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Korrupte Machenschaften der FIFA bescheren uns Winter-WM in Katar – Nur ein Boykott der Europäer – allen voran Deutschland – kann das verhindern

Von Hubert von Brunn 

Wenn es um die Perversion des Geldes geht – worüber ich vor wenigen Tagen an dieser Stelle geschrieben habe – dann darf ein Verbrecherverein nicht unerwähnt bleiben: die FIFA. Der Fußball-Weltverband mit dem Schweizer Sepp Blatter an der Spitze ist vermutlich eine der korruptesten Institutionen, die unter dem Deckmäntelchen des Sports Politik betreiben, und unter deren Spitzenfunktionären es ganz normal ist, zu bestechen und bestochen zu werden, wenn es darum geht, milliardenschwere Deals zu verschieben. Die Vergabe der WM 2022 nach Katar ist das bislang eklatanteste Beispiel für die Verkommenheit der FIFA.

Als im Dezember 2011 verkündet wurde, dass der Wüstenstaat am Persischen Golf den Zuschlag für die WM 2022 bekommt, hat sich jeder normale Mensch mit einem IQ von über 80 und erst recht jeder Fußballbegeisterte an den Kopf gefasst. Sofort stand die Frage im Raum, wie viele Millionen da wohl über denn Tresen gegangen sind, besser gesagt, unter dem Tisch den Besitzer gewechselt haben. Einige Figuren im Exekutiv-Komitee, die für ihre Stimmabgabe ein paar Milliönchen kassiert haben, sind inzwischen aufgeflogen, über andere wird gemunkelt – aber das ist letztlich sekundär. Betrogen wurde dort schon immer.

Widerliche Posse um die Ethik-Kommission

Nachdem nun die Kritik an der WM-Vergabe nach Katar immer lauter wurde, haben die FIFA-Strategen einen genialen Coup ausbaldowert. Im Juli 2012 wurde unter Führung des amerikanischen Staatsanwalts Michael Garcias eine Ethik-Kommission eingesetzt, um der Welt zu zeigen: Seht her, wir räumen auf, wir haben nichts zu verbergen. Dummerweise lief Garcia irgendwie aus dem Ruder, machte einen richtig guten Job und erarbeitete einen 430 Seiten starken Bericht, in dem von „extrem dubiosen Praktiken“ die Rede ist. Doch Garcias Gegenspieler, der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert, war offensichtlich besser gebrieft, vielleicht lag es auch am Honorar.  Jedenfalls konnte Eckert in Garcias Report „keine gravierenden Verstöße“ bei den Bieterverfahren (um Russland ging es auch) feststellen und veröffentlichte als Vorsitzender der rechtssprechenden Kammer in der Ethik-Kommission statt der 430 lediglich 42 geschönte Seiten. Garcias Einspruch dagegen wurde von der FIFA aus „formalen Gründen“ als „unzulässig“ zurückgewiesen – Garcia schmiss hin. Was für eine Farce, was für eine widerliche Posse! 

Fußballnation“ Katar auf Platz 113

Mit der Kür Katars zum Austragungsort für die WM 2022 hat die Tragweite dessen, was ein verkommenes Syndikat namens FIFA und die maßlose Geldgier seiner Funktionäre erreichen können, eine neue Qualität bekommen. In allen bisherigen Gastgeberländern gab und gibt es eine gewisse Fußballkultur, Leidenschaft und Begeisterung für diesen Sport in der Bevölkerung und Nationalteams, deren Spieler überwiegend tatsächlich auch dort geboren sind. Katar hat noch nie an einer Fußball WM teilgenommen, nimmt auf der Weltrangliste Platz 113 ein und wird nur dann eine halbwegs konkurrenzfähige Mannschaft zusammenbringen, wenn die milliardenschweren Scheichs für viele Millionen Spieler auf der ganzen Welt einkaufen und wenigstens für eine gewisse Zeit einbürgern (siehe Handball-Team). Allein der unwiderstehlichen kriminellen Energie der FIFA ist es zu verdanken, dass jenes neureiche Emirat, dessen arbeitsscheue Bürger sich für die Falkenjagt, vielleicht auch noch für Kamele interessieren, von Fußball aber so viel verstehen wie die Kuh vom Klavierspielen, zum Gastgeber für die WM 2022 erkoren werden konnte.

Alles spricht dagegen, nichts dafür

Die Lebenswirklichkeit in Katar (vergleichbar mit Saudi-Arabien) ist haarsträubend und für jeden zivilisierten Menschen verabscheuungswürdig: Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen, keine Meinungsfreiheit, Auspeitschung oder Haftstrafen für „unerlaubte sexuelle Beziehungen“ oder Alkoholkonsum, brutalste Ausbeutung von 1,4 Millionen „Gastarbeitern“. Diese überwiegend aus den armen südostasiatischen Ländern kommenden Arbeitssklaven sind vollkommen rechtlos, leben in unwürdigen Verhältnissen, müssen schuften wie die Tiere für einen Hungerlohn, wenn überhaupt etwas gezahlt wird, und können nicht einmal fliehen, weil ihnen die Pässe abgenommen wurden. Laut der britischen Zeitung „The Guardian“ sind allein in den Jahren 2013/14 rund 400 Arbeiter aus Nepal auf den Baustellen in Katar ums Leben gekommen. Diese skandalösen Zustände sind bekannt, aber die FIFA ficht das nicht an. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Scheichs mit ihren Petrodollars islamistische Terroristen wie al-Quaida und IS massiv unterstützt. Alles kein Problem, Hauptsache, die Kohle stimmt. Und die stimmt nicht zuletzt auch für deutsche Konzerne wie Siemens, Hochtief,  Deutsche Bahn oder das Frankfurter Planungsbüro Albert Speer & Partner, die durch die WM insgesamt von Aufträgen in Milliardenhöhe profitieren. Gibt es ein einziges Argument, das objektiv zugunsten Katars als Austragungsort der WM 2022 spräche? – Mir will keines einfallen.

Ramadan schlägt Weihnachten

Wie all diese Negativerscheinungen, die mit dem Emirat in der Wüste in Verbindung zu bringen sind, war jenen, die 2011 für Katar gestimmt haben, bekannt, dass es dort im Sommer ziemlich warm werden kann. Bis zu 50 Grad Celsius in der Mittagshitze! Wer soll den bei diesen klimatischen Bedingungen 90 Minuten lang über den Platz rennen? Kein Problem, hieß es zunächst von den Katarern, dann kühlen wir die Stadien eben runter. Das scheint technisch aber nicht ganz so einfach zu sein. Also hat die FIFA jetzt entschieden: Wir spielen im Winter, Endspiel am 23. Dezember! Die Fußballwelt war geschockt. Alle Spielpläne, insbesondere der europäischen Ligen, werden damit vollkommen über den Haufen geworfen. Einen Vorschlag zur Güte machte die ECA (Vereinigung der europäischen Spitzenvereine unter dem Vorsitz von K.-H. Rummenigge), indem sie vorschlug, die WM vorzuverlegen in die Monate April/Mai. Geht gar nicht, kam es sofort von Seiten der Katarer, denn – welch ein schlimmes Versäumnis der ECA – im Jahr 2022 beginnt der Fastenmonat Ramadan am 2. April. Dadurch, so die offizielle Begründung, würden „die unmittelbaren Terminvorbereitungen gestört“ werden.

Nicht alles dem schnöden Mammon opfern

Was haben sich Rummenigge, der bayrische Muslim-Nichtversteher, und seine Mitstreiter da bloß erlaubt? Derart unsensibel über die religiösen Gepflogenheiten der Muslime hinwegzugehen, ist doch absolut inakzeptabel. Muslime sind schließlich sehr sensibel und man darf ihre religiösen Gefühle nicht verletzen, das hat sich inzwischen doch herumgesprochen. – Aber ein sportliches Großereignis wie die Fußball-WM in den Advent, eine für die christliche Welt wichtige Zeit der Besinnung und der Vorfreude auf Weihnachten hinein zu verlegen, das ist in Ordnung? Na klar, ist doch sowieso nur Kommerz mit ein bisschen Glühwein und Lichterglanz drumrum. Da kann man auch Fußball gucken und nebenbei den Weihnachtsbaum schmücken. Abgesehen davon würde der zu Weihnachten 2014 von einigen SPD-Politikern und dem Zentralrat der Muslime vorgetragene Vorschlag, die Christen sollten im Weihnachtsgottesdienst auch muslimische Lieder singen, dann eine ganz andere Qualität bekommen.  

Nein, Freunde, so geht das gar nicht! Die religiösen Gefühle der Menschen im christlichen Abendland haben genauso verdient, respektiert zu werden, wie die der Muslime. Wollen wir Pegida (und schlimmeren antiislamischen Bewegungen) damit noch mehr Vorschub leisten? Auch wenn die Rechtsaußen mit Weihnachten nichts am Hut haben, werden sie diese stillschweigende Unterwerfung als willkommenen Vorwand nehmen, um ihre pauschale Ablehnung gegen den Islam zu untermauern. Auch daran sollte man denken, ehe man sich dem schnöden Mammon vollkommen ausliefert.

Franzosen-Connection mit dem Emir

Der Unmut unter den Europäern, die unter der Winter-WM in Katar am meisten zu leiden hätten, ist groß. Die Engländer haben ihre Verärgerung diesbezüglich bis jetzt am deutlichsten geäußert und ihr Fußballverband hat bereits mit Klage gegen die FIFA gedroht. Aus Deutschland wird, wenn überhaupt, eher zurückhaltend Kritik geübt. Während Kaiser Franz, die Lichtgestalt des deutschen Fußballs – „Ja is denn scho wieder Weihnachten?“ – sowieso dafür ist, hat der Ex-Nationalspieler H.-P. Briegel immerhin den Gedanken ins Spiel gebracht: „Wenn man nachweisen könnte, dass Regularien verletzt worden sind, dann hätte man Chancen, das Turnier noch zu umgehen…“ – Aber ja doch! Bei der Vergabe an Katar wurde bestochen und geschmiert und in den Bewerbungsunterlagen steht schwarz auf weiß, dass die Spiele in den Monaten Juni/Juli stattzufinden haben. Wenn das keine Verstöße gegen Regularien sind!

Allerdings werden auch schon Stimmen laut, die sich für einen Boykott der Spiele aussprechen. Diese Forderung liegt auf der Hand, und wenn der Europäische Fußballverband UEFA einen solchen Boykott einstimmig beschießen würden, hätten die FIFA und Katar schlechte Karten. Von einer Weltmeisterschaft könnte dann keine Rede mehr sein. Das wird aber nicht passieren, denn Präsident der UEFA ist der Franzose Michel Platini, ein guter Freund des damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarcozy, der wiederum eine enge Freundschaft mit dem Emir von Katar, Scheich Hamad Al.-Thani pflegt. Erschwerend hinzu kommt, das Sohn Laurent bereits in die Chefetage des „Quatar Sport Investment“ (QSI) eingestiegen war und Vater Michel nicht zuletzt deshalb nach eigenem Bekunden für Katar gestimmt hat. Sumpf und Vetternwirtschaft allenthalben, ein geschlossenes Auftreten der Europäer ist nicht zu erwarten.

Winterspiele von Katar – ein schlechter Witz

Aber da ist ja auch noch Deutschland, der amtierende Weltmeister – mindestens bis 2018. Was, wenn diese fußballerische Großmacht heute schon klipp und klar verkünden würde: Winterspiele 2022 in Katar wird es mit uns nicht geben!? – Es wäre das Ende des korrupten Systems FIFA. Ein mutiges und unmissverständliches „Nein“ des DFB würde eine Lawine lostreten, der Blatter und Konsorten nicht standhalten könnten. England, Spanien, Italien, Holland und anderen europäische Fußballnationen würden sich anschießen, die gegen Katar unterlegenen Mitbewerber USA und Australien sowieso, weitere kämen dazu. Damit würde die Drohung der FIFA, all jene Länder, die die Spiele in Katar boykottieren, von der nächsten WM-Qualifikation auszuschließen und Sperren für die Spieler auch in Klubwettbewerben zu verhängen, völlig ins Leere laufen. Dann ginge es nämlich um derart viel Geld, dass selbst das Genfer Syndikat nicht mehr dagegen halten könnte. Die Katarer ihrerseits könnten jetzt schon beginnen, auf der ganzen Welt Zuschauer einzukaufen, um die riesigen Stadien zu füllen. Und wenn wir dann bei Glühwein und Weihnachtplätzchen nebenbei das Endspiel Elfenbeinküste gegen Costa Rica gucken, haben sich die Winterspiele von Katar endgültig als das erwiesen, was sie von Anfang an waren: Ein schlechter Witz.

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