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Paukenschlag-Symphonie des Universums

Von Hans-Jörg Müllenmeister

Der Mensch überblickt 40 Größenordnungen – mit dem ihm gebotenen besten Instrumentarium. Wir selbst sind für einen Augenaufschlag Staubpartikel im grandiosen Schöpfungsgeschehen. Aber was für einen gigantischen Größenbereich muss die Schöpfung ständig über Zeit und Raum betreuen?

Haben Sie sich auch einmal gefragt, wieso sich der Schöpfer jetzt gerade hier um uns kümmert, um jeden Einzelnen von uns unter sieben Milliarden Menschen. Während gleichzeitig irgendwo da draußen in der unendlichen Weite des Universums gerade eine Sonne zu einem Roten Riesen vergeht und Galaxien ineinander stürzen, entstehen zeitgleich im Mikrokosmos Milliardenfach Keime des Lebens. Und was bewirkt die Schöpfung in den gigantischen Dunkelwelten des Kosmos, die rund 95% des Universums ausmachen? Eins ist signifikant: Es liegt in der Natur der Schöpfung, dass sie vieles durch wiederkehrende Prozesse und Zyklen geleitet. Diese wiederholen sich nicht stereotyp, denn sie bergen faustdicke Überraschungen – ungeahnte Wendungen im Geschehen. Und wo bleibt da Gott? Dazu sagte einmal ein Naturforscher: Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.

Die Möglichkeiten des Kosmos sind begrenzt

Obwohl der Kosmos einen unendlichen Raum an Entfaltungsmöglichkeiten bietet, kann sich nicht jede aberwitzige Lebensvision realisieren. Das liegt daran, dass der „Lebenscode“ im Universum keinen blinden Zufall zulässt. Vieles was sich entwickelt, betrachten wir als Zufall, weil wir die komplexe Ordnung hinter dem Geschehen nicht begreifen. Dass eine lebende Zelle durch Zufall entsteht, ist genau so wahrscheinlich, wie das Entstehen eines Großflugzeugs aus Teilen eines Schrotthaufens, den ein Wirbelsturm durcheinander gewirbelt hat. Am Übergang von der chemischen zur biologischen Evolution, wirkte kein blinder Zufall. Offensichtlich herrscht hier das Ordnungsprinzip des Kosmos, das sich mit seinen gespeicherten Informationen in den ersten Genen verwirklicht.

In einem hypothetischen Universum vor dem Urknall muss es – ähnlich wie ein Ei oder eine Samenzelle – einen riesigen Informationsspeicher gegeben haben. Man kann davon ausgehen, dass seit dem Urknall wesentliche Teile des Universums miteinander verschränkt sind, auf dem das heutige Weltall basiert. Verschränkte Teilchen können auf geheimnisvolle Weise unabhängig von Zeit und Raum miteinander kommunizieren. Im Quantenuniversum breitet sich eine Information unendlich schnell aus. Der Quanteneffekt macht sich nicht nur bei kleinen Teilchen bemerkbar, sondern auch in der Welt der großen Teile die für uns sichtbar sind. So lässt sich Materie als „kondensierte Quanteninformation“ verstehen.

Das Verschränkungsprinzip der Quantenphysik

Unser Denkapparat enthält nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen an die 100 Milliarden Gehirnzellen, die 100-billionenfach untereinander vernetzt sind. Das ergibt einen gigantischen Informationsspeicher. Außerdem: Gehirne sortieren überflüssige Daten aus, und unser Gehirn leistet noch mehr! Losgelöst von Zeit und Raum, kann es subtile Signale von anderen Menschen oder auch von Tieren empfangen und andererseits auch als Sender wirken und Informationen ausschicken. Diese Fähigkeit basiert auf dem einzigartigen Vermögen kleinster Teilchen, die über das Verschränkungsprinzip der Quantenphysik wirken.

Inzwischen hat man das Prinzip des Körper-Seele-Dualismus im Zusammenhang mit der Quantenphysik erkannt. Es gibt eine vom Körper unabhängige Seele. Die Quantenwelt ist die Schnittstelle zwischen Diesseits und Jenseits. Man muss sich fragen, ob es nicht ein kollektives Bewusstsein gibt. Unabhängig von Raum und Zeit nehmen wir permanent am Informationsaustausch teil, der unabhängig von der Entfernung alles miteinander verbindet.

Ein Forscher sagte einmal: „Auch Tiere haben eine Seele. Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken“. Das Verschränkungsprinzip liefert auch die einzig plausible Erklärung für die Schwarmintelligenz bei Tieren. Leben ist aus einer Quanteninformation entstanden, Lebensformen sind aktualisierte Quantenzustände. Die komplexe Ordnung der Biosphäre ist nicht aus dem Chaos und dem Nichts erschaffen, sondern durch aktualisieren virtueller Ordnung von Quantenzuständen, die bereits existierten, bevor sie Wirklichkeit werden.

Lichtgeschwindigkeit und mehr?

Das direkte „Einwirken“ der Schöpfung über das weite Universum setzt eine unendliche Geschwindigkeit voraus. In unserer erfahrenen Welt bildet die Lichtgeschwindigkeit für bewegte Massen eine unüberwindbare Schranke; jede Masse würde beim Erreichen der Lichtgeschwindigkeit zu einem unendlichen Monstrum anschwellen. Die Schöpfung hat sich etwas Apartes vorbehalten: eine Art mehrdimensionale Unendlichkeit über Zeit und Raum, während wir nur den gerichteten Strom der Zeit aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft linear wahrnehmen. Die lebendige Schöpfung findet eine Lösung für alle und für jede Bewusstseinsebene. Vieles bleibt für uns rätselhaft und ergibt keinen Sinn, vielleicht gelingt die Auflösung erst in einem ferneren Leben mit einem höheren Bewusstsein.

Alle anthropomorphen Erklärungsmodelle zur Struktur und zum Wesen der Schöpfung scheitern, weil unsere Sinne und Erfahrungen auf uns selbst geprägt sind. Gewiss braucht ein Überuns keine Organe mit unendlicher Sehschärfe, um die Außenwelt zu verinnerlichen. Und doch neige ich dazu, dass dieses Etwas die Welt in Bildern ganzheitlich erschuf. Nur wir benötigen Hilfskonstrukte, um die Gesetze der Natur zu begreifen. Uns erschließt sich z.B. die transzendente Kreiszahl Phi akkurat erst mit unendlich viel Stellen hinter dem Komma. Die Schöpfung sieht vielleicht die Zahl Phi in einer Art Hologramm komplett. All dies offenbart nur unsere menschliche Unzugänglichkeit. Dazu gehört auch das Unverständnis gegenüber chaotischen Prozessen, die sich uns vielfach in ihrer Grundstruktur nicht erschließen. Der Schöpfergeist ist mitten drin, er ist die Natur selbst im weitesten Sinne. Dieser Dualismus ist für uns unbegreiflich. So steckt der eingepflanzte Lebensplan bereits komplett in jedem Keim, etwa im winzigen Samenkorn einer farbenprächtigen Orchidee; davon entfallen zehn Millionen Samen auf ein einziges Gramm!

Groß oder Klein ist kein Kriterium für Leistung

Doch betrachten wir einmal zwei völlig verschiedene wundersame Geschöpfe dieser Erde: zum einen, einen Winzling, das Bärtierchen, zum anderen einen Giganten, den Wal. Beide Kreaturen leisten physikalisch schier Unglaubliches. Mit bis zu 100 Sprüngen pro Stunde katapultiert sich der 30-Tonnen-Koloss 2,5 Meter aus dem Ozean. Dazu verbraucht ein Buckelwal über 200 Kilowatt an Energie pro Sprung. Sein Kollege Pottwal, das größte Säugetier der Erde, erreicht Tauchtiefen von 3000 Meter, und das fast ohne Energieverbrauch. Das Tier nutzt dazu eine Sauerstoff-sparende Technik. Dazu dienen ihm zwei Tonnen einer wachsartigen Substanz in einem Hohlraum (Spermaceti-Organ) im Schädel. Dieser sogenannte Walrat (Cetaceum) härtet aus durch gesteuerte Zufuhr von kaltem Seewasser über das Blasrohr. Dadurch nimmt die Dichte der merkwürdigen Substanz zu und der Auftrieb ab, der Pottwal sinkt wie ein Stein beim Tauchgang. Vermehrte Blutzufuhr im Kopf erwärmt den Walrat: Die Dichte des Walrats nimmt ab und der Wal steigt wie auf einem Luftkissen wieder hoch.

Das weniger als 1 Millimeter große Bärtierchen könnte sogar eine außerirdische Lebensform, ein Alien sein. Es findet sich übrigens auf Waldfarnen. Bei extremen Umweltbedingungen verfällt der Winzling in ein Tönnchenstadium, in den sprichwörtlich hundertjährigen Dornröschenschlaf. In diesem Zustand verträgt das Überlebenswunder sogar eine tausendfach stärkere Röntgenstrahlung als ein Mensch. Selbst Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt „verschläft“ das Tierchen.

Der Schöpfer ist immateriell

Aus logischen Gründen wäre ein massebehafteter Schöpfer undenkbar. Das würde ja seine Vergänglichkeit implizieren. Masse, und mag sie noch so fest und resistent sein, vergeht irgendwann. Ein unendlicher Schöpfer bezieht seine Genialität nicht aus einer materiellen Ebene, wohl aber gestaltet und wirkt er auf alle Formen der Materie und des Geistes ein.

Apropos Materie. Unser Körper ist aus Atomen von gerade einmal 0,1 Nanometern zusammengesetzt. Selbst diese Bausteine bestehen wieder aus anderen Teilchen, den Quarks, die ihrerseits von Klebeteilchen (Gluonen) mit gigantischer Wechselwirkungskraft zusammen gehalten sind. In diesen Materie-Nanos versteckt sich das Nichts: unser Körper setzt sich nur zu etwa einem Hundertbillionstel aus Materie zusammen. Kaum vorstellbar, aber dazwischen herrscht gähnende Leere ohne irgend eine Materie. Ohne dieses „Nichts“ bliebe von uns ein körperschweres Staubpartikel übrig – eine Ansammlung der Atomkerne und Elektronen.

Göttliches – inszeniert durch eine materielle Erscheinung – hat es schon gegeben. Denken Sie an all die Religionsstifter; diese „Gottgesandten“ nahmen und nehmen für sich Göttlichkeit in Anspruch. Für mich ist die Schöpfung monotheistisch. Ihre „Derivate“ und selbst ernannten Abkömmlinge können aber durchaus von Gott „geschickt“ sein. Dass mehrere Schöpfer gleichzeitig existieren, wäre absurd und nicht denkbar, denn jede weitere Gottesexistenz wäre ja aus dem einen Urgott hervor gegangen. Damit würde die Einzigartigkeit des Schöpfers aufgehoben.

Hat der Schöpfergeist ein virtuelles Gehirn mit unendlicher Intelligenz? Kein Abklatsch unseres Gehirns ist es, selbst wenn es im höchsten Maße genial wäre. Unsere ausgeformte Intelligenz beruht auf Denkspuren, die wir im Laufe des Lebens erst ausbauen. Die ersten „Denk-Trampelpfade“ des jungen Lebens verbreitern sich durch den Zuwachs an Erfahrung; es entstehen daraus mehrspurige „Autobahnen“ des Denkens in weiteren Ebenen, und das ist das Prinzip einer heranreifenden Intelligenz. Die Macht des Allwissens braucht keinen Erfahrungsschatz, um sich darauf aufbauend, weiter zu vervollkommnen; sie ist bereits vollkommen! Gott braucht dem Bösen nicht nachzugehen, um kraft dieser Erkenntnis Gutes zu tun. Der Schöpfergeist ist erhaben über alle menschlichen „Wertskalen“ der Ethik und Moral. Und was sind wir, wir edlen Geschöpfe? Mark Twain sagte dazu süffisant „Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet.“

Göttliche Energie

Ist denn Gott bloß eine unendliche Energie? Erinnern wir uns an den singulären Punkt, an den viel zitierten Urknall. Die moderne Physik spricht von einer Urkraft, aus der weitere Elementarkräfte hervor gingen, und auch davon, dass an diesem Punkt vor 12,7 Milliarden Jahre nicht einmal die Materie existierte, so wie wir sie heute kennen. Im Gegensatz zu uns Menschen kennt die Schöpfung m. E. keinen singulären, also einzigartigen Punkt. In ihrer Unendlichkeit hat sie zuvor schon ewig das Weltenrad gedreht, lange vor dem Urknall. Alles was ableitbar ist, etwa die erwähnten Elementarkräfte, ist zwar von der Schöpfung initiiert, aber keineswegs die Schöpfung selbst. Alles was weiter teilbar ist, etwa die Atome bis hin zu den „Elementarfäden“, den Strings, gehört zwar zum Mikroprogramm der Natur, sie ist aber nicht der Ursprung alles Seins.

Fehlt da nicht noch etwas? Ja, es ist die göttliche Liebe, die vollendete Harmonie im Kosmos. Und wo thront der Schöpfer im Universum? Nie werden wir einen topographischen Gottesort in der Unendlichkeit ausmachen. Selbst die Heimat unseres blauen Planeten im Outback der Milchstraße ist durch nichts Außergewöhnliches hervor gehoben. Müßig ist es auch, eine unendlich wirksame Hyperenergie anzunehmen, eingebettet in einem feinkörnigen, göttlichen Meer der Information. Gott ist eben kein bloßer Hyperrechner oder ein Hyperenergiebündel. Das was die Schöpfung auszeichnet, ist für uns wesensfremd und weitaus gewaltiger. Bestimmt ist sie auch beseelt von ewiger Liebe und Kreativität. 

Tief verborgen wirken in allen denkbaren Universen Geist und Animus der Schöpfung. Uns ergeht es wie Faust, als er dem erflehten Geist gleichsam voller Ehrfurcht und Selbstüberschätzung zurief:

„Der du die weite Welt umschweifst,

Geschäftger Geist, wie nah fühl ich mich dir!“

Darauf antwortet der Geist lakonisch:

„Du gleichst dem Geist, den du begreifst – nicht mir!“

Dunkle Energie, die Schöpfung und Materie

Die Schöpfung bleibt für uns ein ewiges Geheimnis. Die grandiose Symphonie des Universums begann lautlos mit einem Paukenschlag: dem Urknall. Indes ist das größte unfassbare Geheimnis der Astrophysik die Wirkung der sogenannten Dunklen Energie. Aktuelle Messungen belegen, dass unser Universum zum größten Teil aus jener dunklen, rätselhaften Energie bestehen muss. Diese seltsame Energieform bestimmt, wie sich unser Universum weiter entwickelt. Die schicksalhafte Zukunft hängt von den Massen- und Energiedichten des Universums ab. Ist genug Materie vorhanden, dann dominiert die Gravitationskraft über die expansiven titanischen Kräfte der Dunklen Energie, die das Universum auseinander zu reißen drohen. Als Folge davon wird die Expansion irgendwann aufhören und das Universum wieder kollabieren. Dieses hypothetische Szenario nennt die Astrophysik das „Große Knirschen“: den Big Crunch. Von allen denkbaren Szenarien scheint mir dieser Zustand wahrscheinlich und wahrhaft die göttliche aller denkbaren Choreographien. Erneut käme es für unser beschränktes Denken zu einem singulären Zustand – dem Urknall: Ein periodisches Szenario von Expansion und Kollaps in einem ewig pulsierenden, wiedergeborenen Universum.

Wäre zu wenig Materie im Universum vorhanden, würde die Expansion nie enden: Das Universum würde auskühlen und als kaltes Universum enden. Dieses Szenario heißt Big Whimper, also das große Wimmern. Nach der aktuellen Einschätzung der Astrophysiker ist das wohl das wahrscheinlichste Ende des Kosmos. Diese These halte ich allerdings für absurd, denn dann würde die Schöpfung ein Ende haben. Ja, Gott selbst wäre am Ende! Aber lässt Gott seine Schöpfung eines kalten Todes sterben? Warum sollte er sich ein für alle Mal als Faulpelz aus der Schöpfung zurückziehen, wenn er ewig wirkt? Ich gehe davon aus, dass gerade soviel Materie im Universum steckt, dass irgendwann die Wirkung der Dunklen Energie nachlässt. Dann würde in Abermilliarden Jahren die Gravitation Oberhand über die Dunkle Energie gewinnen: die Expansion des Universums würde vollständig enden und in ein beschleunigendes Zusammenziehen umschlagen.

Und wie sähe dann der Countdown des Big Crunch (Kollaps) aus? Die Temperatur des Universums würde sich erhöhen.

  • 100000 Jahre zuvor wäre die Hintergrundstrahlung heißer als die Oberfläche der meisten Sterne, so dass diese von außen „verdampfen“.

  • Minuten vor dem Big Crunch würde Strahlung die Atomkerne sprengen, bevor riesige Schwarze Löchern sie aufsaugen.

  • Sekunden zuvor würden extrem massive Schwarze Löcher miteinander verschmelzen und schließlich in einem einzigen Schwarzen Megaloch aufgehen. Dieses enthielte sämtliche Materie und Informationen des einstigen Universums.

Das führt mich wieder zu spannenden Fragen: Wo wäre dann Gott? Wäre dann wieder jener singuläre Punkt der höchsten Symmetrie erreicht? Käme es erneut zu einem Urknall – zur Paukenschlag-Symphonie eines neu geborenen Universums mit den gleichen chemischen Elementen? – womöglich mit einem verblüffend neuen Arrangement an „Legobausteinen“ der Natur.

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