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Die Preußen Asiens, Teil III
Von Hans-Jürgen Geese
Japan gehörte nach Ende des Ersten Weltkrieges zu den Siegermächten. Bei den Feierlichkeiten im Spiegelsaal von Versailles am 28. Juni 1919, anlässlich der Unterzeichnung des Friedensvertrages, waren auch Delegierte des japanischen Kaisers anwesend. Vergeblich hatten sie versucht, das Prinzip der Rassengleichheit in den Vertrag aufzunehmen. Asiaten galten nach wie vor als Menschen zweiter Klasse.
Ein paar Jahre später beschlossen Japans einstige Verbündete, die Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland, dann sogar, keine Japaner mehr in ihr Land immigrieren zu lassen. Es grassierte das Gespenst der „gelben Gefahr“. Und unter der „gelben Gefahr“ sah man vor allem auch die Einwanderer aus Japan.
Diese Diskriminierung der westlichen Länder schmerzte die stolzen Japaner. Die Zurückorientierung auf einen eigentlich überwundenen Nationalismus hatte hier ihre Wurzeln. Und die Japaner hatten nicht nur erfahren, dass sie in den Augen der Europäer und Amerikaner noch immer Menschen zweiter Klasse waren. Die Diskriminierung hatte auch praktische Auswirkungen. Sie erfuhren nämlich, dass zwar die anderen Länder Kolonien haben durften, aber eben nicht Japan.
Die Japaner erfuhren zudem noch zu ihrem großen Erstaunen, dass Handel nicht nur möglichen Fortschritt bedeutete, sondern dass Handel, vielmehr die Verweigerung von Handel, als Waffe eingesetzt werden konnte. Als Waffe gegen sie.
Es ist daher nicht völlig aus der Luft gegriffen, die Argumentation zu vertreten, dass Japan in den Zweiten Weltkrieg gezwungen wurde. Gezwungen vor allem durch das Verhalten der Amerikaner, Japan die lebensnotwendigen Rohstoffe zu verweigern, um es zum Gehorsam zu zwingen. Es waren also die Amerikaner, die Japan den Krieg erklärt hatten? Oder etwa nicht?
Der Tokioter Kriegsverbrecherprozess
Diese Argumentation wurde von den Siegermächten des Westens während des Prozesses über die Kriegsschuld, von 1946 bis 1948 in Tokio, natürlich nicht ausgebreitet. Allerdings befanden sich unter den 11 Richtern auch Vertreter asiatischer Länder, die eben jedoch, tatsächlich, genau diese Argumentation präsentierten. Der Kriegsverbrecherprozess in Tokio lief nicht so ab wie der Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg 1945/1946, wo die Alliierten leichtes Spiel hatten und nach Belieben den Ablauf manipulieren konnten.
In Tokio wurde auch endlich an einen simplen Rechtsgrundsatz erinnert, der in Europa seit dem 17. Jahrhundert gilt, nämlich, dass ein Geschädigter, ein Opfer, nicht über den Täter richten kann. Denn das Opfer wird selbstverständlich den Täter schuldig sprechen. Daher war der Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg ein Schauprozess der Siegermächte. Daher ging es bei dem Prozess in Nürnberg nur um die Verbrechen der einen Seite. Die Verbrechen der Sieger standen nie zur Diskussion. Selbst der aller Welt offensichtliche Umstand, dass auch die Sowjetunion 1939 in Polen eingefallen war, kam nicht zur Sprache in Nürnberg.
In Tokio allerdings wurden von einer Minderheit der Richter alle diese Tabus gebrochen. Vor allem der Richter aus Indien, der noch heute in Japan hoch verehrte Radhabinod Pal, sorgte für eine umfassende Diskussion aller Aspekte dieses Krieges.
Daher ist der Kriegsverbrecherprozess von Nürnberg weltweit bekannt. Daher ist der Kriegsverbrecherprozess von Tokio nur wenigen bekannt. Denn die Sieger hatten kein Interesse daran, die Ursachen des Krieges in aller Öffentlichkeit aufzuarbeiten und von ihrer eigenen Schuld zu sprechen.
Die Folge war und ist, dass die Deutschen zu Kriechern der schlimmsten Art verkamen, die den Amerikanern noch heute aus der Hand fressen und Israel, selbst in einem Vernichtungskrieg der fürchterlichsten Morde, militärisch unterstützen. Entgegen aller moralischen Lektionen aus dem Zweiten Weltkrieg. Um dieses Unrecht dann mit einer verqueren Logik zu rechtfertigen. Vor allem aber mit einem unausrottbaren Schuldgefühl. Selbst Generationen später.
Das ist in Japan nicht geschehen. Sie können in Japan offen und frei über den Zweiten Weltkrieg reden. In Deutschland dürfen Sie das nicht. Nicht einmal heute, nach 80 Jahren.
Kriegsverbrechen
Es steht außer Frage, dass japanische Soldaten während des Zweiten Weltkrieges Kriegsverbrechen begingen. Die grauenvollen Vorgänge, vor allem in China, sind umfassend dokumentiert und wurden auch in vielen Filmen der Welt vorgeführt. Die Amerikaner sprachen von einem Verhalten von Tieren.
Nein, man kann das Verhalten der Japaner natürlich nicht entschuldigen. Aber man kann versuchen, ein wenig besser zu verstehen, warum sie sich so verhielten, indem man sich über den kulturellen Hintergrund der Japaner informiert.
In Japan war der Tenno ein Gott. Was der Tenno sagte oder befahl, das geschah. In der japanischen Armee galt, dass der Befehl eines Offiziers als der Befehl des Tennos angesehen werden musste. Zum Gehorsam gab es keine Alternative.
Die Ausbildung der japanischen Soldaten war brutal. Sie teilten aus was sie zum Teil selbst, am eigenen Leib, erfahren hatten. Und zu sterben für Japan, für den Tenno, für die Ehre der Familie, war in sie tief indoktriniert. Es galt als unverzeihliche Schande für einen japanischen Soldaten und dessen Familie, in Gefangenschaft zu geraten. Aus diesem Grunde hatten sie keinerlei Respekt für Kriegsgefangene, die sich geweigert hatten, bis zum Tode für ihr Land zu kämpfen.
Hinzu kam noch, dass die Japaner viele hunderttausende von Kriegsgefangenen machten, so viele, so schnell, dass sie einfach nicht wussten, wie sie mit dem Problem fertig werden sollten. Sie hatten auch nicht die Logistik, um diese Menschen einigermaßen zu versorgen. Sie waren eine Armee in Bewegung. Sie brauchten ihre Soldaten für den Krieg, nicht für die Bewachung von Gefangenen. Daher wurden teilweise diese Aufgaben an Koreaner und Taiwanesen übertragen. Das alles rechtfertigt natürlich nicht das Verhalten gegenüber Kriegsgefangenen. Grauenvolle Dinge geschahen, die mit dem Ausleben von normalem menschlichen Verhalten eigentlich nicht mehr zu erklären sind.
Was ist ein Angriffskrieg?
Aber die Anklage des Angriffskrieges gegen einen anderen Staat, ohne eine vorherige Bedrohung durch den angegriffenen Staat, diese Anklage stand von Anfang an auf tönernen Füßen, denn schließlich hatte die Sowjetunion gleiches 1939 gegenüber Polen getan, und dann noch einmal 1945, als die Sowjetunion in die Mandschurei einfiel und die japanische Armee dort vernichtete. Ohne eine Kriegserklärung. Und dann waren bis 1948 doch die europäischen Kolonialländer schon wieder in Asien eingefallen, um sich ihre Kolonien zurückzuholen. Und bald darauf geschahen die Kriege der Amerikaner, alle ohne eine Kriegserklärung. Frage: Welches Land hat nie einen Angriffskrieg geführt?
Beim Thema Angriffskrieg muss man doch wohl immer wieder die alten Fragen angehen: Erstens: Wer hat den Angriffskrieg durchgeführt? Zweitens: Wer hat den Angriffskrieg provoziert? Das sind nicht immer die gleichen Parteien. Frage: Provozierten nicht die Amerikaner die Japaner? Drittens: Ist der Provokateur also unschuldig oder mitschuldig? Oder gar der Hauptschuldige?
Es ist doch erstaunlich, dass das bei weitem aggressivste Land auf Erden über die letzten 250 Jahre, die Vereinigten Staaten von Amerika, nicht ein einziges Mal vor ein Gericht gebracht wurden, um für all diese Kriege zu büssen. Aber als Richter schwingen sie sich gerne auf. Eine Heuchelei von moralischen Werten muss man das nennen, die, in Verbindung mit den hoch klingenden Ambitionen der Amerikaner, in der Realität längst zu stinkenden Worthülsen verkommen sind.
Krieg gegen Zivilisten
Der amerikanische Luftwaffengeneral Curtis LeMay, verantwortlich für die Bombardierung von Städten in Europa und Asien, sagte nach dem Kriege: „Wenn ich den Krieg verloren hätte, dann wäre ich als Kriegsverbrecher vor Gericht gekommen.“ Der amerikanische Kriegsminister Henry Stimson sagte angesichts der niedergebrannten japanischen Städte gegenüber Präsident Harry Truman: „Ich will nicht, dass die Vereinigten Staaten in den Ruf kommen, beim Thema Grausamkeiten Hitler übertroffen zu haben.“ Frage: Hatten sie?
Bei dem Feuerbrand in Tokio (und in vielen anderen Städten) kamen mehr Menschen ums Leben als in Hiroshima oder in Nagasaki. Wie kann man dieses Rösten von hunderttausenden von Menschen irgendwie mit Menschlichkeit oder selbst der Notwendigkeit von einer gerechtfertigten Art von Kriegsführung in Verbindung bringen? Ohne jemals dafür vor ein Gericht zu kommen?
Und dann: Man hätte doch vermuten können, dass alle diese Kriegsverbrecherprozesse nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den Zweck hatten, solch bestialisches Verhalten für alle Zukunft zu verhindern. Aber es hat sich doch wohl in der Zwischenzeit herausgestellt, dass es sich in Nürnberg und Tokio lediglich um einen letzten Rachefeldzug handelte. Gelernt haben weder die Sieger noch der Rest der Welt von all diesen Prozessen.
Der Kolonialismus auf der Anklagebank
In Europa hatten Staaten gegen Staaten gekämpft. In Asien waren die Gegner Japans nicht mehr als Großgrundbesitzer, Kolonialisten, die gerne ihre Latifundien behalten wollten. Japan führte Krieg gegen Kolonialmächte: die U.S.A., Großbritannien, Frankreich, die Niederlande und die Sowjetunion. Daher hätte man durchaus die Argumentation aufmachen können, dass Japan bestrebt war, die asiatischen Länder von diesen Kolonialherren zu befreien. Und Tatbestand ist nun mal, dass im Zuge der Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges, die Länder Asiens weitgehend ihre Unabhängigkeit erhielten, oftmals allerdings erst nach langwierigen Kämpfen gegen die Sieger des Zweiten Weltkrieges.
So wie ja auch Hitler argumentierte, wollte Japan doch nicht mehr und nicht weniger als das, was allen anderen Großmächten problemlos zugesprochen wurde: Kolonien, um die eigene Bevölkerung ausreichend zu versorgen. Warum sollte sich Deutschland nicht die Ukraine unterwerfen, den „Brotkorb“ Europas? Warum sollte sich Japan nicht Kolonien aneignen, um von dort die Rohstoffe zu bekommen, die es nun mal nicht im eigenen Land gab.
Japan sprach von zwei Gruppen von Nationen: Die einen haben Rohstoffe im Überfluss, die anderen haben nichts oder nicht genug. Also müssten doch die mit dem Überfluss bereit sein, zu teilen. Das ist doch wohl die Logik, oder nicht? Und wenn die Länder im Überfluss dazu nicht bereit sind, was ist dann die Konsequenz? Die Konsequenz ist Krieg. Daher:
Solange nicht ein alternatives System geschaffen wird, um diese Konflikte zu vermeiden, solange wird es Spannungen und Kriege geben. „Make America Great Again“ bedeutet in der Praxis genau das. Es geht nur um Amerika. Auf Kosten des Restes der Welt. Wir haben nichts gelernt. Nein, niemand will mehr von den hehren Worten nach Ende des Zweiten Weltkrieges wissen.
Der Kalte Krieg
Nachdem der angeblich letzte aller Kriege, der Erste Weltkrieg, dann doch keinen Frieden gebracht hatte, waren die Erwartungen für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nicht so anspruchsvoll. Die Sowjetunion unterwarf sich schließlich vor aller Augen ihre Vasallenstaaten, und die Amerikaner taten ähnliches auf wohl etwas humanere Art. Sie mussten das auch tun, zumindest vorläufig, wollten sie denn nicht ihre Vasallen an den Kommunismus verlieren.
Die Tatsache, dass man in Japan den Hauptverantwortlichen für den Krieg, den Tenno, nicht auf die Anklagebank setzte hatte weniger mit seiner direkten Abstammung vom Shinto Sonnengott Amaterasu zu tun als mit der Tatsache, dass es bei seiner Verhaftung zu einer Erhebung des gesamten japanischen Volkes hätte kommen können. Die Amerikaner hatten letztendlich doch kapiert, dass Japan nicht Amerika war und dass die Japaner Japaner bleiben wollten.
Der U.S. Botschafter Joseph Grew hatte seine Regierung entsprechend gewarnt: Die Japaner seien nicht wie andere Völker. Sie sind bereit, die äußersten Opfer zu erbringen. Wenn notwendig werden sie den gesamten Staat in eine einzige Kriegsmaschine verwandeln.
Der japanische Kaiser wusste das und tat was er konnte, um dieses Opfer zu verhindern. Er wollte Japan in die Zukunft retten. Die Amerikaner hatten ähnliche Intentionen, nicht um der Kultur der Japaner wegen, sondern wegen des Nutzens Japans als Bollwerk gegen den Kommunismus. Und als Verbündete im Kampf gegen den Kommunismus. Der kalte Krieg war inzwischen ausgebrochen.
Japan heute
Japan ist bis heute noch immer ein besetztes Land, das sich jetzt aber, nach 80 Jahren, mit der Frage der ernsthaften Wiederbewaffnung beschäftigt. Sollte das in einem Maße geschehen, dass Japan eine richtige Armee haben wird, dann kann man wohl davon ausgehen, dass die Armee Japans eine der besten Armeen der Welt sein wird. Japaner sind schließlich Japaner. Der Einfluss des Westens, vor allem der Einfluss Amerikas, hat nicht die Wurzeln Japans zerstört, so wie es in Deutschland geschah.
Vor allem: Japan ist nach wie vor sehr darauf bedacht, seine Kultur zu schützen, den Zustrom von Ausländern gering zu halten, um Japan und den Japanern eine japanische Zukunft zu gewährleisten. Menschen kommen und gehen. Menschen werden geboren, leben und sterben. Aber die Kultur stirbt nur einmal. Endgültig.
Tojo Hideki, General und Premierminister Japans, hatte versucht, sich das Leben zu nehmen. Die Amerikaner retteten sein Leben, nur um ihn dann später zu hängen. Im Angesicht des Todes sagte er: „Der Krieg in Ostasien war ein gerechtfertigter und gerechter Krieg, der von Japan geführt wurde, um die asiatischen Nachbarn von der Unterdrückung des europäischen Kolonialismus zu befreien.“ Und weiter: „Ich will nicht vor dem Gericht der Eroberer verurteilt werden. Ich warte auf das gerechte Urteil der Geschichte.“
Adolf Hitler hatte ähnliches gesagt. Wir warten noch immer auf das gerechte Urteil der Geschichte. Um zu diesem Urteil zu gelangen, müssen endlich die Archive aller Siegermächte geöffnet werden. Es ist Zeit für die Wahrheit.
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Moskau hat seine Archive geöffnet. Unser Autor Reinhard Leube, der der russischen Sprache mächtig ist, hat auch dort recherchiert und kann so vieles ans Licht bringen, was Sie eigentlich nicht wissen sollen. Das hat er in mittlerweile 10 Bänden über die Geschichte des 20. Jahrhunderts aufgeschrieben, die jeweils mit mehr als 500 Quellen belegt sind. Kein Wunder also, dass diese Werke „totgeschwiegen“ werden, denn mit den Quellenangaben sind sie unwiderlegbar und Sie sollen das nicht wissen. Wenn Sie folglich wissen wollen, was im 20. Jahrhundert wirklich abgelaufen ist, dann sehen Sie rein in das Angebot des AnderweltVerlags: https://anderweltverlag.com/
Besonders ans Herz legen will ich Ihnen auch den authentischen Bericht eines 17-Jährigen, der als Hitlers letzter Soldat aus dem Reichstag fliehen konnte. Und ja, es gab den berüchtigten Tunnel, denn durch diesen konnte er der Roten Armee entkommen.
https://anderweltverlag.com/p/ich-war-hitlers-letzter-soldat-im-reichstag
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Ist es nicht beeindruckend, wie Hans-Jürgen Geese vom anderen Ende der Welt die Lage auch in Deutschland treffend analysiert? Da können wir Ihnen nur empfehlen, das Werk desselben Autors zu genießen. Mit dem Titel „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ spannt Geese den Bogen von Neuseeland zu Deutschland. Seine messerscharfen Analysen zeigen auf, wie die Bürger weltweit von den immer gleichen Akteuren mit den immer gleichen Methoden unterdrückt und ausgebeutet, ja zu Sklaven gemacht werden. Täuschen Sie sich nicht. Was Geese in Neuseeland wie unter dem Brennglas aufzeigt, findet auch in Deutschland statt. Es ist nur nicht so leicht zu erkennen. „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ ist erhältlich im Buchhandel oder bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier.
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