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Pferdefleisch und der entmündigte Verbraucher

Von Peter Haisenko

Ich mag lebendige Pferde und verzehre ihr Fleisch mit Genuss. Dasselbe gilt für Rinder, Schafe und Lämmchen, Ziegen, Hasen und Enten. Auch das Fleisch von Hunden und Schlangen ist schon den Weg durch meinen Verdauungstrakt gegangen. Es ist meine Entscheidung, was ich esse und ich respektiere jede Abneigung, auch die eines Veganers. Eines muss aber klar sein: Ich will wissen, was ich esse, denn nur dann kann ich selbst darüber entscheiden.

Wenn auf (Fertig-)Produkten Inhaltsstoffe angegeben sind, dann müssen diese auch korrekt sein. Ich empfinde es bereits als Irreführung, wenn auf Produkten nur schwammig „pflanzliche Öle“ aufgeführt sind, denn dann ist höchst wahrscheinlich, dass hauptsächlich das billige und gesundheitsschädliche Rapsöl verwendet worden ist.

Was spricht dagegen, auf tiefgefrorener Lasagne darauf hinzuweisen, dass Pferdefleisch enthalten sein kann? Der Verbraucher kann dann entscheiden, ob er dieses Produkt verzehren will – wenn er es überhaupt liest. Ich selbst würde freudig zugreifen, denn mir ist der Geschmack und die hohe Qualität dieses Fleischs bekannt. Wer dem Verbraucher diese Information verweigert, begeht vorsätzlichen Betrug und gehört bestraft.

Ist es die Angst der Hersteller vor dem mündigen Verbraucher, die Produzenten lügen lässt? Ist es die Angst, nur einem Teil der Kunden das Produkt verkaufen zu können? Wo bleibt der Stolz auf ein gutes Produkt, wenn Inhaltsstoffe verschwiegen werden? Ich denke, hier ist der Kern der Sache zu sehen: Das Ziel der gierigen Kaufleute ist leider nicht mehr, ein optimales Produkt zu liefern, sondern nur noch maximaler Profit. Mit diesem Hauptziel darf man dann wohl schon Etikettenschwindel begehen.

Der größte Wahnsinn ist allerdings, die falsch etikettierten Tiefkühlwaren zu vernichten. Was ist das für eine Gesellschaft, die angesichts von Hunger in weiten Teilen der Welt nahezu 1.000 Tonnen einwandfreier Lebensmittel einfach in den Müll werfen will? Wie dekadent ist das? Es würde doch ausreichen, auf die betroffenen Produkte einen Hinweis aufzubringen, dass Pferdefleisch enthalten ist. Man könnte auch mit diesem Hinweis den Preis reduzieren und schon wäre der Totalverlust vermieden. Totalverlust für die Kaufleute und im Sinn vernünftigen Umgangs mit Lebensmitteln.

Wo bleibt der Respekt vor der Kreatur, wenn ihr Fleisch wegen eines falschen Etiketts in den Müll wandern muss? Das gesamte System muss hinterfragt werden. Nur die Gier nach Gewinn bewirkt, dass Fleisch mehrfach kreuz und quer durch Europa transportiert wird. Eine Subvention hier mitgenommen und ein falsches Etikett dort draufgeklebt. Zwischendrin wird Gewinn gemacht ohne wirklich etwas Positives zum Endprodukt geleistet zu haben. Das muss ein Ende haben und wieder einmal ist es die Politik, die diese Schwindelaktionen erst ermöglicht hat.

Wahrscheinlich kassieren die Betrüger für die vernichteten Lebensmittel eine rentable Entschädigung von einer Versicherung. Das aber heißt ganz klar: Wir alle bezahlen für die eingefahrenen Gewinne, die Betrüger lachen sich ins Fäustchen. Genauso wie es mit den „systemrelevanten“ Banken läuft. Ein Hoch auf den (Turbo-)Kapitalismus und den entmündigten Bürger.

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