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Der alltägliche Rassismus und der Schaden durch seine Umkehrung

Von Peter Haisenko 

Der Umgang mit dem Begriff „Rassismus“ kann in letzter Zeit nur noch als inflationär bezeichnet werden. Wie bei jeder Inflation wird er dabei entwertet. Gerade in Deutschland ist aber auch seit geraumer Zeit ein umgekehrter Rassismus zu beobachten. Nur wer nicht „Bio-Deutscher“ ist, erfährt besondere Förderung. Der Normalbürger hat keine Lobby.

Eine Ureigenschaft des Menschen ist, sich mit anderen zu vergleichen. Das kann auf rein mentaler Ebene stattfinden, aber auch in physischen Zweikämpfen. Das Ziel ist immer festzustellen, dass man sich einem anderen überlegen fühlen darf. Der siegreiche Sportler hat bewiesen, dass er besser ist als sein Gegner. Im direkten Vergleich durch einen Kampf besteht jedoch auch immer die Gefahr zu unterliegen. Das gilt vom Zweikampf bis hin zu Weltkriegen. Doch da gibt es einfachere, eher ungefährliche Methoden, sein Ego aufzublasen. Man sucht sich jemanden, der sich eignet, mehr oder weniger anonym als minderwertig dargestellt werden zu können. Das kann eine Einzelperson sein oder eine Gruppierung bis hin zu Nationen oder Ethnien. Bei ersterem nennt man es neudeutsch „Mobbing“, bei letzteren spricht man dann von Rassismus.

Was Mobbing betrifft, kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. In der Volksschule wurde ich, der Sohn einer deutschen Mutter und eines Vaters aus Russland, als „Russe“ beschimpft und ausgegrenzt, obwohl ich kein Wort Russisch sprechen konnte. Vereinzelt ging das weiter bis ins Gymnasium. War das Rassismus? Nein, kann nicht sein, denn ich bin ja „weiß“. Irgendwann Ende der 1960-er Jahre kamen dann die „Ostfriesenwitze“ in Mode. Ihren Ursprung haben diese in den USA genommen, und zwar als wirklich hässliche „Polenwitze“. Die Inhalte wurden zu großen Teilen direkt für die Ostfriesenwitze übernommen. In gewisser Weise ist das auch logisch, denn die Möglichkeiten eine Ethnie zu erniedrigen, sind begrenzt.

Mit Sprachdiktaten lassen sich keine Probleme lösen

Es kamen Österreicherwitze, Blondinenwitze, die Südtiroler hatten ihre Witze über die Bewohner des abgeschiedenen Sarntals. Auch die Bayern blieben nicht verschont. All das war kein Rassismus. Oder doch? Gemein ist allen diesen Verunglimpfungen, dass immer ein Kern an Wahrheit enthalten ist und sei er noch so absurd oder winzig. Betrachten wir dazu Zigeuner. In den 1950-er Jahren gab es Zigeunerromantik und diverse Filme dazu, unter anderem mit Lilo Pulver. In einem der besten Restaurants in München, da, wo heute das P1 ist, spielten Zigeunergeiger auf und das Publikum war begeistert. Dann kamen vermehrt Zigeuner ins Land und diese zeichneten sich zu großen Teilen nicht unbedingt durch Gesetzestreue aus. Das wiederum rief den Unmut der Einheimischen hervor.

Die zunächst noch eher liebevolle Titulierung „Zigeuner“ wandelte sich hin zu einer Bezeichnung für Menschen, die nicht sesshaft sind, die von den hier gepflegten Sitten und Gebräuchen nichts halten und noch weniger von den gültigen Gesetzen. „Zigeuner“ wurde zum Unwort erklärt, das Problem damit aber keineswegs gelöst. Hier wurde bereits von Rassismus gesprochen, worauf Zigeuner selbst anführten, dass sie sich ja in Roma und Sinti aufteilen. Das machte es komplizierter und das Problem ist bis heute nicht gelöst. Aber ist es Rassismus, wenn man ausspricht, dass es in bestimmten Ethnien eine Häufung bestimmter Eigenschaften gibt? Ganz gleich, ob es positiv oder negativ ausfällt. Kann es nicht auch Rassismus sein, wenn einem ganzen Volk eine ewige „Erbschuld“ auferlegt wird? Oder anders herum, wenn sich Völker als von Gott auserwählt bezeichnen oder ihr Land als „Gods Own Country“ bezeichnen? Ist es nicht so, dass man damit alle anderen herabsetzt – in rassistischer Weise?

Irgendwann hat dann eine Horde völlig verblödeter Gutmenschen verkündet, dass es gar keine Rassen gibt. Das hat das Problem natürlich auch nicht gelöst, denn wer Augen hat kann sehen, dass Menschen auf verschiedenen Kontinenten unterschiedlich aussehen. Es kann niemals zielführend sein, ein Problem mit einer Sprachregelung, einem Sprachdiktat lösen zu wollen. Der Volksmund weicht eben aus und nennt Neger dann beispielsweise „Schneeflöckchen“. Die Wurzel jeglichen Rassismus liegt darin, sich über andere erheben zu wollen, obwohl es einem eigentlich nicht zusteht. Es ist aber genauso falsch zu verleugnen, dass es Unterschiede gibt. Jedes Volk, jede Rasse, jede Ethnie hat Stärken und Schwächen, die vermehrt auf sie zutreffen. Das festzustellen, hat mit Rassismus nichts gemein.

Abwertende Bezeichnungen sind ein Mangel an Respekt

Doch nun will ich darauf eingehen, was übertriebener Antirassismus anrichten kann. Er wird zu oft ausgenutzt, was dann wiederum zu Ungerechtigkeiten gegenüber der angestammten Mehrheit führt. Im Nachkriegsdeutschland wagte kaum jemand, auch in Ämtern, einem Juden etwas abzuschlagen oder ihn wegen Gesetzesübertretung anzuklagen. Ich denke hier zum Beispiel an Herrn Bubis, dessen riesige Schwarzbauten auf dem Römerberg in Frankfurt bis heute unbeanstandet stehen. Oder Herrn Levy, der in München seinem Café „Atlas“ einen Regenschutz verpasst hat, der eigentlich nicht genehmigungsfähig gewesen wäre. Die Liste ist lang. Nach 1990 haben aus Russland zugewanderte Juden Berlin als für sie mehr oder weniger rechtsfreien Raum bezeichnet und genossen. Wie sieht es da mit Negern aus?

Einige Male habe ich erleben müssen, wie frech sich ein Neger einfach zu mir und meiner Begleitung an den Tisch setzte und der berechtigten Aufforderung sich zu entfernen mit dem Spruch begegnete, ich würde ihn nur des Platzes verweisen, weil er ein Neger ist. Nein, das war für mich als Welterfahrener nicht das Motiv, wir wollten uns einfach ungestört unterhalten. Warum sage ich hier Neger? Weil ich nicht wissen kann, woher dieser Dunkelhäutige kam. Aus Afrika, und wenn aus welchem Teil? Aus der Karibik, dort gibt es auch Negroide? Oder gar aus den USA? Wenn ich Afrikaner gesagt hätte, würde das auch nicht treffen, denn Millionen Menschen, die in Afrika leben, sind nicht schwarz. Warum muss man sich das Leben schwer machen mit der Tabuisierung einer einfachen Bezeichnung? Das löst niemals ein Problem – eher wird es verschärft.

Es ist ein Unterschied, ob ich eine neutrale Definition verwende oder eine abwertende Abart derselben. Im Englischen ist das neutrale Wort für Neger Negro. Sagt man aber Nigger, will man ihn herabsetzen. Dasselbe gilt für Pole und Polacke. Frosch- und Spaghettifresser für Franzosen oder Italiener. Wie ist es da mit Krauts, also Krautfressern für Deutsche? Hat sich darüber schon jemand aufgeregt? Oder wenn man in Frankreich wenig freundlich als „Boche“ bezeichnet wird? Warum haben die Engländer Deutsche als Hunnen bezeichnet oder die US-Soldaten im Vietnamkrieg den Viet Cong *) respektlos als Charlie? Es ist immer dasselbe. Mit einer abwertenden Bezeichnung verweigert man dem anderen den Respekt, mit einem selbst auf einer Stufe zu stehen. Wenn es unter Weißen geschieht, wird kaum von Rassismus gesprochen, bei Arabern und Negern schon, obwohl der Vorgang derselbe ist.

Vorauseilende Rücksichtnahme erzeugt erst Befindlichkeiten

Die übertriebene und vorauseilende Rücksichtnahme auf mögliche Befindlichkeiten ethnischer Gruppen bewirkt zumeist das Gegenteil dessen, was beabsichtigt war. Vorauseilend deswegen, weil die Betroffenen selbst es meist gar nicht angemahnt hatten. Es ist beispielsweise nicht überliefert, dass ein Sinti oder Roma gefordert hat, das „Zigeunerschnitzel“ von der Speisekarte zu nehmen. Erst die Diskussion darüber weckt die Aufmerksamkeit und dann gibt es ganz schnell Individuen, die das zu ihrem Vorteil ausnutzen. Die haben dann ein Totschlagargument: Ich bekomme die Stelle nicht, weil ich ein Was-auch-immer bin! Heutzutage findet sich das bereits auch in Kreisen von der Norm abweichender Sexualität. So ist zu beobachten, dass sich erst durch diese besonders behutsame Behandlung von Randgruppen eine neue Form der Ablehnung entwickelt. Warum werde ich als Durchschnittsmensch nicht genauso aufmerksam und behutsam behandelt wie die? Bin ich auch Opfer von Rassismus, als hässlicher alter weißer Mann? Habe ich nicht dieselben Rechte wie ein Migrant? Warum gibt es nicht denselben Aufruhr, wenn ein schwarzer Polizist einen Weißen erschießt?

Vor der europäischen gab es große Kulturen in Asien und auch auf den amerikanischen Kontinenten. Die überlegene Waffentechnik hat den Europäern ermöglicht, eine Zeitlang die Welt zu beherrschen. Das ging einher mit einer sträflichen Missachtung der Weisheiten der eroberten Kulturen. Insbesondere die Briten glänzten hierbei mit unglaublicher Arroganz und sie waren es auch, die „wissenschaftlich“ erarbeiteten, welche Eigenschaften welchen Volksgruppen zuzuordnen sind. Das geht so weit, dass eine „Wertigkeitsskala“ für die einzelnen Volksgruppen publiziert worden ist. Da gibt es viele böse Worte für die nicht-englischen Ethnien. Eben Nigger und mir ist kein Wort im Deutschen bekannt, das Neger in abwertender Weise abgewandelt bezeichnet. Und nein, die „Rassenlehre“ ist keine deutsche Erfindung. Da hat der GRÖFAZ einfach bei den Briten abgeschrieben. Das zeigt sich auch in der Kolonialgeschichte. Während Deutschland in seiner kurzen Kolonialzeit Bildung und Mehrwert in seine Kolonien gebracht hat, gab es in Südafrika die ersten Konzentrationslager – von Churchill erfunden und erbaut – und dann die Apartheit.

Die Rassismus-Keule ist das untauglichste Instrument gegen Rassismus

Ich habe auf meinen Reisen um die Welt in allen Ländern weise Menschen kennenlernen dürfen, unabhängig von Rasse oder Hautfarbe. Erst letztes Jahr hatte ich Gelegenheit, Führungspersönlichkeiten in Malaysia kennenzulernen und wenn ich die mit unseren Regierungsmitgliedern vergleiche, könnte ich mich schämen, ein Deutscher zu sein. Die malaysischen Politiker zeichneten sich durch solides Fachwissen aus und ihr allgemeines Auftreten war gekennzeichnet durch bescheiden ausgeübte Autorität. Sie müssen Respekt nicht einfordern, er steht ihnen einfach n natürlicher Weise zu.

Ich habe auch erleben müssen, wie ein Neger in Afrika eine geschlagene halbe Stunde versuchte, eine 14-er Mutter mit einem 17-er Schlüssel festzuziehen und er hat sich nicht gewundert. Aber das soll nicht heißen, dass ich in Deutschland nicht ähnliche „Meisterleistungen“ beobachten musste. Kurzum, es kommt nicht auf Hautfarbe an, wenn man ein Depp ist.

Die Rassismus-Keule ist das untauglichste Instrument, gegen Rassismus anzugehen. Ein gewisses Maß an Rassismus hat es immer gegeben und wird es immer geben. Das liegt in der Natur des Menschen und seines „Herdenbewusstseins“. Es ist wichtig, jeder Kultur Respekt entgegen zu bringen. Das muss aber auch für Menschen gelten, die in eine Kultur zuwandern. Schwierig wird es, wenn verschiedene Ethnien in einem Land, einer Nation leben. Noch dazu, wenn eine davon als Sklaven ins Land geholt worden ist oder als minderwertige Arbeitskräfte, wie Chinesen nach USA für den Eisenbahnbau.

Da wird es wohl noch lange dauern, bis die arroganten Sklaventreiber anerkennen, dass ihre ehemaligen Sklaven auch mal klügere Köpfe hervorbringen als sie selbst. Vergessen wir nicht, dass Martin Luther King ein „Kollateralschaden“ des Zweiten Weltkriegs war. Die Negersoldaten der USA haben erstmals im besiegten Deutschland erfahren dürfen, wie man als Neger anständig behandelt wird. Das wollten sie dann auch zu Hause so haben. Nein, in Deutschland haben wir kein Rassismus-Problem. Wir haben ein Problem mit den Gutmenschen, die in übertriebener Weise Menschen anderer „Rasse“ Vorteile zugestehen, was dann erst zu flächigen Ressentiments führt. Das geht politisch plakativ am besten mit Menschen dunkler Hautfarbe oder arabisch-persischer Färbung. Wer aber hier auch mit Migrationshintergrund, aber weißer Hautfarbe lebt, dem wird jeglicher Vorteil durch umgekehrten Rassismus verwehrt.

 

*) Zur Info: Viet Cong ist die vietnamesische Schreibweise. Im NATO-Alphabet ist V Victor und C Charlie. So ist die Verwendung von „Charlie“ als Sammelbegriff für den Feind entstanden.

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