------------------------------------

---------------------------------------

-------------------------------------

-------------------------------------

Jedem Ingolstädter sein Kaninchen in den Topf!

Von Peter Haisenko 

Ingolstadt leidet unter einer Kaninchenplage. Tausende von ihnen richten großen Schaden an durch Verbiss. Grüne und „Tierschützer“ wollen sie einfangen und umsiedeln. Geht´s noch bescheuerter?

Mensch und Wolf sind Kostrivalen. Ebenso alle größeren Raubtiere. So hat der Mensch im Lauf der Jahrhunderte seine Kostrivalen dezimiert bis vertrieben. Das natürliche Gleichgewicht ist dadurch gestört und so muss der Mensch die regulierende Aufgabe der Raubtiere übernehmen. Noch vor 100 Jahren war das ein wichtiger Beitrag zur Ernährungssituation, nicht nur in Notzeiten. Natürlich kann es nicht sinnvoll sein, Wildtiere zu töten, ohne sie anschließend zu verzehren. Je nachdem kann das auch ein Genuss sein. Hasenbraten gibt es kaum noch, weil diese scheuen Tiere am Aussterben und geschützt sind. Für Kaninchen gilt das nicht. Sie sind robust, anpassungsfähig und vermehren sich – eben wie Karnickel.

Was Kaninchen anrichten können, wenn sie sich ohne natürliche Fressfeinde vermehren können, hat man in Australien beobachten müssen. In guter aber nicht durchdachter Absicht hatte jemand einige Kaninchen auf dem fünften Kontinent in freier Wildbahn ausgesetzt. Sie sollten wie in Europa den Speiseplan bereichern. Weil es aber in Australien keine einheimischen Fressfeinde gibt, haben sie sich eben wie Karnickel vermehrt und so das gesamte Ökosystem gefährdet. Man konnte ihrer nicht Herr werden, selbst durch intensive Bejagung. Erst als sie eine spezifische Krankheit entwickelten, die sich wegen der großen Anzahl der Nager epidemisch verbreitete, hat sich ihre Anzahl reduziert auf ein halbwegs erträgliches Maß. Sie richten nach wie vor große Schäden an, aber es ist beherrschbar geworden. Kaninchen sind in Australien „Freiwild“.

Grüne und „Tierschützer“ fordern: Einsammeln und umsiedeln

In Ingolstadt wird das australische Modell der Kaninchenreduzierung nicht funktionieren. Im Gegenteil gibt es „Tierschützer“, die verwaiste Jungtiere einsammeln und aufziehen, um sie dann wieder in die Freiheit zu entlassen – zur weiteren Vermehrung. Selbst jetzt noch, nachdem sie zur Plage geworden sind. Eine Stadträtin der Grünen in Ingolstadt hat dazu den Vorschlag gemacht, Kaninchen einzufangen und umzusiedeln. Wohin hat sie allerdings nicht gesagt. Ich denke, hier zeigt sich, wie weltfremd in grünen Kreisen gedacht wird. So, wie mit der Atomkraft wollen sie auch hier nach dem St. Florians-Prinzip vorgehen. Verschon mein Haus, zünd andre an! Eben wie in Deutschland der Atomstrom jetzt importiert wird oder die Kaninchenplage verlagert werden soll. Dabei wäre die Lösung ganz einfach.

Als junger Mann habe ich auch mal ein Kaninchen verspeist, gebeizt und über dem Lagerfeuer gebraten. Das war ein Genuss. Mit dieser Erfahrung habe ich auch einen Hasen zubereitet, der mir in der Nacht vors Auto gelaufen ist. In Frankreich findet sich Kaninchen auf vielen Speisekarten und ist durchaus begehrt. In Deutschland hat es Tradition Karnickel zu züchten, um so den Speiseplan zu bereichern. Allerdings ist das seltener geworden. Zum einen, weil es reichlich anderes Fleisch gibt, das man mundgerecht und billig im Laden kaufen kann und zum anderen, weil Kaninchen eben so putzige Tierchen sind, die sich auch als Kuscheltiere eignen. Dass diese nicht verzehrt werden, ist selbstverständlich. Warum aber sollten Kaninchen ganz vom Speiseplan verschwinden? Vor allem, weil sie sich ohne natürliche Fressfeinde vermehren wie die Karnickel und so gutes Fleisch liefern, das nicht aus Massentierhaltung kommt.

Wölfe, Luchse, Adler wissen das. Selbst Hunde können der Kaninchenjagd oft nicht widerstehen. Aber alle die sind zu wenige, um Kaninchenplagen zu verhindern. Sollen wir jetzt wieder eine ausreichende Anzahl an Wölfen zulassen, wegen der Kaninchen? Sicher nicht und schon gar nicht in Stadtparks. Ich persönlich halte es sowieso für unsinnig, in Mitteleuropa Wölfe oder Bären wieder ansiedeln zu wollen. Es besteht überhaupt keine Gefahr des Aussterbens, denn ihr Revier ist sowieso riesengroß, in Russland und Kanada. Ist es irgendwo vernünftig, auch noch in Deutschland einen Freilandzoo für unsere Kostrivalen einzurichten? Die sich dann auch noch an unseren Nutztieren gütlich halten und im Blutrausch mehr zerreißen als sie an Nahrung brauchen? Die hier gleichsam im Schlaraffenland leben, in einer Umgebung, die auch ihre natürlichen Feinde eliminiert hat? Der Gedanke, der deutsche Wald bräuchte diese Raubtiere, kann nur öko-kranken Gehirnen entsprungen sein. Aber notwendig wäre, Wildtiere vermehrt auf die Speisekarten zu setzen. Man denke da nur an die Wildschweinplagen.

Keinem Tier soll unnötiges Leid zugefügt werden!

Tierschützer, Grüne und andere Ökofritzen fordern artgerechte Tierhaltung. Zu Recht! Aber gibt es Fleisch aus artgerechterer Haltung als ein erlegtes Wildtier? Die Werbeindustrie kann alles verkaufen, zum großen Trend machen. Also auch den Verzehr von Wildbret. Die Wälder leiden unter Verbiss, von Rehen, Hirschen, Wildschweinen und eben Kaninchen. Bis hinein in die Stadtparks, wie in Ingolstadt. Würden die vermehrt bejagt und selbstverständlich verzehrt, wäre der Bedarf an Fleisch aus Massentierhaltung deutlich reduziert. Es wäre folglich ein urgrüner Akt, den Überschuss an Wildtieren in den Wäldern durch angemessene Bejagung auf einem Niveau zu halten, das Mensch, Wald und Natur gerecht wird. Ja, diese Aufgabe hat sich der Mensch aufgebürdet, als er die natürlichen Feinde eliminiert hatte. Aber kann das einem grünverseuchten Gehirn eingehen, dem Forderungen entweichen, Kaninchen einzufangen und umzusiedeln? Anstatt sie einfach zu essen.

Es war Bismarck, der das Programm aufsetzte: „Jeder deutschen Familie jede Woche sein Huhn in den Topf“. Es waren Zeiten des permanenten Mangels, vor allem an Fleisch. Wie weit ist unsere Gesellschaft pervertiert, wenn massenhaft Schweine unter wirklich miesesten Bedingungen gemästet werden, aber bestes Ökofleisch von Kaninchen nicht verzehrt werden soll? Ach ja, kann es sein, dass auch das Wildkaninchen vor dem Verzehr einer Qualitätsprüfung unterzogen werden muss? Und deshalb zum Verzehr nicht geeignet sein soll, wenn es nicht aus einem Massenstall kommt und dort wegen Krankheiten mit Medikamenten verseucht wird?

Ich bin ein Tierfreund, ebenso wie ein Menschenfreund. Abgesehen von in beiden Gattungen vorhandenen ausgesprochen gefährlich-aggressiven oder widerlichen Exemplaren. Keinem Tier soll unnötiges Leid zugefügt werden! Also bin ich auch gegen Massentierhaltung. Aber das darf nicht irrational werden. Wer ein artgerecht aufgewachsenes Tier verspeist, mit Achtung vor der Kreatur, lebt selbst artgerecht. Der Mensch selbst zählt nun mal zu den Raubtieren. Nicht tolerabel ist für mich, Lebensmittel wegzuwerfen, insbesondere Fleisch von Tieren. Und weil es billig ist, trägt auch das bei zu Massentierhaltung. Wir müssen umdenken. Weg von ideologisch verbohrten Dogmen, hin zu Gemeinsinn und Humanismus. Da ist unsere Landwirtschaftsministerin Klöckner weit entfernt davon. Mit ihrem Vorschlag, Fleisch höher zu besteuern, bringt sie nur noch mehr Druck auf die Massentierhalter, noch billiger zu produzieren.

Mit Kaninchenfleisch ist kein großer Reibach zu machen

So sage ich, die Kaninchenplage in Ingolstadt ist einfach zu beseitigen, und das mit doppeltem Nutzen: Jedem Ingolstädter sein Kaninchen in den Topf! Und nicht nur denen. Jedes Kaninchen auf dem Teller spart ein Huhn, das in Schnellmast mit Antibiotika „verzehrreif“ geschunden worden ist. So, wie jedes Wildschwein ein Schwein aus Massentierhaltung überflüssig macht. Aber was wird dann aus den Massenställen?

Seit China den Import von Schweinefleisch aus Deutschland verboten hat, ist genau dieses Problem schon da. Jetzt ist einer der größten Schweinemastställe abgebrannt und 50.000 Schweine sind dabei verendet. Es sollte nicht Schule machen, überflüssige Mastanlagen abzufackeln und die Versicherung zu kassieren. Aber es sollte darüber nachgedacht werden, wie man eine Industrie zurückfahren kann, die sich in Profitgier verselbstständigt hat. Bleibt nur noch die Frage, ob Kaninchen kaum noch verzehrt werden, weil damit kein großer Reibach zu machen ist? Die selbstgefangenen Kaninchen in Ingolstadt jedenfalls werden keinem Konzern Gewinn bringen. Da werden wir wohl lange warten können, bis sich Frau Klöckner dieses Themas annimmt. So lange können grüne „Tierschützer“ ja die Kaninchen umsiedeln.

Hier der Bericht des BR zur Kaninchenplage in Ingolstadt:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/kaninchenplage-in-ingolstadt-die-hoppler-bereiten-probleme,SQVLn62 

Und hier beispielhaft eines von unzähligen Rezepten zur Zubereitung eines schmackhaften Kaninchenbratens: 
https://www.chefkoch.de/rezepte/30491008174307/Kaninchenbraten-Thueringer-Art.html 

Nach oben