland eingeschlagen ist, kann Herr Merz mit Sicherheit sagen, diese war ein Gruß von Putin. Bis dahin gilt für alle über Westeuropa gesichteten Drohnen: man habe zwar keine Hinweise, aber Russland stecke bestimmt dahinter und Putin wolle "uns testen". Eben die üblichen Propagandavorwürfe, die keines Beweises benötigen, denn Anschuldigungen gegenüber Russland brauchen keine Beweise. Hauptsache, unser Kanzler weiß, wer „bestimmt“ dahinter steckt.

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