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Tripoli Charlie – Feuer der Hochfinanz in Afrika

Eine Rezension von Peter Haisenko

Was wissen wir über Afrika? – Nicht viel, möchte ich behaupten. Und wenn uns einmal Nachrichten von dort erreichen, bleiben sie meist an der Oberfläche hängen und tragen wenig dazu bei, unser Verständnis für den Schwarzen Kontinent nachhaltig zu verbessern. Umso erfreulicher erscheint es da, dass Florian Stumfall, ein profunder Afrika-Kenner, jetzt ein Buch vorgelegt hat, das so manche Wissenslücke schließt und auch mit einigen Vorurteilen – positive wie negative – aufräumt. „Tripoli Charlie – Feuer der Hochfinanz in Afrika“ ist der Titel des Buches, das ich jedem nur empfehlen kann, der sich für die jüngere Geschichte des Schwarzen Kontinents interessiert.

Tripoli Charlie“ ist der Name einer Geheimoperation, die von einer Geheimgesellschaft in London durchgezogen worden ist mit dem Ziel, Gaddafis Herrschaft und seine Pläne für Afrika zu beenden. Nein, der britische Premier Cameron war nicht direkt involviert, aber es wäre naiv anzunehmen, dass er nichts davon wusste. Auch Frankreich und die USA hatten ihre diesbezüglichen Operationen, aber diese standen teilweise in Konkurrenz zu den britischen. Wer weiß schon, dass auch Südafrika beteiligt war?

Das Buch beschreibt drei Episoden: Ganz im Süden, in der Mitte und im Norden Afrikas. Sie bauen aufeinander auf, sowohl was die Personen als auch den zeitlichen Ablauf betrifft. Was qualifiziert Stumfall, so kenntnisreich zu berichten? Er hat viel von Afrika gesehen. Er war im Bürgerkrieg in Mozambique vor Ort und vor allem in Angola, im Hauptquartier der UNITA in Jamba, irgendwo im Busch. Er war zu Gast bei Regierungen, ebenso wie er mit Streetworkern durch die finstersten Löcher von Soweto gekrochen ist.

Drei Ereignisse hat er aus unmittelbarer Nähe beobachtet und in diesem Buch zu einer auf Tatsachen beruhenden Romanhandlung verarbeitet, deren wahrer Kern sich ganz erheblich von dem unterscheidet, was uns die Medien darüber erzählt haben. Beispielsweise schildert Stumfall, wie, warum und mit welchem Deal Nelson Mandela von der US-Hochfinanz an die Macht gebracht wurde. Oder wie der Energiekonzern SASOL in Mozambique wegen eines Gasfelds einen Bürgerkrieg angezettelt hat. Er berichtet vom Krieg in Angola und beschreibt die Rolle, die das weltweite Oppenheimer Diamanten-Monopol gespielt hat, als Jonas Savimbi, der Anführer der antikolonialen UNITA, vom Westen fallen gelassen wurde. Schließlich deckt er auf der Basis von ihm zugespielten Dokumenten die Hintergründe für den 2011 geführten Krieg gegen Gaddafi in Libyen auf. Es ging mal wieder um sehr viel Geld, um noch mehr Süßwasser und um die Herrschaft über beides.

Die afrikanische Realität ist weit vom Humanismus entfernt

Ich bin auf Florian Stumfall aufmerksam geworden durch sein Büchlein „Das Limburg Syndrom“, das mich veranlasst hat, weitere Werke dieses Autors zu lesen. Durch sein Werk „Zeitgeist und Gegenwind“ habe ich ihn als feinsinnigen Philosoph schätzen gelernt und war umso erstaunter, dass er mit „Tripoli Charlie“ einen echten Reißer abgeliefert hat. Es ist ihm gelungen, einen fesselnden Roman zu schreiben, in den Fakten zur jüngeren Geschichte Afrikas durchgehend eingearbeitet sind. Ich habe Afrika selbst seit 1976 intensiv bereist, mit Afrikanern arbeiten müssen und kann so aus eigener Erfahrung bestätigen, dass alles, was und wie es Stumfall beschreibt, der täglichen afrikanischen Realität entspricht, die so weit vom Humanismus entfernt ist.

Stumfall ist es gelungen einen Roman zu schreiben, den ich kaum aus der Hand legen wollte. Neben Klarnamen von Akteuren und Politikern und deren menschenverachtenden Handlungsweisen stehen Auszüge aus Originaldokumenten. Dies alles ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, die alles beinhaltet, von Liebe, Sex und Betrug bis zu gedankenlosen und grausamen Morden. Er beschreibt, wie es nur eines Anrufs aus New York bedurfte, Mandela den Friedensnobelpreis anzuheften, obwohl er ähnlich viel Blut an den Händen hat wie sein Nobelpreiskollege Obama. Ja, auch vor den langen Schatten, die Lichtgestalten werfen, macht Stumfall nicht Halt. Als Kenner der Verhältnisse in Afrika kann ich nur bestätigen, dass nichts in den Schilderungen des Autors übertrieben ist, sondern eher abgeschwächt, um das Vorstellungsvermögen eines Lesers nicht zu überfordern, der mit afrikanischen Verhältnissen nicht vertraut ist.

„Tripoli Charlie“ hat auch mir Informationen geliefert, die mein Bild über die Abläufe und Gründe der Politik der letzten 30 Jahre in Afrika vervollständigt haben. Wer dieses Buch gelesen hat, ist nicht nur bestens unterhalten worden. Vielmehr versteht man anschließend, dass die koloniale Herrschaft über Afrika niemals wirklich beendet wurde. Nur die Herrschaftsmethoden haben sich geändert – sie sind noch rücksichtsloser und brutaler geworden. Erschreckend ist allerdings auch, dass am Beispiel Afrikas erkennbar wird, wie und warum auch in Europa und dem Rest der Welt Krieg und Unruhen gestiftet und geschürt werden, wenn die Interessen der Hochfinanz dies für notwendig erachten. Und wieweit Europa und die USA beteiligt sind, dafür zu sorgen, dass Afrika nicht auf einen grünen Zweig kommen kann. Wer „Tripoli Charlie“ gelesen hat, versteht, wie hohl das Geschwätz um die „Beseitigung der Fluchtursachen“ ist, solange die Hochfinanz klammheimlich über Wohl und Weh ganzer Staaten bestimmt. Ich kann dieses Werk nicht nur vorbehaltlos, sondern dringend empfehlen.

„Tripoli Charlie“ ist erhältlich im Buchhandel oder direkt zu bestellen beim Verlag hier. 

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