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„Zu Fuß Gehende“ und „Mit dem Rad Fahrende“ – Die Verhunzung der deutschen Sprache nimmt kein Ende

Von Hubert von Brunn

Zuerst glaubte ich an einen vorgezogenen Aprilscherz als ich wenige Tage vor Ostern der Tagespresse entnahm, dass ich ab dem 01. April 2013 kein Autofahrer mehr bin,  sondern ein „Fahrzeugführender“, dass der Zebrastreifen nicht länger für Fußgänger da ist, sondern für „zu Fuß Gehende“, und dass ich mich bei unangenehmen Begegnungen mit rüpelhaften Pedalrittern im Straßenverkehr künftig nicht über scheiß Radfahrer aufregen kann (natürlich nicht laut, nur in mich hinein), sondern über scheiß „mit dem Rad Fahrende“. Dummerweise ist das kein Scherz, es ist die bittere Wahrheit.

Da zum 01. April 2013 in der Straßenverkehrsordnung mehrere Veränderungen anstehen, hat man in Ramsauers Ministerium die Gelegenheit wahrgenommen, die im Gesetzgebungsverfahren seit geraumer Zeit gültige Vorschrift zur Verwendung geschlechterneutraler Formulierungen gleich umzusetzen. Ergebnis dieser intellektuellen Großtat: Autofahrer = „Fahrzeugführende“ oder „wer ein Fahrzeug führt“; Fußgänger = „wer zu Fuß geht“ oder „zu Fuß Gehende“; Reiter = „wer reitet“, Rollstuhlfahrer = „Fahrende mit dem Rollstuhl“; Radfahrer = „wer mit dem Rad fährt“ usw.  

Um das zu realisieren, hat man nicht etwa einen Studienabbrecher im Fach Germanistik beauftragt, wie der Justitiar des ACE, Volker Lempp, vermutete, sondern Heerscharen von Referenten, Abteilungsleiter und Staatssekretäre. Eine sehr teure Angelegenheit! Na bravo, kann ich dazu nur sagen. Wieder einmal ausgemachter Schwachsinn, den keiner braucht, für sehr viel Geld vom Steuerzahler.

In meinem Umfeld gibt es keine Frau, die sich jemals diskriminiert gefühlt hätte, als Autofahrer, Fußgänger oder Radfahrer bezeichnet worden zu sein. Die Frauen, die ich kenne, und das sind nicht wenige, sind komischerweise allesamt sehr gerne Frau mit allem, was dazu gehört, und sie wissen den kleinen Unterschied zwischen Männern und Frauen durchaus zu schätzen. Sie halten ganz und gar nichts von Gleichmacherei und wären zutiefst unglücklich, gäbe es in ihrem Leben nicht das klar unterscheidbare männliche Gegenüber.

Wer ist es also, der diese sprachliche „political correctness“ fordert? Gendergestreamte Trockenbrötchen, deren Lebensaufgabe offenbar allein darin besteht, an jeder Ecke Anzeichen von Frauenfeindlichkeit und Diskriminierung zu wittern, um dann mit aller Macht dagegen vorzugehen? Oder sind es die von den Suffragetten des 21. Jahrhunderts weichgekochten Softeier, deren Unterwürfigkeit eines Tages darin enden wird, dass sie sich selbst mit einem scharfen Küchenmesser entmannen? Ich weiß es nicht. Ich finde es nur widerlich.

 Gysi wird’s freuen, mich kotzt es an

Dann seid doch so konsequent und überlasst auch hier das Feld der geschlechtsneutralen englischen Sprache. Unsere schöne, reiche, differenzierte deutsche Sprache ist ja ohnehin längst durchsetzt von Anglizismen. Dann kommt es darauf auch nicht mehr an. Sagt, driver, pedestrian und biker. Bei Letzterem ist es vollkommen egal, welches Geschlechtsteil sich am Sattel schubbert.

Steinmeier, Steinbrück, Gabriel und Genossen pflegen ja schon seit langem das verbale Doppelpassspiel, das jeden Zuhörer entnervt: Politikerinnen und Politiker, Bürgerinnen und Bürger, Wählerinnen und Wähler… Übertroffen nur noch vom politisch Korrektesten aller politisch Korrekten, Gregor Gysi, der so viele „…innen“ in jeder seiner Reden ins Spiel bringt, dass einem der Kopf schwirrt, und man nicht mehr zuhören will. Ich persönlich finde es nur zum Kotzen.

Ich bitte um Verzeihung für meine drastische Ausdrucksweise, aber wenn es um die Verhunzung unserer deutschen Sprache geht, werde ich als Germanist ungehalten. Bemerkenswert immerhin, das Gysi noch nie die politisch korrekte Unterscheidung getroffen hat von Idiotinnen und Idioten, Verbrecherinnen und Verbrecher, Mörderinnen und Mörder… Das darf natürlich nicht sein. Alles Gute liegt bei den Frauen, alles Schlechte bei den Männern. (An der Stelle empfehle ich mein Buch „Staat der Frauen – Eine utopische Satire“. Dort habe ich vor mehr als zehn Jahren eine feministische Sprachreform karikiert. Die Wirklichkeit heute ist nahe dran.)

 Sagen Sie nichts, es wird teuer

Zurück zu Ramsauers „politisch korrektem“ Vorstoß, seinen Erfüllungsgehilfen im Verkehrsministerium und dem, was uns in Zukunft erwartet. Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie werden Zeuge eines Verkehrsunfalls (nichts Schlimmes, eher alltäglich im Großstadtdschungel), an dem ein Kfz, ein Rad und mehrere Passanten beteiligt sind. Die mit der Kelle winken (früher hießen sie Polizisten) sind schnell vor Ort und befragen die Umstehenden nach dem Hergang des Unfalls. Bereitwillig geben Sie Auskunft:

„Ich habe gesehen, wie der Radfahrer in Gegenrichtung bei Rot über den Fußgängerüberweg gefahren ist. Der Autofahrer wollte bei Grün abbiegen. In letzter Sekunde sah er den Radfahrer heranrauschen, zog das Lenkrad seines Wagens reflexartig nach links und kam dann auf dem Bürgersteig unmittelbar vor einem Rollstuhlfahrer zum Stehen. Einige Fußgänger sprangen entsetzt zurück. Zum Glück ist dort niemand etwas passiert. Nur der Radfahrer konnte nicht mehr ausweichen und ist gestürzt.“ „Der mit der Kelle winkt“ bedankt sich artig, nimmt Ihre Personalien auf und setzt Sie dann freundlich lächelnd in Kenntnis, dass Ihnen in den nächsten Tagen eine Anzeige wegen Verunglimpfung des weiblichen Geschlechts und Verstoßes gegen das Gentrifizierungsgebot ins Haus flattern wird. Sieben Mal haben Sie in Ihrer Aussage unerlaubte Begriffe benutzt. Das macht 140 Euro Bußgeld, plus Verwaltungsgebühren und zwei Punkte in Flensburg.

So weit sind wir im Moment noch nicht. Aber es wird kommen! Sie werden es erleben!. 


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