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Irak: Waffenhilfe für die Kurden gegen selbstgemachte Feinde

Von Peter Haisenko 

Die Lage im Irak und die Reaktionen des Westens sind derart zynisch, dass ich das nur ebenso zynisch kommentieren kann. Nach 23 Jahren Krieg, Sanktionen, Hunger, mordenden Söldnern und Bombenanschlägen gibt es tatsächlich noch lebende Menschen im Irak. Die schießen auch noch aufeinander. Jetzt will die EU Waffen dorthin liefern, damit sie sich gegenseitig noch besser erschießen können. Das nenne ich echte Soforthilfe!

Natürlich bleibt die Berichterstattung zu den jüngsten Entwicklungen im Irak auch nicht verschont vom Krieg der Worte und Namen. ISIS! Wie leicht geht einem der Name von der Zunge, geht ins Ohr und will darin auch bleiben – erzeugt er doch Assoziationen zur anmutigen altägyptischen Schutzgöttin Isis. Der korrekte Name ist ein profanes IS, das nicht von der Zunge gehen und auch nicht im Ohr bleiben will. Aber jeder kennt sie jetzt, die radikalislamischen Schlächterbanden der IS, und dieses wenig sympathische Kürzel wird uns wohl noch eine Weile begleiten.

Ketzerische Frage: Warum gibt es die IS?

IS ist extrem negativ besetzt. Aufgrund der äußerst brutalen und menschenverachtenden Vorgehensweise der selbsternannten „Gotteskrieger“ ist diese negative Wahrnehmung absolut berechtigt. Doch lassen Sie mich an der Stelle ein paar Gedankenspiele entwickeln und einige ketzerische Fragen stellen. Nehmen wir an, die IS wären nur innerhalb Syriens tätig, neben den Dutzenden anderen Kämpfergruppen gegen Assad. Wer würde dann IS-Leute als Mörder oder Schlächter bezeichnen? Wären sie dann nicht eher Assad-Gegner, Freiheitskämpfer, schlimmstenfalls Rebellen? Oder wir stellen uns mal ganz phantasievoll vor, im Irak wäre immer noch die Regierung Saddam Hussein am Ruder. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die USA irgendjemanden, der gegen Saddam kämpfte, also die IS, mit einem geringeren Titel als dem der „edlen Freiheitskämpfer“ bedacht hätten. Aber halt! Saddam ist ja tot. Dennoch wollen wir diese Phantasie ein wenig weiterspinnen.

Hätten Vater und Sohn Bush den Irak nicht zweimal völkerrechtswidrig mit Krieg überzogen, dazwischen mit menschenverachtenden Embargos/Sanktionen gequält, die Infrastruktur zerbombt und die einheimischen Öl-Experten umgebracht, dann sähe der Irak heute ganz anders aus. Menschenverachtende Embargos deswegen, weil auch Lebensmittel und Medikamente betroffen waren. Der Irak würde heute über eine junge Mittelschicht verfügen, ausgebildet in einem kostenfreien Bildungssystem, ähnlich wie in der Türkei. Diese säkular gebildeten jungen Menschen wären immun gegen die Verführungen islamistischer Menschenfänger und es würde gar keine IS geben. Halt! Hier könnte diese Phantasie enden, denn die Welt hätte kein Problem mit dem Irak.

Europa muss die Suppe auslöffeln

Blicken wir kurz auf andere Schauplätze. Libyen und Syrien. Die USA können offensichtlich nicht unterscheiden zwischen einer Flugverbotszone der UN und der uneingeschränkten Erlaubnis der UN ein Land ins Chaos zu bomben. Gerade die letzten Wochen haben gezeigt, dass Libyen restlos im Chaos versinkt. Wer zahlt die Zeche? Europa natürlich. Die vielen tausend Flüchtlinge, die über das Mittelmeer kommend von der italienischen Marine aus dem Meer gefischt werden, haben im Grunde genommen kein Asyl verdient. Es sind überwiegend Gastarbeiter aus südlicheren Teilen Afrikas, die Arbeit in Libyen gefunden hatten, ohne in ihrer Heimat politisch verfolgt gewesen zu sein. Die Bomben der NATO haben ihren Lebensplan zerstört und sie wollen nicht zurückkehren in ihre arme Heimat. Also machen sie sich unter Lebensgefahr auf weiter in Richtung des reichen Europa. (Ich empfehle zu diesem Thema das Buch „Auf nach Germania“ vom Insider Hans-Jörg Schrötter.)

Syrien. Von den USA und ihren Vasallen ausgebildete und bewaffnete Kämpfer haben das Land großflächig zerstört. Es gibt Millionen Flüchtlinge, die natürlich nicht zum Verursacher flüchten wollen/können, sondern von der EU alimentiert und aufgenommen werden wollen. Für alle drei Länder gilt: Wir haben eine verlorene Generation, die im Chaos keine Chance auf die Bildung hat, die ihnen eine ungestörte Entwicklung garantiert hätte. Alles, was diese jungen Leute lernen ist schießen und morden. Auch damit wird Europa noch Probleme haben, nicht die USA.

Gut, weder Gaddafi, noch Saddam oder Assad konnten bzw. können den hehren Idealen westlicher Demokratie genügen. Aber gibt uns das das Recht, diese Länder ins Chaos zu bomben? Eines sollte man nicht außer Acht lassen: Keiner von den drei „Bösewichtern“ hätte seine Bürger auch nur annähernd in dem Ausmaß mit Tod Elend und Vertreibung überzogen wie es durch die Interventionen der „Koalitionen der Willigen“ verursacht wurde. Wie viele Menschenleben darf die zwangsweise Verbreitung der westlichen Demokratie-Ideale kosten? Darf der Kampf um Macht und Öl nach unseren eigenen Moralvorstellungen überhaupt ein einziges Menschenleben kosten?

Zurück zu Irak und IS. Ohne das mörderische Treiben der USA, fadenscheinig begründet mit Lügen, gäbe es keine IS. Der Irak hätte grob geschätzt drei Millionen Bürger mehr. Die Iraker wären nicht massenhaft traumatisiert, das Land hätte eine solide Infrastruktur, eine gebildete Mittelschicht und Wohlstand. Ist es da nicht großartig, wie die USA jetzt in großem Stil gelobt werden dafür, dass sie ihre Kampfpiloten zum Übungsschießen auf Ziele in einem kaputten Land schicken? Dass sie einmal 30 Tonnen Versorgungsgüter in irgendeinem Bergland abwerfen? 30 Tonnen? Das ist je ein Kilo pro 30.000 Menschen. Wie weit wird diese „Hilfe“ reichen? Und jetzt die Europäer. Waffen wollen sie liefern, damit die IS bekämpft werden kann. Die IS, für deren Entstehen der Westen selbst die Verantwortung trägt?

Was wir aus der Geschichte lernen können

Geschichte wiederholt sich nicht? Vielleicht, aber wenn man genau hinsieht, werden Handlungsmuster erkennbar, die sich sehr wohl wiederholen. Seit mehr als hundert Jahren ist so ein Muster in der Politik der USA unübersehbar. Schon im Ersten Weltkrieg haben die USA England mit Waffenlieferungen und großzügigen Krediten unterstützt. Erst nachdem die Entente, die Koalition gegen das Deutsche Reich, sich selbst und den Gegner fast aufgerieben hatten, haben sie Deutschland den Krieg erklärt und die entscheidende Wende herbeigeführt.

Genauso im Zweiten Weltkrieg. Bevor die USA in den Krieg gegen Deutschland eingetreten sind, haben sie England und die Sowjetunion mit Waffen und Material in unvorstellbarem Ausmaß beliefert. Erst als absehbar war, dass Deutschland von den Russen und dem Krieg an mehreren Fronten ausgeblutet und aufgerieben wird, haben sie eingegriffen. Abstauber! Dann Afghanistan. Die Taliban wurden im Kampf gegen die Sowjetunion ausgebildet und ausgerüstet. Mit Erfolg. Aber es hat nicht so funktioniert, wie man es sich gedacht hat. Afghanistan wollte die Segnungen der westlichen Demokratie nicht haben und so muss dieses Land seit 25 Jahren mit Terror und Krieg leben. Bravo! Auch hier gilt: Zwei verlorene Generationen, denen eine eigenständige Entwicklung verwehrt geblieben ist.

Ein Freund, ein guter Freund…!?

Da fügt sich die Ukraine geschmeidig ein. Jazenjuk, der Wunschkandidat der Amerikanerin Nuland (fuck the EU!) betreibt gnadenlos den Krieg gegen die russophile Bevölkerung. Jazenjuk, der lange Jahre in den USA gelebt hat. Der Jazenjuk, von dem manche behaupten, sie können beweisen, er wäre hochrangiges Mitglied der Scientologen (OT 6) und hätte Kontakte zur CIA. Dass die USA hunderte „Militärberater“ in der Ukraine haben, haben sie selbst zugegeben. Der Sohn des US-Vizepräsidenten Biden, Hunter Biden, ist im Vorstand des größten privaten Gasförderers der Ukraine. Im Aufsichtsrat derselben Firma sitzt kein einziger Ukrainer, nur Amerikaner. Und damit das alles richtig gut funktioniert, sollen sich jetzt die Europäer mit Russland bekriegen. Die Amis hetzen, desinformieren, liefern Waffen – und wenn sich dann Russen und Europäer blutige Nasen geholt haben, fleddern die USA die ukrainische Leiche. Die Verträge über Fracking in der Ost-(!)Ukraine sind schon unter Dach und Fach.

Da sollte noch kurz an Georgien erinnert werden. Auch Saakaschwili, der im Zuge der von George Soros finanzierten „Rosen-Revolution“ an die Macht gekommen ist, hat lange in den USA gelebt – wie übrigens auch Afghanistans Karsai. Auch Saakaschwili werden Kontakte zur CIA nachgesagt. Der Saakaschwili, der den Konflikt mit Russland provoziert hat und der mittlerweile in Georgien des Amtsmissbrauchs angeklagt ist und auf der Fahndungsliste steht. Wo ist der jetzt? Informierte Kreise berichten, er stünde seinem Kumpel Jazenjuk in der Ukraine als „Berater“ zur Seite.

Waffen töten, das ist ihr Zweck

Und jetzt wieder der Irak. Der „Krieg gegen den Terror“ hat keineswegs die „Terrorgefahr“ vermindert. Im Gegenteil wächst der Hass gegen die USA und damit den gesamten Westen stetig an. Aber die Menge der selbstgeschaffenen „Feinde“ wird dezimiert. Sie dezimieren sich selbst, indem sie sich mit den Waffen gegenseitig umbringen, die vom Ausland ins Land gebracht wurden und werden. Ist das nicht wunderbar? Könnte da nicht der Verdacht aufkommen, es geht gar nicht um Demokratie oder Menschenrechte? Geht es nicht vielmehr darum, missliebige Staaten auf unabsehbare Zeit zu destabilisieren, ja sogar zu entvölkern, ihrer jungen Generation Zugang zu kostenfreier Bildung und damit zu einer positiven Entwicklung zu verwehren? Bildung, die in den USA nur gegen viel Geld zu haben ist?

Natürlich ist es richtig, wenn die EU jetzt den Kurden und dem Irak beisteht im Kampf gegen die Mörderbanden der IS. Dabei sollte aber nicht in Vergessenheit geraten, wer die vielen Probleme in der Region tatsächlich verursacht hat. Wenn die USA bezüglich Irak wirklich lautere Absichten gehabt hätten, dann hätten sie, nachdem eindeutig geklärt war, dass ihr Krieg gegen den Irak auf Lügen aufgebaut war, ein positives Zeichen setzen müssen. Sie hätten sich bei Saddam persönlich entschuldigen und ihm einen Scheck überreichen müssen mit einem vierstelligen Milliardenbetrag als Reparation für die Schäden, die sie dem Land völkerrechtswidrig zugefügt haben. Dann, ja dann gäbe es aller Wahrscheinlichkeit nach gar keine IS und die EU müsste sich jetzt nicht auf unbestimmte Zeit um den Irak kümmern und Waffen liefern, die weitere Menschenleben vernichten werden. Vergessen wir nicht: Waffen töten, das ist ihr Zweck!

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