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Sanktionen gegen Russland: Was wird aus der ISS?

Von Peter Haisenko

Russland wird wegen der Krim mit Sanktionen bedroht. Ob das vertretbar ist, lasse ich an dieser Stelle offen. Die Frage bleibt aber, ob sich der Westen Sanktionen überhaupt leisten kann. Die deutschen Industrievertreter sagen hier unisono: Nein. Ich stimme zu. Die Abhängigkeit Europas, besonders Deutschlands von russischer Energie ist unübersehbar. Allerdings gibt es weitere Aspekte, die noch nicht andiskutiert worden sind.

Russland ist seit dem Ende der Spaceshuttle-Flüge das einzige Land, das Menschen zur ISS – der Internationalen Raumstation – befördern kann. Und vor allem auch wieder zurückbringen kann. Hier werden die Auswirkungen von Sanktionen nicht einmal angedacht. Offensichtlich geht man davon aus, dass sich Russland selbstverständlich weiterhin vertragstreu verhalten wird – wie es sich immer verhalten hat –, auch wenn der Westen mit zweifelhaften Sanktionen auf Russland einprügeln will.

Gorbatschows Fehler

Der Westen sollte an dieser Stelle nachdenklich sein. Es ist der Westen, der seit 1990 alle Versprechen gebrochen hat, die er gegenüber Russland abgegeben hat. Gorbatschow hat den Fehler begangen, Zusagen des Westens nicht vertraglich absichern zu lassen. Er hat dem Westen vertraut. Was für ein Fehler! Das eindeutige Versprechen des Westens an Russland, die NATO nicht nach Osten zu erweitern, hat der Westen schnell vergessen. Russland ist von allen Seiten eingekreist worden. Selbst so absurde Anläufe wurden unternommen, Georgien in die NATO aufzunehmen. Georgien liegt zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen. Definitiv nicht am Nord-Atlantik.

Sanktionen hin oder her, Russland wird seine Verträge einhalten. Russland wird nicht die Keule schwingen, die Versorgung der ISS einzustellen. Die Ukraine? Mal ganz ehrlich, was geht uns die Krim an? Im Westen wird das Gespenst eines Kriegs wegen der Ukraine gezeichnet. Was für ein absurder Unsinn! Aber dieser Wahnsinn wird real geschürt von den selbsternannten Machthabern der Ukraine. Mobilmachung und die Aufstellung neuer Sondereinheiten sind sicher keine friedfertigen Handlungen.

Russland betreibt Expansion? Der Westen nicht? Während der letzten 20 Jahre hat der Westen seinen Einflussbereich stetig Richtung Russland erweitert. Welche Expansion hat Russland betrieben? Russland ist es nicht einmal gelungen, die Einhaltung der Versprechen des Westens einzufordern. Jetzt hat die Bevölkerung der Krim ein Votum für Russland abgegeben. Friedlicher und demokratischer kann kein Vorgang sein.

Europa macht die Drecksarbeit, die USA reiben sich die Hände

Die USA sind es, die ohne Unterbrechung versuchen, Russland einzunehmen. Mit der Finanzwaffe. Europa soll die Drecksarbeit machen. Russland soll wirtschaftlich destabilisiert werden, um Putin zu stürzen. Das hat für die USA doppelten Nutzen. Im Gegensatz zur amerikanischen Wirtschaft würde die europäische durch Sanktionen gegen Russland massive Probleme haben. Da werden sich die Amis in die Hände klatschen. Es war schon immer das Ziel der angelsächsischen Herrscher, die Wirtschaft Europas zu stören. Besonders die deutsche. Da fällt dann nicht mehr so auf, in welch marodem Zustand die amerikanische Wirtschaft ist. Immerhin sind die Amis Weltmeister, was Schulden und Außenhandelsdefizit anbelangt.

Man sollte sich an den Ersten Weltkrieg erinnern. Die London Times hat 1919 dazu geschrieben: „Wenn Deutschland in den nächsten 50 Jahren wieder anfängt Handel zu treiben, dann haben wir diesen Krieg umsonst geführt.“ Sanktionen gegen Russland zielen genau in dieselbe Richtung. Die USA haben kein Interesse, dass wirtschaftlich schwache Länder Anschluss an das westliche Niveau finden. Das würde Konkurrenzdruck in den USA erzeugen, dem die USA in jetziger Form nicht gewachsen wären. Also fährt man in der Ukraine dasselbe Muster, wie es in Afrika immer erfolgreich war und ist: Wirtschaftliche Destabilisierung macht es einfach, ethnische Konflikte zum Ausbruch zu bringen. In Jugoslawien hat es auch funktioniert. Und jetzt soll Putin nach diesem Muster zu Fall gebracht werden.

Nach dem Abgang Stalins ist Russland ein grundfriedliches Land. Außer in Georgien waren russische Truppen seit 1990 außerhalb der eigenen Grenzen nicht aktiv. Auch der Georgien-Konflikt ist von den USA orchestriert worden. Im Gegensatz die USA. Wie viele völkerrechtswidrige Kriege haben die USA in den letzten 20 Jahren geführt? Andauernde Völkerrechtsverletzungen durch weltweite Drohnenmorde? Das ist in Ordnung. Aber wenn die Bürger der Krim freiwillig entscheiden, sich Russland anzuschließen, dann ist das ein Verbrechen.

Leiden für die Interessen der USA?

Ich schlage vor, die Vorgänge um die Krim vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag zu verhandeln. Das wird nicht einmal erwogen, denn die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass dort Russland einwandfreies Verhalten bescheinigt werden wird. Zudem könnte dann die Forderung laut werden, auch amerikanisches Vorgehen von diesem Gerichtshof beurteilen zu lassen, was die USA von Anfang an kategorisch ausgeschlossen haben. Es ist wie bei den Nürnberger Prozessen: Nicht einmal Göring wurde wegen der Bombardierung englischer Städte angeklagt. Die Alliierten hätten sich dann einer Beurteilung des eigenen Verhaltens stellen müssen, in Dresden, Würzburg, Bamberg …... Nagasaki war das schlimmste Verbrechen. Militärisch unnötig, denn man hatte bereits gezeigt, was die Atombombe kann. Die USA wollten in Nagasaki einfach noch einen weiteren Test auf fremdem Territorium an lebendigen Menschen durchführen.

Nicht Russland sollte die Rote Karte gezeigt werden. Die USA haben sich diese reichlich verdient. Jetzt wollen sie einen Keil zwischen Europa und Russland treiben. Ausschließlich um ihre Macht zu erhalten. Auch gegenüber Europa. Schon vor hundert Jahren wurde gesagt: Wenn sich Russland und Deutschland zusammenschließen, dann zittert die Welt. Nun, das gilt heute noch – mit dem Unterschied, dass es heute Europa als gesamtes ist, und nur die USA zittern müssen. Vielleicht noch Großbritannien, aber der Rest der Welt nicht.

Wie weit will es der Westen treiben, bis Russland wirklich nicht mehr anders kann, als seine Karten machtpolitisch und vor allem wirtschaftspolitisch auszuspielen? Es wäre katastrophal, nicht nur für die ISS, aber kaum für die USA. Wollen wir wirklich leiden in Europa für die Interessen der USA?

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