------------------------------------

---------------------------------------

-------------------------------------

-------------------------------------

Chodorkowski – die „Langzeitwaffe“ gegen Putin

Von Peter Haisenko 

Wladimir Wladimirowitsch Putin ist der Albtraum der Mächtigen des westlichen Kapitals. Er hat den Ausverkauf der russischen Nationalökonomie unter Jelzin nicht nur gestoppt, sondern zu großen Teilen rückgängig gemacht. Er schlägt die westlichen Plutokraten mit ihren eigenen Waffen. Bei drei demokratischen Wahlgängen hat Putin in einem Maße Zustimmung von den Bürgern Russlands erhalten, von dem westliche Demokraten nur träumen können. Putin herrscht über ein nahezu schuldenfreies Reich und hat eine neue Mittelklasse in Russland geschaffen. Das macht ihn unabhängig vom Diktat des Kapitals – und genau das darf nicht sein. Welche Rolle spielt Michail Chodorkowski dabei?

Vor dem „Fall Chodorkowski“ hatte Putin die russischen Oligarchen zur Ordnung gerufen. Alle, auch Chodorkowski, haben versprochen, sich an Gesetze und aus der Politik heraus zu halten. Alle haben sich an ihr Versprechen gehalten. Alle, außer Chodorkowski. Seine Provokationen gegenüber Putin steigerten sich bis zu dem Punkt, bis dieser gegen Chodorkowski vorgehen musste, wollte er sein Gesicht nicht verlieren. Chodorkowski war sich dessen bewusst. Er ging sozusagen „freiwillig“ ins Gefängnis. Warum?

Fakt ist: Drei Tage vor seiner Verhaftung in Novosibirsk am 25. Oktober 2003 weilte Chodorkowski bei seinen Freunden in Washington. Zu diesen Freunden zählte neben vielen Mächtigen der amerikanischen Ölindustrie auch der damalige Präsident Bush. Chodorkowski wusste zu diesem Zeitpunkt, dass man ihn verhaften würde, wenn er nach Russland zurückkehrt. Wer oder was kann ihn dazu bewegt haben, einer Zelle in Sibirien den Vorzug zu geben gegenüber einem Luxusleben im Westen?

Wie die jüngsten Entwicklungen in Syrien zeigen, stellt Putins Russland (zusammen mit China) die einzige Hürde für die weltweiten Machtansprüche der USA dar. Weil die USA selbst vom Kapital beherrscht werden, ist es in erster Linie das Kapital, dessen Feind Putin ist. Je länger er an der Macht ist, um sein Land aufzubauen, desto unüberwindlicher wird diese Hürde. Wie geschickt der russische Präsident dabei agiert, mussten die USA schon frühzeitig zur Kenntnis nehmen – spätestens nachdem Putin sein Land mit einem Schuldenmoratorium im Jahr 1998 aus der Zinsknechtschaft des westlichen Kapitals befreit hatte.

Es kann nicht sein, was nicht sein darf!

So viel Despektierlichkeit konnte das sonst so allmächtige Kapital natürlich nicht stillschweigend hinnehmen. Da selbst die mächtigen Strippenzieher des Kapitals nicht umhin kamen einzusehen, dass der Kalte Krieg vorbei ist, und das moderne Russland keine propagandistischen Angriffsflächen bot, kreierten sie in trauter Übereinstimmung mit der Washingtoner Administration eine moralische „Langzeitwaffe“: Chodorkowski.

Dieser „Fall“ kann jederzeit aufs Neue aktiviert und gegen Putin ins Feld geführt werden mit dem einen Ziel: Es muss mit allen Mitteln verhindert werden, dass sich Europa von den USA abwendet und mit Russland als Partner in eine goldene Zukunft plant. Also wird die alte Keule aktiviert, dass Russland nicht demokratisch ist und somit als Partner inakzeptabel. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob Russlands Präsident Putin heißt oder sonst wie. Es geht einzig und allein um die Frage, ob sich die russische Regierung dem Diktat des angelsächsischen Kapitals unterwirft. Nur dann kann es eine „demokratische“ Regierung sein – siehe Jelzin!

Chodorkowskis Reichtum war nur möglich durch die Hilfe und mit Zustimmung des westlichen Kapitals. Er wusste darum und wusste auch, dass er hierfür Gegenleistungen erbringen muss. Was Chodorkowski allerdings nicht wusste, bzw. völlig falsch einschätzte, war: Der Arm des Westens reicht nicht bis in sibirische Gefängnisse, Putin wird sich auch von übelsten Pressekampagnen nicht erpressen lassen, und er, Chodorkowski, wird, wenn er nach Russland zurückkehrt, für lange Jahre seine Freiheit einbüßen. Da haben ihm seine „Freunde“ in Washington offensichtlich nicht die ganze Wahrheit gesagt.

Der Plan in Washington war einfach: Chodorkowski geht in Russland ins Gefängnis, und die Welt wird Russland empört an den Pranger stellen, wegen eines angeblich unfairen Verfahrens. Dann kommt der Teil, den man Chodorkowski vorenthalten hat. Je länger er nämlich im Gefängnis sitzt, desto besser. Nicht für Chodorkowski, aber für die Ziele der Amerikaner. Solange der „arme“ Oligarch einsitzt, kann immer wieder die alte Leier vom Unrechtssystem Putins aus der Schublade gezogen werden. Wer Milliarden hat, hat auch keine Probleme immer wieder ein Häuflein Demonstranten zu mobilisieren und für die passenden Aufnahmen zu sorgen, die suggerieren sollen, es handelte sich um sehr viele. Den Rest besorgen die geldgesteuerten Medien, indem sie diese „großen“ Demonstrationen dem wohlmeinenden Westler zur besten Sendezeit präsentieren.

Täter und Opfer

Chodorkowski ist also Täter und Opfer. Täter, denn niemand kann ­– zumindest moralisch – einwandfrei gehandelt haben, wenn er innerhalb weniger Jahre nach dem Untergang der Sowjetunion Milliarden zusammenrafft. Täter, weil er sein Versprechen gegenüber Putin gebrochen hat. Opfer, weil er sich in die lange Schlange derjenigen eingereiht hat, die den Versprechen der angelsächsischen Kapitalisten geglaubt haben. Opfer und Täter, weil er Putin herausgefordert hat, wahrscheinlich im Auftrag der USA. Täter und Opfer, denn wenn er nicht nach Russland und ins Gefängnis gegangen wäre, würde wahrscheinlich niemand im Westen seinen Namen kennen. In jedem Fall ist der Plan bisher aufgegangen. Nur nicht für Chodorkowski.

Nach oben