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Myanmar – ein neues Kosovo in Südasien?

Von Wilfried Schuler 

Aung Sun Ky, die hoch geachtete Trägerin des Friedensnobelpreises und enge Freundin der Amerikaner, kommt ins Gerede. In ihrem Land werden Minderheiten fanatisch verfolgt, getötet und zur Flucht ins Ausland genötigt. Man wirft ihr vor, nichts zu tun und ergo mitschuldig zu sein. Was also ist hier los?

Ihr langer Weg zu Macht und ihr Aufstieg an die Spitze des Staates Myanmar wurde selbstlos von den USA unterstützt. Müßig, diesen Vorgang in Abrede stellen zu wollen. Beim Besuch von Hillary vor einigen Jahren, war das deutlich zu sehen. Hillary, die in den USA offen lesbischer Neigungen beschuldigt wird, hätte ihre Gastgeberin vor Begeisterung fast aufgefressen. Die Dame ist also ein hundertprozentiger Vasall der USA – so wie Merkel. 

Die Presse meldet, dass in Bangladesch schon die Dschihadisten Gewehr bei Fuß stehen um ihren muslimischen Glaubensbrüdern zu Hilfe zu eilen. Das kann sachkundige und erfahrene Beobachter nicht überraschen. Die größten Rohöl- und gleichzeitig weltgrößten Islamismus-Exporteure mit Sitz in Riad achten auf ihren Marktanteil oder bauen ihn gar aus. Und in Bangladesch hat sich längst ein militanter Islam entwickelt, der weiter nach Osten zielt. Es gibt bereits die „Arakan Rohingya Salvation Army“, geleitet von aus Saudi-Arabien zurückgekehrten Emigranten. Diese Gruppe verfügt, was Wunder, über Geld und Waffen und ist in Guerilla-Taktiken ausgebildet. Da Myanmar auch ein potentielles Opium-Land ist – zur Zeit des Vietnam Krieges, war es sogar der Marktführer, damals gemanagt von der CIA – sind die Parallelen zur Al-Kaida oder der albanisch-/kosovarischen Szene nicht zu übersehen. Hier kann sich im Windschatten der Menschenrechte ein riesiges Verbrecherpotential aufbauen, genauso wie im Kosovo. Vielleicht auch ein alternativer Opium-Lieferant zu Afghanistan? 

China trifft Vorkehrungen, um dem Zangengriff der USA zu entgehen 

Damit sich dieses kleine Memo nicht ins Epische verlängert, stelle ich eine Schlüsselbotschaft ganz an den Anfang: Beide Hauptakteure in Rangun und in Riad könnten sich einer ernsthaften Anordnung aus Washington nicht widersetzen. Damit wäre der Spuk beendet. Doch, warum kommt diese Botschaft nicht? Was also geht hier vor? Gibt es eine Planung für ein neues „Camp Bondsteel“ in Myanmar? (Camp Bondsteel ist die riesige US-Militärbasis im Kosovo.) 

Die ganze Sache ist natürlich sehr komplex und kann nicht mit einem isolierten Sachverhalt alleine begründet werden. Eine sehr große Rolle spielt dabei die Straße von Malakka, das weltweit engste Nadelöhr des maritimen Verkehrs, das etwa 85% der chinesischen Importe und Exporte passieren müssen. Nicht umsonst hatten die Engländer einst ihre Flotte in Singapur. Selbstverständlich ist Singapur auch heute Teil des „Freien Westens“ und würde im Zweifelsfall mitspielen. Dazu noch ein Flugzeugträgerverband und die Schlinge um den Hals der chinesischen Wirtschaft wäre gelegt. Ein Ausweichen wäre sehr schwer möglich. Alle alternativen Wege führen durch das Inselgewirr von Indonesien und der Philippinen oder in die Reichweite der australischen Küste. Alles von US-Kräften verseuchtes Gebiet. Von den langen Umwegen einmal ganz abgesehen. 

Die Chinesen arbeiten selbstverständlich längst an alternativen Lösungen. Sie bauen ein Netz von Eisenbahnen durch Asien bis nach Osteuropa. Sie machen auch erste Versuche auf einer maritimen Polarroute um Kap Deschnew, nördlich von Sibirien nach Norwegen. Eine weitere Möglichkeit sind Eisenbahnstrecken, Straßen und Pipelines von der Küste Myanmars nach Südchina. Das ist die Trasse der sogenannten „Burma Road“ aus dem zweiten Weltkrieg. Dank der erwiesenen Tüchtigkeit der Chinesen, sind große Teile dieses komplexen Transport-Korridors der neuen Burma Road bereits in Betrieb. Und das lässt die Kriegsherren in Washington nicht mehr ruhig schlafen. Man sinnt auf Abhilfe.

Es muss ein Grund geschaffen werden, der US-Militärpräsenz rechtfertigt 

Selbstverständlich wäre man in Peking nicht einverstanden mit der Anwesenheit von US- Truppen oder gar der Errichtung offensiver Militärbasen in Myanmar. Es muss also ein Grund geschaffen werden, der es den USA gestattet, diese Aktionen dem dummen Publikum als notwendig zu verkaufen. Am besten, es geht darum, Menschenrechte zu verteidigen oder humanitäre Katastrophen – die erst geschaffen werden müssen –, später zu verhindern. So wie in Bosnien, Kosovo oder Libyen. Aktionen, die mit hehren Motiven unterlegt wurden und in der Erschaffung des Gangsterstaates Kosovo endeten und eines der reichsten Länder der Welt zerstörten. Neben Brunei war Libyen nämlich das einzige Land auf der Welt, das keine Schulden hatte. Keine US-geführte World Bank und keine Bankenmafia, genannt IWF, konnte Libyen dirigieren. Aber, das ist nun für immer vorbei. Zum Glück für den freien Westen. 

Sehr bewährt hat sich diese Vorgehensweise vor über 25 Jahren in Jugoslawien, wie oben angedeutet. Man muss die Regierung finanziell drangsalieren, indem durch Erpressung der USA der IWF und die World Bank ihre Kredite beschneiden. Dann muss man ethnische und religiöse Gruppen gegeneinander aufwiegeln. Nicht zu vergessen die Waffen und das Einschleusen erprobter „Freiheitskämpfer“. In Bosnien waren das die Veteranen aus Afghanistan. All das wurde im ehemaligen Jugoslawien zur Perfektion getrieben. Und wenn der Kessel richtig in Wallung gerät, muss die US-gesteuerte Presse herzzerreißende Bilder von toten oder verletzten Kindern liefern, die mit korrespondierenden Geschichten garniert werden. Siehe Bosnien, Kosovo, Syrien. 

Das Fernziel in Myanmar ist es, die Anwesenheit US-geführter Friedenstruppen zu rechtfertigen. Die USA werden das arme Myanmar zu Tode rüsten, um den Frieden zu sichern. Die USA werden aber auch kräftig an der Bewaffnung der Mudschaheddin in Bangladesch verdienen. Es wird ein Chaos entstehen. Eventuell wird Frau Merkel sogar die Rohingya nach Berlin einladen – das könnte weiterhin zur erwünschten Destabilisierung Deutschlands beitragen. Die Länder Europas werden von US-geführten Agenten in eine zunehmend kampflustige NATO getrieben. So wie es schon anlässlich des Korea-Krieges geschah. Unter Drohungen werden die Europäer genötigt, mehr Geld für eine insgesamt nutzlose Rüstung auszugeben, die den europäischen Interessen zuwiderläuft. Das eigentliche Ziel all dieser Aktionen ist es letztlich, den Chinesen zu schaden und US-Militär in ihre Südflanke zu bringen. So wie es den Russen im Kosovo und in Afghanistan erging. 

Last, but not least bleibt noch die Rolle Deutschlands zu erwähnen. Die Militärapparate beider Seiten haben seit den Zeiten von Franz Josef Strauß eng zusammen gearbeitet. Zu einer Zeit also, in der die Bundeswehr noch von ehemaligen Nazi-Offizieren geführt wurde. Die Generäle in Rangun haben jahrzehntelang mit eiserner Faust geherrscht und sie waren üppig mit deutschen Waffen ausgestattet. Das G3 ist dort seit 40 Jahren die Standardwaffe. Von Protesten aus Bonn oder Berlin gegen die Militärdiktatur haben die Zeitungen aber nie berichtet. Es gab diese Proteste nämlich nicht. Man kann also darauf warten, bis Flinten-Uschi demnächst beginnen wird, die Menschenrechte in Myanmar zu verteidigen. Dann sollte man zumindest wissen, was dahintersteckt.

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