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Deutschland und die Russen – Alles schon vergessen?

Von Bernd Biedermann

Angesichts der aktuellen Außenpolitik der gegenwärtigen deutschen Regierung und dem Mainstream unserer Medien fragen sich immer mehr Russen: Was ist bloß mit den Deutschen los? Haben sie schon vergessen, was Hitlers Truppen in der Sowjetunion angerichtet haben? Haben sie aus der Geschichte denn gar keine Lehren gezogen?

Haben sie vergessen, dass es deutsche Soldaten waren, die am 22. Juni 1941 heimtückisch die Sowjetunion überfallen haben und bis vor Moskau vorrückten? Ist die die Blockade Leningrads, bei der eine Million Einwohner der Stadt den Tod fanden, dem nationalen Gedächtnis der Deutschen entfallen? War die Niederlage der deutschen Wehrmacht in der Schlacht bei Kursk keine Lehre und der Untergang der bei Stalingrad eingeschlossenen Armee des Generalfeldmarschalls Paulus nicht sinnlos genug?

Sind die Erfahrungen aus der Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts nicht mehr gegenwärtig? Erinnern sich die Deutschen heute nicht mehr an den preußischen General Ludwig Yorck von Wartenburg, der mit seinem 21.000 Mann starken preußischen Hilfskorps an der Seite Frankreichs gegen Russland kämpfen musste und sich ständigen Bestechungsversuchen Napoleons ausgesetzt sah, der ihn an sich binden wollte?
Yorck von Wartenburg hatte die Schmach des Tilsiter Friedens von 1807 nicht vergessen, durch den Preußen fast die Hälfte seines Gebiets verlor. Er sah fünf Jahre später die Möglichkeit, mit den ihm gegenüberliegenden russischen Truppen eine Entscheidung gegen Napoleon herbeizuführen, und trat mit seinem Korps auf die russische Seite über. Beim Abschluss der Konvention von Tauroggen 1812 soll der preußische General gesagt haben:
„Es kann in Europa keine Politik ohne Russland geben.“

Die richtigen Lehren aus der Geschichte ziehen

Erinnern sollten wir uns auch an Otto von Bismark, der sich in der zweiten Hälfte der 1880-er Jahre strikt gegen einflussreiche Stimmen in der deutschen Presse wandte, die sich für einen Präventivkrieg gegen Russland aussprachen. Er prangerte dieses Verhalten als verantwortungslos an und gab der Zeitungswelt die Schuld an kriegerischen Auseinandersetzungen. Bismark strebte nach einem Gleichgewicht in Europa und setzte sich für ein uneingeschränktes Miteinander mit Russland ein.

Fakt ist doch, dass russische Truppen dreimal in 300 Jahren in Deutschland standen:

  • im Siebenjährigen Krieg (1756-1763),

  • in den Befreiungskriegen gegen Napoleon,

  • im und nach dem 2. Weltkrieg.

In keinem dieser Fälle war der Krieg von Russland ausgegangen.

Haben wir Deutschen alle diese Lehren vergessen? Sollten sich jetzige und künftige Generationen nicht immer daran erinnern, dass es die Sowjetunion war, die den größten Anteil an der Befreiung Europas von Faschismus und Tyrannei getragen hat und dafür viele Millionen Menschen ihr Leben gegeben haben? Auch wenn Dankbarkeit keine politische Kategorie ist – sie stünde uns gut zu Gesicht, wenn es um die deutsch-russischen Beziehungen geht.

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