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Von Freunden und Partnern

Von Hubert von Brunn

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“, hat Heinz Rühmann dereinst mit seinen beiden Kumpels von der Tankstelle geträllert. Und auch wenn wir von dem Schmalz der 1930er Jahre abstrahieren ­– da ist was dran. Wohl dem, der wenigstens einen echten Freund hat. Aber wie steht’s denn mit Deutschland und Amerika? Freunde? – John Kornblum, ehemaliger Botschafter der USA in Deutschland, hat es bei Günther Jauch am Sonntag unmissverständlich deutlich gemacht: ‚Ich würde nicht von Freunden reden, sondern von Partnern.’

Ach, sieh an, das ist ja qualitativ ein riesengroßer Unterschied. Eine geschäftliche Partnerschaft kann ich mit weiß Gott wem eingehen – emotional berührt mich das überhaupt nicht, Hauptsache, es kommt etwas für mich dabei heraus. Dann kann auch Faust seine Seele an Mephisto verkaufen – Hauptsache es kommt etwas für ihn dabei heraus. Aber wenn es so ist – und es ist so – dann möge Obama und auch kein anderer Präsident nach ihm das Wort „Freund“ oder „Freundschaft“ in Zusammenhang mit Deutschland mehr in den Mund nehmen. Denn dann sind wir nahe am Verrat – und das ist nicht akzeptabel, – nicht einmal unter „Partnern“.

Wenn es den USA wirklich darum ginge, ein freundschaftliches Verhältnis mit Deutschland zu pflegen ­– also ein Verhältnis, wo man sich auf Augenhöhe begegnet und sich gegenseitig die Wahrheit sagen darf, ohne dass der eine oder der andere beleidigt ist – dann hätte Barack Obama im Sommer 2013 bei seiner Rede vor dem Brandenburger Tor in Berlin eine großartige Chance gehabt. Er hätte sagen können: ‚Ich, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, werde mich dafür einsetzen, dass zwischen den USA und Deutschland die Situation des Waffenstillstands beendet und zwischen beiden Staaten endlich ein Friedensverstrag geschlossen wird.’ Diese Willenskundgebung hätte er tun können, und er hätte damit bei sehr vielen Deutschen jede Menge Pluspunkte gesammelt. Hat er aber nicht. Warum nicht? Weil das Selbstverständnis der amerikanischen Administration immer noch das der Besatzungsmacht ist: 68 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs und 24 Jahre nach dem Fall der Mauer.

Wie lange wollen sie dieses Spiel eigentlich noch treiben? Dieses Land, dessen Produktivleistungen im Keller sind, das Land mit dem größten Außenhandelsdefizit, das Land, das Schulden macht wie kein anderes ­– woher nimmt dieses Land, das wirtschaftlich am Ende ist, und sich nur noch über Wasser halten kann, indem es die Gelddruckmaschinen Tag und Nacht heiß laufen lässt, die Chuzpe, einem politisch gefestigten, wirtschaftlich florierenden und geistig-kulturell hoch überlegenen Land wie Deutschland die Rolle des servilen Untertanen zuzubilligen? – Weil wir, sprich: unsere Regierungen, es bis heute zugelassen haben.

Angela Merkel in ihrer Funktion als „geschäftsführende“ Kanzlerin hat jetzt die Gelegenheit mit dem Abhörskandal der NSA genutzt und dazwischen gehauen. Möge sie die Kraft haben, diesen Augias-Stall gründlich auszumisten. Wenn ihr das gelingt, könnte sie in die Geschichtsbücher eingehen als Kanzlerin der Deutschen, die den Amerikanern die Arroganz der allmächtigen und über alle Belange in der Welt erhabenen Nation ausgetrieben hat. Dafür hätte sie dann den Friedensnobelpreis verdient.

Lesen Sie dazu auch: Sind die USA noch unsere Freunde? Falsche Frage!

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