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Wie die Süddeutsche Zeitung aus einer Wahrheit eine Lüge macht

Von Peter Haisenko 

Schon lange nennen aufmerksame Beobachter die Süddeutsche Zeitung aus München nur noch die „Alpenprawda“. Jetzt hat sie zur Siko ihrem Spitznamen wieder alle Ehre gemacht. Perfider kann eine Statistik nicht verfälscht werden.

Vor langer Zeit gab es einen Witz: Chruschtschow und Kennedy machen ein Autorennen. Kennedy gewinnt. Die Prawda meldet dazu: Chruschtschow hat einen ehrenhaften zweiten Platz belegt und Kennedy wurde nur Vorletzter. Das war ein Witz, aber was die SZ am letzten Samstag zur Siko veröffentlichte, war alles andere als ein Witz. Es ist Propaganda in reinster Form. Lassen Sie das Bild auf sich wirken, das aus der SZ kopiert ist:

Ganz klar: Das böse, aggressive Russland gibt am meisten für Rüstung aus. Mehr als die USA. Obwohl es mühsam ist, sehen Sie nochmals genau hin. Im Kleingedruckten steht:
„in Prozent des Bruttoinlandsprodukts, in Klammern absolute Ausgaben in Milliarden Dollar*, 2018“

Also sehen wir uns mal die Klammern genauer an. Da steht für Russland 150 Milliarden Dollar. Da klingelt doch etwas hoffentlich nicht nur bei mir. Gab es nicht einmal eine andere Zahl, nämlich 61,4 Milliarden? Und kam diese nicht direkt vom „Friedensforschungsinstitut Sipri“? (siehe Bild unten) Machen wir uns nochmals die Mühe, noch genauer hinzusehen: Ach ja, ganz unten rechts finden wir das Sternchen wieder, das unauffällig an den „Dollar“ geheftet worden ist. Da steht dann „kaufkraftbereinigt“.

Also gehen wir die Sipri-Tabelle durch zum Vergleich, was die SZ daraus gemacht hat. USA: 649 Mrd. $, Passt. Frankreich; 63,8 wird „bereinigt“ auf 70 Mrd. Passt auch einigermaßen. Großbritannien und Deutschland dito. Chinas Ausgaben werden von der SZ schon auf fast das Doppelte bereinigt und Russland fast auf das Dreifache. Wie diese „Kaufkraftbereinigung“ zustande kommt, nach welchen Kriterien sie berechnet wird, dazu schweigt sich die SZ aus. Das ist im Übrigen sogar belanglos, denn korrekterweise müsste mit einer Berechnung zur Kaufkraftbereinigung auch das BIP „bereinigt“ werden und dann ändert sich am prozentualen Verhältnis der Rüstungsausgaben nichts. Dass es zum russischen BIP sowieso stark abweichende Angaben gibt, sollte nicht unerwähnt bleiben. 

Warum wird Saudi Arabien in der Statistik unterschlagen?

Rechnet man die Kaufkraftbereinigung der SZ aus der Tabelle ganz raus, bleiben für Russland eben nur 61,4 Mrd. übrig und damit ein Anteil am BIP von gerade mal 1,56 Prozent. Weniger kann nur Deutschland mit 1,2 und Japan mit 0,9 bieten, laut Sipri. Das heißt, Russland würde sich in einer korrekten Tabelle ganz unten kurz vor Deutschland wiederfinden und China neben Japan.

Aber es kommt noch besser. Der Staat, der sogar noch vor den USA (3,2 %/BIP) liegt, wird einfach weggelassen: Saudi-Arabien. Die würden nämlich das ganze schöne Anti-Russland/China-Bild richtig versauen mit flotten 8,8 %/BIP. Die Sipri-Tabelle zeigt noch etwas anderes auf: Der Anteil der USA an weltweiten Militärausgaben 2018 liegt bei 36 Prozent, der Chinas bei 14 und der Russlands bei 3,4. Ja damit kann man natürlich nicht auf dem Pferd des aggressiven Russlands reiten und auch mit dem neuerdings zum Feind erklärten China wirkt das nicht besonders überzeugend.

Man musste die SZ gar nicht kaufen, um mit dieser Propagandagrafik konfrontiert zu sein. Sie war nämlich auf der Titelseite platziert und so reichte ein Blick aufs Zeitungsregal, um bestätigt zu bekommen, wie aggressiv Russland mit seinen Militärausgaben nur sein kann. Das dürfte denn auch der nächste Propagandatrick gewesen sein, denn niemand wird auf Anhieb das Kleingedruckte erkennen oder gar lesen und verstehen können. Der Eindruck ist gesetzt: Russland steht bei Rüstungsausgaben ganz oben.

So haben die Transatlantiker bei der SZ wieder einmal ganze Arbeit geleistet und die Reden des Bundespräsidenten und der Verteidigungsministerin AKK propagandistisch unterfüttert. Dass das routinemäßig sowieso stattfindet mit den obligatorischen Adjektiven „aggressiv“ für Russland und „annektiert“ für die Krim ist bereits als Standard für die Qualitätsmedien gesetzt. Nebenbei wird so auch noch darauf hingewiesen, dass das rüstungsfaule Deutschland gefälligst seine Ausgaben erhöhen muss, weil es weit unter den geforderten zwei Prozent des BIP liegt. Da erübrigt es sich schon fast zu unterscheiden, ob es Lügenpresse oder Lückenpresse heißen darf. Die „Alpenprawda“ kann nur noch als das Propagandainstrument des Militärisch-Industriellen-Komplex´ bezeichnet werden. Wen wundert es da noch, dass Leser, die noch einen Rest an kritischem Denken übrig haben, ihre Abos kündigen und sich am Kiosk angewidert abwenden.

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