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Deutsche Polizeiautos sollen mit US-Sirenentönen ausgerüstet werden.

Von Peter Haisenko

Polizeiwagen sollen in Zukunft auch in Deutschland mit Sirenen nach US-Vorbild die Menschen erschrecken. Das sieht eine Verordnung des Bundesverkehrsministeriums vor. Es wird der zweite Schlag des Verkehrsministers Ramsauer gegen deutsche Traditionen sein, nach der geschlechtsneutralen Vergewaltigung der StVO.

Wer die Welt bereist hat weiß, dass das typische Geräusch einer Polizeisirene ein Teil der nationalen Identität ist. Man kann mit geschlossenen Augen hören, in welchem Land man sich befindet, wenn ein Polizeiauto mit Sirene vorüberfährt. Urlauber in Italien oder Frankreich erleben dann auch akustisch, dass sie sich in einem fremden Kulturbereich aufhalten. Das hat durchaus Charme. Vor Jahren schon haben sich die Franzosen erfolgreich gewehrt gegen eine Amerikanisierung ihrer hektischen Warnfanfaren. Sie sahen ihre nationale Identität in Gefahr.

Mit der Hamburger Eintagsfliege Ronald Schill hatte es begonnen. Er hat die Hamburger Polizei vom sympathischen Grün auf amerikanisches Dunkelblau umgerüstet. Der Rest der Republik hat stückweise nachgezogen, und inzwischen haben wir uns an martialisches Aussehen und Farben in Dunkelblau und Schwarz gewöhnen müssen, wenn wir einem Polizisten gegenüberstehen. Der deutsche Schutzmann oder „Freund und Helfer“ ist abgelöst worden von waffenstarrenden Figuren, die in ihrer Aufmachung wenig vertrauenerweckend auf den braven Bürger wirken. Sie sehen aus wie die „Cops“ in USA, die nicht umsonst mit dem militärischen Titel „Officer“, also Offizier, angeredet werden müssen.

Was könnte dafür sprechen, die amerikanische Polizei als Vorbild zu nehmen? Könnten es die allabendlichen US-Fernsehserien sein, in denen „Police-Officer“ die Menschenwürde mit Füßen treten? Im wahrsten Sinn des Wortes. Könnte es der Dorf-Sheriff sein, der sich selbst zum Gesetz erhoben hat? Oder könnte es gar daran liegen, dass die USA das Land sind mit den meisten Inhaftierten pro Kopf der Bevölkerung? Das Land, in dem sich die Gefängnisse längst zu einer profitablen Privatindustrie entwickelt haben? Das Land, das mehr Geld für Gefängnisse ausgibt als für Bildung? Könnte es der Zustand sein, dass die US-Polizei mit ihren vorbildlichen Sirenentönen ganze Stadtteile als rechtsfreie Zonen akzeptiert, in die sich weder ein Polizist, noch ein anständiger Bürger klaren Sinnes freiwillig begibt? Oder vielleicht gar, weil es in Amerika die ehrlicheren Banker gibt?

Der Bundesrat muss dieser Verordnung noch zustimmen. Ich hoffe, dass sich wenigstens in diesem Gremium eine Restbesinnung auf deutsche Identität durchsetzen kann, und uns unser nicht ganz so martialisches „Tatütata“ erhalten bleibt. Ansonsten wäre es vielleicht langsam an der Zeit, den Antrag zu stellen, als 51stes Bundesland in die Vereinigten Staaten aufgenommen zu werden. Beim Aktienrecht und anderen Regeln im Finanzbereich haben wir uns ja schon vollständig dem amerikanischen Diktat unterworfen. Mit dem „richtigen“ Sirenenton dürfte dann eine der letzten Hürden genommen sein.

Zum Thema: USA sind Knast-Weltmeister

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