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Integration und Familiennachzug – Oppermanns Irrtum

Von Peter Haisenko 

Gelungene Integration beginnt mit der Sprache. Das ist unbestritten. Das Wichtigste für jeden integrationswilligen Migranten ist folglich das schnellstmögliche Erlernen der Sprache des Gastlandes. Kann es dann also förderlich sein, wenn sich Migranten vornehmlich in einem Umfeld bewegen, das ohne die deutsche Sprache auskommt? Zum Beispiel in der eigenen Familie, mit der naturgemäß die meiste Kommunikation stattfindet? – Von mir dazu ein klares „Nein“ und deshalb sage ich, Herr Oppermann irrt, wenn er behauptet, Familiennachzug würde die Integration fördern.

Ich beginne mit Erfahrungen aus meinem eigenen Umfeld. Mein russischer Vater hat mir als Kind nicht die russische Sprache vermittelt. Zu Hause mit meiner deutschen Mutter und dem russischen Vater wurde selbstverständlich nur Deutsch gesprochen. Eine meiner ukrainischen Freundinnen kam 1995 nach München als Au-pair. Sie sprach bereits damals gut Deutsch (neben Russisch, Ukrainisch, Englisch und Spanisch), ist hier geblieben und hat die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. Danach lernte sie ihren jetzigen Mann kennen, einen Ukrainer. Weil sie mit ihm in Deutschland leben wollte, hat sie von Anfang an darauf gedrungen, dass er so schnell wie möglich Deutsch lernt und ihn gezwungen, auch mit ihr nur Deutsch zu sprechen, obwohl sie das Russische als gemeinsame Muttersprache haben. Beide beherrschen schon lange die deutsche Sprache besser als mancher Deutscher und leisten so ihre wertvollen Beiträge für unsere Gesellschaft.

Parallelgesellschaften auf Inseln fremder Kultur

Betrachten wir nun den Zustand von Zuwanderern, die hier im (fremdsprachlichen) Familienverbund oder gar in Großclans leben. Nicht nur, dass oftmals einzelne Familienmitglieder auch nach Jahren kaum Deutsch können, haben die Kinder aus diesen Familien einen eigenen, ja eigenartigen Umgang mit der deutschen Sprache entwickelt. Gerade in Berlin konnten sich durch diese bewusste Isolierung von der deutschen Sprache mächtige subkulturelle Zellen bilden, die sich nicht selten weit jenseits deutschen Rechts und deutscher Traditionen positionieren. Solche Parallelgesellschaften konnten nur entstehen, weil sich zu viele Fremdländische zusammengefunden und unbehelligt von der deutschen Sprache Inseln fremder Kultur geformt haben. Die individuelle Notwendigkeit, sich wirklich zu integrieren, ist in diesem Milieu nicht gegeben.

Dieses Phänomen ist keineswegs nur in Deutschland zu beobachten. In amerikanischen Großstädten beispielsweise finden sich „Chinatown“, „Little Italy“ oder Gegenden, in denen man besser mit Spanisch zurechtkommt, als mit Englisch. Integration kann mühsam sein und wer nicht von sich aus – auch aus Neugier auf die fremde Kultur – selbst darauf hinarbeitet, kann schnell der Verführung erliegen, es sich auf einer Insel der heimatlichen Kultur bequem zu machen. Wer sich schon mit dem System „Au-pair“ beschäftigt hat, weiß es: Niemals lernt man eine fremde Sprache schneller und besser als in einem Umfeld, in dem man gezwungen ist, täglich mit eben dieser Sprache umzugehen, mit ihr zu leben.

Leben auf dem Land ist bei Migranten verpönt

Rein statistisch gesehen, dürfte es mit Zuwanderern keine Integrationsprobleme geben. Selbst dann nicht, wenn auch in diesem Jahr eine weitere Million Kulturfremder nach Deutschland strömte. Dann käme ein Migrant auf vierzig Deutsche. Die Probleme entstehen vielmehr dadurch, dass es eben keine statistische Verteilung gibt. Schlimmer noch, wehren sich viele Zuwanderer vehement dagegen, in kleineren Städten oder gar in ländlichen Gegenden untergebracht zu werden. Dort ist es viel schwerer, sich von der einheimischen Bevölkerung abzuschotten, unter sich zu bleiben. Sie ziehen es vor, in großen Städten in Inseln mit Ihresgleichen abzutauchen, wo sie ihre Sprache, Gewohnheiten und Gebräuche beibehalten können und sich nicht der Mühe unterziehen müssen, aktiv zu ihrer Integration in die deutsche Gesellschaft beizutragen.

Gerade an Migrantenkindern wird deutlich, wo die Probleme liegen. Wenn ihre Eltern – natürlicherweise – zuhause mit ihnen nicht Deutsch sprechen, weil sie es oftmals selbst nicht richtig können, dann müssen diese Kinder zuerst im Kindergarten (wenn sie ihn denn besuchen) oder in einer Vorschule Deutsch lernen, bevor der Besuch einer Regelschule überhaupt sinnvoll und für sie selbst gewinnbringend sein kann. Wenn dann diese Kinder besser Deutsch sprechen als ihre Eltern, müssen sie für diese Dolmetscherdienste leisten. Ganz anders sieht es aus, wenn ein (junger) Mensch alleine in die Fremde zieht, dort nicht in einer Insel der eigenen Kultur leben kann und mithin gezwungen ist, sowohl Sprache als auch Gebräuche zu adaptieren. Das ist die ideale Ausgangssituation für eine erfolgversprechende Integration, nur so wird die geistige Entwicklung des Einzelnen gefordert und gefördert. Der Verbleib im muttersprachlichen und kulturellen Kontext des Familienverbands hingegen ist statisch und bewirkt das Gegenteil.

Zweijahresfrist fördert die Integration

Oppermann und grüne Ideologen liegen folglich völlig daneben, wenn sie behaupten, Familiennachzug wäre förderlich für Integration. Wenn jetzt, nach dem Beschluss zum Asylgesetz und der zweijährigen (selektiven) Aussetzung des Familiennachzugs Teile der SPD diese Gesetzesänderung nun schon wieder infrage stellen, ja sogar verhindern wollen, dann kann man sich nur an den Kopf fassen. Ist es denn so schwer zu begreifen, dass es im Interesse einer möglichst zügigen und nachhaltig wirksamen Integration eine optimale Voraussetzung ist, wenn gerade junge Männer – ohne Familie – mehr oder weniger zwangsläufig die deutsche Sprache und Gebräuche während dieser zwei Jahre erlernen müssen? Nach Ablauf dieser Frist können sie dann ihren nachgereisten Familienangehörigen selbst Einweisungen geben, ihnen beim Erlernen der deutschen Sprache behilflich sein und deren Eingewöhnung in die deutsche Gesellschaft unterstützen.

Zusätzlich haben die jungen Männer während dieser zwei Jahre Gelegenheit zu erkennen, ob es überhaupt sinnvoll sein kann, den Rest ihrer Familie mit den Gegebenheiten der fremden Kultur zu konfrontieren, eventuell zu belasten. Sie können dann für sich selbst die Frage besser beantworten, ob zum Beispiel die strenggläubigen Eltern in der neuen Umgebung glücklich werden können. So sehr ich es befürworte, Familien wieder zusammenzuführen, muss ich doch deutlich sagen: Der sofortige Nachzug des gesamten Familienverbands ist der Integration nicht dienlich.

Diffuse Ängste prägen die Diskussion

Ganz schlecht in diesem Sinn sind die Lager – Turnhallen oder Ähnliches –, in denen Tausende mit unterschiedlicher Herkunft zusammengepfercht leben müssen. Genauso wenig förderlich kann es sein, wenn deutsche Helfer mit Migranten englisch reden, weil es bequem ist und oftmals die scheinbar einzige Möglichkeit zur Kommunikation. Wie sollen die armen Menschen da Deutsch lernen? Das Erlernen einer Sprache beginnt mit den einfachen Worten des täglichen Umgangs und ja, da müssen sich eben beide Seiten etwas mehr bemühen, auch wenn es weniger bequem ist. Dazu sollte man die Umstände in anglophonen Ländern betrachten. Niemand würde dort auf die Idee kommen, mit einem Zuwanderer in einer anderen Sprache zu kommunizieren, als eben Englisch. Natürlich auch deswegen, weil dort kaum jemand eine andere Sprache beherrscht.

Generell ist festzustellen, dass die Diskussion zur Migration geprägt ist von zwar berechtigten, aber diffusen Ängsten. Das Schlimmste dabei ist, dass die Politik selbst jegliche Rationalität zugunsten politischer Ziele und Ideologien vermissen lässt. Anstatt in gemeinsamer Anstrengung die zweifellos großen Probleme pragmatisch anzugehen, wird aufeinander eingeprügelt, immer den nächsten Wahltermin im Auge. Die Parteien sind intern gespalten und lassen sich von den alternativen Medien und der AfD vor sich hertreiben. Sinnvolle Vorschläge des politischen Gegners werden grundsätzlich erst einmal abgelehnt, meist verunglimpft, bevor man sich dann gezwungenermaßen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigt, nur um Tage später schon wieder im Wahlkampfmodus das Gegenteil zu fordern.

Die Politik der Kanzlerin überzeugt nicht mehr

Frau Merkel selbst kann nicht mehr guten Gewissens Kanzlerin bleiben. Sie hat sich bereits mit dem jüngsten Asylgesetz von dem verabschiedet, was sie als Paradigma proklamiert hat. Sie wollte nicht in einen Wettbewerb eintreten, wer am besten Migranten abschrecken kann. „Wenn man gegenüber Flüchtlingen kein freundliches Gesicht mehr zeigen darf, dann ist das nicht mehr mein Land“. So ähnlich hat sie es formuliert und das neue Asylgesetz widerspricht genau dem. Sie musste sich den offensichtlichen Sachzwängen beugen, tut das aber nur halbherzig und wenig überzeugend. Ihren Kardinalfehler der unbegrenzten Einladung will sie partout nicht korrigieren. Wie ein trotziges Mädchen weigert sie sich, ein klares Signal in die Welt zu senden, dass auch sie mittlerweile erkennen musste, dass „wir“ es eben so nicht schaffen können. Aber wenn sie dass öffentlich zugibt, dann muss sie eben abtreten und mit ihr zusammen die ganze Mischpoke aus der SPD, die intern ebenso gespalten ist und ihre Standpunkte schneller wechselt, als ein Migrant seine Wäsche wechseln könnte. Wen wird es da noch wundern, wenn die nächsten Wahlen große Veränderungen in der politischen Landschaft bringen werden – mit oder ohne Familiennachzug.

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