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Chagos-Archipel: London ignoriert UN-Beschluss und eigenes Gericht

Von Peter Haisenko 

Die ÖRR-Medien haben eine Informationspflicht. Wie sie dieser gerecht werden, ist nicht festgelegt. So werden heikle Meldungen oft dort versteckt, wo sie kaum jemand wahrnimmt. Hier das letzte Beispiel: „Rückgabe von Chagos-Archipel: London lässt Frist verstreichen“

Nur im Teletext des ZDF wird berichtet: „Die britische Regierung hat eine Frist der UN-Vollversammlung verstreichen lassen, die das Land zur Rückgabe einer kleinen Inselgruppe im Indischen Ozean an Mauritius auffordert. Der Chagos-Archipel wird bereits seit Jahrzehnten von der früheren britischen Kolonie beansprucht. London verpachtet die Hauptinsel Diego Garcia seit 1966 an die USA, die dort einen Militärstützpunkt unterhalten. Viele Einwohner wurden gezwungen, nach Mauritius umzusiedeln. Dagegen gab es immer wieder Proteste.“ Diese kleine Meldung kommt so harmlos daher, aber sie ist purer Sprengstoff.

Leser meines Werks „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“ wissen mehr über diese Geschichte. Dort berichte ich auf Seite 237: „Die Etablierung der weltweiten Stützpunkte der USA ignorierte abermals Menschen- und Völkerrechte. Diego Garcia ist hierfür ein treffliches Beispiel. Diego Garcia ist die größte Insel des gleichnamigen Archipels mitten im indischen Ozean. England hatte sich die Rechte auf diese Inseln gesichert. Mitte der 60er Jahre schlossen die USA einen Pachtvertrag mit England, der ihnen die Nutzung über 50 Jahre garantiert.

Mit faulen Tricks wurden die Ureinwohner vertrieben

Die USA bauten auf Diego Garcia, das gerade mal sechs Kilometer breit und 20 Kilometer lang ist, die längste Startbahn der Welt. Das war für ihre B52-Bomber und die folgenden Modelle, die von hier aus einen Aktionsradius über ganz Afrika, Arabien und den pazifischen Raum haben. Die hufeisenförmige Gestalt der Insel gibt einen natürlichen, geschützten Liegeplatz für (Kriegs)Schiffe aller Art. Die sind auch reichlich dort, ebenso wie etwa 4000 Mann Personal. So weit, so gut. Die Sache hatte nur einen Haken: Die Inseln waren bewohnt. Es gab eine einheimische Bevölkerung, die auf diesen Inseln seit Menschengedenken lebte. Die USA wollten aber bei ihrem Treiben nicht von solchen lästigen Faktoren gestört oder beobachtet werden. Also wurde in dem Pachtvertrag festgelegt, dass die Inseln unbewohnt übergeben werden.

Die Engländer zögerten nicht, diese Bedingung zu erfüllen. Sie vertrieben die Bewohner der Inseln, etwa 6000 „Ilois“, teils mit faulen Tricks und teils mit Gewalt aus ihrer Heimat und siedelten sie auf Mauritius und den Seychellen neu an, wo sie fortan als Einwohner zweiter Klasse zu einem Leben in Armut verurteilt sind. Wie perfide dabei vorgegangen wurde, sei kurz beleuchtet. Einige Ilois wurden mit dem Versprechen eines kostenlosen „Urlaubs“ nach Mauritius gelockt, und dann an einer Rückkehr in ihre Heimat gehindert. Sie waren ab sofort „menschliches Strandgut“ auf Mauritius. Anderen kaufte man ihr Land zu lächerlichen Preisen ab und erklärte ihnen dann, dass sie jetzt das Land, das ihnen nicht mehr gehörte, verlassen müssten. Natürlich nicht, ohne von ihnen vorher eine Unterschrift unter eine „Einverständniserklärung“ zu verlangen, niemals mehr in ihre Heimat zurückzukehren und selbstverständlich niemals Ansprüche gegen England zu erheben.

Das erinnert mich ein wenig an die Praxis, die mit den Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten gepflegt wurde. Auch sie mussten für eine mickrige „Entschädigung“ versprechen, niemals wieder irgendwelche Ansprüche anzumelden. England hat sich mit der Räumung Diego Garcias eines „abscheulichen Rechtsbruchs“ schuldig gemacht, wie endlich im November 2000 vom obersten Gericht in London festgestellt worden ist. Konsequenzen hatte diese Feststellung aber keine.” Soweit das Zitat aus meinem Werk.

Die fünf Veto-Mächte in der UN haben keine Strafmaßnahmen zu befürchten

Die Verharmlosung der Meldung beginnt damit, dass im Titel vom “Chagos-Archipel” berichtet wird und “Diego Garcia” erst weiter unten im Text benannt wird. Mit Chagos-Archipel kann kaum jemand etwas anfangen. Diego Garcia ist da schon eher ein Begriff, spätestens seit dem “Verschwinden” des malaysischen Flugzeugs MH 370. Nicht nur ich gehe nämlich davon aus, dass MH 370 nur auf dem amerikanischen Stützpunkt Diego Garcia gelandet sein kann und dort in einem Hangar versteckt worden ist.

Der Streit um das Chagos-Archipel zwischen Großbritannien und Mauritius zieht sich seit Jahrzehnten hin. Immer wieder wurde vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag und der UN-Vollversammlung geklagt und abgestimmt. Jedes Mal wurde festgestellt, dass die Briten gegen alle möglichen Konventionen und das Völkerrecht verstoßen haben. Selbst das Oberste Gericht in London hat ja bereits im Jahr 2000 geurteilt, dass man sich eines “scheußlichen Verbrechens” schuldig gemacht hatte. Es gab diverse Aufforderungen an die Regierung, dieses Unrecht zu beenden. Abstimmungen der UN-Vollversammlung, die dazu durchgeführt wurden, fielen regelmäßig mit Mehrheit zu Ungunsten der Briten aus. Am 22. Juni 2019 forderte die UN-Vollversammlung in einer Resolution mehrheitlich dazu auf, die Kontrolle binnen sechs Monaten an Mauritius abzugeben, bei nur sechs Gegenstimmen. Dass die USA und Großbritannien unter den Gegenstimmen waren, ist der Erwähnung nicht wert. Es lohnt sich, die ganze Geschichte in Wikipedia nachzulesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Chagos-Archipel

London hat diese Frist einfach verstreichen lassen und nichts, absolut nichts getan. Muss es auch nicht, denn die UN kann keine Strafmaßnahmen gegen die fünf Veto-Mächte verhängen. Dass dem so ist, wurde bereits 1949 in der UN-Charta festgelegt. Darin ist zwar nie die Rede von “Veto-Mächten”, aber ein Strafbeschluss kann nur Gültigkeit erlangen, wenn alle fünf zustimmen. Das bedeutet, dass mit der UN-Charta ein Freibrief für diese fünf ausgestellt worden ist, nach Belieben Länder zu überfallen und alle möglichen Völkerrechtsbrüche zu begehen, ohne jemals Strafmaßnahmen der UN ausgesetzt zu sein. Interessant dabei ist, dass diese Regel nicht gilt, wenn es um reinen Tadel geht. Dann nämlich hat der zu Tadelnde kein Stimmrecht, wenn es dagegen um Strafe geht, schon.

Russlands Stimmenthaltung hatte fatale Folgen

Dieses perfide Verfahren hatte damals zwei Gründe: Japan und Deutschland. Es sollte jeder der Veto-Mächte möglich sein, diese beiden Kriegsverlierer nach Belieben endgültig auszulöschen, sollten sie aus dem Ruder der aufgezwungenen Nachkriegsordnung laufen. Das gilt bis heute. Im Lauf der Zeit hat sich der Fokus aber verschoben. So können die USA, Frankreich und Großbritannien zwar für ihre Aktionen in Afghanistan, dem Irak, Libyen oder Syrien getadelt werden, Strafbeschlüsse hingegen müssen sie nicht befürchten. Mit dem ersten Irakkrieg 1991 wurde es noch schlimmer. Weil die UdSSR, dann Russland, zu dieser Zeit politisch praktisch nicht mehr existierte, wurde es über den Tisch gezogen. Fortan galt, eine Stimmenthaltung einer Veto-Macht wird als Zustimmung gewertet. Russland hatte sich damals der Stimme enthalten. Die Folgen sind fatal.

Die Strafaktion der UN gegen den Irak wurde mit der Erlaubnis unterlegt, “alle zur Verfügung stehenden Mittel anwenden zu dürfen.” Das hat in der Folge Millionen Zivilisten, Frauen und vor allem Kindern das Leben gekostet. Dieser Terminus wurde 2011 wieder gegen Libyen angewendet, wobei sich Russland wieder der Stimme enthalten hatte. So nahmen sich die USA, Großbritannien und Frankreich aus der beschlossenen “Flugverbotszone” das Recht, Libyen als funktionsfähigen Staat gänzlich zu vernichten und Gaddafi zu ermorden. Mit diesem Wissen wird auch ersichtlich, warum Russland dann im Fall Syrien sein Veto gegen eine “Flugverbotszone” einlegen musste, denn in dieser Resolution war ebenfalls dieser Terminus enthalten.

Von Rechts wegen stehen Mauritius hohe Pachtgebühren zu

Doch zurück zum Chagos-Archipel und den Briten. Es ist nicht bekannt, ob der Pachtvertrag zwischen den USA und Großbritannien über Diego Garcia verlängert worden ist, der eigentlich schon ausgelaufen wäre. Wir müssen aber davon ausgehen, dass dem so ist. Es wäre arg blauäugig anzunehmen, dass die USA einen Stützpunkt von derartiger geopolitischer Bedeutung kampflos aufgeben. Würde London der UN-Resolution nachkommen, müssten die USA den Pachtvertrag mit Mauritius neu verhandeln. Ob die das weiterführen wollten, steht in den Sternen. In jedem Fall aber wären dann die Pachtgebühren an Mauritius zu entrichten und Mauritius könnte da richtig zulangen. Eben wegen der enormen Bedeutung dieser geopolitischen Lage. Es wäre auch darüber zu verhandeln, von welchem Zeitpunkt an die Briten die bereits einkassierten Pachtgebühren an Mauritius erstatten müssten. Großbritannien, das sowieso schon pleite ist.

Ich stelle also fest: Großbritannien schert sich einen Dreck um irgendwelche UN-Resolutionen, geschweige denn Urteile ihres eigenen Obersten Gerichts. Wie gesagt, müssen sie auch gar nicht, denn es bleibt folgenlos. Auch die Systemmedien kümmern sich nicht darum, wenn London diese einfach ignoriert. Eine internationale Verurteilung findet nicht einmal in den Medien statt, wie bei allen Verbrechen gegen das Kriegs- und Völkerrecht, die von USA und Großbritannien fortlaufend begangen werden. Wie lächerlich muss es da wirken, wenn andauernd von Russland die Rückgabe der Krim gefordert wird, obwohl es dazu nicht einmal eine UN-Resolution gibt. Die kann es auch gar nicht geben, denn mit der Sezession der Krim ist alles punktgenau nach Völkerrecht abgelaufen. Wäre es anders, hätte der “Westen” schon lange Anklage in Den Haag oder vor der UN eingereicht.

Wie sogar aus Israel zu hören ist, hat Deutschland seine Geschichte vorbildlich aufgearbeitet. Ich füge an, dass man sich sogar Schuld aufbürdet, die es gar nicht gibt. Betrachtet man die Welt, sollte auffallen, dass überall dort, wo Deutschland Kolonien hatte, diese nach Abzug der Deutschen unauffällig die letzten 100 Jahre überstanden haben. Wo aber die Briten ihre Herrschaft ausgebreitet hatten und abziehen mussten, haben sie andauerndes Chaos und Verderben hinterlassen. Es gibt keinen aktuellen Krieg oder Konflikt, der nicht ursächlich auf das Treiben der Briten zurückzuführen ist. Und jetzt ganz aktuell eben das Chagos-Archipel, bei dem sogar ein britisches Gericht scheußlichste Verbrechen festgestellt hat.

Darum geht es: Geschichte frei von Ideologie und an Fakten orientiert darzustellen

Will die Welt jemals Frieden finden, müssen auch die Verbrechen anderer Staaten benannt und aufgearbeitet werden, eben wie es Deutschland getan hat. Es kann nur noch lächerlich sein, wenn bei Namibia von großer deutscher Schuld von Deutschland selbst gesprochen wird, aber kein Wort darüber verloren wird, dass der belgische König im Kongo zeitgleich zehn Millionen grausamst ermordet hat, was die Hälfte der Bevölkerung war.

Um die “Erbschuld” der Deutschen als ehemalige Kolonialmacht besser einordnen zu können, biete ich Ihnen nachfolgend eine kurze Aufstellung: 

Zustand 1900: 

Belgien:                 Einwohner   7 Mio. 
Großbritannien:     Einwohner 37 Mio. 
Deutsches Reich:  Einwohner 56 Mio. 

Tote verursacht weltweit nach Ländern bis WK 1 

BE: 10 Mio. Kongolesen 
GB: 60 Mio. Inder und weitere Mio. in Afghanistan und Afrika 
DR: 30.000 Hereros 

Tote im Ausland pro Einwohner im Täterland 

BE: 1,43 Tote pro Belgier 
GB: 1,62 Tote pro Engländer 
DR: 0,00054 Tote pro Deutschem 

Wir haben es uns als AnderweltVerlag zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der letzten 150 Jahre frei von Ideologie und allein an Fakten orientiert darzustellen. Was mein oben zitiertes Werk mehr als Überblick darstellt, belegen die Bücher von Reinhard Leube im Detail mit unzähligen Quellenangaben. Florian Stumfall zeigt in seinem Werk “Tripoli Charlie”, wie, warum und von wem Libyen zerstört worden ist, inklusive der Vorgänge um Südafrika und Angola – das Ganze als spannenden Roman verfasst. Wenn auch Sie den ewigen Schuldkult in Deutschland nicht mehr hinnehmen wollen, wenn Sie wissen wollen, was während der letzten 150 Jahre anders abgelaufen ist, als man uns lehrt, dann schauen Sie beim AnderweltVerlag rein und können feststellen, dass wir auf dem Weg sind, der führende Verlag für jüngere Geschichte zu werden, begründet auf Fakten, wie sie aus inzwischen geöffneten Archiven ersichtlich werden.

Das erste Buch gibt den Überblick, die Werke von Reinhard Leube überzeugen durch akribische Quellenarbeit. Eine Leserin hat mir geschrieben: “Ihr Buch hat mein Geschichtsbild ins Wanken gebracht, Reinhard Leube brachte es zum Einsturz.” Florian Stumfall eröffnet mit “Tripoli Charlie” einen neuen Blick auf Afrika. Alle Bücher sind erhältlich im Buchhandel oder direkt zu bestellen beim Verlag hier.

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