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Deutschland schafft Arbeit ab – bequem für die Spaßgesellschaft
Glosse von Hans-Jörg Müllenmeister
Einst war Deutschland das Land der Dichter und Denker – heute ist es das Biotop der Daddler und Dauerurlauber. Die Arbeitsmoral liegt nicht etwa auf der Intensivstation, sondern längst im Koma. Und die politischen Wiederbelebungsversuche? Sie bestehen aus heißer Luft, verpackt in PowerPoint-Folien mit Titeln wie „Zukunft gestalten – aber bitte nicht vor 11 Uhr“.
Die Schulbildung? Ein Trauerspiel in drei Akten, inszeniert als tragikomisches Lehrstück:
Lesen wurde durch TikTok ersetzt – eine globale Bühne für Kurzvideos, auf der das Denken in 15 Sekunden verpufft.
Rechnen ist nur noch relevant, wenn es um das Influencer-Gehalt geht. Diese digitalen Multiplikatoren bewerben Produkte und Lebensstile mit der Präzision eines Taschenrechners – Hauptsache, die Likes stimmen.
Denken hingegen? Ein übergriffiges Format, das in der Spaßgesellschaft als Zumutung gilt.
Und während die deutsche Sprache von Anglizismen durchlöchert wird wie ein Emmentaler, zeigt sich ein Muster: Immer dort, wo Tätigkeiten ausgelagert werden, schleichen sich englische Begriffe ein – Outsourcing klingt eben schicker als „Abschieben“.
Apropos Bildung: Laut PISA-Studie dümpelt Deutschland im Leistungsmittelfeld. Das ist wie beim Fußball: Wenn man gegen Schienbein-Null-Sieben ein Unentschieden erreicht, nennt man das „solide Leistung“. Gedichte auswendig lernen? Fehlanzeige. Dafür wissen die Schüler, wie man einen VPN einrichtet, um Netflix USA zu streamen. Für die analogen Frühmenschen unter uns: Ein VPN – Virtual Private Network – ist eine Tarnkappe fürs Internet, die IP-Adressen maskiert und Online-Aktivitäten verschlüsselt.
Während die deutsche Industrie samt Mittelstand langsam ins Zwangskoma fällt, wächst der Staatsapparat wie ein Hefekloß im Bürokratie-Dampfbad. Im Juli 2025 waren 34,77 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – der Zuwachs kam vor allem aus Pflege, Soziales, Gesundheitswesen und öffentlicher Verwaltung. Die Metall-, Elektro- und Stahlindustrie? Schrumpft. Produktive Arbeit? Wird zur Rarität – wie ein funktionierender Fahrstuhl im Berliner Flughafen.
Die produktive Wirtschaft hängt inzwischen am dünnen Zweig der Aufrechten: den verbliebenen Handwerkern, die noch wissen, wie man einen Hammer hält. Der Rest sitzt im „Homeoffice“ und optimiert sein Gleichgewicht zwischen Berufs- und Müßiggang.
Jeder zweite Deutsche träumt inzwischen vom Job im Amt: 30 Urlaubstage, null Verantwortung und ein Diensthandy, das nie klingelt – weil niemand weiß, wofür man zuständig ist. Das neue Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben? Es besteht aus „Arbeit vermeiden, Spaß verlängern“.
Die Arbeitslosenquote liegt bei 6,3 % – das klingt zunächst wie ein laues Lüftchen. Doch wer genauer hinsieht, merkt: Die „Herbstbelebung“ ist so dünn wie der Blümchenkaffee im Ministerium für Fehlwirtschaft. Saisonbereinigt steigt die Arbeitslosigkeit sogar wieder – ein Konjunkturbarometer, das eher nach Regen aussieht.
Aber keine Panik: Die Regierung hat ein 500-Milliarden-Investitionspaket geschnürt. Wofür genau? Für „Wachstum und Wohlstand“. Klingt verheißungsvoll – wie ein Dampfplauderer-Potpourri aus dem Ideenlabor für politische Phrasen.
Der Traum der Spaßgesellschaft? Bald ausgeträumt. Ende Gelände. Und das auf Kosten einer schrumpfenden produktiven Minderheit, die sich noch nicht in die Hängematte der Geschichte gelegt hat.
Träumende sehen Deutschland weiterhin als „reiches Land“ – selbst im wirtschaftlichen Sinkflug mit turmhohen Schulden. Willkommen im Schuldentheater, aufgeführt in drei Akten:
Merkel inszenierte die Schuldenorgie für unbegrenzte Immigration.
Habeck, der grüne Eiferer, frönt seinen Öko-Utopien.
Merz propagiert Wiederaufrüstung und Kriegsvorbereitung.
Hunderte Milliarden verpuffen in einer Kaskade unökonomischer Experimente. Rückzahlung? Fraglich. Stattdessen wächst die staatliche Gesetzesproduktion wie ein Bürokratie-Biotop. Verwaltungsexzesse, Kontrollwahn und Statistikfetisch binden inzwischen 19 bis 20 Millionen Beschäftigte – ein Heer von Paragraphenreitern.
Im Jahr 2024 stellte der öffentliche Dienst 45.000 neue Kräfte ein – während die Industrie sich von 155.000 Arbeitern „erleichterte“.
Apropos erleichtern: Auch nach Corona greifen Mediziner im Krankenhaus weiterhin zum mehrlagigen Toilettenpapier – stets mit Durchschlag für die Patientenstatistik.
Rentner, die einst das Land aufbauten, stehen heute vor Formularen, die länger sind als ihre Lebensrestlaufzeit. Wer einen Rollator beantragen will, muss erst beweisen, dass er nicht heimlich joggt. Und wehe, man vergisst das Kreuz bei „Ich bin kein Roboter“ – dann wird der Antrag abgelehnt wegen „mangelnder Menschlichkeit“.
Die Politik feiert sich selbst für die Einführung der „digitalen Verwaltung“. Was das bedeutet? Man kann jetzt online einen Termin buchen, um sich analog einen Zettel abzuholen, den man dann per Fax zurückschicken muss. Willkommen im digitalen Fortschritt – ein Paragrafen-Dschungel, in dem der kleine Mann sich täglich neu verirrt.
Deutschland, das Land der Bürokratie und Bequemlichkeit. Wir schaffen das – aber bitte erst nach der Mittagspause.
Früher Malocher, heute Ministerialrat mit garantiertem Mittagsschlaf
Unterschätzen Sie nicht die Findigkeit der Menschen, wenn es darum geht, sich in den Staatsdienst zu hangeln – hinein in die neue Komfortzone der Arbeitswelt. Da kann ein antikes, noch analog denkendes Arbeitsfossil der Aufbaujahre nur verständnislos den Kopf schütteln.
Und während Deutschland sich langsam in die Hängematte der Geschichte legt, bleibt eine Frage offen:
Wer füllt eigentlich die Steuerformulare aus, wenn alle beim Staat „malochen“?
Aber halt – da kommt noch was:
Wie zahlt die Faulpelz-Schwemme ihre Rente?
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Wem diese Glosse noch nicht aureicht, den Zustand und die Zukunft unserer Gesellschaft in unserer Demokratie zu erfassen, dem sei das Werk von Karl Pongarcz empfohlen: „Todeskult“. Pongracz beherrscht die Kunst, aus den Elementen Pandemie, Krieg, Klimakatastrophe und Geschlechterwahn eine stringente Logik zu extrahieren die aufzeigt, wie das alles zu einem Transhumanismus führen muss. Und was ist Transhumanismus eigentlich wirklich? Wird er den Mensch wie wir ihn kennen durch perfekt geschaffene Untertanen ersetzen? „Todeskult“ sollte man gelesen haben, um zu verstehen, was hinter all diesen „Agenden“ steckt und wohin es uns führen soll. Bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel.